Kinder, Kinder

Ab 2007 darf man als Mutter eines Säuglings nur noch maximal 30 Stunden die Woche arbeiten. Andernfalls wird einem das Erziehungsgeld in Höhe von 67 Prozent des letzten Nettogehalts gestrichen. Sollte der Vater des Kindes, aus welchen Gründen auch immer, die 2 Monate Erziehungszeit nicht in Anspruch nehmen (an dieser Stelle sei erwähnt, dass „Väterkomponente“ ein selten dämliches Wort ist), bekommt die Mutter nicht einmal mehr die 67 Prozent ihres letzten Nettogehalts, sondern den Mindestbetrag von 300 Euro.

Ich bin mir unsicher, ob ich diese Regelung gut oder schlecht finden soll.

Ich, als arbeitstätige Frau mit gesunden Eierstöcken, habe daher mal eine Grundsatzberechnung angestellt, welche wahrscheinlich weder Hand noch Fuß hat und in neuer Rekordzeit als Milchmädchenrechnung verschrien wird. Sei’s drum.

Wir nehmen also an, Jungmutter X hatte bisher eine Nettoeinkommen von 1000 Euro. In den ersten 12 Lebensmonaten Ihres Babys geht sie nicht arbeiten und erhält somit von Vater Staat 670 Euro monatlich.

Würde Jungmutter X aber 30 Stunden die Woche arbeiten, würde sie, basierend auf einem Nettostundenlohn von 6,25 Euro, die sie auch erhält, wenn sie regulär 40 Stunden die Woche arbeiten gehen würde, 750 Euro verdienen.

Von diesen 750 Euro müssen dann aber die Fahrtkosten zur Arbeit und, im Regelfall, auch noch die Unterbringung für das Kind während der Arbeitszeit abgezogen werden.

Es gibt Firmen, da wird es begrüßt, wenn man seinen Sprössling mit bringt und ihn im Kinderwagen neben den Schreibtisch stellt. Ganz begeisterte Chefs hängen auch schon mal kleine Quietschentchen-Mobiles auf. Das ist dann aber eher die Ausnahme.

Wie sich das aber verhält, wenn unsere Jungmutter X nur 16 Stunden pro Woche arbeiten gehen würde, konnte ich diversen Erklärungs- und Gesetzestexten nicht entnehmen. Würde Vater Staat dann soviel dazu tun, dass sie wieder auf ihre 67 Prozent kommt? Oder gäbe es dann den Mindestbetrag von 300 Euro? Oder wie, oder was?

Für mich ist jedenfalls das Fazit, dass eine Frau, die zumindest zeitweise mit Kind arbeiten gehen möchte, ganz schwer in den Arsch gekniffen ist, was die Aufklärung der finanziellen Rahmenbedingungen angeht. Aber das sind wir ja inzwischen gewohnt.

Dies ist im Übrigen meine ganz persönliche und eigene Meinung und ich denke, besonders zu diesem Thema gibt es hundert verschiedene Meinungen. Es sei jedoch hier schon klargestellt, dass ich mich nicht wieder als „blauäugig“ oder „kurzsichtig“ titulieren lasse, weil vielleicht jemand anderer Meinung ist.

Und bevor einer fragt: Nein, Frau Pia ist nicht schwanger und plant es derzeit auch nicht zu werden!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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25 Gedanken zu „Kinder, Kinder

  1. Ich möchte hier nicht allzu politisch werden, aber was da so zur Zeit von der Politik ersonnen wird, hat meiner Meinung nach nichts mit den tatsächlichen Bedürfnissen zu tun.

    Wenn ich jetzt ein Kind kriegen würde (was, wie bei der Frau Pia nicht der Fall ist), dann müsste ich mich entweder darauf verlassen können, dass mein Mann genug arbeitet und wir auch mit einem Gehalt auskommen, und ich dann schön zu Hause bleiben kann.
    Oder ich würde arbeiten gehen und dann bräuchte ich Betreuungsstellen (Kinderfrau, Kindergarten, was auch immer), die mein Kind in dieser Zeit versorgen könnten.

    Das Geld, was ich vom Staat kriege, interessiert mich ehrlich gesagt bei dieser Entscheidung herzlich wenig, zumal, wenn es dann wieder mit so vielen Wenns und Abers versehen ist.

    Anstatt dafür zu sorgen, dass die Menschen ihr Leben weitgehend frei und flexibel gestalten können, werden mal wieder irgendwelche tollen Gesetze erdacht, die letztlich nur auf staatliche Förderung hinauslaufen.

