notiert #07

Das Löwenmäulchen spielt neuerdings sehr ausgiebig das „Guckuck!“-Spiel. Zuerst habe ich das auch nicht erkannt, aber inzwischen bin ich mir sicher, dass er das sehr bewusst tut. Er zieht sich sein Spucktuch über das Gesicht, beginnt dann aufgeregt mit den Armen zu wedeln, zieht es wieder runter und gluckst vor Freude. Vorgestern konnte ich beobachten, wie der Quietschbeu immer „Hallo!“ rief, wenn das Löwenmäulchen das Tuch wieder runter zog. Ich denke, seitdem hat das Löwenmäulchen einfach Gefallen an diesem Spiel gefunden.

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Der Quietschbeu kann seit heute Morgen ganz plötzlich den i-Laut. Das war nämlich in den letzten Wochen der einzige Laut, der ihm so gar nicht über die Lippen wollte. Heute Morgen auf dem Wickeltisch zählt er mir dann wieder seine Lieblingsmenschen auf. „Mama, Bapa, Sasa, Nana (seine Cousine), Nana (meine Herzfreundin) Mimi (meine Schwester).“ Normalerweise sagt er am Ende noch mal „Mama“ und meint damit meine Schwester. Heute hat er sie dann das erste Mal Mimi genannt, wie auch ich sie schon als Kind nannte.

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Ich habe ein wenig Sorge, dass meine Kinder keinen vernünftigen Umgang mit Gefühlen, ihren eigenen und denen anderer, lernen. Grund dafür ist, dass ich in unserem unmittelbaren Umfeld immer wieder feststellen muss, dass es Menschen und Kinder gibt, die überhaupt nicht herzlich mit einander umgehen können und auf Zuneigung anderer eher versteinert reagieren. Zuletzt bei einem neunjährigen Familienmitglied erlebt, was mich ernsthaft schockierte. Ich habe also angefangen, dem Quietschbeu ganz bewusst „Ich habe Dich sehr lieb und gebe Dir darum jetzt einen Kuss!“ zu sagen, bevor ich ihm einen Kuss aufdrücke. Zum einen hat das plötzlich zur Folge, dass der Quietschbeu still hält, mir den Kopf entgegen reckt und den Kuss quasi abwartet, wo er bisher immer gezappelt und den Kopf weggedreht hat. Außerdem kommt er nun auch von sich aus, will „Ei“ machen und küssen und sagt dazu auch immer lauttechnisch so was wie „ich hab Dich lieb“. Sicher versteht er die Bedeutung noch nicht in voller Gänze, aber er lernt so zumindest schon mal einen selbstverständlichen Umgang mit Gefühlen. Also speziell damit, dass man ihm sagt, dass man ihn lieb hat. Da war nämlich auch der Satz, der besagtet Familienmitglied einfach zu einer Salzsäule erstarren ließ.

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Wir bekommen für unser Familienauto einfach keine Winterreifen. Jegliche Aufträge wurden storniert. Nach einer Woche, nach zweien. So sitzen wir hier nun also nach inzwischen sechs Wochen immer noch ohne Winterreifen, was meine Bewegungsfreiheit arg einschränkt. Ich müsste dringend in die Stadt, die Wichtelgeschenke für unsere Wichtelkinder besorgen. So hab ich aus lauter Verzweiflung einen Teil im Internet bestellt. Auch hier Lieferschwierigkeiten wegen des Wetters. Meine Güte … das bisschen Schnee (von dem hier im Übrigen nichts mehr übrig ist!).

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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11 Gedanken zu „notiert #07

  1. @Salzsäule: So ein armes Kind. Schade, dass es das immer noch geben muss.
    @Winterreifen: Ich hab meine im Frühjahr gekauft, als der Autodealer meines geringsten Misstrauens ausgeramscht hat. Das halbe Jahr, das die jetzt älter sind, machts bei mir nicht aus. Dafür wars kein Stress und sie waren günstig.

  2. Fahr doch mit dem Bus. ;-)

    Das mit den Gefühlen-vermitteln finde ich total gut und wichtig. Bei meinen Eltern kam das immer viel zu kurz und erst irgendwann in der Schule habe ich gelernt, dass man sich auch mal umarmt oder sich sagt, dass man dich lieb hat.

    Finde ich echt gut wie du das machst.

  3. Busfahren wäre durchaus eine Alternative, wenn wir nicht drei Mal umsteigen müssten und knapp 2 Stunden unterwegs wären, um in die Stadt zu kommen. Mit dem Auto wären es 20 Minuten. Für die ÖVs wohnen wir echt ungünstig.

  4. Hallo und guten Tag, liebe Mama Miez….
    machen Sie sich keine Sorgen. Sie machen das gut und genau richtig. Da kann gar nix schief gehen. Schlimm genug, das es Kinder gibt, die in einer gefühlskalten Umgebung aufwachsen.
    Also, Tschakka Tschakka……. nur weiter so.
    Ganz liebe Grüße Anja ( die sich immer wieder über die News freut)

  5. oh ja, ich kann mich selbst erinnern in meiner jugend genau zweimal zur salzsäule erstarrt zu sein. einmal bei meiner oma, einmal bei meiner mutter. ich musste als erwachsene in beziehungen erst lernen gefühle zu äußern und auch anzunehmen. gefühlskalt oder unglücklich war deshalb meine kindheit nicht, ich habe mich immer behütet gefühlt. ich habe aber immer diejenigen beneidet, die mit gefühlen ganz offen und frei umgehen konnten. deshalb habe ich mir schon vor jahren vorgenommen nicht so ’sprachlos‘ gegenüber meinen kindern zu sein! ihr weg ist genau der richtige!

  6. Wir fahren mit Allwetterreifen, das sind Ganzjahresreifen. Wichtig ist nur, das sie ein Schneeflockensymbol haben.
    Vielleicht könnt ihr diese noch bekommen. Mich würde es aber nicht wundern, wenn auch diese Lieferzeiten haben.
    Ich drück dir die Daumen;-)

  7. Wir fahren einen S-Max, für den es ohnehin schon schwer ist passende Räder zu bekommen, da er eine Sondergröße benötigt. Ich hätte SOFORT auch NUR Matschreifen genommen. Gabs auch nicht mehr.

  8. Ist doch schwieriger, als von den meisten erwarten.Da werden Gesetze erlassen und das sind die Folgen.Ein bischen mehr Vorlaufzeit wäre bestimmt nicht schlecht gewesen.Ich denke aber, das die Produktion auf Hochtouren läuft und bald gibt es Winterreifen für alle( spätestens im Sommer)

  9. Das Guckguck-Spiel ist auch einfach zu niedlich. Vor allem, wenn das große Geschwisterkind mitspielt. :-)

    Ich drücke euch die Daumen, dass ihr bald Reifen bekommt. Das ist ja arg!

  10. @Monika: Die Verordnung ist auch nicht von gestern, die Reifenhersteller hätten durchaus vorarbeiten können… aber große Nachfrage bei kleinem Angebot steigert den Preis.
    Hier in Frankreich gibts auch keine Winterreifen – schuld sind die Deutschen, die den Markt leerkaufen…

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