Sie! Nicht ich …

Ich lese in den letzten Tagen so oft, dass man es bewundert „wie die Mama Miez das wuppt“. Oder dass man selber nicht jammern dürfte, weil „die Mama Miez ist viel schlimmer dran“. Und dann muss ich lächeln.

Auf der einen Seite bin ich gerührt, dass jemand den Dingen, die ich tue, sowas wie Gewichtigkeit zuerkennt. Auf der anderen Seite ist es albern, sein eigenes Licht ausgerechnet unter meinen Scheffel zu stellen. Ich bin nicht freiwillig in dieser Strohwitwensituation. Und dass ich so schnell hintereinander 2 Kinder bekam und damit gut klar komme ist auch kein Hexenwerk. Ich habe ein extrem pflegeleichtes Zweitbaby.

Ich für meinen Teil bewundere Menschen, die über einen sehr langen Zeitraum mit Kleinstbaby eine Wochenendebeziehung führen. Oder generell eine Wochenendbeziehung führen. Ich könnte das nicht. Immer wenn ich sehr müde und sehr erschöpft bin ziehe ich mich daran hoch, dass der Miezmann irgendwann wieder da ist und ich ihn wieder dauerhaft um mich habe. Eben weil ich ihn als Seelenstütze und Energielieferant brauche.

Ich bewundere Mütter, die ein Schreibaby oder ein Baby mit Schlafproblemen haben und dabei über einen langen Zeitraum gelassen bleiben, ab und an Jammern, aber trotzdem ihren Alltag übermüdet bewältigen. Das ist bewundernswert. Ich schlafe jede Nacht meine 7 bis 8 Stunden (Ausnahmen bestätigen die Regel). Ich hab Energie für drei Quietschbeus, wenn man so will.

Es ist doch so, dass man grundsätzlich viel zu oft „das andere“ bewundert und seine eigene Leistung dabei a) schmälert und b) nicht würdigt. Statt also der Mama Miez Bewunderung zukommen zu lassen oder die Bedeutung der eigenen Situation gegenüber meiner runter zu spielen, sollte man sich selber auf die Schulter klopfen und laut aussprechen, dass man selber dies und jenes leistet und geleistet hat. Tag für Tag oder während einer Phase.

Man kann stolz auf sich sein, wenn man das eigene Neugeborene nach einer Schreinacht nicht verkaufen will und Tränen der Verzweiflung das einzige waren, was man sich erlaubt hat.

Man kann stolz sein, wenn man einen kleinen Menschen die meiste Zeit alleine aufzieht, da ist, Liebe gibt. Alleinerziehend oder Teilalleinerziehend auf Grund einer Fern- oder Wochenendbeziehung. Das hat Anerkennung und Bewunderung verdient.

Und wenn dann beides zusammen kommt, dann sollte man nicht eine Sekunde daran denken, was die Mama Miez für Sorgen und Problemchen hat. Die sind nämlich lachhaft, im Vergleich.

Sie sind die Supermamis. Nicht ich!

Generell hat jede Mutter und jeder Vater von egal wie vielen und wie alten Kindern Anerkennung und Bewunderung verdient. Ein Kind in diese Welt zu setzten und groß zuziehen ist immer noch die umfangreichste Aufgabe, die man sich so einhandeln kann, finde ich.

Und wenn der Miezmann wieder da ist und das Löwenmäulchen sprechen kann, dann werden Sie sich fragen, was eigentlich damals so besonders war, an der Mama Miez ausm Internet.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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9 Gedanken zu „Sie! Nicht ich …

  1. Ich finde trotzdem, dass du dein Licht unter den Scheffel stellen solltest. Und ich gehöre auch zu denen, die dich bewundern, und das lasse ich mir nicht nehmen! ;)
    Denn egal ob freiwillig oder nicht – was du momentan zu bewältigen hast, ist doch auch eine enorme emotionale Anspannung. Deine sicherlich berechtigte Sorge um den Miezmann und sein Wohlergehen, seine wohlbehaltene Rückkehr.
    Und egal ob pflegeleicht oder nicht – Verantwortung für deine Kinder hast du auch! Und die trägst du derzeit ganz alleine, zusätzlich zu der Last mit der Sorge um den Miezmann.

    Dass alleinerziehende Mamas Respekt verdient haben, steht dem nicht entgegen, den du verdienst. Eben „anders“. Auch auch!

  2. Ich musste tatsächlich das ein oder andere Mal beim Lesen gerade lachen. Ja klar sind wir alle tolle Mütter. Aber ich find es trotzdem toll wie Du das meisterst. Ich wüßte nicht, wie ich das aushalten sollte so lange ohne Mann. Wir haben schließlich schon mal 1,5 Jahre auf 650 km Distanz gelebt. Aber eben ohne Kind.

  3. Oh. Danke. Gleichfalls.
    Ich finde irre, was Du noch so alles nebenbei schaffst!
    (Ich weiss nicht, was ich schlimmer fand: die ersten 15 Lebensmonate des Freund Blase, der nie schlief, mit 2en allein zu sein und das immer oder jetzt mit 3 berufstätig und auch nie mehr als ein paar Stunden schlafend… Ich glaube richtig richtig schlimm fand ich nur ersteres als ich mal böse krank war. Alleinerziehend mit Baby UND krank ist wirklich Hexenwerk.)

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