Rampensau

Annik Rubens vom „Schlaflos in München„-Podcast berichtet in ihrer 301. Folge über einen Fototermin für eine Frauenzeitschrift. In dem Zusammenhang spricht sie auch davon, dass sie nie eine Rampensau wird und sich bei soviel Aufmerksamkeit unwohl fühlt.

Ich sehe das ähnlich. Zwar hatte ich mit Kay, Paul und Luna eine Menge Spaß und das Ganze fiel mir auch leichter, als zuerst angenommen. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, wenn man für/über etwas sprich, was einem so alltäglich und normal erscheint. Wahrscheinlich liegt die erhöhte Aufmerksamkeit aber daran, dass es eben nicht alltäglich oder normal ist, was man tut.

Bei Annik ist es das Podcasten, bei mir eine Mischung aus Bloggen, Podcasten und dem DailyShot, wobei das Hauptaugenmerk ganz klar auf dem Bloggen liegt. Wenn man sich täglich damit auseinander setzt, bekommt so was ganz schnell eine Selbstverständlichkeit, die in Wahrheit aber nur eine so genannte Randgruppe empfindet.

Ich würde schätzen 90% der Menschen, mit denen man Tag für Tag zu tun hat, haben keine Ahnung was ein Blog ist. Von den Leuten, die den Begriff Blog schon mal gehört habe, assoziieren mit Sicherheit über die Hälfte das ganze mit einem Seelenstrip oder dem Hang zum Exhibitionismus. Vielleicht gibt es deshalb so viele Leute da draußen, die das Ganze vehement ablehnen oder vielleicht gerne selber unter die Blogger gehen würden, sich aber nicht trauen.

Wer bloggt wird immer Kritiker haben. Ob es nun um die Sache selber geht, um den Inhalt, um die Art der Darstellung. Wer bloggt wird nie nur Zuspruch und Lob ernten, denn die anonymen Wege des Internet erlauben es jedem, jede erdenkliche Identität anzunehmen und diese dann zu nutzem, um den Anderen vors Knie zu treten.

Man muss schon eine harte Schale entwickeln, aber auch das braucht seine Zeit und die ersten Kritiken und Beleidigung haben den ein oder anderen sicher schon zum aufgeben bewegt.

Ich möchte eigentlich den Leuten einfach nur sagen, dass es so etwas wie Blogs gibt. Ich möchte ihnen erklären, dass man durchs Bloggen weder seine Identität aufgibt, noch zu einer öffentlichen Person á la Janette Biedermann avanciert, denn was man von sich preis gibt, bleibt immer einem selber überlassen.

Das Bloggen ist einfach eine andere Form der Kommunikation mit, zum Großteil jedenfalls, fremden Personen und auch einem selber. Während des Schreibens von eigenen Einträgen und dem Lesen anderer Blogs, setzt ich mich ganz klar mit mir selber auseinander. Ich horche in mich rein, lerne fremde Meinungen kennen und entwickle neue Ansichten.

Also warum nicht andere Medien nutzen, um dieses Medium, also das Bloggen an sich, bekannter zu machen und den Leuten zu zeigen, dass da auch mehr oder weniger völlig normale Menschen hinter stehen?

Insofern wäre es wohl wenig ehrlich, wenn ich jetzt von mir behaupten würde, ich wäre oder würde keine Rampensau. Wahrscheinlich bin ich schon lange eine, nämlich seit dem ersten Blogeintrag im Daily Me am 12.11.2002

Bloggen tut nicht weh. Ehrlich.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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8 Gedanken zu „Rampensau

  1. Sagen wir so… Ich werde manchmal unfreiwillig zu einer Rampensau, – wenn eine Rampe da ist. Aber wenn ich ins Nichts blogge, dann mehr, um einen Angelhaken auszuwerfen, und zu gucken, ob wer dran anbeißt. (Nicht als Datingtechnik, sondern allgemeiner.)
    Stehe ich auf einer Bühne mit meinen eigenen Texten und Liedern, dann, ja dann werde ich eine relativ zahme Rampensau und spiele mich ein wenig nach vorne (auch wenn ich lieber mit anderen zusammen Musik mache) – ist es hingegen in unserem Jugendtheaterstück, dann zählt die Gemeinschaft, weil ansonsten nämlich gar nichts funktioniert.
    Aber die Probleme und Vorurteile kenn ich nur zu gut. Besonders, weil die immer am meisten meckern, die doch gar nicht zu lesen brauchten…
    Sehr treffend zusammengefasst.

  2. Also ich finde, bloggen ist die ideale Möglichkeit, sich durch unbequeme Äußerungen neue Feinde zu schaffen – im Gegensatz zu so manchen Freunden behält man Feinde ein Leben lang.

    Woberi der Begriff „Frontschwein“ treffender wäre als „Rampensau“.

    ;-)

  3. Ich tippe mal, dass du die 90%, die keine Ahnung haben, was ein Blog ist, noch locker auf 98% hochsetzen kannst. Wir sind immer noch eine klitzekleine Randgruppe, mehr nicht.

  4. Naja, Rampensäue sijnd für mich Typen wie Stefan Raab, die alles zum Event machen. Oder Leute, die sich immer nach vorne drängen und als erste hier schreien.

    Natürlich bringt Bloggen einem etwas, was jeder braucht. Denn wir Menschen leben von der Wahrnehmung durch andere. Ist aber ganz normal.

  5. Man muss auch dazu sagen, dass das bloggen in anderen Ländern auch einen anderen (höheren) Stellenwert hat. Hier gibt es noch vergleichsweise wenig Blogger. Vielleicht auch weil allgemein gedacht wird „wen interessiert schon das Tagebuch eines Fremden“. Das ein Blog nicht zwangsweise ein „Tagebuch“ ist, und es viele themenorientierte Blogs gibt, wird von der Allgemeinheit wenig bis gar nicht realisiert.

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