Nur eine einzige Sekunde.

Gestern Abend, beim Baden, ist der Quietschbeu in der Duschtasse mit dem Hinterkopf auf den Duschtassenrand aufgeschlagen. Und für eine Sekunde stand mein Herz still. Aber der Reihe nach …

Der Quietschbeu liebt das Baden. Seit seiner Geburt hat er nur ein einziges Mal beim Baden geheult und im Nachhinein denke ich, dass da einfach die Temperatur nicht stimmte.

Gestern war mal wieder Badezeit. Man muss dann höllisch aufpassen, dass der kleine Herr nicht mit Klamotten in die gefüllte Duschtasse klettert. Denn obwohl er nicht Krabbelt – nach wie vor nicht – klettert er wie ein Weltmeister überall rein und rauf.

Er plantschte dann auch sehr selig vor sich hin, befüllte abwechselnd seine Eimerchen, warf die Quietscheente durch die Gegend und drückte das Bötchen unter Wasser. Als dann der Duschstöpsel interessant wurde, begann ich ihn einzuseifen. Das ist immer der beste Zeitpunkt, denn alles was dann folgt ist eigentlich nur noch Scheißelkram.

Der Quietschbeu lässt sich bereitwillig einseifen. Füße, Arme, Achseln, Po und auch den Kopf. Er meckern sogar nicht einmal, wenn man ihm die Ohren einseift (ich habe es als Kind gehasst. Gehasst, gehasst, gehasst!).

Da er dem Duschkopf gegenüber allerdings mehr als skeptisch ist, wasche ich ihm die Haare weiterhin mit einem Becher Wasser aus. Dabei halte ich dem Quietschbeu einen Waschlappen vor das Gesicht und genau das ist der Part, den er abgrundtief scheiße findet (kann man nicht in schönere Worte schmücken).

So halte ich ihm gestern also den Waschlappen vor die Stirn, spüle schnell mit dem Wasser die Haare aus und da macht es auch schon RUMS. Der Quietschbeu hat sich fürchterlich erschreckt, die Arme hochgerissen, den Halt verloren und ich umgeschlagen. Ich reiße ihn sofort hoch, rufe sehr erschrocken „Oh Gott!“ und habe zwei Sekunden später den Miezmann im Bad stehen. „Nichts passiert, nichts passiert!“ beruhige ich eher uns, als den Quietschbeu, denn wirklich prüfen, ob wirklich nichts passiert ist, konnte ich noch nicht.

Der kleine Mann schreit jedenfalls wie am Spieß. Gutes Zeichen. Ein Blick auf den Hinterkopf verrät: kein Blut, nur ein bisschen rot. Gutes Zeichen. Nichts passiert, nichts passiert.

Ich lasse ihn sich noch im Wasser wieder beruhigen und nehme ihn dann erst heraus. Nichts fände ich schlimmer, als wenn er diesen Schreck zukünftig mit dem Baden oder dem Wasser an sich assoziieren würde.

Fünf Minuten später ist alles vergessen. Nicht mal ein roter Fleck ist mehr zu sehen. Man räkelt sich nackt vorm Heizlüfter, lässt sich von Mama mit Lavendelöl massieren und spielt mit den Ohren des geliebten Stoffhasen.

Nur mir … mir geht Stunden später noch der Puls. Eine Sekunde. Nur eine Einzige.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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20 Gedanken zu „Nur eine einzige Sekunde.

  1. Ooh, das sind so Augenblicke, die kenn ich so gut! Es gibt so ein paar Erlebnisse in meinem Leben mit meinen Kindern, da bekomm ich heute noch Herzklopfen, wenn ich an die denke, und daran, wie sie auch hätten ausgehen können!
    Wenn ich mir meine Ma zu dem Thema anhöre, dann wird sich das auch nie ändern, nur die Situationen, nicht aber das „Vor-Schreck-fast- einen- Herzinfarkt-Bekommen“…. gehört wohl einfach zum Elternsein dazu und zeigt uns auch immer wieder einmal ganz deutlich, wie sehr wir unsere Kinder lieben – auch dann, wenn sie älter werden und wir sie in anderen Situationen am liebsten an die Wand nageln würden… ;-)

  2. Schön das nichts weiter passiert ist und ihr alle nur mit dem Schrecken davongekommen seit.

    Und mal ehrlich jetzt, ich wär nicht so geistesgegenwärtig gewesen ihn im Wasser sitzen zu lassen das er das nicht verknüpft.. Respekt.

