ohne Titel

Heute Nacht bin ich innerlich gestorben. Es war so ein realer Traum. Die Empfindungen und Gefühle, die er in mir auslöste, fühlten sich so unglaublich echt an, wie ich sie mir nur vorstellen kann. Ich stand drei Mal auf, geisterte drei Mal durchs Haus, zu meinem großen Sohn, streichelte ihn, deckte ihn neu zu, hielt eine Weile seine Hand. Dann ging ich wieder ins Bett, nur um weiter zu träumen.

Der Mann und ich saßen irgendwo in der Natur und sahen in die Ferne. Irgendwann frage ich ihn, wo denn der Quietschbeu sei und er sieht mich ganz verzweifelt und todtraurig an. Und dann fällt mir schlagartig ein, dass er ja tot ist. Dass ich ihn nie wieder anfassen, riechen und spüren kann. Und ich spüre eine beängstigende Verzweiflung in mir aufsteigen, die mir im ersten Moment glauben macht, ich müsste auf der Stelle auch sterben.

Ich sah immer wieder Babyfotos von ihm vor meinem geistigen Auge. Die einzigen Erinnerungen, die ich abrufen konnte, waren starre Momentaufnahmen. Das ließ mich schier wahnsinnig werden. Irgendjemand hatte einen Gedenkstein aufstellen lassen. Kein Grab, sondern nur einen Stein, auf dem sein Name stand und ein Foto von ihm angebracht war. Mein Lieblingsbabyfoto von ihm. Er strahlt und lacht auf diesem so unglaublich herzlich und offen.

Ich wusste die ganze Zeit über nicht, was ihm zugestoßen ist. Ich wusste nicht, wie er ums Leben gekommen war, nur, dass er nie wieder in meinen Armen liegen würde. Und ich hatte den unbändigen Wunsch ihm zu folgen …

Als mich das Löwenmäulchen heute Morgen um 6 Uhr weckt bin ich ihm nicht mal böse über die Zeit. Hauptsache, diese Nacht hat ein Ende gefunden! Das Löwenmäulchen spielte im ganzen Traum keine Rolle. Ich kann nicht sagen, dass es ihn in meinem Traum nicht gab. Er war einfach nicht präsent.

 

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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10 Gedanken zu „ohne Titel

  1. Solche Träume verfolgen einem immer den ganzen Tag, nicht?! Vielleicht hat dein Unterbewusstsein darin irgendeinen Abnabelungsprozess verarbeitet? So Richtung: er ist jetzt ein Kindergartenkind. Ist ja immerhin ein großer Schritt für euch. Und du schriebst ja, daß du dir um den QB mehr Gedanken machst als um das LM.
    Hab einen schönen Tag. Hoffentlich begeleitet dich der Traum nicht mehr so lange und du kannst deine Beus geniessen.

  2. Ich kann Ihnen das nachfühlen. Ich haba zwar noch keine Kinder, aber ich hatte schon mehrfach Träume. in denen meine Mutter, mein Partner oder auch alle mir nahen Menschen gestorben sind. Man wacht verzweifelt auf und es dauert Stunden, bis man sich wieder erholt hat.

    Meine Mutter sagt dazu aber, dass Menschen, die im Traum gestorben sind, 100 Jahre alt werden. Glauben Sie doch einfach daran. :-) 100 Jahre Quitschbeu.

  3. Puh!!! Das wIrd dich sicher noch einige Tagen begleiten.

    Habe auch schon geträumt, dass wir den Mupf beerdigt haben. Der kleine weisse Sarg hat mich lange begleitet. Im Traum ähnlich gefühlt, wie du- nach den aufwachen aber war all das weg.

    Ich denke, dass ist ganz natürliche, mütterliche Verlustangst. Zum Teil sicher auch auf den baldigen Kindergartenbesuchs des QB.

  4. Oh scheisse!
    Ich träum‘ sowas auch. Nicht oft aber wenn dann werfen mich diese Träume tagelang völlig aus der Bahn.

    Wenn mich so ein Traum tatsächlich aufwachen lässt dann schlaf ich in dieser Nacht nicht wieder ein.

  5. Auch wenn sowas brutal ist, aber Tod im Traum bedeutet meistens einfach nur Neubeginn bzw Loslassen von etwas Altem.
    Trotzdem haut einen sowas natürlich immer total um.

  6. *ausatme* Habe echt die Luft angehalten beim Lesen.

    Das Unterbewusstsein geht manchmal sehr seltsame Wege und wie hier schon geschrieben wurde, ist das sicher ein Zeichen dafür, wie Du die neue Situation verarbeitest. Aber ein sehr einschneidendes Zeichen…

    Ich drück Dich mal.

  7. ohgott. da hab ich jetzt aber auch dicke tränen in den augen. unser sohn ist 5 monate alt und wenn er morgens mal länger schläft als gewohnt, habe ich angst, ins bettchen zu schauen. dass dem eigenen kind etwas zustößt, ist wohl die größte sorge und angst, die man haben kann. was für ein grausliger traum. was für ein beklemmender, erstickender gedanke. wie gut, dass träume nur schäume sind.

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