Vom Wehenschmerz

„Und, hast Du Angst vor der Geburt?“
„Nein, gar nicht. Wieso auch?“
„Na ja, die Letzte war ja nun alles andere als einfach.“
„Ach so, deshalb. Nö. So schlimm war’s nun auch wieder nicht.“
„20 Stunden! [zählt Einzelheiten auf, die ich ungern wiedergebe möchte, um Erstgebärende nicht zu verängstigen.]

Es ist nämlich so: ich erinnere mich natürlich an all diese ekligen Kleinigkeiten und Problemchen dieser Geburt, aber auf eine derart nüchterne und objektive Art, dass sie mir keine Angst machen. Tatsächlich war mein zweiter Satz unmittelbar nach der Entbindung „Das können wir ruhig noch mal machen“. Das sagte ich zum Miezmann und das habe ich auch so gemeint. Damals schon.

Ich hatte in der ersten Schwangerschaft keine Angst vor der Geburt. Wieso auch? Millionen Frauen vor mir hatten Kinder zur Welt gepresst und hatten es überlebt. Viele bekamen sogar mehr als ein Kind. Ich konnte mir Wehenschmerz nicht vorstellen und es vermochte auch keine Mutter mir diese so realistisch nahezubringen, dass ich Angst gehabt hätte. „Wie Nierenbeckenentzündung oder Nierensteine oder sowas.“ Nun ja, eine Nierenbeckenentzündung hatte ich bereits und wusste, wie schmerzhaft das war, aber überlebt hatte ich die auch.

Zum Ende des Geburtsprozesses, also in der Pressphase, habe ich dann auch geschrien, dass ich nicht mehr könne und dass die endlich etwas tun sollten. In den Stunden davor hatte ich „nur“ geweint.

Inzwischen kann ich mir den Wehenschmerz vorstellen und ich bin mir sicher, auch kurz vor dem ET nervös zu werden. Diesmal dann nicht vor dem Unbekannten, sondern eben vor dem Bekannten. Ob das schlimmer sein wird vermag ich noch nicht zu beurteilen. Aber Angst habe ich keine. Ich weiß ja, dass ich es überleben werde und für die harte Arbeit und den Schmerz mit dem gar wunderbarsten Geschenk der Welt belohnt werde.

Was ich eigentlich mit diesem Beitrag aussagen wollte ist, dass eine Geburt etwas furchtbar temporäres ist. Dass monatelange Angst und Sorge vor dem Erlebnis dem Erlebnis selber gar nicht angemessen sind. Dass man sich immer und immer wieder vor Augen halten sollte, dass Millionen von Frauen vor Dir und mir und uns Kinder zur Welt gebracht haben und selbst die mit gar furchtbaren 20Stunden Geburten direkt noch mal eins bekommen wollen. Wieder per Spontangeburt. (Wobei ich mich natürlich freuen würde, wenn wir das Ganze auf – sagen wir mal – 10 Stunden verkürzen könnte. Danke.)

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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22 Gedanken zu „Vom Wehenschmerz

  1. Danke dafür.

    Ich schrieb gestern zwar, dass ich Angst vor der Geburt hätte und im Grunde ist das auch ein Stück weit so, aber sooooo schlimm ist es dann auch wieder nicht.
    Es haben millionen Frauen schon geschafft.
    Ich werde mich sehr gut darauf vorbereiten.
    Ich lese gerade ein fantastisches Buch zu dem Thema.
    Und eigentlich, ist es das natürlichste und wunderbarste auf der Welt
    und es wird funktionieren weil ich und mein Körper dafür gemacht sind.

    Es ist nichts schlimmes vor dem man Angst haben, sondern etwas wunderbares auf das man sich freuen sollte.
    (Mantra auch für mich :-) )

    Wir packen das :-)

  2. Ich fand ja noch nie, dass „andere haben es auch überlebt“ etwas Tröstliches oder Mutmachendes birgt . Das hat auf mich immer sowas von „Stell dich nicht so an!“ Andere sind andere und ich bin ich, und dass andere das „überlebt“ haben, heißt ja erstmal nur, dass zumindest andere nicht dran zugrunde gegangen sind, obwohl es offenbar so schlimm war, dass das Überleben in Frage gestellt werden konnte. Dieses „man überlebt es“ lässt mich eigentlich fast eher noch mehr Angst haben.

