CSD oder „Das Gras vom anderen Ufer“

CSD - RegenbogenflaggeAnlässlich des gestrigen Ereignisses hier in Köln, dem Christopher Street Day, möchte ich heute eine kleine Geschichte zum besten geben. Nachdem ich mir den Spaß ein Jahr angetan habe und dabei unentwegt und dreist von einer Truppe Hardcorelesben angemacht wurde (in einer Weise die echt unangenehm war. So was hab ich noch von keinem Kerl zu hören bekommen.) ziehe ich es inzwischen vor, daheim zu weilen und das Geschehen zeitweise über WDR Fernsehen und Radio zu verfolgen. Nichtsdestotrotz sollte man den CSD einmal in seinem Leben erlebt haben, am besten so wie ich, dann ist man nämlich für seinen Lebtag geheilt.

Ein Vorteil des CSD ist definitiv, dass es überall und an jeder Ecke Kondome umsonst, geworfen, Dir ins Hemd gesteckt, über Dich ausgeschüttet oder aufgeblasen als Haarschmuck gibt. Wer sich also nicht dumm anstellt, kann eine gute Jahresration Kondome abgreifen – ob er damit lecker Hetero-, Homo- oder Wasserspiele macht, sei jedem selbst überlassen.
Ein zweiter Vorteil: Die geilsten Männerärsche der Stadt, blank, auf einen Haufen, in Hotpants und Stings, aber leider (hier setzt dann der erste Nachteil ein) furchtbar schwul :( Um mal ein altes Klischee zu bedienen: wieso sind die schönsten Männer immer schwul?

Nun aber zu meiner angriffslustigen Lesbentruppe. Alle samt in Muskelshirts mit kurzen blondgefärbten Haaren und klotzigen Stiefeln an den Füßen. Auf den ersten Blick schießt mir „Kampfemanzen – rette sich wer kann“ in den Kopf. Auf den zweiten Blick merke ich, dass der erste Blick wohl zu lange gedauert hat, die 5 Weiber auf mich zusteuern und mit Bierflaschen winken. So was kann man eigentlich nur an Weiberfastnacht gegen späten Nachmittag in der Altstadt erleben *schauder*

Lesbe 1: „He, Püppi, hast Lust mit uns weiter zu ziehen?“
Me: „Nee, lass mal lieber.“
Lesbe 2: „Was’n mit Dir? Haste noch ’nen Schwanz stecken?“
Me: „:eek: „Was?“
Lesbe 2: “ Na, ob Du ne Hete bist?“
Me: (zögerlich) „Jaaa?!“

Bisher war man ja im allgemeinen Sprachgebrauch eher die andere Seite der Medaille gewohnt: Homo, Schwuler, etc. … nun war ich also eine Hete.

Lesbe 3: (drängelte sich an mich dran) „Na, soll ich Dir mal das andere Ufer zeigen, da wo die Ziegen noch grünes Gras fressen?“
Me: (sichtlich nervös) „Nee, danke, fresst ihr euer Gras mal selber, ich steh nicht so auf Grünzeug.“

Ich muss unweigerlich an dieses schreckliche Kirchenlied denken, bei dem wir im Konfirmanden-Unterricht immer gesungen haben „Herr, Deine Ziege, frist mein Gras am Ufer …“, statt „Herr, Deine Liebe ist wie Gras und Ufer …“

Lesbe 3: „Och schade, ich glaub mit Dir kann man schon seinen Spaß haben. Ich hätte ihn jedenfalls“ (greift mir ziemlich ungeniert an den Arsch)
Lesbe 1: (zu Lesbe 3): „Na komm, lass Barbie in Ruhe. Die wird schon von alleine merken, dass ihr Ken auch keinen Schwanz hat.“

An dieser Stelle erstarre ich zur Eissäule. Sie hat recht – Ken hat kein Geschlechtsorgan, wie soll das zwischen ihm und Barbie denn dann funktionieren? Aber Barbie hat in ihrer Geschichte auch nie Kinder bekommen, immer nur Baby-Schwestern. Ist Barbie eine Lesbe? Und Ken auch?

