Undank ist der Weltenlohn

Gestern war relativ unüberraschend mein Azubi krank, was er einen Tag zuvor auf der Heimfahrt ankündigte, in dem er mir erklärte er würde jetzt gerne hier und sofort auf den Boden kotzen. Nachdem ich erschrocken und angeekelt zurückgewichen war und mich quasi versuche, durch die Rücklehne des Sitzes zu transformieren, beruhigte er mich mit den Worten, er wolle nicht, aber er könnte jetzt hier auf den Boden kotzen. Und ich solle mich nicht sorgen; auf mich wolle und würde er sich nicht erbrechen. Beruhigend zu wissen.

Wie das immer so ist, kaum ist Pjöni also krank, kommt irgend etwas sehr wichtiges und dringliches ins Haus geflattert. Diesmal allerdings so kurzfristig, dass ich es nicht mal an jemand anderen hätte geben können.

Folglich musste gestern noch diese Email raus:

Lieber Pjöni,

Du mein bester Azubi. Die Dinge, die wir vom L***** bekommen haben, müssen Freitag fertig werden!
Sei so gut und kotz Dich heute kräftig aus, ja? Sonst brennt hier die Hütte!

Liebe Grüße,
die Pia

Als gewissenhafter und braver Azubi, ist der Pjöni heute also wieder im Haus. Wie auch sonst will er den Titel, mein Lieblingsazubi zu sein, verteidigen. Aus großer Dankbarkeit, dass er mich nicht hängen lässt, schlage ich ihm heute morgen also vor, ihn zum Mittag zu BurgerKing einzuladen.

Eigentlich mag der Pjöni BurgerKing sehr gerne und ich erzählte auch an anderer Stelle schon mal, dass ich ihn (den Pjöni) als Alibi nutze, um dann und wann mal richtig zu woppern sündigen.

Nun reagiert der Kerl aber mit „BurgerKing?“ und einem klitzekleinwenig angewidertem Unterton … ich bin schockiert!

Gestern Abend erzählte mir der Herr H., dass ein amerikanischer Kollege erst wieder die geilen American Burger gemacht hätte und, dass die ja sooooooo lecker sind. Da hab ich schon fast ein bisschen Weinen müssen, vor Neid.

Und jetzt will nicht mal der Pjöni mit mir zu BurgerKing? Das ist so gemein!

Als ich also laut schlurzend aus Pjönis Büro stürze, besinnt sich Pjöni wieder darauf, dass er ja mein Lieblingsazubi bleiben wollte und ruft mir ein „Ja ja ja, ich will zu BurgerKing! BurgerKing ist super!“ hinterher.

Geht doch.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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11 Gedanken zu „Undank ist der Weltenlohn

  1. Ach ja, seufz. Ich glaube, an denen Tagen, an denen ich mich hustend und schniefend zur Arbeit geschleppt habe, weil Projekt XY unbedingt noch fertig werden musste… an den Tagen hab ich mich ganz besonders wehmütig an meinen Ausbildungsbetrieb zurückerinnert, wo sich keine Sau dafür interessiert hat, ob wir überhaupt da waren. (Dafür hat sich aber auch keine Sau für uns interessiert, was 99% der Zeit auch ziemlich nervig war.)

    Geht’s dem Pjöni denn wieder besser?

  2. besinnt sich Pjöni wieder darauf, dass er ja mein Lieblingsazubi bleiben wollte

    Das ist doch Propaganda! Das war sicherlich pure Angst. Sie haben bestimmt so ein Gesicht gemacht, wie auf Ihrem Führerscheinfoto!

  3. Wie schön zu wissen, daß die Welt doch noch nicht ganz verloren ist. Es gibt sie also wirklich, die pflichtbewußten Azubis, die da sind, wenn man sie braucht!?! Oder haben Sie Methoden der Azubi-Züchtigung, von denen ich nichts weiß, liebe Frau Pia?

  4. Na Klasse, so dankst Du Deinem lieblings Azubi? Kaum ist er halbwegs auf den Beinen muss er sich auf seinen ohne hin schon gereizten Magen nen fettigen Wopper einverleiben?

    Das grenzt ja schon fast an Körperverletzung…

  5. @ dfusion – ach was, das ist doch keine Körperverletztung. Denk an den alte Nietzsche „Was mich nicht umbringt, das macht mich stärker!“ Und Azubis können gar nicht stark genug sein. :wink:

  6. Solche Berichte bringen mich immer wieder zum lächeln.
    Denn sie machen mir klar das es anscheinend auch Azubis gibt, die gefordert und (ich wage es kaum in erwägung zu ziehen) GEBRAUCHT werden. Hier in meiner Ausbildungsfirma ist es leider so das Azubis nur das zu tun kriegen worauf kein anderer auch nur im entferntesten Lust hat (ich werfe hier mal das Wort “ Ablage“ in die Runde, aber das ist nur der gipfel des Eisbergs) und was auch kein bischen an eigeninitiative oder größerer Gehirnanstrengungen benötigt.
    Hat ja allerdings auch seine guten Seiten, denn so bin ich in der lage jede menge meiner Zeit die ich gezwungen bin hier zu verweilen mit dem Lesen diverser Blogs zu füllen:)
    Deshalb (aber auch weil er in der selben Firma wie Frau Pia arbeitet) beneide ich Pjöni jetzt ein bischen.

  7. Leo, das klingt fast, als wärst du in meiner alten Firma. Obwohl… Moment… das kann nicht sein, weil wir ja noch nicht mal die ungeliebte Arbeit bekommen haben. Wir wurden vor allem mit Pseudo-Projekten versorgt, aber auch nur dann, wenn dem Ausbildungsleiter wieder mal auffiel, dass es ja sowas wie Azubis gibt und denen ja langweilig sein könnte.

    (Wenn man sich dann selbst gekümmert hat, konnte man sogar in eine Abteilung kommen, in der man wirklich was lernen und halbwegs vernünftige Aufgaben bekommen konnte. Ohne Eigeninitiative war aber nix.)

  8. Tja, ich habe weder Pseudo Projekte noch hilft mir Eigeninitiative.
    Nur die Ausbildung hab ich von 2 auf 3 Jahre verkürzt. Man muss sich ja nich absichtlich lange quälen ;)
    Der Countdown läuft: noch 37 Arbeitstage und 9 Tage Resturlaub:grin:

  9. Nicht nur ein eigenes Büro, sondern auch noch das einzige Büro mit Domblick!

    Ich werde in dieser Firma sowieso sehr gut gefördert.
    Heute, zum Beispiel, förderte Frau Pia meine Übelkeit, indem sie mich zum Burger King schleppte. :kotz:
    Aber vielleicht hätte ich auch nicht den dreifach-Fleisch Burger nehmen sollen… :wink:

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