„Der Teufel ist ein Eichhörnchen!“

Aus aktuellem Anlass kam bei uns die Diskussion „Fahrschule“ auf. Ja, das ist etwas an das ich mich nur halb gerne zurück erinnere. Meine erste Fahrstunde war für mich das Ende meiner Autofahrerkarriere, so dachte ich damals.
Mein Fahrlehrer, ein ehemaliger Rennfahrer, das Auto, ein Golf IV Diesel und ich, die nie in ihrem Leben heimlich Auto gefahrene Pia. Ein grandioses Trio.

In meiner ersten Fahrstunde fuhr ich mit 50 Sachen in den Gegenverkehr, weil mein Fahrlehrer mich anhielt, beim Überfahren von Bahngleisen einen Schulterblick nach links zu richten. Schulterblick bedeutet nicht „mitlenken“, das war mir danach auch bewusst. Vom jahrelangen Fahren als Beifahrer geprägt, orientiere ich mich natürlich an der rechten Bordsteinkante, was meinem Fahrerlehrer mehr als einmal ein verzweifeltes „Meine Felgen!“ entlockte. Die größte Schmach für mich war aber, dass hinter mir eine ehemalige Bekannte saß, die vor mir ihre letzte Fahrstunde absolviert hatte. Der Spott war mir also sicher.

In den folgenden wasweißichwievielen Fahrstunden verbesserte sich mein Fahrverhalten aber zunehmend. Mein Fahrlehrer betonte des Öfteren, dass ich wohl Motoröl in den Aden hätte. Eine grausame Vorstellung und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob er mich loben oder lieber tot sehen wollte.

Mein traumatischstes Erlebnis jedoch war meine erste Autobahnfahrt. Man kennt das. Viele und vor allem schnelle Autos, die an einem vorbei rasen, die Beschleunigungsspur wird immer kürzer und der Fahrer des Fahrschulwagens unweigerlich langsamer. „Geben Sie Gas! Schneller, schneller! Das ist eine Beschleunigungsspur, keine Parkbucht!“

Ich schaffte es schließlich doch noch, mich irgendwie einzufädeln. Ja, ich schaffte es sogar auf die linkeste aller Spuren zu wechseln, um einen LKW, der einen LKW überholte, zu überholen.

„Sie erinnern sich, was ich in unserer ersten Theoriestunde sagte? Dass ich mal Rennfahrer war?“ Ich sah ihn mit großen Augen und panischem Blick ja. „Ja?!?“ „Geben Sie Gas!“
Er brüllte folgend 5 Minuten lang „Schneller, schneller!“ bis ich mich dazu herabließ und das Gaspedal komplett durch trat.

Ich fuhr 180. Das erste mal auf einer Autobahn und ich fuhr 180! Boah!
Wahrscheinlich wurde an diesem Tag mein Hang zur Raserei rasanten Fahrweise geprägt. Und bevor wieder jemand spottet. Der Diesel brachte nicht mehr, Autos die ich später fuhr hingegen sehr wohl.

In meiner Fahrprüfung überholte ich auf der Autobahn einen LKW, sah im letzten Moment, bei gut und gerne 160 km/h, das 80 Schild und ging voll in die Eisen. Der Fahrprüfer schrie von hinten: „Das einzige was hier nass ist, ist hoffentlich Ihre Zunge!“ und lies mich – Gott sei Dank – nicht durchfallen.

Ich war einem „80 bei Nässe“ Schild bei strahlendem Sonnenschein zum Opfer gefallen!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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13 Gedanken zu „„Der Teufel ist ein Eichhörnchen!“

  1. Ich habe ja großen Respekt und bin voller Dankbarkeit meinem Fahrleher gegenüber, da er mir schon mal mein Auto und vielleicht sogar meine Knochen grettet hat (unbewusst).
    Er wollte unbedingt, dass ich mit 100kmh eine Vollbremsung übe. Ich war sehr verwundert, da ich das noch nie gehört habe, dass andere Bekannte das auch geübt hätten (auch wegen der Angst um das schöne Fahrzeugauto!). Na und diese Übung rettete mir auf der Landstraße auf dem Weg von der Arbeit nach Hause 2 Wochen nach bestandener Fahrprüfung meine Haut, als ein betrunkener Autofahrer vor mir auf nasser Fahrbahn ins Schleudern geraten ist.

