Twitter – im Jammertal der Tränen

Ich äußere mich ja nicht zu politischen Themen. Schon gar nicht in meinem Webdings.

Aber … das was da gestern bei Twitter von statten ging … meine Herren. Die Auflösung von Take That war bezüglich des Hysterie und Verzweiflungsgrades gar nichts und da waren die Verzweifelten in der Regel pubertierende weibliche Teenager. Gestern musste ich lernen: das können auch erwachsene Männer und Frauen. Vermutlich gab es am späten Abend auch Notfalltelefone für enttäuschte Wähler.

Meine lieben Twitterer und Twittererinnen. Sie hatten die Wahl, genau zwei Stimmen und jeweils ein Kreuz. Haben Sie beide Kreuze gesetzt: gut, super, danke! Sie haben Ihre Chance genutzt!

Sie haben Ihre Stimme nicht genutzt: okay, wie Sie meinen, selber schuld!

Für beide Gruppen gilt jedoch: das Ergebnis steht fest. Mit diesen Tränenmeeren und pessimistischen „Die Welt geht jetzt unter!“-Getue machen Sie diese Wahl nicht rückgängig. Und selbst wenn Sie jetzt die Meinung des Einzelnen ändern könnten … das nützt Ihnen die kommenden vier Jahre erst mal herzlich wenig! Wissen Sie was … jammern Sie, aber tun Sie es bitte mit Würde und ohne den fünf Männekens, die ja dann doch irgendwie die Anderen gewählt haben müssen, unterschwellig permanent zu attestieren, dass sie doof sind. Gehen Sie aktiv in die Politik, erkennen Sie die Fehler, bewegen und ändern Sie was, aber hören Sie auf im großen Stil zu Jammern.

Und die, die jetzt theatralisch vom Auswandern referieren: tun Sie es. Das ist dann wahrscheinlich besser für Ihre Nerven (und für meine).

Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal anders gewählt, als all die Jahre zuvor. Bewusst, informiert sowie gut und lange durchdacht. Und auch wenn das Ergebnis nicht so aussieht, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte, glaube ich dennoch nicht, dass die Welt untergeht und dass wir in 4 Jahren alle arbeitslos sind und unsere Kinder verarmt und Deutschland mit Atomkraftwerken zugepflastert ist und jede E-Mail, die ich versende, in Kopie an das zentrale E-Mail-Archiv Deutschland geschickt wird. Und Menschen die eben dies jetzt behaupten betreiben auch nur eine ziemlich haltlose und verzweifelte Propaganda. Oder sind wir neuerdings unter die Hellseher gegangen? Gibt es das schon? „Partei Deutscher Hellseher – wir haben die Zukunft gesehen!“ Nein? Dann gründen Sie diese. Vier Jahre haben Sie ja jetzt Zeit und ausreichend Mitglieder finden Sie sicher in Ihrer Twitter-Timeline.

Dieser Eintrag ist ohne jegliche Wertung über das Ergebnis geschrieben. Meine persönliche politische Ausrichtung spielt hierfür keine Rolle. Kommentare mit politischen Inhalten á la „Aber die böse [Partei] will jetzt dit und dit und dit und davon geht die Welt wohohol unter!“ werden nicht freigeschaltet.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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23 Gedanken zu „Twitter – im Jammertal der Tränen

  1. evtl. doch Wahlbetrug??? Oder vielfacher Selbstbetrug??? Oder der Prostituierten Effekt???? Keiner ging je hin und trotzdem leben die davon????
    Also – ich hab auch anders gewählt, wie auch immer, aber anscheinend hat das andere Restvolk es ja wohl so gewollt. Is eben so in Demokratie.
    Ganz Recht haben Sie Frau Pia. Schimpfen Sie ruhig. Mit den Schimpfern!Sie müssen sich für das Baby ja auch schon mal da rein arbeiten. ins Schimpfen und so…..
    …. ich kann das mit dem Politikgemecker – aber selber nix machen – auch nich ab. Wir dürfen uns ja alle engagieren. Tun es nur nich. Dann kann man ja auch einfachmal die Fresse halten.

  2. Vielen Dank für den guten Beitrag. Dieses Gebashe ging auch mir deutlich auf die Nerven und zeigt, dass auch die Toleranz einiger bei den Ergebnisses aufhört.

  3. @ Claudia „ich hab auch anders gewählt“ liest sich so, als hätte ich durchblicken lassen, was ich gewählt habe. Habe ich aber ganz bewusst nicht. Ich habe nur „anders“ als die Jahre zuvor gewählt ;)

  4. ach, genau meine Gedanken am gestrigen Abend, ein Trauerspiel bei Twitter.
    Am schlimmsten und überzogensten fand ich die Aussagen „Dann werd ich jetzt wohl auswandern müssen“.

  5. twitter ist heute diesbezüglich immer noch unerträglich.
    ich kann mir auch tolleres vorstellen als schwarz-gelb, aber hey, gewählt ist gewählt. fertig. also schluss mit jammern.

  6. Hmm. Ich habe mich geärgert, wirklich sehr geärgert und das Wahlergebnis macht mir auch ehrlich Sorgen. Das habe ich auch getwittert ;)
    Allerdings ist es doch irgendwo auch nur natürlich, sich aufzuregen/das Ergebnis schlicht mies zu finden, wenn man sich selbst ein anderes gewünscht hätte, oder? Wäre es mir egal gewesen, hätte ich ja gar nicht wählen gehen brauchen ;)

    Was mich persönlich noch weit mehr ärgert, ist aber der ewig-nörgelnde Nicht-Wähler. Wer nicht wählen will, bitte. Ich finde, auch das ist irgendwo eine Entscheidung, die es zu respektieren gilt (deswegen habe ich auch bewusst keinen „Wahlaufruf“ gepostet o.ä., von irgendeiner Empfehlung oder Warnung ganz zu schweigen) – aber nicht wählen wollen und dann rumheulen, alles wäre ja eh scheiße, das kotzt mich in der Tat an.

