Geständnisse #2

Eben, beim Durchforsten alter Textstücke auf meinem PC, stolperte ich über ein Dokument, welches die Geschichten eines meiner Alter-Egos enthielt. Beim Lesen dachte ich mir, dass ich wohl keinen von diesen Texten jemals wieder irgendwo hin schreiben kann, weil man sofort erkennen würde: ah, die Pia war also die X. (wobei ich ausdrücklich betonen möchte, dass ich nicht Belledejour bin, war oder je sein werde!!!)

Ja, ich gebe hiermit öffentlich zu, dass ich mal anonym fremdgebloggt habe. Es war damals für mich eine Art Test, weil ein bestimmter Kreis erlauchter Blogger mehrfach verlauten ließ, dass man mich – und das was ich schreibe – nicht ernst nehmen könnte. Von wegen junges, unerfahrenes Huhn und so. Folglich erschuf ich ein Alter-Ego, das eindeutig weiblich war, aber dessen Alter nicht bekannt war. Dann begann ich zu schreiben, verlinkte die besagten erlauchten Blogger (um durch Klicks Aufmerksamkeit zu generieren) und siehe da … es dauerte rund 2 Wochen bis das Blog von einer großen Anzahl dieser verlinkten Blogger geblogrollt und ganz offiziell gelesen wurde. Es gab sogar welche, die Linktipps setzten und Texte zitierten. Es war mehr als überraschend, wie schnell man als völlig neues und unbekanntes Blog „nach oben“ stoßen kann.

Irgendwann wurde mir das ganze aber zuviel. Es ist durchaus anstrengend sein eigenes Blog zu füllen und dann noch ein weiteres Fiktives annähernd regelmäßig mit neuen Geschichten zu bestücken. Ich ließ also ein wenig Gras über die Sache wachsen und löschte das Blog eines Tages einfach.

Spaß hat es dennoch gemacht und ich schreibe dies hier heute hin, weil mir eben – beim Lesen dieser besagten Texte – einfiel, wie wenig uns so ein Mensch hinter einem Blog interessiert. Beziehungsweise wie sehr wir glauben ihn zu kennen. Und wie sehr wir ach so tollen Individuen letztendlich doch Herdentiere sind, die den selbsternannten Häuptlingen hinterher rennen. „Was, der hat gesagt die ist doof? Dann verlinke ich die nicht mehr und lese sie lieber heimlich in meinem Feedreader. Sonst findet der mich nachher auch noch doof …“

Damals© fand ich das nicht lustig. Heut schon. Sehr sogar.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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8 Gedanken zu „Geständnisse #2

  1. Liebe Frau Pia,

    sie sprechen mir, grade mit ihrem 2. Absatz, sehr aus dem Herzen.

    Wunderbar zusammen gefasst und ansprechend formuliert .. Danke für diese großartigen Worte!!

    Conni.

  2. Das birgt ja geradezu riesiges Potenzial für eine Blogenthüllungsstory.
    Ich stelle mir das in so einem rtlesken Stil vor.
    Ja, das könnte was werden.

    Wir bräuchten dann allerdings noch ein paar mehr Enthüllungen.
    Freiwillige? A-Blogger bevorzugt. (Aber nicht nur, immerhin gibt’s auch Dschungelcamp…)

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