I’m no Pop-Star, Johnny!

Ich bin nicht der Mensch der übers Bloggen bloggt … nur in ganz wenigen Momenten, in denen mich das Phänomen Bloggen durch kreischende Dummheit oder glühende Intelligenz einfach derart emotional berührt, dass ich nicht an mich halten kann und unbedingt etwas dazu „sagen“ muss. So wie jetzt zum Bespiel.

Ich habe mir grade die Radiosendung „Blue Moon auf FRITZ“ zum Thema „Was ist Bloggen?“ angehört. Unter anderem dabei Johnny vom Spreeblick – dessen „Ich bin dagegen“-Meinungen ich ab und an sehr amüsant finde und daher auch gerne lese – und eine Reihe anderer Blogger, die man zwar kennt, aber die ich persönlich nicht zur Kategorie „ich brauch mehr davon“ zählen kann.
Also dieses übliche „man kann es nicht jedem …“ und so weiter.

Nun kann man den Stammtisch auditiv verfolgen und zu zwei Schlüssen gelangen.

  1. Da haben sich ein paar Leute zusammen getan, welche sich in einer „speziellen Bloggo-Sphäre“ bewegen, recht arrogant über „die anderen 1000 Blogger“, oder die, die sich zumindest so nennen, reden und sich auf Grund der grandiosen Form, dem literarischem Stil und der kritischen Thematik in ihren Blogs gegenseitig Bauchpinseln.
    – Das kann man dann scheiße finden, weil man sich selber nicht für einen Pop-Star oder Lyriker hält, Johnny und die anderen nicht persönlich kennt, aber trotzdem gerne bloggt.
    – Das kann man aber auch gut finden, weil man selber der Meinung ist, dass man der Standard der Blogger-Sphäre ist. :roll:
  2. Da haben sich ein paar Leute zusammen getan, die das Bloggen in Reinform beherrschen, ja – es geradezu erfunden haben. Sie sagen Dinge wie „Inzwischen definiere ich Bloggen so …“ um auszudrücken, welch großer und wichtiger Lernprozess das Bloggen doch ist. Den menschlichen Aspekt betonen sie mit Aussagen wie „weil es Spaß macht.“, lassen aber auch schonungslos ehrliche Worte wie „Themen die oft gelesen werden muss ich öfters aufgreifen“ nicht unausgesprochen.
    – Das kann man dann gut finden, setzt alle Blogs der Teilnehmer umgehend auf seine Bloggroll und sympathisiert so öffentlich, mit den Bloggern schlechthin.
    – Das kann man aber auch scheiße finden, weil es sich wie eine Werbekampagne für Ihre eigenen Blogs anhört und weil das Gefühl vermittelt wird, es gäbe nur eine Handvoll lesenswerter Blogs.

Ich blogge – weil ich einen wahnsinnig großen Mitteilungsdrang habe. – weil mich meine wirren Gedankengänge quälen und raus müssen. – weil ich das Wort Scheiße benutzen kann, ohne aufpassen zu müssen, ob Kleinkinder dies hören könnten. – weil Sie es lesen. – weil Sie es danach möglicherweise kommentieren. – weil ich über mich selbst Lachen kann und daher ein unheimlich komischer Mensch sein muss. – weil es andere auch machen und man nie gänzlich gegen den Strom schwimmen kann. – weil ich es morgen auch einfach wieder sein lassen kann.

Einen Download der Sendung gibt es auf Treehuggin´ pussy

Ich möchte mit dieser – meiner – Meinung niemanden, der an der Radio-Diskussion teilgenommen hat seine Fähig- und Fertigkeiten im Bezug auf das Bloggen oder die Qualität seiner Texte absprechen. Ganz im Gegenteil begrüße ich es sogar, dass solch eine Sendung überhaupt möglich gemacht wurde … das Ergebnis finde ich persönlich jedoch für alle normalsterblichen-nicht-nur-Tagebuch-schreibenden-mit-Herz-und-Hirn-aktiven Blogger traurig bis enttäuschend. :neutral:

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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24 Gedanken zu „I’m no Pop-Star, Johnny!

