Beruf Mediengestalter – ein Resümee

Vor ein paar Jahren stand ich vor der Entscheidung einen Beruf zu erlernen. Mehr durch Zufall, als durch gezieltes Suchen kam ich auf den recht neu eingeführten IHK-Ausbildungsberuf Mediengestalter/-in für Digital und Printmedien. Diese Ausbildung kommt in vier Fachrichtungen daher, welche natürlich vor Ausbildungsbeginn festgelegt werden müssen. Da wären die Fachrichtungen Mediendesign, Medienoperating, Medienberatung und Medientechnik. Was die IHK selber zu diesen Ausbildungsberufen zu sagen hat, klingt wie ein Werbetext einer mittelmäßigen bis miesen Werbeagentur und ist dazu noch in allen vier Fachrichtung identisch.

Bearbeitung und Verarbeitung der konventionellen und neuen Medien. Längst haben neue IT-Techniken neben dem Kerngeschäft Print Einzug gehalten. Schlagworte lauten: Online-Publishing, Cross-Media-Publishing, digitale Produkttechniken bis hin zum Digitalprint. Vier Fachrichtungen: Medienberatung (kaufmännisch), Mediendesign (gestalterisch), Medienoperating (technisch-realisierend), Medientechnik (technisch-ausgabeorientiert). Die Inhalte der bisherigen Ausbildungsberufe Reprograf/-in, Reprohersteller/-in, Schriftsetzer/-in sowie Werbe- und Medienvorlagenhersteller/-in sind in diesem neuen Beruf integriert.

Nach meiner verkürzten Ausbildung zum Mediengestalter in der Fachrichtung Medienberater sowie nun mehr drei Jahren Berufserfahrung, sehe ich mich in der Lage, ein Resümee zu ziehen, welches durch diverse Gespräche mit Mediengestaltern aller Fachrichtungen eine gefestigte und leider nicht positive Meinung beinhaltet.
Vielleicht hilft dieses Resümee zukünftigen Auszubildenden, die mit dem Gedanken spielen, eben diesen Beruf zu erlernen.

Meiner Meinung nach wurde dieser Ausbildungsberuf mit dem Ziel auf den Markt geworfen, neue Ausbildungsstellen zu generieren, denn ein klar definiertes Einsatzgebiet für den Mediengestalter sucht man vergebens und kann ihn folglich überall dort einsetzen, wo „irgend was mit Medien“ gemacht wird. Druckindustrie, Werbeagenturen, Medien generierende Unternehmen – theoretisch. Am leichtesten lässt sich hier noch der Medientechniker zuordnen, welcher im Bereich Print z.B. für die Druckvorstufe zuständig ist. Er kann den Reprografen, Medienvorlagenhersteller etc. ersetzten. Also alles was ein Handwerk im Sinne des Wortes beinhaltet. Einen Medienoperator würde man im Volkmund wohl Programmierer ohne Studium nennen sowie den Mediendesigner als Grafiker ohne Studium bezeichnen. Handlanger, Zuarbeiter, wenn man böse sein will. Ein mit theoretischem Wissen aller vier Fachrichtungen vollgestopfter Auszubildender, der seine wahren Fähig- und Fertigkeiten und somit seine Skills selber entwickeln muss. Den Medienberater möchte ich an dieser Stelle gerne und aus eigener Erfahrung als das arme Schwein unter den Mediengestaltern bezeichnen. Seinen Job gab es vorher so noch nicht und auch heute, nach über sechs Jahren dieses Berufsbildes auf dem Markt, ist den wenigsten Betrieben und Unternehmen überhaupt bekannt, dass es so etwas gibt, wie einen Medienberater – den Marketing Manager ohne Studium.