    So, genug aufgeregt. :roll: Das Thema ist meiner Ansicht nach auch viel zu komplex, als dass man das in einem Kommentar alles ausführen könnte.

  2. Meine Meinung:
    Ich verstehe nicht, warum man den Bürokratieapparat durch die Einführung zusätzlicher Prämien (neben Kinder- und erziehungsgeld jetzt eben Elterngeld) aufbläht.
    Warum sagt man nicht einfach jedes Kind hat einen bestimmten Steuerfreibetrag und fertig. Jaaa, wer sowieso keine Steiuern zahlt, weil er zu wenig verdient, hat nix davon, aber der zahlt ja auch nix ein.
    Das o. g. Konzept hatte übrigens P. Kirchhoff in seinem Reformplan drin.
    Ich bin übrigens Vater eines 14 monatigen Sprösslings und wenn alles gut geht, kommt im November noch mal Nachwuchs.
    Dummerweise gibt es für uns kein Erziehungsgeld, weil über der Einkommensgrenze. Für den zweiten Wurm gibt es aber auch nicht das neue Elterngeld, weil das Kind noch 206 geboren ist. Meine Frau würde aber sowieso erst ab 2007 Elterngeld bekommen, weil sie bis Ende 2006 noch im Mutterschutz ist.
    So viel zum Thema in den Arsch gekniffen.
    Natürlich freut man sich trotzdem auf den Wurm.
    Shlimmer wäre ja nur noch, wenn du am 03.01. Termin hast und das Baby kriecht am 31.12.06 um 23:30 raus.

  3. @marcc: Genau. Immer nur mit Geld belohnen bzw. anreizen zu wollen, ist meiner Meinung nach genau der falsche Weg. Wenn ich genug und kostenfreie bis bezahlbare Betreuungsmöglichkeiten habe, dann kann ich auch arbeiten gehen. In anderen Ländern ist das ja auch nicht anders.

    Da beweisen die deutschen Politiker mal wieder, wie rückständig hier gedacht wird. Bei einem Kind bleibt die Frau zu Hause und gut ist. Das sind ja mal wahnsinnig fortschrittliche Ideen. :nein:

  4. Naja, ob Kindergartenplätze wirklich kostenlos sein müssen weiß ich nicht. Dafür sind die Beiträge ja schön gestaffelt.
    Doch bei der ganzen Geschichte ist eine soziale Komponente auch sehr wichtig. Viele Eltern wollen ihr Kind gar nicht immer abgeben.
    Mein Kind soll nicht ständig von anderen erzogen werden. Das widerstrbt mir selbst. Ich habe doch kein Kind um es ständig abzugeben.

    Allerdings was da momentan in der Politik gemacht wird halte ich für wenig praxisnah. Das scheint mir eher eine Notlösung zu sein, die aber überhaupt nicht durchdacht ist. Das Väter auch noch Geld bekommen wenn sie eine Zeit zuhause sind mag zwar in manchen Berufen klappen, aber in anderen kann man nach 2 Monaten schon aus dem Thema sein.

    So, ich hoffe das war heute freudlicher geschrieben…:baeh:

  5. Schwierigkeit ist bei uns, neben Menschen mit altem Rollenvorstellungen, auch die Kompetenzverteilung. Für Kindergarten- oder Kindertagesstättengebühren sind die Gemeinden zuständig, für Studiengebühren die Länder und fürs Kindergeld der Bund.

  6. „Dass Väter auch noch Geld bekommen, wenn sie eine Zeit zuhause sind, mag zwar in manchen Berufen klappen, aber in anderen kann man nach 2 Monaten schon aus dem Thema sein.“
    Aber das mit dem „aus dem Thema“, gilt doch dann auch in solchen Berufen tätige Mütter?

  7. Zitat Pia: „Sollte der Vater des Kindes, aus welchen Gründen auch immer, die 2 Monate Erziehungszeit nicht in Anspruch nehmen (an dieser Stelle sei erwähnt, dass „Väterkomponente” ein selten dämliches Wort ist), bekommt die Mutter nicht einmal mehr die 67 Prozent ihres letzten Nettogehalts, sondern den Mindestbetrag von 300 Euro.“

    Ähm, ich habe die Regelung zum Elterngeld anders verstanden. Angenommen ich bleibe für unseren Nachwuchs zuhause und mein Schatz geht weiterhin normal arbeiten. Dann bekomme ich 12 Monate lang 67 % meines letzten Gehalts als Elterngeld (max. 1800 €). Sollte mein Schatz 2 Monate daheim bleiben, dann erhöht sich die Zeit auf 14 Monate.