    Ich hab schon immer Angst vorm Kinderkriegen gehabt (vllt auch deswegen, weil ich teilweise extrem schmerzhafte und langanhaltende P.eriodens.chmerzen habe, inklusive Ausstrahlen in Beine und Rücken, Unfähigkeit zu Laufen und von ständigem Erbrechen begleitet, und mir eine sehr feinfühlige Ärztin mal sagte „Dann haben Sie ja schon mal einen ganz kleinen Vorgeschmack darauf, wie sich Wehen anfühlen“ – und ich nur dachte „VORgeschmack? Das geht NOCH schlimmer?“ ;))

    Was dagegen wirklich und ehrlich beruhigt sind Sätze wie „… dass monatelange Angst und Sorge vor dem Erlebnis dem Erlebnis selber gar nicht angemessen sind“.

    Und die <10 Stunden, die wünsche ich dir!

    1. Mir hat der Satz so geholfen, weil ich ein unheimlicher Schmerzschisser bin. Ich weiß nämlich, dass es Schmerzen gibt, die einen Bewusstlos werden lassen können und ich weiß inzwischen auch, dass Wehenschmerz nicht dazu gehört ;)

      1. Siehste, auch da ist jeder anders! Dem einen hilft dieser Satz, einem anderen macht er noch mehr Angst. Alles Interpretationssache. Aber SOLLTE ich mal in die Verlegenheit kommen, Wehen zu haben, dann werde ich mir schon lange vorher den Satz von der dem Erlebnis nicht angemessenen Angst zu meinem Mantra machen! :)

  3. Das, was ich mit von meinen beiden Geburten mitgenommen habe, ist der Satz „Vorbereitung ist ja nett, aber dann kommt es doch komplett anders“ (nicht wertend, sondern rein feststellend und für mich eigentlich entlastend gemeint). Und ebenfalls die Tatsache, dass ich jedes Mal hinterher so „high“ war, dass ich es sofort wieder getan hätte, völlig egal, wie stressig es vorher war.
    Und obwohl beide Geburten letztendlich mit einem Kaiserschnitt geendet haben, würde ich auch meine dritte Geburt lieber mit Wehen (und dann folgendem Schnitt) haben, als gleich einen geplanten Schnitt zu machen. Nicht weil ich masochistisch wäre, sondern einfach schlicht und ergreifend, weil Wehenarbeit m.E. eine unglaubliche, intensive und wichtige Erfahrung ist, sowohl für die Mutter als auch fürs Kind.

  4. Da geht es mir ähnlich. Also mit der Geburt und den Wehenschmerzen. Immerhin sind die ja auch wieder vorbei irgendwann, und man hat die Pausen, und man kriegt eine tolle Belohnung…. Ja, das würde ich auch nochmal machen. Obwohl ich es mit Nierenbeckenentzündungen definitiv nicht vergleichen würde… relativ, das alles.

    [Nur die Schmerzen, die ich in den Wochen nach der Geburt hatte, vor denen habe ich noch heute tierische Angst. Weil sie eben nicht nach 16 Stunden vorbei waren, weil es keine Pausen gab (trotz Schmerzmitteln), und weil ich damit nicht mehr funktioniert habe. Aber bevor ich jetzt Erstgebärenden Angst mache – das war eben Pech. Blöd gelaufen. Und selten.]

    Dir jedenfalls wünsche ich eine tolle und problemlose zweite Geburt. So im unrepräsentativen Querschnitt meiner Bekanntschaften soll die zweite ja doch leichter sein ;-)

    1. Ich habe das Wochenbett ebenfalls als deutlich schlimmer empfunden, als die Geburt selber. Auch jetzt noch, in meiner Erinnerung. Körperlich und seelisch war ich jedenfalls noch nie zuvor in meinem Leben so am Arsch (das muss man so deutlich mal sagen!).