Die eineinhalb Jahre, in denen ich immer mal wieder blockweise Unterricht an einer Berufsschule hatte, verbrachte ich mit einem andern Azubi zum Medienberater in einer Klasse voll von Mediendesignern und Medienoperatern. Wir lernten alle das selbe gefährliche Halbwissen, denn unsere Lehrer, die wahrscheinlich nicht wirklich freiwillig als Lehrer dieses Ausbildungsberufes fungierten, wussten selber nicht so richtig, was man uns eigentlich beibringen sollte. So hatten wir am Rande alle mal eine Hand voll Stunden Flash, HTML, Photoshop und andere Programme, die mir heute bereits wieder entfallen sind und deren Unterricht natürlich von Schülern, die diese Thema beherrschten, gehalten wurde – getarnt als Referate. Dafür wurde besondern viel Wert auf Fächer wie Deutsch oder Sozial- und Wirtschaftswissenschaften gelegt. Hauptsache man weiß am Ende seiner Ausbildung, wie eine Gewerkschaft funktioniert und wie die Unfallverhütungsmaßnahmen lauten. Denn, machen wir uns nichts vor, das Handwerk, den Beruf an sich, erlernt man im Ausbildungsbetrieb – theoretisch.

Ein Ausbildungsbetrieb für Mediengestalter braucht vor allem eins: einen Auszubildenden. So gab es Leute, die in Firmen ihre Ausbildung absolvierten, in denen die reine Existenz einer Firmeneigenen Webseite bereits dazu berechtigte, diesen Beruf auszubilden. Unnötig zu erwähnen, dass es folglich auch niemanden gab, der den Auszubildenden ausgebildet hätte. Und so wird ein Mediengestalterazubi, egal welcher Fachrichtung, binnen kürzester Zeit zu einer vollwertigen, aber mies bezahlten Arbeitskraft.

Verstehen sie mich nicht falsch, immerhin habe auch ich diesen Beruf erlernt und maße mir an zu behaupten, ihn gut zu machen. Allerdings ist auch nur das zu meinem Beruf geworden, was ich daraus gemacht habe. Denn auch mit viel Recherche finde ich keine Definition davon, was denn nun wirklich die Aufgabenbereiche eines Medienberaters sind. Medien- und Marketingkonzepte entwickeln, formulieren, verkaufen, planen und managen? Ja, durchaus, aber wussten Sie, dass andere Leute sehr viele Jahre studieren müssen, um eben genau diese Tätigkeiten auszuüben? Ein Mediendesigner, ob nun für Digital- oder Printmedien, soll Webseiten, Werbeanzeigen, Logos, Broschüren und so weiter kreieren, gestalten und zur Produktion aufbereiten. Aber wussten sie, dass andere Leute jahrelang studieren müssen, um sich Diplom Designer schimpfen zu dürfen? Das Beispiel lässt sich natürlich auch auf die übrigen Fachrichtungen anwenden.

Aus der Sicht eines studieren Medienmenschen – um es mal rotzig zu sagen – sind Mediengestalter die Leute, die ihnen die Jobs wegnehmen, weil sie erstmal günstige Arbeitskräfte sind. Der Markt ist binnen weniger Jahre mit ausgebildeten Designern und Programmieren überschwemmt worden, die den studierten Fachleuten wie Heuschrecken die Job wegfressen. Klar, so ein Studium soll sich ja auch rentieren. Wer will da schon für einen Hungerlohn Image-Broschüren gestalten? Aber die Unternehmen sind auch nicht dumm, wissen sie doch, dass ein engagierter Mediendesigner für weniger Kohle genauso gut mit Photoshop oder Corel Draw umgehen kann, wie ein Diplom Designer.

Aus der Sicht der Mediengestalter sieht das alles aber leider ganz anders aus. Hier wird erstmal deutlich, wie überschwemmt der Markt wirklich ist. Wie wenige Jobs es letztendlich doch für den fertig ausgebildeten Mediengestalter an sich gibt. Da hatte die IHK vor ein paar Jahren mal ne nette Idee. Wir erfinden einfach einen neuen Ausbildungsberuf, den jeder Betrieb irgendwie für sich gebrauchen kann. Als günstigen Auszubildenden wohlgemerkt. Noch dazu kann man diesen Ausbildungsberuf den ganzen jungen und perspektivenlosen Schulabgänger ja ganz einfach schmackhaft machen. Eine Eins in Kunst qualifizierte da jemanden mal schnell zum Auszubildenden als Mediendesigner. Oder das hobbymäßige Erstellen der eigenen Clan-Page zum Medienoperater. Sie haben gerne Kontakt mit anderen Menschen, sind wortgewandt und kreativ, haben aber zwei linke Hände? Kein Problem, dann werden sie doch Medienberater. Was folgte waren überfüllte Mediengestalterklassen. Und jedes Jahr wurden mehr Klassen ins das neue Ausbildungsjahr geschickt. Dass die ersten zwei Ausbildungsjahre in diesem Beruf den Markt aber eigentlich schon gesättigt haben, dass wurde im BIZ mal gerade unter den Tisch fallen gelassen.