  1. Warum ich blogge?
    Na um die Welt zu verbessern! ( ahem. Betonung auf „Welt“, ähnlich wie in „die Weltherrschaft! an uns zu reißen!“)

    Außerdem ist das aufschreiben des ganzen Krams leichter, als immer die gequälten Blicke meiner lieben Mitmenschen zu ertragen. Wer es im blog nicht lesen will, kann es ja einfach überblättern…

    Braucht man eigentlich einen Grund um zu schreiben?

  2. > Braucht man eigentlich einen Grund um zu schreiben?

    Sicher – Sie werden ja auch einen Grund verspüren, der Sie dazu bewegt aufs Klo zu gehen ;)

  3. Ein kurzer Gedanke von mir: Ich gehöre zu der Minorität der Leser, die kein eigenes Blog betreiben (Man vergleiche nur die entsprechenden Links in den Namen). In meinem Bekanntenkreis, der recht groß und – man erlaube mir diese Selbsteinschätzung – eher intelektuell angehaucht ist, ist das Phänomen „blog“ ein fast gänzlich unbekanntes. Ich kann mir oft den Gedanken nicht verkneifen, das sich die „Blogosphäre“ (i.ü. ein selten dämliches Wort) eigentlich um sich selbst dreht. Blogger schreiben Kommentare bei anderen Bloggern, Don kommentiert bei ix, ix bei Pia usw. (Namen rein zufällig gewählt). kontakt nach außen ist nur rein zufällig und kommt eher selten vor. Es gibt sicher nichtbloggende Leser – so wie mich – aber i.E. bleibt die „Blogosphäre“ doch nur stabil, weil alle Blogger sich gegenseitig lesen.

  4. Braucht man eigentlich einen Grund um zu schreiben?

    Sicher – Sie werden ja auch einen Grund verspüren, der Sie dazu bewegt aufs Klo zu gehen ;)

    Öhm… sollte man das jetzt gleichsetzen? Wenn Fräulein Pia aufs Klo muss, steht kurz darauf ein neuer Eintrag im Blog? ;)

  5. Herr Leo, dass ist so zu verstehen: Man braucht für alles einen Grund, sogar für das Atmen. Denn wenn wir nicht Ersticken würden, würden wir vor lauter Faulheit auch noch das Atmen einstellen.

    Der Herr Emm Cii hat einfach und bündig recht:

    > Wir machen doch nur Spass!

  6. Sie haben natürlich Recht, Fräulein Pia. Ohne Spaß würden wir sicher nicht bloggen. Ich würd auch nicht versuchen, da „wissenschaftlich“ ranzugehen. Man sollte nicht versuchen, alles bis ins letzte Ende zu erklären ;)

  7. Ich möchte mich Benjamin anschließen und gleichzeitig ergänzen.
    Ich denke dass das bloggen viel iefgründiger ist als „Wir machen doch nur Spaß“. Ich bin zwar kein Psychologe jedoch glaube ich dass hinter dem „ich-muss-in-meinem Blog-alles-auskotzen-damit-ich-nicht-platze“ Gedanken viel mehr steckt. Es geht um Selbstprofilierung, auch wenn jeder von sich denkt dass er/sie davon ausgeschlossen sei) und gegenseitiges „Auf-die-Schulter-klopfen“ um somit eine Selbstbestätigung zu bekommen. Oder warum ändern manche Blogger alle paar Monate Ihr Seitendesign, schreiben über Ihre Weltanschauung und noch so unwichtige Dinge wie dass man zuviel Kaffee getrunken hat. Nur „um Spaß zu machen“ ganz bestimmt nicht. (Ich empfehle dazu Bücher über Existenzialismus)
    Ich denke ebenfalls dass im Leben irgendwas schief gelaufen ist wenn der Blog, das tägliche Auskotzen zum Lebensinhalt geworden ist und sogar im Minutentakt neue Beiträge erscheinen – sei es vom Blogger oder „Mitbloggern“.