  5. Ich kann auch nur sagen, das ich beim 1. keine Angst vor der Geburt hatte – als die wehen dann einsetzten, war ich geschockt. Beim ersten wurde es ein Notkaiserschnitt und beim 2.ein geplanter, die schmerzen nach dem Kaiserschnitt sind mir noch recht bewusst und natürlich habe ich auch ein wenig Angst davor, aber egal wie – schmerzen hat man bei so einer Geburt oder eben danach und das ist ja kein Geheimnis – und dazu kommt noch, das jede Geburt sicherlich immer ein Stück anders ist

  6. Mir hat das bei jeder Geburt geholfen. Auch wenn ich bei der Zweiten und Dritten doch ziemlich schiss hatte. Eben weil ich wusste, was kommt. Andererseits dachte ich dann auch wieder, dass es vorbei geht und einen Sinn hat (Nicht sowas wie Zahnschmerzen, denn die sind m.M. nach absolut sinnfrei und führen zu nichts ^^)

  7. Angst vor der Geburt selber habe ich nicht, weder vor den Schmerzen, noch vor den „Details“.

    Ich kann mir eher vorstellen, dass mich in dem Moment vieles ängstigt oder sorgt, wenn man SEIN Kind auf dem Bauch hat – dem gewachsen ist, was dann kommt.

    Ich glaube, da wird einem schlagartig (nochmal?) bewusst, wie viel Verantwortung man nun trägt, welche Entscheidungen die richtigen sein mögen und und und.

    Aber die Geburt an sich, hm … so viele andere Frauen habens überlebt, da werde ich keine Ausnahme sein ;).

  8. Angst hatte ich vor der Geburt auch nicht. Mulmig wurd mir beim Gedanken zwar schon etwas, aber Angst war das keine.
    Es war eher so, dass ich 5 Wochen vorm Termin schon ein paar Wehen hatte und dann gedacht habe: Yeah eine Wehe! Wo bleibt die nächste? Hoffentlich gehts jetzt los! ;)
    Dazu kams aber dann nicht, weil ich ne Woche später dann den Kaiserschnitt hatte. DEN fand ich wirklich schlimm (bzw. nicht den kaiserschnitt selber, sondern die schmerzen danach), und will ich beim nächsten bitte nicht wieder haben.

  9. Ist wirklich so. Ich hatte mindestens 2 Scheissgeburten und hatte trotzdem 3x kein Stückchen Angst. Raus müssen sie ja trotzdem so oder so ;-)

  10. Bisher bin ich nur eine stille Leserin hier gewesen.
    Aber dieses Thema finde ich so wichtig, dass ich dazu gern etwas loswerden möchte.
    Ich habe bei der Geburt meiner Tochter 52 Stunden gebraucht, von denen ich 12 auf dem Gebärbett lag. Wie ich dieses Erlebnis im Nachhinein verarbeitet habe, verdeutlicht einzig die Tatsache, daß meine Tochter später noch zwei Brüder bekommen hat. Beide ebenfalls auf natürlichem Weg, obwohl ich sowohl die PDA als auch einen Kaiserschnitt hätte machen lassen können .
    Ich finde es einfach nur unmöglich, einer Schwangeren Angst zu machen. Wichtig ist es, detailliert über den genauen Ablauf Bescheid zu wissen und sich auf das Ereignis einzulassen. Nichts ist so unbeschreiblich aufwühlend wie der Moment, wenn der kleine Mensch endlich draussen ist und der Mama in den Arm (oder auf den Bauch) gelegt wird. So zufrieden, stolz und glücklich wie nach den Geburten meiner Kinder werde ich wohl nie wieder im Leben sein, auch wenn 2 davon sehr schwer waren. Dieses Glück wünsche ich jeder werdenden Mama!