Lesbe 4: „Also, ich find sie niedlich. – (beäugt mich von oben bis unten, grinst süffisant) und Du hast wirklich keine Lust mitzukommen? Ich zeig Dir Dinge von denen Du nicht zu träumen gewagt hast.“
Me: „Das ist ein nettes Angebot, aber nein, danke.“ (ich dreh mich um und mach mich davon.)

Die 5 Lesben kreischen mir noch irgend welche Unnettigkeiten hinterher. Ich bin mir nicht sicher, was das „lesbisch sein“ genau ausmacht. Entweder die Tatsache auf Frauen zu stehen oder die Tatsache schlechte Angewohnheiten von einem Rudel Männer zum Quadrat zu nehmen und sich dem Ergebnis entsprechend zu verhalten. Ich tippe auf letzteres.

Außerdem: Wenn ich eine Frau für erotische Abenteuer suchen würde, dann sicher keine die wie ein Kerl aussieht, nach Bier stinkt und sich anerkennend selber die Schulter klopft, wenn ihr Rülpser über 5 Oktaven geht.

Und darum guck ich lieber Fernsehen!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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29 Gedanken zu „CSD oder „Das Gras vom anderen Ufer“

  1. “ die wie ein Kerl aussieht, nach Bier stinkt und sich anerkennend selber die Schulter klopft, wenn ihr Rülpser über 5 Oktaven geht.“

    Früher konnten die Mädchen kochen wie ihre Mütter.
    Heute können sie saufen wie ihre Väter. :kotz:

  2. Einspruch!
    Meine Tochter hat eine Barbie mit Baby im Bauch was man durch wegklappen des Bauches „gebären“ kann. Aber da Ken ja keinen Penis hat scheint Barbei wohl mal fremdgegangen zu sein…

  3. Ich kenne neben einigen Exemplare der MEKL (MittelEuropäische KampfLesbe) auch sehr nette Vertreterinnen. Abser so ist das mit allen Bevölkerungsgruppen: Es gibt immer solche und solche. Blöd, wenn man gehäuft auf „solche“ trifft. Mein Beileid, Frau Pia. – Der CSD in FFM war auch immer nett, auch wenn meine Herzdame und ich anschließend immer etwas zuviel Caipi im Blut hatten. :cool:

  4. Pingback: problematik.net
  5. Ich kann mich da dem Herrn R. nur anschliessen. Auch wenn sich meine Erfahrungen mit dem CSD bis jetzt grundsätzlich auf den daraus resultierenden Stau in der Stadt beschränken.
    (Ohne Absicht, und zwar einmal in Hamburg und einmal in Berlin, in zwei aufeinander folgenden Jahren. „ach richtig, da war ja heute noch was.“ *grr*)

    Die zweieinhalb Lesben, die ich persönlich kenne, sind alle ausgesprochen nette Leute. Die betrinken sich allerdings auch nicht öffentlich.

  6. tja, das ist dann wohl eine der dummeren Erfahrungen.
    S. und ich sind ein paar Jahre mit eibnem schwulen Freund immer sehr gerne nach Köln zum CSD und zwischendurch auch gerne mal zu BO-YS gepilgert und haben eigentlich nie schlechte Erfahrungen gemacht. (Abgesehen von diesem kleinen Kreislaufkollaps, aber der war ja nicht typisch schwulesbisch :wink: )
    Und weder Christian im langen Rock noch S. im kurzen wurden je doof angemacht…
    Tja, irgendwer muss ja das Pech haben …

  7. Meine Erfahrungen mit dem CSD beschränken sich darauf, dass hier ungefähr zehn Milliarden stark besoffene Schwule entlang marschierten und ihre männliche Seite entdeckten, in dem jeder mal kurz gegen mein Fahrrad traten, was dummerweise wohl irgendwie im Weg stand… wenn sie nicht gerade mit Bierflaschen warfen. In der Innenstadt zu wohnen hat eindeutig auch Nachteile.

