Robert Peter Williams, live und in Farbe

Robbie Williams OpenAir 09.08.2006, Köln „Und Pia, wie war’s?“, ist heute definitiv die mir am häufigsten gestellte Frage und ich will es euch erzählen.

Ohne Jacke, Regenschutz oder sonstigem habe ich gestern Morgen das Haus verlassen. Warum? Weil ich vergessen hatte, dass gestern das Konzert anstand. So was ist natürlich sehr gelungen, wenn es plötzlich wie aus Eimern schüttet und man zu einem OpenAir unterwegs ist. Aber neben leckerem Essen und reichlich zu Trinken, natürlich alles kostenlos, gab es für die VIPs auch hübsche Müllbeutel Regencapes, die zumindest das feuchte und zeitweise kalte Wetter ein wenig abhielten.

Pünktlich um 21 Uhr hörte es auf zu regnen und Mr. Williams betrat, mit gigantischer Licht- und Feuershow, die Bühne. Laut war es, so unglaublich laut. Von unseren Tribünenplätzen aus hatte man eine wirklich gute Sicht auf eine der riesigen Video-Leinwände. Mit ein wenig Zehenspitzenbalance konnte man auch dann und wann den Herrn Williams auf der Bühne erkennen. Der Mann ist eben nicht wirklich groß.

First at all: Mr. Williams ist ein dekadentes und arrogantes Arschloch, aber er wäre nicht Robbie Williams, wenn man das nicht zumindest in Ansätzen cool fände. Dies ließ er uns umgehend und unmissverständlich wissen: „I’m Robbie Williams, I’m a international Pop-Star! And that’s your Welcome? That’s scheise!“

Überhaupt hat er, der Robbie, einen Hang zur deutschen Sprache, wie er uns, das Publikum, immer wieder wissen ließ. „Alles fit im Schritt?“ war mit unter seine Lieblingsphrase, direkt gefolgt und seinem Lieblingswort „Scheise“.

Die ersten zwei Lieder dachte ich noch: ‚Na, wenn die ganze Show jetzt so ist, dann werd ich mich nachher ärgern.‘, denn der werte Robbie ließ seine Backgroundsänger deutlich mehr zu Wort kommen, als sich selber. Lieber hielt er das Mikro in die Luft, tanzte wie ein Wiesel auf Speed über die Bühne und schnitt Grimassen, die ein wenig an Popeye erinnerten. He, Mr. Williams, wann geht´s denn los?

Nachdem er sich dann zu akklimatisieren schien, wurde die Show richtig gut. Tatsächlich hat er eine unglaubliche Stimmgewalt, was mich ernsthaft überraschte. Die wenigsten Künstler können live mit ihren Studio-Alben mithalten. Robbie kann das.

Er präsentierte sein unglaublich großes Fußballtalent, amüsierte die Masse mit „This is one of my balls. Who wants to lick it?“ und hielt dabei einen kleinen Adidas Fußball in die Luft. Er sang „Back for good“ aus der guten alten Take That Zeit und kündigte diesen Song mit dem Anstimmen diverser anderer Take That-Song an. Herr Williams ist ein Entertainer und wahrscheinlich würde er die Masse ebenso gut unterhalten, wenn er 2 Stunden nur seine Späßchen machen würde.

Verwirrend und ein wenig für Unmut sorgend war hingegen seine Adidas-Verkaufsförderungs-Kampagne. Mit ein paar Mädels in engen Adidas-Trainingsanzügen performte er einen HipHop-Song, der zwar ordentlich Schwung hatte, dennoch für meinen Geschmack deutlich zu oft ein „A.D.I.D.A.S“ beinhaltete. Marketing der nächsten Generation, möchte man meinen.

Gigantisch war die Lichtshow, die in der Dunkelheit noch fünfmal mehr wirkte, als in der Dämmerung. Bei manchen Songs wie z.B. „Rock DJ“ oder „Let me entertain you“ dröhnten die Lautsprecher so laut, dass ich zeitweise nichts mehr von der Musik hörte und nur noch ein dumpfes Brummen im Ohr hatte. Egal, wie hatten Spaß, haben mit gegrölt und sind auf den schmalen Rängen auf und ab gesprungen.

In eindreiviertel Stunden verkündete Mr. Williams des Öfteren, dass er Deutschland liebt, huldigte diverse Male Jürgen Klinsmann und ließ beim Konzert-Seiten-Battle die linke Seite laut „Podolski“ schreien, während wir, die rechte Seite, den Herrn Ballack bekreischten.

„And now, I have to go to another fucking Place!“, waren seine letzten Worte. Dann verschwand er ohne Zugabe und nach seiner letzten Nummer „Angel“ von der Bühne.

Die restlichen Biere, die ich mir an diesem Abend in der VIP-Lounge gegeben habe, waren bitter nötig. So aufgekratzt und geflashed war ich schon lange nicht mehr.