Das erfinden eines neuen Ausbildungsberufs beinhaltet nicht automatisch, plötzliche und aus heiterem Himmel zu Tausenden unbesetzte Arbeitsstellen, liebe IHK.

Ein weiterer Wehrmutstropfen auf meiner Medienberaterseele ist wohl der, dass sich der Beruf des Medienberaters von allen Vieren am wenigsten durchgesetzt hat. Die Unternehmen wissen einfach nicht, wieso sie so jemanden brauchen, gibt es doch genug arbeitslose BWLer, die jahrelang studiert haben, am besten noch mit Schwerpunkt Marketing, und daher eine SWOT-Analyse im Schlaf anwenden können. Dass so eine SWOT-Analyse letztendlich nur für die Menschen praktikabel ist, die des Einsetzens des eigenen logischen Verstandes nicht mächtig sind, verschweige ich an dieser Stelle mal. Ich verschweige lieber auch, dass Medien und Marketing viel mit Bauchgefühl zu tun hat, mit Gespür und Menschenkenntnis. Dass Kommunikation einer der wichtigsten Bestandteile überhaupt ist und nein, sorry, so was lernt man nicht im Studium. Aber so ein Unternehmen, dass geht natürlich davon aus, dass man in einem mehrjährigen Studium viel mehr lernt, als in einer schnöden, dreijährigen Ausbildung, zu der man NUR einen Realschulabschluss vorweisen muss.

Und wissen sie was? Recht haben Sie! Denn ein Mediengestalter lernt erstmal nix, wenn er sich auf das bisschen Berufsschule und den Ausbildungsbetrieb verlässt, welcher im Regelfall keine Kapazität frei hat, die sich neben einen vor den PC setzt und ein paar Handgriffe und Kniffe zeigt. Oder jemandem, der sich mit einem Hinsetzt und Kundengespräche simuliert. Der Mediengestalter ist auf sich alleine gestellt, in den meisten Fällen. Er braucht dieses natürliche Interesse an seinem Job, die Neugier und den Elan sich viel Theorie anzulesen und dann praktisch auszuprobieren, bis es geht. Ich habe viele Mitauszubildende erlebt, die ihre Ausbildung frühzeitig hinwarfen, weil da keiner war, der sie an die Hand nahm. Ja, so funktioniert das leider nicht.
Ich weiß, dass mein Wissen zu großen Teilen aus Machen, Machen, Machen resultiert. Fachliches Wissen über Druck- und Produktionsabläufe habe ich von älteren Kollegen beigebracht bekommen, im Agenturalltag. Und wissen Sie was? Ich bin fit in meinem Job, ich hab Know-how im Bereich der Digital- und Printmedien. Und warum? Weil ich diesen Job liebe, weil Medien und Marketing meine Leidenschaft sind. Weil ich nichts anderes machen wollte, als kreativ und produktiv zu gleich zu sein. Es gibt nichts Schöneres, als eine Idee zu haben, sie zu skizzieren, zu präsentieren und danach auf den Weg zu bringen. Es gibt nichts Schöneres!

