Eine Dankesrede

Ich bin vom 27.11.2006 bis 01.12.2006 nicht im Büro. In dringenden Fällen erreichen Sie mich unter der bekannten Handy-Nummer, Email-Adresse oder in meinem Blog.

In der Nacht auf den 27.11.1980 schneite es in Köln. Meine Mutter, mit einem dünnen Sommermäntelchen bekleidet, da die Ausmaße ihres Bauchs inzwischen ins Unermessliche gewachsen waren, fror bitterlich auf ihrem Wehen treibenden Spaziergang über die Zülpicherstraße. Einen Monat war ich zu diesem Zeitpunkt bereits übertragen, da die Ärzte der Meinung waren, am ursprünglich errechneten Geburtstermin, dem 24.10.1980, sei ich noch zu klein gewesen. Sie gaben meiner Mutter eine Spritze und die natürlichen Wehen verabschiedeten sich wieder. Einen Monat später also wurde man nervös. Wo blieb das Kind und wieso wollte es nicht mehr? Nach nervenaufreibenden 36 Stunden habe ich mich dann doch dazu herabgelassen, an der eingeleiteten Geburt teilzunehmen. Ich kam mit langen Fingernägeln und vielen Haaren auf die Welt und war einen sehr deutlichen Monat älter, als andere Neugeborene.

Während der Schwangerschaft diagnostizierten die Ärzte bei meiner Mutter eine hochgradige Fruchtwasservergiftung. Man riet ihr zu einem Abbruch der Schwangerschaft noch über den dritten Monat hinaus. Dies mit der Begründung, dass diese Schwangerschaft kein gesundes Kind hervorbringen könne und das Leben meiner Mutter gefährdet wäre. Sie ließ sich davon nicht beeindrucken und sagt: ich hab gewusst, dass es so richtig ist.

Meine Geschwister, damals 10 und 13, kaufen mir zur Geburt einen Plüschball von Steif, mit welchem sie mich im Krankenhaus erfreuen wollten. Mein Vater nahm ihnen diesen Weg, weil er der Meinung war, ich würde zu Schielen beginnen, wenn man mir diesen Ball ständig über das Gesichtchen halten würde.

Ich war kein einfaches Baby, litt unter Pseudokrupp und hysterischen Schrei- Weinkrämpfen. Ich denke, dass jedes meiner Familienmitglieder mich im Stillen gerne mal abgegeben hätte. Ich kann es ihnen nicht verübeln.

Heute, 26 Jahre später …

ich danke meiner Mama für alles, was sie je für mich getan hat. Für die Unterstützung, wenn ich Dinge tun wollte, die keiner außer mir zu verstehen schien und für ihr grenzenloses Vertrauen in einen Teenanger und später in eine junge Frau.
ich danke meiner großen Schwester, die wie eine Mutter für mich war und daher auch heute noch von mir liebevoll Mimi genannt wird.
ich danke meinen Bruder, für die vielen unanständigen Dinge, die er mir früh beigebracht hat: der ausgestreckte Mittelfinger, das Spucken auf die Strasse und natürlich auch die Schimpfworte. Ich erinnere mich so intensiv an ihn und wie er mit mir Fangen gespielt hat, obwohl er auszog, als ich erst fünf Jahre alt war.
ich danke meinem leiblichen Vater, dass er mich mit Sicherheit mit dazu gemacht hat, was ich heute bin. Stark und selbstbewusst.
ich danke meinem Ziehvater, für all die Liebe, Bemühungen und Hilfestellungen, die er mir ab meinem achten Lebensjahr zu Teil werden ließ.

Ich danke großartigen Menschen, ohne die ich nicht sechsundzwanzig Jahre alt geworden wäre oder werden wollte.

Und ich danke mir, dass ich so ein schnulziger und emotionsüberladener Mensch geworden bin. Das wollte ich heute einfach Mal loswerden.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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39 Gedanken zu „Eine Dankesrede

  1. Na, dann…. Happy Birthday – bei heute 16 Grad und Winter in weiter Ferne.
    Geniesse den Tag. Mein Tip – ein Besuch im Zoo. Haben Geburtstagskinder da nicht freien Eintritt?

    Am 27.11.1980 – puh, da war ich gute 5860 km weit entfernt von Deutschland. In südlicher Richtung….

  2. wunderbar geschrieben… herzlichen Glückwunsch, Pia, alles Gute und Liebe zu Deinem Geburtstag, geniesse Deinen Tag und lass Dich reichlich beschenken ;) und Dir gut gehen…
    Sarah

  3. Hui… das ist schön! Eine tolle Familie haben Sie.
    Deswegen 3 Glückwünsche auf einmal:
    1. Ihnen zum Geburtstag,
    2. Ihnen zu Ihrer tollen Familie,
    3. Ihrer tollen Familie zu Ihnen!

  4. Pingback: buntklicker.de
  5. *räuspertsichundsingt*:

    „Ja, ma han leva!
    Ja, ma han leva!
    Ja, ma han leva uti hundrade ar!
    Javisst ska han leva!
    Javisst ska han leva!
    Javisst ska han leva uti hundrade ar!
    Hurra! Hurra! Hurra“

    alles liebe und gute, mögen sich all deine wünsche und träume erfüllen!
    fühl dich gedrück, ich freu mich auf samstag.

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