Fakt ist: Mr. Williams ist ein großartiger Entertainer, ein arrogantes Arschloch, ein unglaublich guter Sänger und ein internationaler Pop-Star! Great Show.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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30 Gedanken zu „Robert Peter Williams, live und in Farbe

  1. Danke für den Bericht – jetzt weiß ich ja, was mich am Samstag im nächsten „fu**in place“ erwarten wird. Mal sehen, wie viel ich dann aus dem Innenraum erkennen kann und meine Ohropax werde ich bestimmt nicht vergessen. :cool:

    Klugscheißerei: Müsste es nicht „Who“ statt „How wants to lik…“ heißen? :wink:

  2. Sie haben vergessen zu erwähnen, dass er sexistisch ist. Außerdem muß ich Ihnen leider mitteilen, dass das Dienstagskonzert besser war. Kein Regen, ein sehr gut gelaunter RW und eine Holländerin im Publikum. :razz:

    Tribünenplätze sind übrigens vollkommen ungeeignet bei Konzerten :baeh:

  3. Stonefield: Buchstabendreher, so früh am Morgen ;)

    DraMatick: da wir mit diversen Leuten dort waren, die an beiden Tagen das Konzert gesehen haben, glaube ich diesen durchaus, dass das gestrige um Längen besser gewesen ist. Robbie soll bei weitem lustiger und motivierter gewesen sein, als Dienstag.

  4. Immer noch der „Alles fit im Schritt”-Spruch von 2001? Da hatte das ZDF ein Konzert übertragen und ich war extra wachgeblieben. Nichts dazugelernt, der Bub. :wink: Ich war aber schwer beeindruckt von seiner Show und den pathetisch klingenden Songs.

    Was hätten den reguläre Karten gekostet?

  5. *seufz* Leider hatte ich keine Zeit, sonst wäre ich nach Hamburg gefahren.
    Beneidenswerte Pia! … wegen diesem Erlebnis! :lol:

    Und ja: „Mr. Williams ist ein großartiger Entertainer, ein arrogantes Arschloch, ein unglaublich guter Sänger und ein internationaler Pop-Star“ sowie „sexistisch“
    … aber lieben wir ihn nicht gerade deswegen? :luv: Den netten Kerl für den Alltag hab ich doch zu Hause :wink:

  6. Aber dann hätten sie die Schirme auch einsammeln müssen am Eingang. Ich weiss gar nicht, wie oft ich gestern einen mit einem Schirm übergezogen bekommen habe… *argh* :box:

  7. Dieses Highlight der Modeschöpfung konnte man im Innenraum auch in chick-transparent erwerben. Als es trocken war noch günstig, als es dann
    anfing zu regnen stieg der Preis auf 5 Euro!!! Da kriege ich doch lieber die
    Rübe nass… ;) Muss ich ja damit rechnen, wenn ich auf ein Open-Air-Konzert
    gehe und Regen gemeldet wurde, würde ich sagen… *g* :wink:

  8. Naja, ein arrogantes Arschloch und sexistisch bin ich ja auch; sagen Sie zumindest hin und wieder, Fräulein Pia. Und ne Stereoanlage steht auch hier im Wohnzimmer – beheizbar (das Wohnzimmer, nicht die Anlage) und garantiert ohne Regen.
    Wozu also den Herrn Williams?

    Sagten Sie mir nicht gestern, daß das Konzert nicht so dolle war? Oder war das eine Herr H-Besänftigungstaktik um mich ruhigzustellen?

  9. Ja, Herr H., darum bin ich ja nach Hause gekommen und nicht, wie Herr Williams die weiblichen Zuschauer aufforderte, in sein Hotel gefahren.

    Und besänftigen wollte ich sie nicht. Sie hätten sicher was zu meckern gehabt.

  10. @Pia:

    Gar nicht auszudenken, welche Geschichte hier heute zu lesen wäre, wenn Du Dich gestern gegen Herrn H. und für Herrn W. entschieden hättest.

    A propos: Irgendwie finde ich es erregend (a pervert I am), wenn Du und Herr H. Euch hier siezenderweise über Euren Abend unterhaltet.

    ocj

  11. Das ist französche. Das mit dem Siezen. Das tun auch der Präsident und seine Frau.

    Die RTL2-Nachrichten berichteten, dass Zuschauer enttäuscht/verärgert gewesen seine, weil sie kaum was sehen konnten, da es nur zwei Großbildleinwände gab.

    Das bestätigt meine Abneigung gegenüber solchen Großkonzerten. Man sieht nichts und ist darauf angewiesen, dass die geile Stimmung einem ein schönes Konzert und gute Erinnerungen beschert.

  12. Wir hatten bei Herrn Williams Bombenwetter, allerdings war der Gute erkältet. Und er lies sich „gesundpusten“. Er lobte das Publikum dann für den tollen „Blowjob“. Der Mann hat einen an der Klatsche, aber das macht wohl einen großen Künstler aus…

  13. Pingback: - DraMaticK -
  14. @Pia Es drängt sich der Eindruck auf, daß sich der Begriff „Massenkonzert“ nicht nur auf die Anzahl der Zuschauer pro Tag bezieht. Schon die Werbung am Anfang (5xHaarpflegeprodukte und T-Online) sind wohl ein Zeichen dafür, daß die umfassende Vermarktung für Herrn Williams wichtiger als das „individuelle Erlebnis“ für den Konzertbesucher ist.

  15. Werbung auf einem Konzert?

    Habe ich in etwa 50 Konzerten noch nie erlebt (OK, Farin Urlaub hat auf einem Ärzte-Konzert mal Werbung für Lümmeltüten einer bestimmten Marke gemacht. Weil sie angeblich am besten schmecken.). RW scheint auch da den Gipfel des Kommerz zu beschreiten.

    ocj

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