Aber verdammt, zum Schluss steht auf einem Blatt Papier, dass ich Mediengestalter für Digital- und Printmedien, Fachrichtung Medienberatung bin. Ein Beruf, den keine Sau kennt und den daher auch augenscheinlich keine Sau braucht. Hätte ich den Arsch nicht hochbekommen und Eigeninitiative gezeigt, säße ich jetzt mit einer Ausbildung auf der Straße, für welchen es eigentlich gar keinen Markt gibt. Und darum, liebe zukünftige Auszubildende, überlegt Euch dreimal, ob das wirklich ein Beruf für Euch ist. Egal, ob Euch der Typ bei der Berufsberatung auf Grund Eurer Eins in Kunst für den geborenen Mediendesigner hält. Oder auf Grund Eurer eigenen Homepage für einen begnadeten Medienoperator. Oder auf Grund eines ausgeprägten, verbalen Kommunikationsdrangs, als den Inbegriff des Medienberaters deklariert.

Bei einer kleinen Befragung von Mediengestaltern stellte sich im Groben und Ganzen eine Bestätigung meiner Meinung und Theorien dar. Manche wählten den Ausbildungsberuf Mediengestalter, um ihr bereits vorhandenes Können schriftlich belegen zu können. Eigentlich keiner der Mediengestalter, die sich bei mir meldeten, arbeitet heute in genau der Fachrichtung, in welcher er damals ausgebildet wurde. Auf Grund der Meinungen und Erfahrungen anderer Mediengestalter sowie meiner eigenen Erfahrung ziehe ich für mich folgendes Fazit:

Mediengestalter ist kein Beruf. Mediengestalter ist eine inhaltslose Hülle, die Ihr selber füllen müsst. Mediengestalter ist genau soviel, wie Ihr daraus macht. Egal, in welcher Fachrichtung!

Abschließend bleibt zu sagen: Kinder, lernt lieber was Vernünftiges.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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25 Gedanken zu „Beruf Mediengestalter – ein Resümee

  1. Bleibt die Frage, was „was vernünftiges“ ist…?

    Als ich anfing, mich im Werber- und GrafikerUmfeld herumzutreiben gab es noch den Druckvorlagenhersteller.
    Ich hab im Praktikum noch ne Reprokamera bedienen gelernt und damals schon gehört, man müsste das Berufsbild aber mal neu definieren. Da stände in der Beschreibung quasi noch etwas von Bleibuchstaben auf Holzstegen.
    Die Ausbildungen hätten mit dem Alltag nichts zu tun, und wenn ich mal „in der Grafik“ arbeiten wolle, dann müsste ich „Grafikdesign studieren“.

    Von daher wirkte es schon schlau, dass ein – oder auch mehrere neue Berufsbilder entwickelt wurden.

    Damals(TM) gab es in den Köpfen glaube ich noch eine ziemliche Unterscheidung zwischen den Kreativen, die studiert hatten und sich um die Gestaltung kümmerten und denen, diees dann umsetzten – früher eben Setzer und Druckvorlagenhersteller.

    Leider hat dann die Berufsrealität das alles mal wieder links überholt, alle machen am Computer alles selbst und in einem Arbeitsgang und die studierten müssen auch was von Druckabläufen wissen und müssen reinzeichnen können (was ich oft erlebt habe, dass sie das absolut nicht können) und die Handwerker müssen sowieso auch kreativ sein, weil: dann kann man die teuren studierten gleich weglassen.

    Bleibt als Ergebnis, dass insgesamt die Qualität sinkt, weil alle etwas tun müssen, wozu sie nicht ausgebildet sind. Und weil über den Preis entschieden wird, wer den Job macht und nicht über Qualifikation oder gar Qualität.

    Und als Fazit: Egal, was man macht – man muss es sich eh selbst beibringen. Wenn man nicht interessiert ist, bleibt man liegen. Ist wohl so.
    Und wenn man nicht flexibel ist auch.
    Ich kenne jemanden bei einer großen Hamburger Agentur (ja, bei einer von den! Hamburger Agenturen), der hat Mediengestalter gelernt und dann nach der Ankunft in HH gemerkt, dass er seine komplette Ausbildung wegschmeissen kann.
    Hat er dann auch gemacht und weil er nicht auf den Mund gefallen ist, ist er jetzt Texter. naja, hätte man schneller haben können :(

    Gut, dass ich eh nix gelernt habe :-)

  2. Also ich befinde mich im 3. Ausbildungsjahr. Was die Berufsschule angeht, muss ich dir vollkommen recht geben. Ich hab schon immer Grafiken gemacht usw. deswegen, musste ich eine Art Beruf erlernen, der das fördert. Als Realschulabsolvent, hab ich keine Chance auf ein Studium, also bleibt nur noch der Mediengestalter.