  8. Pia: Ich bin grad schon erschrocken. Mein Schatz und ich planen nämlich in den kommenden Jahren wirklich Nachwuchs und da würde das geplante Elterngeld „gut tun“ :smile:

  9. Kleines, nicht ganz unwesentliches finanzielles Detail bei der ganzen Elterngeldgeschichte: Die Krankenkassenbeiträge sollte man einmal kurz im Hinterkopf behalten. Sofern der Elternzeit-nehmende Elternteil in einer gesetzlichen Kasse ist, ist alles im grünen Bereich und man zahlt einfach nix in der Elternzeit. (Sozusagen eine nette, ausnahmsweise sinnvolle Transferleistung, diesmal halt innerhalb der Krankenkasse.) Sofern jener Elternteil dagegen in einer privaten ist, hat man voll die Null gewählt, alldieweil die Krankenkassenbeiträge dann nämlich weiterhin in voller Höhe abzudrücken sind, obwohl man eben kein Einkommen bzw. nur das Elterngeld hat.

    Ich meine, ich bin ganz froh drum, dass wir mit unserer Kleinen in diesem Moment den angenehmen Teil dieser Regelung in Anspruch nehmen können, aber so vom Prinzip her trägt das nun wirklich nicht zur Verständlichkeit oder einer Transparenz der Finanztransfers bei…

  10. leila: Ich habe noch mal nachgesehen, und hier steht geschrieben:

    Nimmt zum Beispiel der Vater die zwei Partnermonate nicht in Anspruch und die Mutter übernimmt ganztags die Kinderbetreuung während dieser Zeit, so entfällt das Elterngeld nicht vollständig. Die Eltern erhalten dann für diese Zeit das Mindestelterngeld von 300 Euro.

    Also erhält man für die 2 Vätermonate 300 Euro, wenn der Vater diese nicht wahrnimmt, dafür aber die Mutter ganztags.

  11. Pia: Hoppla, diese Regelung höre ich zum 1.Mal, nehmen wir aber gerne in Anspruch. Bis jetzt dachte ich, dass nach 12 Monaten Schluß mit Elterngeld ist wenn der Partner die 2 Partnermonate nicht in Anspruch nimmt. Mein Schatz ist selbstständig und da sind die geforderten bzw. gewünschten 2 Partnermode nur sehr schwer machbar.

  12. Was ich an diesen Gesetzen auch prickelnd finde: wenn man ALG2 beziehen sollte, so muss man in Zukunft nachweisen, dass man nicht in einer eheähnlichen Gemeinschaft mit seinem Mitbewohner / Mitbewohnerin lebt… Hallo?
    – Beweise mir, dass du keine Hexe bist! Binde dir einen Stein ans Bein und spring in den Fluß. Wenn du ertrinkst, dann warst du keine Hexe…
    Wie soll man beweisen, dass man keine Beziehung hat? Ich finde die Politiker sollten sich lieber Gedanken um Jobbeschaffung und mehr Kindergartenplätze machen, also so einen Stuss zu fabrizieren.

  13. Ein ganz interessantes Thema! Ich werde mich wohl auch mal irgendwann mit diesem Thema beschäftigen (müssen). Ohne jetzt aber in die Tiefe gehen zu wollen (dazu weiß ich nicht genug über Gesetzeslagen und Zahlen): Manchmal frage ich mich, ob wir (Achtung: Pauschalaussage) heutzutage beim Thema Kinder viel zu sehr an uns selbst denken. Wir möchten möglichst keine Abstriche bei unserem Lebensstandard haben und den Nachwuchs einfach zusätzlich „dabei“ haben. D.h. gleiches Auto, Urlaube, den ganz alltäglichen Luxus, den wir uns durch gute Jobs usw. leisten können sollten auch noch drin sein, wenn das Kind auf der Welt ist. Wie war das früher, als Deutschland noch Nachwuchs hatte?
    Ich bin nachdenklich geworden, als ich mal 2 Stunden hinter einem alten Ehepaar sitzen musste in einer Almhütte in Tirol – im Sommerurlaub mit meiner Freundin. Das Paar hat sich über die „jungen Leute“ und den Vergleich zu ihrer Zeit unterhalten – Sommerurlaub war damals erst ab 35 Jahren bezahlbar, vorher hatte man die Kinder und musste seine Karriere aufbauen. Heute möchte keiner mehr verzichten – und bestenfalls einen Kompromiss zwischen Geldverdienen (und -ausgeben) und Kinderwunsch eingehen. Ich fand damals, dass die beiden in manchen Punkten gar nicht so unrecht hatten. Die Frage ist nur: Ist das der Lauf der Dinge (man kann nicht ewig im gestern leben) oder hat sich die Realitätswahrnehmung der letzten Generationen enorm verzerrt?