  8. da scheinen sie wirklich pech gehabt zu haben, fräulein pia. mir sind eigentlch auch nur freundliche lesben-exemplare bekannt.
    aber auch ich habe mich gestern nach köln gewagt, um dem spaktakel beizuwohnen. und nach den ersten wagen mit den hübschen, nett anzusehenden und toll zurecht gemachten schwulen kam dann auch der erste lesben-beitrag und es war- grausam. n. neben mir meinte nur: ’nächstes jahr schmeisse ich einwegrasierer‘. und recht hatte sie..

  9. Es gibt da ja auch (wissenschaftlich erwiesen übrigens) einen kleinen feinen Unterschied zwischen Schwulen und Lesben (und damit meine ich jetzt nicht den biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau bzw. Tunte und Kampflesbe).
    Aber das würde hier zu weit führen.

    Um mal ein altes Klischee zu bedienen: wieso sind die schönsten Männer immer schwul?

    @Pia: Weil alle anderen vermutlich keine Chance hätten und sich deswegen lieber heterosexuell versuchen? *fg* Weil es eigentlich nur ein Klischee ist und immer das am attraktivsten wirkt, was man nicht haben kann? Weil wir Schwuppen und wenigstens ein bißchen um unseren Körper kümmern? Man weiß es nicht genau, aber leider (oder in meinem Fall: Gott sei Dank!) muss ich Ihnen da Recht geben. Die schönsten Männer sind nunmal schwul. Ist so, war so und wird so bleiben! ;-)
    Ihr Erlebnis tut mir im übrigens sehr leid, scheint es doch Ihr Bild von Homosexuellen im Allgemeinen zumindest ein kleines bißchen zu beeinflussen.
    Und dabei sind wir doch zum großen Teil so liebe (und guttaussehende *g*) Menschen…

  10. Schwuppe – hahaha, herrliches Wort. :grin: Ich habe/hatte auch lesbische und schwule Bekannte und Freunde. Es ist also nicht so, dass ich eine Abneigung gegen sexuell anders orientierte habe – ich wollt nur von meinem Erlebnis der anderen Art berichten ;) Aber tatsächlich ist mir aufgefallen, dass Lesben häufig ein eher männliches Aussehen haben, während die schwulen Herren einfach „nur gut“ aussehen.

  11. Nadannbinichjaberuhigt :wink:

    Vielleicht tun Sie sich ja auch irgendwann mal wieder einen CSD an. Soll toll sein, hab ich gehört. Ich habs nämlich bis jetzt leider nie geschafft. :sad:

  12. mönsch. soviele vorurteile auf einmal :)
    ich kenne langhaarige mädels die trotzdem lesben sind und nicht viel alkohol vertragen … und schwule die eklig sind. nunja, aber ich glaube das problem ist ein anderes. man kann noch so schlagfertig sein, wenn es aus einer ecke kommt aus der man es nicht erwartet … *pff*

    also 3 tipps zum spaß haben beim möglichen 2ten besuch eines csd:

    1. mit genug freunden hingehen
    2. alkohol nicht vergessen – ohne sind auch ein paar der schwulen parties nicht zu ertragen *harhar*
    3. vulgäre sprache üben um einer „killer“-lesbe antworten zu können. a la „babe, dir fehlt einfach was. ich brauch nen ordentlichen schw*** der mich ordentlich ****, da bringt mir auch dein zitteral im mund nix.“

    ich hoffe das war jetzt nicht zu heftig für ihren blog ;)

    freundlichst grüßend,
    der jonis

  13. Ich bin auch schwul, aber ich muss von meiner Seite aussagen, dass ich mit Lesben oft nicht klarkomme. Klar, es gibt solche und solche. Aber meistens überwiegen leider die „Bösen“.

    Das geht vom Saufen wie Vatern bis hin zu extremer Männerfeindlichkeit… Sie fordern Tolleranz, aber sind in eigenen Kreisen selber intollerant… Verrückte Welt :mad:

  14. – Hey, bist Du auch vom anderen Ufer?
    – Nö, war noch nie in Amerika :nein:

    Ich, für meinen Teil, finde Kampflesben sehr gruslig. Schwule Kerle sind dagegen meist recht lustig. Nur mit heitschibumbeitschi-tunten kann ich nix anfangen.