  8. Lieber Klaus, ich denke das sich dem von mir geschriebenen Satz „Ich blogge – weil ich einen wahnsinnig großen Mitteilungsdrang habe.“ eine Menge von dem Steckt, was Du gerade wiedergegeben hast.
    Wenn ich keine Aufmerksamkeit wollte, könnte ich auch ein normales Tagebuch schreiben, das sich unter meinem Kopfkissen verstecke. Natürlich. Aber man sollte auch klar erkennen, dass es nicht nur um das geht – sondern, dass das ganze auch ein Spaß ist. Wer macht schon gerne Dinge, die keinen Spaß machen?
    Letzendlich hängt das alles zusammen, aber ich würde es dennoch weder als Wissenschaft noch als Therapie bezeichnen.
    Herr H. nennt es „Internet-Exhibitionismus“ – das trifft es für mich noch am ehesten.

  9. Ich möchte Dich in keinster Weise beleidigen, jedoch stellt sich wohl nicht nur mir die Frage wo Spaß anfängt und wo er aufhört wenn man sich gezwungen fühlt einen großen deutschen Verlag deshalb zu verklagen weil er ein Bild abgelichtet hat für welcher er keine Rechte hatte.
    Oh halt…richtig das gehört ja garnicht hier rein doch letzendlich hängt das alles zusammen, oder nicht?
    Dabei möchte ich noch anfügen dass ich weder für den großen deutschen Verlag noch jenen Blogger sympathisiere der die Sache ins Rollen gebracht hat.

  10. Ich denke doch, auch wenn Du da einen Zusammenhang sehen magst, dass das zwei völlig voneinander unabhängige Themen sind.
    Und ich möchte definitiv nicht, dass diese Themen vermischt werden und sehe dazu auch absolut keine Veranlassung.
    Solltest Du diesbezüglich weiteren Diskussionsbedarf sehen, kannste Du diesen gerne per Email an mich richten. DAS gehört nämlich tatsächlich nicht in mein Blog!

  11. Liebe Pia, ich sehe diesbezüglich keinen weiteren Diskussionsbedarf und möchte mich für die Entgleisung meiner Gedanken entschuldigen.
    Ich wünsche Dir in Deiner Blogosphäre noch viel Spaß!

  12. Ich meine, das Wort „blogosphäre“ hat seine Berechtigung, indem es beschreibt, das es sich bei den Bloggern um eine relativ abgekapselte „Szene“ handelt. Solche „Neigungsgruppen“ gibt es tausende, bei denen aber -im Gegensatz hierzu- „Öffentlichkeit“ nicht im Programm steht. Und das ist der Widerspruch, mit dem jeder „konsumierende“ im Gegensatz zum „aktiven“ (im Sinne von selbst-bloggender) Leser klar kommen muss. Es ist doch die eigene Entscheidung, ob man seinem Voyeurismus nachkommt und den gewährten Einblick genießt, oder ob man daran herummäkelt, das man immer „ein Stück weit“ (ein herrliches Sozialarbeiter-Gelaber ;)) ausgegrenzt bleibt (wobei auch hier wieder die „Ausgrenzung“ selbstgemacht ist).
    Wie auch immer, es handelt sich um eine neue Plattform, die die verschiedensten Aktiven mit Sinn füllen wollen. Mal sehen, welcher Stil der erfolgreichste wird.

  13. den Zusammenhang zwischen Satre und Weblogs sehe ich persönlich gerade nicht, aber antworten tue ich trotzdem mal.

    1.) das die sogenannte blogosphäre wie eine große dysfunktionale Familie ist, das ist glaub ich nicht erst seit sebas vs. „Marie die dann doch nicht Marie hieß“ Thema. Wer sich daran beteiligen will, braucht nur einen Account bei antville anlegen und kann sofort mitspielen.Daraus eine Verallgemeinerung auf die geistige Verfassung von allen deutschen Weblogschreibern zu generieren… das ist denke ich ein bischen sehr weit hergeholt.

    2.) es heißt das Blog. SCNR…

    3.) ein Weblog ist im Endeffekt auch nichts anderes als eine Sammlung von Hypertextdokumenten. Ob ich meine Internetseite nun auf meinem Rechner im Texteditor bastle wie 1998 oder ob ich ein Skript auf dem Server laufen habe, das das Erstellen der Texte für mich automatisiert: das Prinzip ist immer noch das gleiche. Genauso ist es völlig egal, ob ich einmal im Monat meine gesammelte schlechte Laune in Worte giesse, oder ob ich zwischen Frühstück und Mittagspause ein paar Brocken davon online stelle.