  14. Sicherlich gibt es in Sachen Kinder noch ne Menge mehr von der Regierung zu regeln, aber ich finde das Elterngeld gut. Schließlich gibt es dazu noch Kindergeld (155 EUR) und Erziehungsgeld (450,-EUR mtl. im ersten Jahr oder 300 EUR mtl. wenn man zwei Jahre nimmt.) Sofern man alleinerziehend ist auch noch den Unterhalt vom Mann bzw. den Unterhaltsvorschuss vom Jugendamt. Ist doch ne ganze Stange Geld. Ich glaube, da braucht „Frau“ im ersten Jahr nicht wirklich arbeiten zu gehen. Eine Freundin von mir hat im letzten Jahr ihr erstes Kind bekommen und bekommt insgesamt 1100 EUR. Mit der neuen Regelung wurde sie deutlich besser „fahren“.

  15. Da bleibt mir nur eine Bemerkung: Wo steht geschrieben, dass man diese Sozialleistung im Anspruch nehmen muss?? Es kommt mir so vor, dass hier mal wieder gerechnet wird wie man am besten Geld abgreifen kann. Ich denke man sollte sich genau ausrechnen ob man diese Leistung wirklich braucht oder ob es auch ohne geht.
    Der Beitrag ist hiermit zum Abschuss freigegeben. :box:

  16. Also ich versteh euch nicht… wie kann man das neue Elterngeld schlecht finden?? Bisher gab es für die jungen Mütter nur Kindergeld und Erziehungsgeld. Und nun gibts 67% des Einkommens (!!) einfach so nochmal dazu, wenn man ein Jahr lang daheim bleibt und nur für das Kind da ist. Was gibts denn bitte daran auszusetzen??
    Also mal ehrlich – das ist mal wieder typisch deutsch. Immer an allem was zu motzen haben. Versteh ich echt nicht…
    :neutral:

  17. Mir geht es vor allem darum, dass ich manchmal das Gefühl habe, der Staat (die Politik? was auch immer…) versucht, unsere Probleme immer nur mit Geld zu lösen.

    Geburtenrückgang? Klar, Kinder sind zu teuer, dementsprechend gibt es jetzt halt mal mehr Geld, wenn man sich entschließt, ein Kind zu kriegen und erstmal zu Hause zu bleiben.

    Zum Glück wird so ein Kind aber älter als ein Jahr Erziehungs- bzw. Elterngeld… und was ist dann? Das Kind will ja trotzdem versorgt sein und das Geld muss trotzdem irgendwie reinkommen. Klar kann man wieder arbeiten gehen, dann müssen aber geeignete Betreuungsstellen her. Oder der Partner geht arbeiten und man bleibt zu Hause, dann besteht natürlich immer die Gefahr, was denn ist, wenn der Partner seinen Job verliert.

    Geldbeihilfen sind ja schön gut, lösen aber meines Erachtens nicht die eigentlichen Probleme. Viel wichtiger ist es doch, geeignete Infrastrukturen und halbwegs sichere Zukunftsperspektiven zu bieten und den Menschen so zu ermöglichen, selber zu entscheiden, wie sie ihr Leben denn mit Kindern gestalten. Ob man jetzt lieber arbeiten will oder zu Hause bleibt, kann dann jeder selbst entscheiden.

    Im Moment scheint es eher so, als ob von Seiten der Politik die klassische Hausfrau-und-Mutterrolle eher gefördert wird. Und das finde ich irgendwie wenig fortschrittlich.

    (Damit das keiner falsch versteht… ich hab absolut nichts gegen „Hausfrau-und-Mutter“. Im Gegenteil, ich könnte mir gut vorstellen, mit einem Kind zu Hause zu bleiben. Aber ich möchte das bitte selbst entscheiden und nicht dazu gedrängt werden.)

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