Liebes Tagebuch,

viel zu lange habe ich Dich nun schon vernachlässigt, aber Du weißt ja sicher wie das ist. Stell Dir vor, seit geschlagenen drei Wochen laufe ich nun schon mit Turnschuhen durchs Leben. Drei Wochen, in denen mein Rücken immer schlimmer statt besser wurde. Ich weiß, ich sollte zum Arzt gehen. Ich weiß, eine Spritze und einmal Einrenken reichen völlig aus, um aus mir wieder ein schmerzfreien Menschen zu machen. Aber vielleicht brauche ich diesen Schmerz zurzeit, um mich ein wenig Selbstbemitleiden zu können. Nein, musst Du nicht verstehen. Frauen sind so.

Und dann wollt ich Dir von Leuten erzählen, die der Meinung sind sie können aus drei, vier oder auch mal fünf Sätzen ganze Psychoanalysen erstellen. Ganz besonders lustig sind die, die Dir dann direkt ihre Hilfe anbieten. Du fragst Dich bei was? Na, dabei Dein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Was dachtest Du denn?

Jedenfalls habe ich mir jetzt wieder vorgenommen Dich regelmäßiger zur Hand zu nehmen, um nieder zu schreiben, was mich so bewegt. Hauptsache raus rotzen, weißt Du? Der Rest sind Störgeräusche.

Ganz aktuell bewegt mich zum Beispiel die Frage, ob es jemandem peinlich sein muss, wenn er für etwas Sympathien entwickelt, mit dem er sich eigentlich zunächst sehr widerwillig und auch nur weil der Job es erforderte, auseinander gesetzt hat. Ja, ist ein komplizierter Satz, aber ich denke, wenn Du ihn zwei, dreimal liest, dann wirst Du wissen was ich meine.

Also dieser jemand hat sich beruflich mit einem Thema befassen müssen. Sehr detailliert sogar. Und nach und nach fand er das gar nicht mehr so schlimm, das Thema. Er hat neue Theorien und Denkanstöße entwickelt und zum Schluss eingesehen, dass er das doch irgendwie ganz toll findet, das Thema.

Dieser Gedanke führt mich dann wiederum zu unserer Gesellschaft, die so wahnsinnig gerne mit der Bratpfanne durchs eigene Heim läuft und alles nieder knüppelt, was nicht auf Spur läuft. Aber das wäre jetzt ein abendfüllendes Thema. In Anbetracht der Tatsache, dass es gerade Mal Mittag durch ist, hebe ich mir das für ein anderes Mal auf. Vielleicht schreib ich dann auch das böse Wort aus … Du weißt schon, das Thema, welches man laut Gesellschaft ganz schrecklich doof finden muss.

Hach. Schön, dass Du wieder da bist, liebes Tagebuch.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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