    liebe Grüße
    Sabine

  11. Ach, ich denke, die 2. Geburt wird wirklich schneller gehen. Du weißt einfach, wie es geht, das macht viel aus. Und grade weil die 1. Geburt noch nicht so lange her ist, ist Dein Beckenboden weicher und durchlässiger.
    Aber ich hab leicht reden.. meine 1. Geburt hat 5 Stunden gedauert (davon allerdings 90 Pressphase), die 2. nur gute 1,5 Stunden. Ich mußte tatsächlich kneifen, damit mein Mann die Ankunft seiner Tochter miterleben konnte. 10 Minuten nach seinem Eintreffen war sie da.
    Die Hebamme meinte dann, fürs nächste Mal solle ich besser neben das Krankenhaus ziehen… mal sehen. ;o)

    Lieben Gruss
    Corinna

  12. hauptsache, frau gibt ihr gehirn, herz und verstand nicht an der klinikpforte ab und mutiert zum hilflosen käfer, auf den rücken geschmissen.
    dann klappt es eigentlich auch meistens mit der geburt.
    oder bleibt gleich zu hause. dann bekommt so eine geburt nämlich fast immer auch eine andere dimension/ein anderes feeling. frau(und mann) geht dann mit einer anderen einstellung heran.
    *hausgeburtsfraktion-off* grinsgrins
    lg eva
    p.s. du machst das schon! wirst sehen, deutlich unter 10 stunden! und nach 10 monaten schwa.sch mit kleinkind ist dir eh alles egal, hauptsache, du bist die wampe los ;D

  13. ich lese hier interessiert. bei unserer ersten geburt fand ich eigentlich besonders schlimm, dass ich mich so im stich gelassen gefühlt habe. dieses gefühl von, der hebamme und dem arzt gleichgültig behandelt zu werden (man muss ja nicht jede wehe vertönen), und bevormundet zu werden. das nagt immer noch an mir und der sohn ist mehr als drei jahre alt. dieses entsetzlich gefühl, alleingelassen zu sein und niemand merkt das. daher rate ich allen freundinnen, sich vorher ene hebamme zu suchen, die sie vorher schon kennt, damit man sich auf die verlassen kann.
    nee, angst machen finde ich auch doof, aber nicht drüber reden, finde ich auch nicht verantwortungsvoll. im nachhinein habe ich dann eine depression bekommen und zum glück hilfe bei einer selbsthilfegruppe. nee, nee, das war keine glückliche mutterzeit …
    herzliche grüße in die runde

  14. Och, Nummer zwei wird easybeasy, höchstens halb so lang und wesentlich entspannter.
    Okay, das kann ich jetzt natürlich nicht wissen, aber es ist doch schon ziemlich wahrscheinlich, dass die zweite Geburt einfacher und kürzer wird als die erste.
    Und es ist nicht nur wahrscheinlich, sondern sicher, dass Du dieses Mal bereits weißt, wie Dein Körper reagiert, ihn wunderbar einschätzen kannst und das Ende der Geburt auch für Dich „im Kopf“ besser abschätzbar ist. Das ist Gold wert, ehrlich!

    (So ein Geburtsbecken daheim auch, aber ich will ja nicht missionieren :mrgreen: )

  15. Ich hatte auch großes Unbehagen bei dem Gedanken ein Kind gebären zu
    „müssen“. Unser Großer war eine natürliche Geburt und unser Kleiner ein
    nicht geplanter Kaiserschnitt. Ich hatte bei beiden eine „eigene“ Hebamme.
    Ich könnte mich für die Idee immer noch beglückwünschen. Ich fühlte mich
    aufgehoben und wußte das meine „Wünsche“ bezüglich Ablauf der Geburt
    vorher schon abgesprochen waren. Ich konnte mich also fallen lassen. Und ein großer Vorteil ist, das ich meine Geburtsbegleiterin kannte. Was ich im Leben nie verstehen werde, das sich Frauen für einen geplanten Kaiserschnitt entscheiden. Nur um den Geburtsschmerzen aus dem Weg zu gehen, aber dabei nicht bedenken, das die Schmerzen nach einem Kaiserschnitte länger anhalten. (ums mal vorsichtige zu formulieren)

    Und ganz bestimmt dauert es bei Eurem zweiten Kind nicht so lange.

    Liebe Grüße

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