Kleiner Impfling

Also mit meiner Kindeärztin bin ich zufrieden, auch wenn man mir nach unserem ersten Termin nahe trug, die habe einen schlechten Ruf. Angeblich kann sie nämlich nicht mit Kindern, würde auf die Kleinen nicht eingehen etc.

Ich muss sagen, das habe ich ganz anders erlebt. Sie flirtet, puschelt und redet mit dem Quietschbeu, wie ich es nur von Kinderlieben Menschen kenne. Sie beruhigt ihn binnen Sekunden und ist äußerst vorsichtig im körperlichen Umgang mit dem Kleinen. Alles in allem eine sehr angenehme, ruhige und unhysterische Person.

Heute allerdings habe ich mich dann doch kirre machen lassen. Es ging erneut um die Vorzugshaltung seines Kopfes. Leider war der Quietschbeu zu aufgebracht, um das jetzt final beurteilen zu können, aber heute hielt er den Kopf sehr störrisch immer nach links (beim letzten Mal war es rechts!). Tante Doktor meinte daraufhin, dass diese Vorzugshaltungen auch erst so häufig seien, seit man Kinder nur noch auf den Rücken legen würde. Leichtsinnig wie ich bin antwortete ich darauf, dass ich den Kleinen tagsüber aber auf dem Bauch schlafen lassen würde.

Ähm, ja. Es kam, was wohl kommen musste. Sehr ruhig und eigentlich auch nicht belehrend riet sie mir, die Bauchlage so lange wie möglich zu vermeiden. Sie behaupte nicht, dass diese wirklich zum plötzlichen Kindstod führen würde. Wenn man mal ehrlich wäre wüsste ja keiner, warum und wieso Kinder überhaupt plötzlich sterben, aber sie habe ein Elternpaar in der Praxis, deren 3 Monate alte Tochter vergangenen Monat beim Mittagsschlaf einfach verstorben sei. Um 12 Uhr haben sie das Kind hingelegt, auf den Rücken wohlgemerkt, und um 13 Uhr konnten sie nur noch den Tod feststellen.

Entscheidens für meine Unsicherheit war der Abschluss der Erzählung: „Ist das nicht grausam, wenn einem einfach das Kind wegstirbt und man nichts dagegen tun kann? Und jetzt stellen Sie sich mal vor, das Mädchen hätte auch noch auf dem Bauch gelegen. So ein Verlust ist nicht verkraftbar und dann auch noch die theoretische Möglichkeit, dass man mit Schuld daran haben könnte?“

Der Quietschbeu schläft also nach der heutigen ersten Impfung völlig erschöpft seinen Mittagsschlaf auf dem Rücken. Nun hoffe ich noch, dass er die Impfung gut verpackt.

(Kommende Woche dann erneuter Termin wegen der Vorzugshaltung. Dann nach seinem Frühstücksschlaf mit besserer Laune.)

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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18 Gedanken zu „Kleiner Impfling

  1. Lass dich nicht kirre machen. Nach wie vor sind das alles nur Vermutungen. es gibt auch genauso viel Vermutungen, dass bestimmte syntetische Stoffe möglicherweise einen Kindstod fördern könnten. Aber überall steht könnten, möglicherweise und ein genauer Zusammenhang konnte nicht festgestellt werden.
    Und ihr Beispiel zeigt doch gerade auch, dass es genauso passieren kann, wenn das Kind auf dem Rücken liegt, das Beispiel ist also eigentlich vollkommen fehl bezogen.
    Vertrau dir weiterhin!

  2. Also ich habe ja mal gehört, dass der plötzliche Kindstot etwas mit einem Gendefekt oder einem nicht so ganz einfach sehbaren Herzfehler zu tun hat. Da kann man das Kind auch auf den Kopf stellen und das würde nicht helfen.

    Erst freut man sich, dass man das Kind gesund zur Welt gebracht hat und sofort kommen andere Sorgen auf. Das wird sich ab jetzt wohl nicht mehr ändern. Ein Leben voller Sorgen, aber ich hoffe mal, dass die Freude und der Spaß an und mit dem Kind überwiegt.