    Und Job’s werden gesucht, zumindest wenn man sich in einschlägige Jobwebseiten tümmelt, und man bereit ist „mobil“ zu sein.

  3. Eigentlich sagt Christian auf den Punkt ziemlich genau das, was ich meine:

    Bleibt als Ergebnis, dass insgesamt die Qualität sinkt, weil alle etwas tun müssen, wozu sie nicht ausgebildet sind. Und weil über den Preis entschieden wird, wer den Job macht und nicht über Qualifikation oder gar Qualität.

    Und genau das ist wiederum schon eine Antwort auf ritmans Meinung, es gäbe ausreichend Jobs. Qualität und Quantität stehen hier nicht in einem ausgeglichenen Verhältnis.

  4. Man merkt eigentlich recht schnell, dass man für zu niedrige Honorare nicht arbeiten kann. Aber es wachsen halt zu schnell Leute nach, die meinen es doch billig machen zu können. So entsteht bei den Kunden der Eindruck, Designleistung wäre zu teuer. Weil er immer nur die günstigen Angebote sieht und nicht, dass die Personen (Studis, die mal eine Website machen) dahinter sehr schnell wechseln.

    Es gilt halt immer noch:

    Von den drei Eigenschaften „gut“, „schnell“ und „nicht teuer“ gibt es immer nur zwei auf einmal.

  5. Mein Mitbewohner studiert an einer Medienhochschule. Der meint auch, dass sich ein Großteil der Studenten dort aus mit ihrer Ausbildung unzufriedenen Mediengestaltern rekrutiert.

    Bei den aktuellen IT-Berufen (Fachinformatiker, etc.) siehts aber leider auch nicht besser aus. Da will man die eierlegende Wollmilchsau heranzüchten – das omnipotente IT-Universalgenie. Dass das leider dazu führt, dass die Azubis von allem etwas, jedoch nix richtig können, wird dabei gerne unterschlagen.

    Ich selbst habe vor dem Studium ein zweijähriges Berufskolleg absolviert. In der selben Schule wurden auch Mediengestalter ausgebildet. Der Run auf diesen Ausbildungsberuf war gigantisch – das war 1998. Laut meines Mitbewohners ist das auch immer noch so.

    Die Geschichte mit dem Ausbildungsberuf, den da draussen im Firmenalltag keine Sau kennt, kann ich auch gut nachvollziehen. Als kleinen Bonus zur Fachhochschulreife gabs bei meinem Berufskolleg nämlich eine abgeschlossene Berufsausbildung als „Technischer Kommunikationsassistent“. Bin mal gespannt, wie viele der Leser hier von dem Beruf schonmal was gehört haben ;)

  6. Ich schließe mich Dir an. Ich habe vor 5 Jahren meinen MG-Abschluss in einer winzigen Firma, die sich Agentur schimpfte, absolviert. Wenigstens hat man uns dort Zeit gegeben uns alles selber beizubringen. Denn meine Ex-Chefs und Ausbilder waren Ingenieure und hatten von Grafik-Design keinen blassen Schimmer.
    Als bei der Zeugnisübergabe der IHK (Köln) der nette Vorsitzende die Betriebe lobte, die im folgenden Jahr wieder 2000 Stellen zur Verfügung stellen wollten – von unserem Jahrgang aber nur ca. ein Viertel übernommen wurde – buhten die Absolventen und verließen den Saal.
    Ich kenne, nebenbei bemerkt, aus den o.g. Gründen auch so einige MGler, die sich aus Scham offiziell Grafiker nennen.