    Ich bleibe weiterhin bei Frauen. Auch wenn ich sie nicht verstehe… :grin:

  15. Na, Sie müssen zugeben, dass Jonis sehr weiblich klingt (Janis ist zumidnest eine Frau!) Herr Jonis. Aber sehn Sie mal, wie passend zum Thema …

  16. so als Nachtrag zum Thema Umgang mit dieserart CSD-Teilnehmer als Bezug auf den Kommentar vom _Herrn_ Jonis:

    warum sich auf ein solches Niveau herab begeben?
    Ignorieren oder wahlweise auslachen, oder eine Kombination aus beidem, das erscheint mir als einfachste Strategie.

    Pathetische Kreaturen, allesamt, *pah*

  17. na, ich werde es ihnen noch einmal nachsehen frau pia … ich bin eine einzigartige kombination zweier namen *yiepie*

    allerdings wollte ich jetzt nicht den natürlichen fluss der kommentare unterbrechen. schwule, lesben, heten, „meten“ … bei den schwulen macht sich gerade ein phenomen breit: viele sind in gewissen kontaktportalen plötzlich „bi“. also: diverse damen/frauen/fräuleins (und damit meine ich die echten!) dürfen sich anscheinend freuen …

    und bevor ich es vergesse: das wort wädscheina klingt auf englisch richtig gut :lol:


    ach und übrigens, war das parktikums-angebot nur auf das praktikum beschränkt oder gibt es bei ihnen in der firma auch jobs? suche gerade ne andere stadt … internetseite aus der email-addi entnehmbar ;)

  18. *arghs* habsch beim tippen nich gesehen, also noch was für apunkt:
    diese „unter niveau“ leute reagieren meist nicht auf die „ignore-taste“ … auslachen ist okay, allerdings nur wenn man nicht in der minderheit ist ;) ansonsten eher nen dicken spruch ablassen … dann sind sie entweder still und/oder finden einen „in ordnung“

  19. Also wenn Sie schon mit dem CSD hier aufschlagen, dass muss ich zum Besten geben, dass ich mal als Security auf dem CSD in Frankfurt/Main gearbeitet habe. Das müsste 2002 gewesen sein *grübel*
    Und da durfte ich mit einer anderen männlichen „Heteâ€? erst den Ziel-Veranstaltungsort auf der Frankfurter Zeil hoch- udn runterlaufen und aufpassen, dass solchen Kampflesben – wie den von Ihnen oben beschriebenen – nicht passiert.
    Sensationellste Anmache, die auf meine Person gerichtet war, kam von einer Transe, die im Schlepptau einer anderen Transe hing und das Schlepptau war in dem Falle eine Eisenkette, mit der beide verbunden waren. Im Vorübergehen (an mir) wurde kurz an den T****en herumgespielt und mal eben der Mini gelupft :kotz:
    Ich sag Ihnen, mit wird heute noch schwarz vor Augen, wenn ich daran denke.
    Dann hatte ich die gnadevolle Aufgabe die „Stargästeâ€? des Abends, Whigfield und Guildo Horn auf der Bühne zu bewachen.
    Doch Guildo musste gar nicht bewacht werden. Er sorgte selbst für die Übergriffe. Und zwar auf das Publikum. Mitten bei seinem „…bla bla.. hat Euch liebâ€? reckte er seinen Hals ins Publikum und verpasste einer Transe einen Zungenkuss vom feinsten *schüttel* Dabei tropfte er vor lauter Transpiration die Transe noch mit seinem eigenen Körpersaft (Schweiss) voll.
    Ich sag Ihnen, kein Bild für die Götter.
    Und wenn Ihnen nun allen schlecht ist, dann tut es mir very sorry.
    Aber ich musste dieses traumatische Erlebnis einfach mal los werden :shock:

    Guten Abend.

  20. *g* okee… Es kommt dir also auch auf ein bißchen mehr als Schubladen an. Das beruhigt mich wirklich. Jeder Mensch ist anders. Auch bei Menschen, die eh schon „anders“ sind *g*

  21. Pingback: Jaaa, Blog.

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