Wieso schreist Du so laut?
Du sagst, Du machst Dir Luft. Luft zum Atmen, zum Denken, zum Freisein. Aber was folgt nach dem Schrei? Du hast wieder Luft, atmest tief ein, spürst, wie Dein Herzschlag sich verlangsamt, Deine Hände aufhören zu zittern. Langsam sinkst Du am Türrahmen hinunter, verharrst in der Hocke und vergräbst Dein Gesicht in den Händen.
Nein, sie zittern nicht mehr. Sie ruhen warm und weich auf Deiner Haut. Haut auf Haut. Haut, die plötzlich feucht wird. Du spürst Deinen Pulsschlag, wie er durch Deine Hände sanft an Deine Wangen klopft. Du spürst, wie sich eine einsame feuchte Träne den Weg durch Deine Finger bahnt und dann lautlos und trotzdem tonnenschwer zu Boden fällt.
Manchmal muss man laut schreien, um wieder Luft für Tränen zu haben.
Der Schrei befreit den Geist. Die Tränen reinigen die Seele.
Ein Neuanfang … jedes Mal.
Viele Mensche können vergangene Emotionen durch Gerüche oder Musik nachfühlen. So präsent, wie sie damals waren, sind sie dann nicht, aber man erinnert sich. Die Worte sind mein Netz, mit dem ich in der Vergangenheit fische. Dann und wann gelingt es mir, eine fast vergesse Emotion so einzufangen. Das fühlt sich dann gut an.
[Aus der Kategorie: Emotionen mit Worten einfangen.]
ein ganz ganz großartiges stück zeitgeschehen in worten…respekt…die erinnerungen anhand von gerüchen diskutierte ich vor kurzen erst mit einer nicht mehr ganz so jungen lehrerin auf einem balkon mitten in berlin, die rauchgeschwängerte, sommerliche nachtluft erinnerte mich an einen nicht all zu lange vergangenen urlaub und die erdbeeren sie an die kindheit im garten ihrer großeltern…ich find es schön menschen kennen zu lernen und zu kennen die fähig sind erinnerungen, gedanken und gefühltes in worte zu fassen…
das kann ich sehr gut nachvollziehen. Und du hast es wie immer wundervoll beschrieben. Wennich doch auch nur soooooo gut schreiben könnte …