  7. Hallo, also, ich hab, wie du weißt absolut keine erfahrung mit Ausbildungen/Ausbildungsbetrieben usw., kann deswegen schlecht beurteilen, wie das alles so läuft. Aber dein Beitrag hat mich in meinem Vorhaben auf jeden fall zu studieren definitiv bestätigt. Auch wenn du sagtest, dass es im Bereich „was mit Medien“ egal ist, ob studiert oder nicht, da viele Unternehmen eh nur nach dem Geld gehen. Ich hoffe mal, dass das nicht in allen Berufen so ist. Ich weiß bis jetzt noch nicht, was ich „später“ mal machen will(beruflich), geschweige denn, was ich studieren soll, hab aber auch noch 2,5 Jahre Zeit mich zu entscheiden. Das was du geschrieben hast, hat die Wahl allerdings wieder etwas eingeschränkt. Danke.

  8. Man glaubt es kaum, ich bin ausgebildeter Medienoperator und arbeite in genau diesem Bereich. Womit ich vermutlich die berühmte „Ausnahme“ bin.

    Die wenigsten haben das Glück, einen Ausbildungsbetrieb zu finden, der sich kümmert und das Lehren als solches ernst nimmt. Wer dann seine Ausbildung nicht selbst in die Hand nimmt, kann es auch gleich lassen.

  9. Ich darf oder muß gerade entscheiden, ob wir eine studierte Mediengestalterin einstellen. Wenn ich das großartig geschriebene Resumee hier lese fällt mir fast ein Stein vom Herzen. Ich dachte, nur ich wäre zu blöd zu verstehen, worum es da überhaupt geht. Der Studienplan liest sich wie alles und nichts. Dazu ist das ganze an der pilosophischen Fakultät angesiedelt…

  10. Den Abschließenden Worten kann man zustimmen, man bekommt in diesem Beruf das, was man daraus macht. Darin kann der Untergang oder auch eine Chance stecken, je nachdem, was für ein Typ man eben ist. Man kann sagen, dass Mediengestalter ein toller Beruf für Autodidakten ist. Es gibt ja eigentlich jegliches Wissen im Netz, das Lernen ist also möglich. Für Leute, die einen kleinen Anschub von außen brauchen, ist der Beruf aber sicherlich nicht zu empfehlen. Der Beruf »Mediengestalter« wurde nicht geschaffen, um mehr Ausbildungsplätze zu generieren. Er hat einfach nur das Berufsbild des Schriftsetzers und das des Reprografen abgelöst, was durchaus ok war. Aufgrund der trendigen Berufsbeschreibung und der kurzzeitig ganz guten Aussichten hat er sich dann leider schnell zum Renner entwickelt. Die »Arbeitsagenturen« haben immer gerne dieses Berufsbild aus der Tasche gezogen, weil es sich einfach gut liest und jeder noch so trantütige Ausbildungsplatz-Anwärter beim Lesen ein Funkeln in den Augen bekommen hat. Viele Kids hören halt nur das Wort »Medien« und finden das cool, ohne sich klar zu machen, dass da Arbeit dahinter steckt und das man dafür auch Mathe und Deutsch können muss.

  11. also klarer und ehrlicher hätte man es echt nicht sagen können! gebe dir voll und ganz recht – aus meiner azubiklasse arbeitet glaub ich einer noch als mediengestalter (allein der name, lässt kenner heutzutage schon schmunzeln) – was der macht, kann er aber selbst nicht beschreiben – es fängt immer irgendwie mit „kaffee kochen“ an ;-) ich hoffe, dein beitrag wird oft gelesen, und hilft verwirrten zehnklässlern und erst recht abiturienten, die sich lieber nochmal ihre plan-b-broschüre genauer ansehen sollten. ansonsten kann ich nur raten, praktikum machen und nicht erwarten, dass es mehr wird! viele grüße_simsala

  12. das hört sich ja klasse an :((((, war gerade dabei eine bewerbung zu schreiben um eine ausbildung zur „fachkraft für mediengestaltung“ in einem großen naturwissenschaftlichen institut zu machen, aber anscheinend sind die perspektiven ja eher bescheiden!

