Danke für das Wir

Sieben Jahre sind wir schon ein WIR. Eine Partnerschaft, Lebensgemeinschaft. Natürlich gingen wir nicht sieben Jahre lang auf Wolke 7 spazieren. Natürlich haben wir uns nicht sieben Jahre angehimmelt und uns ewige Liebe geschworen. Natürlich nicht. Aber selbst in den schwierigen Momenten, in denen wir uns vielleicht sogar lieber aus dem Weg gegangen sind, haben wir einander vermisst. Die Wut auf den anderen konnte noch so groß sein. Die kleinsten Erlebnisse brachten sofort wieder den Wunsch mit, dem anderen davon erzählen zu können.

Wie ein Fluch – oder ein Segen – spielten sie immer wieder unser Lied im Radio, wenn wir schweigend nebeneinander im Auto saßen und den anderen gerade alles andere als toll fanden. So, wie ein Stups in die richtige Richtung, der uns sagen will, dass wir schon so verdammt viel zusammen erlebt haben, dass wir geliebt und gelitten haben. Dass wir einander kennen und seit sieben Jahren im selben Takt ticken.

Es ist furchtbar alleine im gemeinsamen Bett zu erwachen, weil Du auf irgendeinem Lehrgang bist. Es ist schrecklich in der Fremde alleine aufzuwachen, weil ich auf irgendwelchen Fortbildungen bin. Außer mir ist dann noch dieses Etwas im Raum, dass mich bedrängt und mir das traurige Gefühl gibt, dass etwas fehlt. Dass Du fehlst.

Oft haben wir gesagt, wir seien wir zwei Duplo-Steine, die perfekt ineinander passen. Dass Du der obere Stein sein willst hat mich nie gestört, es hat mich eher zum Schmunzeln gebracht, wusste ich doch, wie zweideutig Du es meinst. Überhaupt sind dein Humor und dein Sarkasmus etwas, für das ich Dich nur lieben kann. Diese kleinen fiesen Witze, die wir uns nur gegenseitig erzählen können, weil andere sie nicht verstehen würden. Manchmal reichen Blicke, um in schallendes Gelächter auszubrechen. Manchmal reichen diese kleinen Spitzen, die wir uns zuwerfen, um die Schmetterlinge zu spüren, die sich nach sieben Jahren auch mal ausruhen und dennoch da sind.

Das schöne an uns ist doch, dass wir realistisch sind. Dass wir wissen, dass das, was wir haben, ein Geschenk ist. Eine Zimmerpflanze, wie in dem Buch, dass Du mir jüngst geschenkt hast, weil ich zwar ein grünes Herz, aber keine grünen Daumen besitze. Du weiß, wie sehr es mich rasend macht, etwas nicht hinzubekommen. Auch wenn es nur um die korrekte Pflege eine Zimmerpflanze geht. Deine Hilfe kommt immer dezent, aber rechtzeitig. Du lässt mich zwar stolpern, aber hebst mich dann auch wieder auf. Du lässt mich Ich sein.

Du weißt um meine Begeisterungsfähigkeit. Und Du lässt mich begeistert sein, denn Du weißt ganz genau: das geht vorbei. So, wie damals mit den Hello Kitty Taschen. „Du hast doch schon fünf“, hast Du gesagt und gegrinst. „Später ärgerst Du Dich, wegen der Kohle, die Du dafür rausgeworfen hast“, hast Du ergänzt und belustigt wahrgenommen, wie ich Dir mit Händen und Füßen versichert habe, dass es nicht so kommen wird – und es dann doch so kam.

Trotz all des Wissens um uns und unsere Beziehung hatte ich im wohl wichtigsten Moment unserer Beziehung Angst, keinen Ton herauszubekommen. Nicht, weil ich nicht wollte, was wir taten, sondern aus Angst, Dich zu enttäuschen. In diesem Moment oder in späteren. Dein „Ja“ kam hingegen zackig, klar, deutlich. Aber Deine Hände waren feucht. Ich weiß, dass Du nicht wirklich so gefasst warst, wie Du nach außen wirktest.

Dann war ich dran und trotz trockenem Hals und feuchter Hände war mein „Ja“ so laut und deutlich, wie es nur sein konnte. Ein so kleines Wort. Eine so große Bedeutung. Kaum etwas habe ich je so ernst gemeint, wie dieses „Ja“.

Jetzt sind wir verheiratet. Im verflixten siebten Jahr haben wir uns nun doch getraut. Und es fühlt sich tatsächlich ein bisschen anders an, als vorher. Noch vertrauter. Noch besser.

Und während ich diese Zeilen schreibe – man mag es nun glauben oder nicht – läuft wieder unser Lied im Radio. So, als wüsste da oben jemand ganz genau, dass ich gerade mit meinen Gedanken bei Dir bin. Bei uns.

Danke für den „unser Song“
Danke für das Fallenlassen und wieder aufheben
Danke für alles
Danke für das WIR

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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21 Gedanken zu „Danke für das Wir

  1. Sehr schöner Text, wirklich sehr schön. Du hast die perfekten Worte gefunden die mir manchmal fehlen.
    Diese Kleinigkeiten, die so wertvoll sind.

    Wünsche euch für die Zukunft nochmal alles alles Gute!
    Mal schauen wenn es bei mir soweit ist, wir sind auch schon 5 Jahre zusammen :)

  2. Bravo! (Ich muss weinen) Wundervoll in Worte gefasst! Denn es gibt im Leben doch nichts Schöneres als das „Wir“!

    (Herzlichen Glückwunsch übrigens nochmal nachträglich zum „ja“.)

  3. Wichtig finde ich, dass nicht aus Verlegenheit, oder um die eingeschlafene Beziehung zu retten, geheiratet wird.

    Was für ein Sender spielt seit sieben Jahren regelmäßig das gleiche Lied?

    Und das mit dem oberen Stein erinnert mich an einen Woody Allen-Film: Papa, wer hat bei uns zu Hause das sagen? – Das fragst Du noch? Ich natürlich. Mama sagt nur was gemacht wird. :-)

  4. Lieben Dank für die netten Worte :)

    Marc: aus Verlegenheit heiraten? Beziehung retten? Ich glaube für eine bröckelnde Beziehung ist eine Heirat wie ein Genickbruch aber ganz sicher keine Rettung …

  5. Dankeschön für diesen schönen Artikel!!!
    wirklich schön geschrieben und jeder kann sofort sehen, dass sich hier topf und deckel gefunden haben. ich wünsche euch nur das beste!

  6. *seufzt*

    Hut ab, für diese tolle Liebeserklärung, Frau P.!

    Könnten „wir“ sein, „wir“ sagen nämlich dieses Jahr auch „ja“ – weil aus Liebe und so… ;)

  7. Ich schreibe ja nicht viele Kommentare, egal auf welchen Seiten. Aber das war wirklich ein zu schöner Text, um ihn einfach unbeglückwünscht liegen zu lassen. Allerbeste Glückwünsche also von mir, nachträglich!

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