    Schwarz-Gelb finde ich persönlich richtig kacke, da heul ich tatsächlich auch mal rum. Aber ich kann auch ganz gut akzeptieren, dass es eben Menschen gibt, die das anders sehen – genug Menschen, denn sonst wäre es ja wohl kaum zur Stimm-Mehrheit gekommen. Und Demokratie heißt eben auch, zu akzeptieren, dass man selbst ggf. in der Minderheit war.
    Blümchen pflücken und Angie und Guido gratulieren iegt mir trotzdem sehr, sehr fern.

  7. DANKE!

    Ich halte mich von Twitter fern, aber einige Blogs leiden auch sehr heftig und sehen die Demokratie in Gefahr. Hat mich angestrengt.

    P.S.: Ich mag dieses Webdingens.

  8. Super, Danke. Nicht nur dass ich deine aussagen an sich sehr vernünftig finde. Das macht mir auch Mut, dass die Internetgeneration, die Blogger und Twitterer (zu denen ich nicht gehöre) zumindest teilweise noch mitdenken.
    Auch wenn man die politisch „andersdenkenden“ nicht mag, sollte man doch Respekt zeigen und nicht denunzieren, wie ich es in letzter Zeit in der Blogosphätre immer häufiger gesehen habe.
    Über die Piratenpartei kann man denken was man will, aber da engagieren sich endlixch auch mal junge Leute aktiv. 2% ist schon mal ordentlich für das magere Wahlprogramm. Jetzt sind vier jahre Zeit mehr daraus zu machen.
    Wenn ich dann höre, dass sich Leute beschweren, dass das gute Abschneiden kaum erwänt wird, muss ich sagen. „So viel Publicity hat nach der Wahl noch nie eine partei bekomen die „nur“ 2% hatte.
    Unsere Demokratie funktioniert. Die Mehrheit der Wähler zählt. und nur die.
    Alle Wahlberechtigten, die keine Stimme abgegeben haben, lehnen das Ergebnis nicht ab, es ist ihnen egal.

  9. Nun leider sind wir eben in einer Zeit in der es häufiger schick ist, andere Politiken zu verhindern als die eigene zu verkaufen. Auch Frau Merkel hatte ja vorab das Hauptziel _nicht mehr_ schwarz-rot regieren zu müssen. Sind die alle von ihrer Politik so wenig überzeugt, dass sie deshalb jammern? Immerhin jammern ja eben alle _nicht_ weil es für rot/grün nicht gelangt hat, sondern weils für schwarz/gelb/ gelangt hat. Find ich Schade.

  10. Ich habe das gejammere zwar nicht mitbekommen, aber Dein Artikel spricht mir aus der Seele. Grausam immer das gejammere. Besonders schlimm sind diejenigen, die gar nicht erst wählen gehen…

  11. Danke. Muss ich es nicht auch noch schreiben. Abgesehen vom bisher Genannten ist es doch auch so, dass diejenigen, die sich rot-grün vorgestellt haben, auch nicht mit jeder Entscheidung in den nächsten vier Jahren einverstanden sein werden. Da müsste doch jeder seine eigene Partei gründen. Und gerade weil das problematisch ist, gibt es doch „große“ Parteien. Mensch. Und demokratisch sind die doch nun wirklich alle, man hat gestern nicht den Unrechtsstaat erschaffen, falls man schwarz-gelb gewählt hat.

  12. Über genau dieses heute Vormittag auch aufgeregt. Welt geht unter. Kommentare wie „wir tragen den Sozialstaat zu Grabe“. Meine Güte..
    Es ist das eine mit einem Ergebnis unzufrieden zu sein, aber was völlig anderes das so theatralisch zur Schau zu stellen. Und es nervt. Ganz eindeutig. (sorry, werte Blogger, die ich euch eigentlich sehr gerne lese)

  13. Wie sagt das Philosophenwort doch so schön: „Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient!“

    Auch ich habe mir das alles etwas anders vorgestellt, aber die Mehrheit hat nun mal so entschieden. Wobei man aber auch ganz klar sagen muss, dass die zweitstärkste Gruppe die der Nichtwähler ist – zumindest das sollte allen beteiligten Akteuren bei der Bewertung der eigenen Leistungendenken geben.

    Ansonsten stimme ich Ihnen zu, was soll das Rumgeheule, die Welt dreht sich weiter, wir leben hier ja schließlich nicht in einer Dritte-Welt-Diktatur. Die einen haben jetzt Zeit sich zu beweisen, die anderen sich zu profilieren. Oder andersherum. ;-) Und in spätestens vier Jahren bewerten wir einfachen Wähler das Ganze dann neu.

  14. @Pia
    klar! Stand doch daaaaa!!! Mann!!! Hatt ich doch gelesen. Quietsch..
    – ich wollt auch gar nicht auf meine Richtung oder Ihre Richtung hin….nähhhh.
    Wählen Sie doch was Sie Wollen!!!! ! EIN JEDER!!!!
    Is mir doch egal….grmmpff. Is doch Ihr Privat Bumssdinggstralala
    Nein – das hatten Sie wie immer alles ganz wunderbar verständlich ausgedrückt.

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