    :( schade

  13. nach meinen erfolglosen Studium in einer völlig anderen Fachrichtung bin ich seit 6 Monaten eine schulisch ausgebildete Mediengestalterin für Digital-und Printmedien in Fachrichtung Medienberatung-IHK.
    Zwar hatte ich während meiner Ausbildung 6 Monate Praktikum aber in meiner Ausbildung ging alles eher um die Fachrichtung Mediendesign. In meinen Praktikum habe ich hauptsächlich Anzeigen gestaltet. Jetzt steh ich da und bewerbe mich auf Jobs die so heißen wie Layouter, Grafiker, Marketingassistent und Mediengestalter. Doch keiner will mich. entweder ich bin zu alt, 31, oder einfach nicht Fachrichtung Design oder hab kaum Berufserfahrungen. Ich bewerbe mich auch auf Praktikumsplätze, doch auch hier wollen sie schon Berufserfahrungen oder ein laufendes Studium. Hab ich beides nicht.
    Tja und mit Medienberatung findet man nur Jobs die Mediaberater heißen und das sind im Grunde nur Anzeigenverkäufer und dafür brauchste nicht die Mediengestalterausbildung, da reicht auch ne kaufmännische Ausbildung. Ich würde auch jeden abraten die Fachrichtung Medienberatung zu nehmen. Mich haben sie damit bekommen, dass sie mir gesagt haben, dass man als MB überall unterkommen kann, also garantiert einen Job bekommt. Ich warte noch!
    Ich steh auf die Kombi Marketing / Non-Printdesign aber da gibt es keinen Arbeitgeber der mich nimmt, so unstudiert wie ich in diesen Bereich bin.
    Hab ätzend viele Bewerbungen mit Arbeitsproben verschickt, habe Personalvermittler und bin in Jobbörsen vertreten. Nix.
    Selbstständig machen ist für einen non-printer eher schlecht. Das klappt nur im digitalen Bereich, tja und da bin ich nicht so fit ausser mit Flash mit sehr geringen AS-Kenntnissen.
    Vielleicht haben ja die, die trotz allem einen Job gefunden haben einen Tipp für mich.

  14. Hallo ihr alle,
    ich bin jetzt 15 und gehe in der 10.Klasse um mein Realschulabschluss zu machen.Nächstes Jahr werde ich meine Ausbildung machen.Allerding weiß ich noch nicht was ich machen soll,ich dachte eher so an Mediengestalterin…Könntet ihr mir sagen welchen Abschluss man dafür braucht und ob dieser beruf auch das richtige ist??

    Danke im voraus LG ELLen

  15. ich habe eine sehr wichtige frage..

    ich bin im moment noch auf der realschule, mache meine mittlere reife und gehe danach aufs gymnasium um mein abi nachzumachen..

    danach möchte ich entweder studieren oder gleich eine ausbildung zur mediengestalterin für digital-und printmedien machen…

    frage: was muss ich studieren?also welche richtung?

  16. @die.da:

    ich denke wenn du dich mal ein bisschen über den Beruf informiert hättest dann wüsstest du in welche Richtung!!!

    Außerdem für was studiern für diesen Beruf?

    Ich habe in ungefähr einem Jahr meine Ausbildung hinter mir.
    Und ich bin wohl eine Ausnahme!!!
    Den ich habe mich damals mit meinem nur „Hauptschulabschlusszeugnis“ beworben, wurde genommen und werde gut bezahlt.
    Naja außer in der Schule ist es halt so wie ihr schon sagt… die Lehrer wissen einfach nicht was sie unterrichten sollen.

    (Allerdings kann es daran liegen, dass mein Bruder Webdesigner ist.)

  17. Lustig, nur wenige Wochen später unterschrieb ich meinen Ausbildungsvertrag zur Mediengestalterin Digital und Print Beratung und Planung – die IHK musste wieder was neues kreieren ;)

    Arbeite tatsächlich heute noch in diesem Betrieb (Druckerei), Bereich Kalkulation und Auftragsbearbeitung. Und musste noch nie irgendwas präsentieren – zum Glück xD

    Geheiratet habe ich einen der seltenen Medientechniker, hihihi …

    Dein Text wäre also zur richtigen Zeit gekommen, nur habe ich ihn erst 11 Jahre später entdeckt. Schade. Trotzdem danke für die großartige Zusammenfassung.