  3. Oh je, was für ein Schreck. Wir haben inzwischen so eine Anti-Rutsch-Matte in der Badewanne. Ich dachte, das brauchen wir nicht, aber der Babymann muß STÄNDIG aufstehen und ist pro Bad mindestens 1 mal weggerutscht und im Wasser gelandet. Das brauche ich wirklich nciht ständig, also ab jetzt nur noch mit Matte. Seitdem ist es bedeutend ruhiger :-)

    LG Kathi

  4. hätte zu bieten:
    -kind fällt mit 5 monaten bei 30sec schlaf des papas von bettmitte auf 50cm tiefen fussboden, rückwärts
    -kind fällt aus buggy im treppenhaus auf marmorstufenkante, mit dem kopf zuerst
    -kind fällt vom wickeltisch (klassiker)
    -kind nimmt anlauf auf mich zu und biegt vor mir ab und springt ohne schwimmflügel in das ca 1,30m tiefe schwimmbecken, 2 jahre alt, nichtschwimmer, papa 8m entfernt, ich 5m und gerettet hat ihn ein vater der 3m entfernt war, aber im wasser stand
    -kind rutscht ab am hochbett und fällt 1,50m tief auf den puppenwagen
    -kind hat fingerchen im türrahmen, als wir gehen wollen, ich zieh die tür zu und wunder mich, warum sie nicht schliesst— (ich zog nochmal nach, örgs! der finger war halb so schmal wie normal und arnica c200 hats gerichtet!!)
    -kind springt vom sofa und landet auf dem boden mit dem daumen zuerst- daumen gebrochen, gipsschiene
    -kind tobt mit onkel im garten und fleigt ca 3m ins blumenbeet, oberarmbruch, 4 wochen gipsarm
    -kinder knallen dauernd auf kanten mit dem kopf (arnica, traumeelsalbe, rescuetropfen und kühlpads sind hier standart)

    es wird nicht besser werden :)
    lg eva

  5. Jep. Seit der Knirps steht und versucht zu gehen, ist er auch schon ein paar mal ziemlich böse auf den Kopf geknallt, und ich bin jedesmal genau wie Du beschreibst eine Sekunde lang zu Tode erschrocken. Dabei war es bisher immer gar nicht so schlimm, meist nicht mal eine Beule, und normalerweise beruhigt er sich auch relativ schnell wieder. Eigentlich denke ich ja, ich müsste mich mittlerweile daran gewöhnt haben, aber….

  6. Oh ja, wirklich erschreckend, wie schnell so ein Mist passieren kann und so oft aus dem absoluten Nichts. Aber immer wieder auch beruhigend, wie zäh die Kleinen sind und wie (vergleichsweise) selten wirklich was schlimmes passiert.

  7. verstehe deine schrecksekunde. schrecklich, jedes mal von neuem. aber zum guten glück sind sie nicht aus zucker, wie schon der Kinderarzt nach der entbindung sagte, als mein sohnemann mit eingefallenem brustbein nicht atmen wollte und die sauerstoffsättigung bei 86% war: der wird schon. nach 4 tagen intensivstation und nochmals 10 Tagen babyabteilung kam er aus dem spital und ist heute grösser als seine zwillingsschwester und auch frecher. he’s my pain in the ass but I love him to death. ;-)

  8. Ein Hoch auf uns Mamis (und Papis) die es trotz all der bösen Unfälle immer wieder schaffen unsere Kinder loszulassen und ihre eigenen Erfahrungen zu machen.
    Immer mit dem klitzkleinen Hintergedanken es könnte das Ende sein…
    Echt spitze wie Du reagiert hast!
    Ich bin zwar ganz gut darin mein Sohn „mal machen“ zu lassen, aber wenn dann was passiert, bin ich mit den Nerven immer schnell am Ende.

  9. Ich konnte den Mittelteil nicht lesen, weil ich vorher schon Gänsehaut hatte und sowas ganz schwer ertrage. Dem Schlussteil entnehme ich aber, dass alles gut ausgegangen ist.

    EIN GLÜCK!

  10. was glaubst du wie es mir ging, als damals Felix aus dem Bett gefallen ist, weil ICH beim Stillen eingeschlafen war.
    Leider war ja dann doch was passiert! Zum Glück können die kleinen besser einstecken als man denkt!
    *puh*

    1. Oh ja, ich erinnere mich. Das war echt übel. Einer Freundin ist das letztens auch passiert, aber glücklicherweise ist der Sturz ihrer kleinen durch den Nachtisch gebremst worden.

      Aber wie Du schon schreibst: die Kleinen sind härter im Nehmen, als wir oft denken.

    2. ich tippe ja, dass bei uns auch der nachttisch noch abbremste, allerdings nur mit der kante und das eben direkt an den kopf. Ein Sturz auf den boden hätte nämlich keinen Schädelbruch ausgemacht. So hoch ist das bett nicht und Laminat ja nicht so hart.

  11. ich sags mal so: gewöhn dich besser an so kleine und größere unfälle. das meiste ist nicht weiter tragisch, auch wenn die zwerge erst einmal herzzereissend weinen. wir hätten da schon mindestens 3 plumser von der treppe zu bieten (2 stufen hoch), einmal vom stokke (das tk hat sich idiotischerweise (netter kann man es nicht ausdrücken) auf die sitzfläche gestellt und – oh wunder – den halt verloren) und diverse haarstreubende stürze im laufen (einmal inklusive purzelbaum, weil das tk etwas übermütig bergab gerannt war, wo sie gerade erst zu laufen begonnen hat…). nicht einmal hat das kind irgendwas gehabt. also na klar. blaue flecken und beulen und hinterher hübsche verfärbungen von dunkelblau über lila zu gelb und so. aber sonst nichts und das ist ja quasi nicht der rede wert, weil sowieso ständiger begleiter ;)
    fühl dich gedrückt. der schreck bei mami sitzt tief, aber der des kindes ist längst vergessen, glaub mir. :)

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