    1. Viele Sorgen sind und bleiben aber ziemlich unnötig. Und hier ist es reine Einstellungssache ob man dafür anfällig ist oder nicht. Ich kenne Mütter, die sich wirklich wegen allem zu sorgen scheinen, obwohl die Wahrscheinlichkeit gering ist (das Kind ist 7 Monate alt und die Mutter macht sich Sorgen à la „was, wenn es Aids bekommt?“ … wie hoch ist die Gefahr für ein 7Monate altes Kind an Aids zu erkranken?), aber sie macht sich nun mal Sorgen. Unnötigerweise, wenn du mich fragst.
      Zu einem großen Teil liegt es also durchaus in der Einstellung der Mutter selbst, wieviele Sorgen sie sich macht.

  3. Ich bin auch dafür: nicht kirre machen lassen. Sie sagt ja selbst, dass man die Ursachen nicht kennt. Also was soll dieses „schlechte Gewissen“ machen? Dieses Angst verbreiten? Ich finde das … schlimm. Ehrlich.

  4. Lassen Sie sich nicht irre machen und vertrauen Sie weiterhin ihrem gefühl und dem QB :)

    Alles KÖNNTE aber nichts MUSS unbedingt damit zu tun haben. Meine Hebamme meinte, das ist eine Reihe von unbekannten/übersehbaren Krankheiten oder Defekten, die dann plötzlich zum Tod führen.

    Hier in der Gegend gab es vor drei oder vier Jahren den Fall, dass ein Baby (Ich glaub es war knapp 3Monate…) im Tragetuch gestorben ist. Es war gesund, bekam Luft und am Ende wurde SIDS als Todesursache angegeben. Trotzdem soll man seine Kinder tragen.

  5. also ich lege die Kleine auch mal auf den Bauch
    allerdings nur, wenn ich dabei bin
    und nicht nachts

    *drueck dich*

    letztenendes ist es euer Sohn und ihr muesst entscheiden, was ihr tut …
    alle andere haben ihre Chance dies bei ihren Kinder zu tun oder auch nicht

  6. Als stille Leserin, deren Kinder mittlerweile über 20 Jahre als sind, möchte ich nur anmerken, dass meine 4 Kinder grundsätzlich nur am Bauch liegend schlafen gelegt wurden. War zu dieser Zeit die empfohlene Schlaflage.
    Tja, was soll man sagen? So wie es Svenja schrieb, dem eigenen Gefühl und dem QB vertrauen…
    Schönen Tag noch und lg aus Österreich
    Elisabeth

  7. …also ehrlich gesagt: vor 9 Jahren (bei unserem Großen..) hieß es noch: beobachtet/am Tage auch immer wieder gerne in Bauchlage schlafen lassen, wenn Baby es mag, sonst UNBEDINGT in Seitenlage, jeweils im Stillrhythmus wechseln, mit Handtuchrolle im Rücken zum Stützen, damit beide Hüften und Schultern, und alles gut symmetrisch belastet wird UND damit das Baby nicht an Erbrochenem in Rückenlage erstickt… (MEINE Panik, hatte zwei absolute Speikinder…) alles supi soweit (inkl. Hinterkopf, der von ausschließlicher Rückenlage so toll platt wird, so wie meiner, denn DAMALS hieß es gerade mal: NUR in Rückenlage hinlegen..)

    Als Madame auf die Welt kam, fast 7 Jahre nach Monsieur, war die Seitenlage „verpönt“ (neue Hebamme, neues Glück..), die Rückenlage doof für die Spuck-Kinder und die Bauchlage u.U. förderlich für plötzl. Kindstod (zumal, wenn noch mehr Faktoren dazu kommen, wie weiche Unterlage/Matratze, in die das Näschen in Bauchlage einsinkt, und Baby dann nur noch Ausatemluft EINatmet…, und/oder Eltern rauchen, und, und, und…) – so what ??? WIE sollte ich sie wohl hinlegen ??? – Ich habe mich auf das Gefühl verlassen, und sie mochte die Bauchlage auch ziemlich gerne, durfte sie dann auch, tagsüber, daran hielt ich mich, und ich habe die Seitenlage mit „Rückenstützhandtuchrolle“..) auch weiter gemacht – alles gut, sie ist nun 2 Jahre alt, sie hat es überstanden, mein Kinderarzt hat da eher die „don´t panik“-Schiene gefahren, und ehrlich: auch ich kenne einen Fall, wo das Kind in Rückenlage in der Mittagsstunde verstarb, das konnte sich eh´schon selber drehen, hatte nur einen dünnen Schlafsack an, lag aber halt in Rückenlage, als die Mutter es fand… Vertraue Deinem Gefühl, als meine Kleine mal ganz fix und alle war, und gar nichts mehr half, sie nur noch schrie in der Nacht, ist sie mir schließlich in Bauchlage eingeschlafen…ich habe sie NICHT geweckt…

    Du machst das alles gut, so wie es ist, bin ich sicher !!