    PS: Die studierten können dafür keine druckfähigen PDFs schreiben :P

  18. Hallo zusammen,

    ich bin einer von denen, die noch „Schriftsetzer“ gelernt haben und habe meine Gesellenprüfung noch mit Blei gemacht. Ich war bei denjenigen, die das noch machen konnten, danach war Schluss mit Bleisatz in der Ausbildung und auf dem Berufsmarkt sowieso. Danach war ich dann Fotosetzer, Druckvorlagenhersteller, Reinzeichner, Mediengesalter usw. usw.
    Seit Mitte der 90er Jahre, bin ich, da ja im Jahr 1960 geboren, auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar. Geld verdienen muss ich trotzdem und Hartz IV war und ist für mich keine Alternative.
    Du hast mit deinem Artikel zum Großteil recht und ich denke der „Mediengestalter Fachrichtung Medienberater“ ist unnötig wie ein Kropf.
    Ich habe meine Prüfung, als einer der wenigen, noch unter der Haube der Handwerkskammer gemacht. Da Schriftsetzer ein gut bezahlter Handwerksberuf war. Schlimm finde ich, dass die Arbeitsämter, in Zusammenarbeit mit den IHKs, Massen von Mediengestaltern, sozusagen auf dem zweiten Bildungsweg ausgebildet haben, ohne dass da wirklich Bedarf war. Die haben sich dann einen Computer, Scanner und Farbdrucker gekauft und haben auf Werbeagentur gemacht. Die hatten beruflich wenig Erfolg, mehr Erfolg hatten Sie damit, dass sie Leuten wie mir, die sich als „Ich-AG“ oder Freiberufler ihr Geld dann verdienen mussten, die Kunden weggenommen haben und die Preise dermaßen verdorben haben, dass mit diesem Beruf heutzutage kein Lebensunterhalt mehr zu verdienen ist. Zugegeben, es gab hie und da ein paar Talente, die auch als Designer gut waren, doch waren das Ausnahmen.
    Genauso ist das mit Fort- und Weiterbildungen in Richtung WebDesigner, die ich dann wohl oder übel auch gemacht habe. Was man dort lernte war nicht genug, um sich ernsthaft zu bewerben. Ausnahmen waren die Leute, die sich von vorher damit beschäftigt hatten und die Weiterbildung gemacht haben, um eine Berufsbezeichnung/-titel dann führen zu können. Für die waren diese Weiterbildungen meist nur noch die Kirche auf der Torte. Andere, die schon älter waren, waren meist damit überfordert und haben das Webdesignen hinterher wieder gelassen. Mir hat es ein wenig geholfen, aber Webseiten programmieren ist mir heute noch ein Greuel. Das ist nich meine Welt. Meine Welt ist Typographie und Satz.
    Typographie bezahlt heute niemand mehr, das ist ja Qualität. Und Satz wird heute mit Buchstabenverwaltungsprogrammen wie „La Tex“ gemacht. Als Dienstleister in der Buchbranche bekommt man 2 Euro pro Seite. Wo soll man da Qualität produzieren? Um qualitativ hochwertigen bibliophilen Satz zu machen, muss man ein Buch fün, sechs, sieben, acht mal von vorne bis hinten durchgehen, einzelne Zeilen sperren oder spationieren, Hurenkinder und Schusterjungen bereinigen, schlechte Trennungen entfernen und einen schönen Zeilenfall bekommen. Für 2 Euro pro Seite? Da kommt man „never ever“ auf ein lohnendes Entgelt.
    Es ist so traurig, dass DIE Erfindung des zweiten Jahrtausends (Gutenberg wurde zum Millenium-Mann gekürt) so vor die Hunde gegangen ist. Jeder will schönes Design. Grafiker können gut gestalten haben aber oft kein Sinn für Typographie, was auch Gestaltung ist aber mit Buchstaben und nicht nur mit Bildern und Farben.
    Ich habe mich in letzter Zeit dem Texten und Schreiben zugewandt. Das bringt auch nicht viel Geld, hat aber auch mit Buchstaben zu tun. :-(

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