    Also hiermit Danke Thomas, das hätte ich mich nie getraut, wenn du es vorher nicht mit mir geübt hättest!:ja:

  2. „Das einzige was hier nass ist, ist hoffentlich Ihre Zunge!”

    :lol:

    sehr geil!

    Deinen Fahrlehrer hätte ich gerne in Sachen Autobahn gehabt, ich hatte so nen verbohrten 130 Spießer. Hat mich aber auch geprägt, da es mir derbst auf den Sack ging. Ich fahre gerne zügig und schnell wenn es der Verkehr zulässt :grin:

  3. … jaja, die Fahrlehrer :-)
    Der Fahrlehrer einer Freundin prägte bei diesen „80 bei Nässe“-Schildern den schönen Spruch „Is hier nass? Hasse Dir in die Hose gemacht, oda was?“

    Als besonderen Service steckte er ihr mal bei 160 den Finger ins Ohr und brüllte „Nicht ablenken lassen, Du fährst Auto!“, wenn sie sich erschrak.
    Muss man auch nicht haben.

    Außerdem heisst das nicht „rasant“. das heisst „ambitioniert„.

  4. Das erinnert mich sehr an meinen Fahrlehrer, der mich auch immer dazu anhielt, ordentlich Gas zu geben, „mit dem Fuss in der Ölwanne“. Und ich musste schon in der ersten Fahrstunde auf die Autobahn, weil er sich mit der Zeit verschätzt hatte – seitdem bin ich da abgehärtet wie nur was…

  5. Ich musste auch durchtreten… Ein 100-PS-Touran, total windempfindlich, kommt nicht außem Arsch und halt einfach scheiße zu lenken bei 180… Mehr ging nicht, mehr wollte er aber auch glaube ich nicht, nachdem ich bei 120 das Schlagloch in der Kurve mitgenommen habe…

    Bist du blind oder was? Mein schönes Fahrwerk!!!! :evil:

  6. So unterschiedlich sind Fahrlehrer („Jetzt schalten. Schalten! Schaaaaaaalten!“): Meiner zog immer eine Augenbraue hoch, wenn die Drehzahl-Nadel 2000 Umdrehungen überklettern wollte – dabei war der olle Fahrschul-Fiat nicht mal ’n Diesel.

  7. Ich habe meine Fahrlehrer fast immer zum Mittag Essen zu seiner Mutter gefahren und durfte dann alleine auf der kaum befahrenen Dorfstraße rückwärts fahren üben. Also geradeaus rückwärts ist jetzt kein Problem. Ich hätte aber wohl lieber ein bißchen einparken üben sollen, dass hat er mir nie richig gezeigt. Mittlerweile habe ich mit meinem eigenen Auto 9 Jahre lang Zeit gehabt zu üben :pfeif:

  8. Mein Fahrlehrer war im Auto recht schnell patzig und außerhalb ganz normal.

    Aber das übelste war die erste Fahrt mit meinen Eltern. Ich fuhr, Papi Beifahrer, Mami hinten. Autobahn. Nach x divergierenden „Ratschlägen“ von der Seite und von hinten, drohte ich mit rechts ranfahren und Fahrerwechsel.
    :notfunny:
    Denn mein Vater und meine Mutter haben von „nah“ und „schnell“ etwas andere Vorstellungen. Was aber einen, der das erste mal 250 km fahren soll, mehr stresst als nützt.
    :shock:

    Die unterschiedliche Auffassung von „nah“ und „schnell“ nervt auch heute noch, wenn ich bei meinen Eltern mitfahre. Man kann hinten nicht in Ruhe was lesen, weil meine Mami als Beifahrerin immer wieder gefährliches meint zu sehen. Seltsamerweise habe ich als Beifahrer, wenn ich mit meinem Vater unterwegs bin, nie Probleme mit seinen Fahrstil.

  9. Den Felgenspruch durfte ich mir auch drei Dutzend mal anhören.

    Aber, mal ehrlich: Was fürn Honk spannt auch auf nen Fahrschulgolf die dicksten, teuersten Alufelgen, die man finden kann?

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