    4.) Wenn dich das nicht interessiert, zwingt dich niemand es zu lesen. Es zwingt dich auch keiner, selbst eine Website zu machen. Wenn du also nur hier herkommst, um uns zu erklären, das wir alle einen an der Klatsche haben weil wir unsere Gedanken nicht abends in der Kneipe kund tun wie anständige, normale Leute, dann bist du für mich nicht einen Deut besser als die alten Damen, die da Sonnabend morgens immer mit dem Wachturm unterm Arm klingeln kommen. Mit denen rede ich nämlich auch nicht. *grrr*

  14. Man verzeihe mir meine momentan noch vorherrschende Unwissentheit über den Inhalt dieses Mitschnitts. Ich habe es leider nicht live hören können und als ich eben mal reingeschaut habe, sah ich da über zwei Stunden. Etwas viel. Macht aber nix, ich werde mir das am Samstag im Flieger nach Peking anhören. Da sind zweieinhalb Stunden Unterhaltung der etwas anderen Art mal ganz nett. Von daher ziehe ich hier meinen Nutzen aus diesem Fritz! Abend.

    Die deutsche Blogosphäre, ja sie dreht sich, möchte man meinen, in der Tat immer wieder um einige sehr bekannte Blogs, wenn man den Medien Glauben schenkt. Ich bin schon gespannt, wie sich die Macher mal „live“ geben, denn da kann man bekanntlich nicht erst schreiben und dann denken.

  15. @Heinz inge, Klaus, @all

    Die Psychologie von Blogs
    hat unfreiwillig „PSYCHOLOGIE heute“ analysiert.
    Alles Narzissten. Beweis:
    http://www.fuegner.de/Blog%20Psychologie.htm

    Alles Scheiße finden, weil ich sonst kotzen muß korreliert mit einer (SPÄT??? SEHR spät-) pubertären Haltung „der Welt“ (und sich selbst) gegenüber.
    Wenn Sie meinen, Sie könnten oder müßten die Welt verbessern, mischen Sie sich in fremde, hier: Gottes Angelegenheiten.
    Das wiederum ist anmaßend,
    narzisstisch eben.
    Aber alles kein Grund, NICHT zu bloggen
    bLogisch, oder?
    TF

  16. @ TF: treffender als in dem Artikel konnte man es nicht formulieren ;)

    Um über den Sinn von Blogs als passiver Leser zu philosophieren:

    ich lese sie gerne, weil:

    – ich den input mag und mich die -teils wirren- Gedankengänge zu eigenen -teils wirren- Gedankengängen anregen
    – weil ich das Produkt dieser Anregung wieder zurück in den Pool werfen darf
    – weil über Dinge gebloggt wird, über die man sich in seinem stressgefüllten Alltagsleben leider nicht austauscht
    – weil hier Wörter wie „scheisse“ und „Anal-Vibrator“ ohne eine Spur von Peinlichkeit in den Ring geworfen werden
    – weil ich beim Lesen das ein oder andere Mal herzhaft lachen kann
    – weil ich es morgen wieder sein lassen kann

  17. So, habs jetzt durch. Der Jetlag gestern Nacht hat mich einfach nicht schlafen lassen. Da waren teilweise schon ein paar Dingers dabei, die mich gestört haben. Ich fand es bspw. extrem unhöflich von Holger, den Anrufer abzuwürgen, der über die technische Seite und den Betrieb eines Weblogs auf einem eigenen Server reden wollte. Auch das ist für Anfänger ein interessantes Thema. Von daher hatte Johnny schon teilweise recht mit seinem Fazit. Meines lautet: viel reden, nichts sagen.

  18. ich werde zum Popstar ich will einer werden ganz unbendingt mein onkel robbywilliems
    und eine meiner tanten Madonner sind auch berühmt ich will es auch!:ja::pfeif::schnarch::grin::roll::baeh:

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