    LG, Moni

  8. Was für eine wunderbare Ärztin. Sie sagt dir nicht, was du tun sollst sondern zeigt dir nur auf, welche Konsequenzen deine Vorgehensweise evtl haben könnte. Ich finde das ganz toll. Denn dadurch lässt sie dir die Wahl. Denn inhaltlich hat sie natürlich recht. Auch wenn nix bewiesen ist, man könnte nur schwer ertragen, sich auch noch etwas vorwerfen zu müssen.

    Trotzdem denke ich, bist du sicherlich meilenweit davon entfernt, dich kirre machen zu lassen. Jeder muss ohnehin seinen eigenen Weg finden. Und wenn das Kind auf dem Rücken tagsüber gar nicht schläft, kann das auch nicht gesund sein. Da muss man abwägen. Du machst das schon. Und du bist ja auch nicht allein. Geinsame Entscheidungen sind da ohenhin die besten.

    Alles Liebe.

  9. Ich finde irgendwie sowas erzählt man nicht frischgebackenen Eltern finde ich…..selbst wenn es stimmt,sie soll euch ja nicht noch verunsichern…

  10. Ich finde dogmatische Ärzte auch viel schlimmer, als die die aufklären und einem die Kompetenz lassen, selbst zu entscheiden. Sie ist verpflichtet aufzuklären, da muss sie leider an ihren eigenen Arsch denken. Unsere Jungs schliefen nur mit Decke und Kuscheltieren. Noah kam ja zu früh und da gab es keine Schlafsäcke im Krankenhaus… Und nach ein paar Tagen hatte er sich daran gewöhnt. Tom schlief in meinem Arm in unserem Bett ein und natürlich macht man sich Sorgen, aber die macht man sich doch so oder so… Man liebt doch sein Kind und möchte es nicht verlieren, deshalb schleicht man auf Zehenspitzen ins Zimmer und sieht nach ihm.
    Ich glaube, dass ist das schwerste am Muttersein, die Erkenntnis das man nicht alles perfekt machen kann und sein Kind nicht vorallem beschützen…

  11. Vergiss das mit der Vorzugshaltung ganz schnell mal wieder. Unser damaliger Kinderarzt hat uns deswegen auch bei jedem Besuch genervt. Bis zum soundsovielten Monat müsste das weg sein, sonst bräuchte er Behandlung bla bla bla. Bevor diese besagte Monat dann kam – keine Ahnung mehr welcher das war – sind wir umgezogen und haben somit den Kinderarzt gewechselt. Und da war nie zu irgendeinem Zeitpunkt die Rede von Vorzugshaltung, die unser Sohn zwar tatsächlich hatte, die aber völlig von alleine wieder weg ging. Mittlerweile ist er zweieinhalb und es gab nie irgendwelche Probleme.
    Im Endeffekt ist doch alles nur eine Glaubens- und Modefrage wie so vieles.

  12. ich hatte mich da glaub ich schon mal drueber ausgelassen. das mit der angst vor sids ist meines erachtens ein phaenomen unserer generation. auch nach 5 monaten noch habe ich jeden morgen das gefuehl, dass ich glueck gehabt habe, wenn das kind noch lebt. meine mutter hat 3 kinder gross gekriegt, und der ist das gefuehl voellig fremd. auch meine kinderaerztin beruhigt mich immer gerne mit den worten „machense sich mal nicht verrueckt!“

    es ist sicherlich gut, dass wir ein bewusstsein entwickelt haben, wie z.b. die optimale schlafumgebung aussieht, und dass man nicht beim schlaflied singen eine raucht. aber man muss uns nicht hysterisch machen. und solche geschichten machen mich hysterisch.

  13. Hmmm… Unsere Kleine liebt es, auf den Bauch zu schlafen. Auf den Rücken schlafen geht gar nicht, weil da haut sie sich immer die Hände ins Gesicht und wird davon wach… Seite geht nur, wenn man total müde ist…. Sie schläft daher die größte Zeit aufn Bauch.

    Hören Sie auf ihr Bauchgefühl…

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