Erkenntnisse einer jungen Mutter (12)

Minustemperaturen und Schnee sind mit Baby auch nur so lange schön, bestaunungswürdig und wünschenswert, wie man beides durch eine gut isolierte Doppelverglasung betrachten kann.

Will muss man das Haus dann jedoch tatsächlich mit dem Baby verlassen, dauert es mindestens 30 Minuten bis man das Kind und sich wärmend verpackt hat. Als gute Mutter zieht man zuerst sich selber und dann das Kind an, damit dieses keine längeren Wartezeiten im Michelinmännchen-Outfit (wussten Sie, dass das Michelinmännchen in Wahrheit Bibendum und gar nicht Michelinmännchen heißt?) ertragen muss und somit auch nicht der Gefahr ausgesetzt wird, dem Überhitzungstod zu erliegen. Während des Prozesses des Anziehens (Langarmshirt, Sweatshirt/Pullover, Strumpfhose, Norwegersocken, Thermohose, Handschuhe, Anorak, Mütze) macht sich das Baby steif wie ein Brett, kreischt hysterisch, zerrt mit der freien Hand den Handschuh der anderen wieder aus, zerrt am mütterlichen Schal, presst das Kinn so feste auf die Brust, dass der Anorak nicht zu schließen ist, zerrt sich die Mütze vom Kopf, strampelt so lange, bis beide Norwegersocken nur noch an den Zehen hängen und weint zu guter Letzt dicke Krokodilstränen, die man nur mit heißen Küssen und Babykeksen trocknen kann.

Zu guter Letzt versucht man das bis zur Bewegungsunfähigkeit eingepackte Kind auf der Hüfte balancierend bis vors Haus / zum Auto zu transportieren, wobei es einem gute fünf Mal fast entgleitet und nur noch durch einen beherzten Klemmgriff gesichert werden kann.

Aber schön, so ein bitterkalter Winter.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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6 Gedanken zu „Erkenntnisse einer jungen Mutter (12)

  1. Eines hast Du vergessen, zu erwähnen:
    Sobald man das Kind sicher eingepackt hat, guckt es verklärt und mit leicht glasigen Augen durch die Gegend und macht ein paar glucksende Geräusche.
    Direkt im Anschluss steigt ein infernalischer Gestank aus der Windelregion in die Nase…

  2. Schneeanzüge nehmen einem schon viel Arbeit ab. Vor unserer Tochter fand ich die DInger furchtbar – aber jetzt weiß ich, wie praktisch die sind :)

  3. Babys fallen automatisch in die Seesternposition, sowie man sich ihnen mit einem Schneeanzug nähert.

    Später, in ein paar Jahren, werden Sie sich allerdings danach zurücksehnen. Nämlich dann, wenn Si eIhrem Sprössling Fingerhandschuhe anziehen. (plötzlich drei-vier zusätzliche Finger an der HHand. Oder der Verlust vom Daumen. Plus Geheule des Nachswuchses und mittelschwerer Schweissausbrüche. Toll mit Kindern, der Winter.)

  4. hihi, da ist mein Kleiner ja noch recht pflegeleicht und einfach in die warme Jacke zu bekommen. Bisher muss ich ja auch nur für Kinderwagen oder Babytrage einpacken. Aber der nächste Winter kommt bestimmt. Werde ich mir also merken.

  5. Und dann beim Auto alles wieder auspellen, wegen der Sicherheit im Kindersitz und so ;-) Das macht einen Mordsspass, ganz sicher.
    Und stimmt, Fingerhandschuhe sind der Brüller!

    (Man bin ich manchmal doch froh im Süden zu leben…)

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