Hand-Mund-Fuß-Drama (gnarf)

Heute Morgen brachte der Miezmann den Quietschbeu in den Kindergarten. Ganz stolz trug der kleine Mann seinen Nikolausstrumpf davon, welchen er immer wieder streichelte und mit „Hat Mama selbanäht!“ kommentierte. Ich war ganz gerührt.

Dennoch regte er sich noch zuhause fürchterlich auf, weil er seinen Rucksack nicht mitnehmen sollte. Dienstags wird im Kindergarten das Frühstück zubereitet und der Quietschbeu mag diesen Tag nicht. Er ist eben jemand, der an seinen Ritualen und Gewohnheiten festhält und sie als Sicherheit braucht. Mit viel gutem Zureden und dem erneut Hinweis, dass er doch heute seinen Nikolausstrumpf dabei hätte, ließ er sich dann doch noch beruhigen.

30 Minuten später – ich saß noch im Schlafhemd hier und trank meinen ersten Kaffee, während das Löwenmäulchen noch schlief – kam der Anruf. Der Quietschbeu habe rote Punkte im Gesicht. Weil man sich unsicher sei, wäre man dann in den Wölkchengruppe gegangen und hätte die Punkte da mal gezeigt. Ausgerechnet der Erzieherin, die mir gestern gestand, gar nicht zu wissen, wie Hand-Mund-Fuß denn aussähe. Haha. Jedenfalls sähen die Pünktchen genauso aus wie beim Löwenmäulchen, habe sie gesagt (was nicht stimmt. Nicht stimmen kann!).

Ich fragte daraufhin nach, ob er die Pünktchen denn am Mund habe, oder an der Schläfe? An der Schläfe! Daraufhin erklärte ich, dass er die bekommen würde, wenn er sich aufregt, was er heute Morgen getan hatte. Sie würden gleich wieder weggehen. Dennoch sollte ich kommen und ihn holen.

Als ich eine halbe Stunde später mit dem Löwenmäulchen im Kindergarten auflief, waren die Pünktchen weg. Ich verstehe ja die Sorge, insbesondere weil im ganzen Kindergarten kein einziger Erzieher Ahnung von Hand-Mund-Fuß hat, aber dass ich ihn dann trotzdem mitnehmen musste hat mich geärgert. Ich hatte versichert, ihn morgens auf alle erkennbaren Symptome, die mir der Kinderarzt einen Tag zuvor beschrieben, gezeigt und erklärt hatte, untersucht zu haben. Er fühlte sich weder matt, noch war er warm oder sonst irgendwie auffällig. Das einzige Indiz – die roten Pünktchen – waren wieder weg. Also was nun tun?

Ich rief beim Kinderarzt an und fragte, ob und wann ich vorbei kommen könnte. Auf die Frage, wo der Quietschbeu denn Symptome zeigen würde, antwortete ich wahrheitsgemäß, dass er gar keine Symptome zeigen würde. Schweigen am anderen Ende der Leitung.

„Ja, was wollen sie denn dann hier?“
„Ich habe keine Ahnung. Ich musst mein Kind aus dem Kindergarten abholen.“
„Mit welcher Begründung?“
„Er habe rote Punkte an der Stirn.“
„An der Stirn? – Und? Hat er dort rote Punkte?“
„Nicht mehr. Die waren nach einer halben Stunde einfach wieder weg.“
„Dann können wir da auch nichts diagnostizieren. Hand-Mund-Fuß geht nicht innerhalb eines Tages wieder weg. Außerdem treten die Blasen und Flecken um und im Mund, an Händen und Füßen auf.“
„Kann ich mir das jetzt attestieren lassen?“
„Was?“
„Dass er kein Hand-Mund-Fuß hat?“
„Nein! So ein Attest übernimmt die Krankenkasse bei Hand-Mund-Fuß auch gar nicht. Das müssten Sie aus eigener Tasche zahlen. Außerdem: wollen sie jetzt jeden Tag kommen? Wenn das Kind nichts hat und bis jetzt auch nicht diagnostiziert wurde, was soll Ihnen der Arzt da attestieren?“

Ich rief also im Kindergarten an und fragte, wie man sich das nun weiter vorstelle? Der Quietschbeu habe keine Symptome, der Arzt sage, dass ich dann auch nicht dort vorstellig werden müsse und dass er nicht NICHTS attestieren könne. Überraschenderweise gab es daraufhin eine Entschuldigung. Man sei halt sehr verunsichert, weil man keine Erfahrung mit Hand-Mund-Fuß habe und nicht genau wüsste, wie sich das äußert. Ich könnte ihn natürlich morgenfrüh wieder bringen.

Ich frage mich nun allerdings, wieso bekommen die Kitas vom Jungendamt keine Informationen, wie man mit der Erkrankung umzugehen hat, wie sie sich überhaupt äußert und was von den Eltern zu erwarten ist. Die Kita-Leiterin selber hat sich die Symptome und Bilder ergoogeln müssen!!! Das muss man sich mal vorstellen. Andere Jugendämter geben bei Virusinfekten Informationsblätter an alle Eltern aus. Hier sind nicht mal die Erzieher informiert.

Heute Abend rief dann eine andere Mutter aus der Löwenmäulchengruppe an. Ihre Tochter ist 6 Tage jünger als das Löwenmäulchen und die beiden hängen ständig zusammen. Sie hatte wohl am Freitag schon Bläschen am Mund, aber die Mutter hatte gedacht, dass sei vom Verzehr einer Kiwi gekommen. Erst am Montag, nachdem ich aus eigenem Antrieb mit dem Löwenmäulchen beim Kinderarzt gewesen war und die Kita über die Diagnose informiert hatte, hat man sie dann mit ihrer Tochter nach Hause geschickt. Jetzt kommt aber der eigentliche Hammer: Sie gehen zum selben Kinderarzt wie wir, eine Gemeinschaftspraxis. Wir gehen zum Herr Doktor, sie zu Frau Doktor.

Herr Doktor sagt: Das Löwenmäulchen soll die ganze Woche zu Hause bleiben. Erst wenn keine Pusteln mehr zu sehen sind, sei eine Ansteckungsgefahr auszuschließen. Es gibt keine Behandlungsmethode, nur ein Schmerzmittel (Tinktur) für die Mundhöhle.

Frau Doktor sagt: Bis Mittwoch zu Hause bleiben, dann sei die Ansteckungsgefahr ausgestanden. Alles mit dicker fettiger Salbe einschmieren, wenn‘s bis Mittwoch nicht besser wird (Schmerzen beim Essen) gibt es Antibiotika.

Ähhhh?!

So oder so hoffe und bete ich, dass der Quietschbeu verschont bleibt. Heute Abend hatte er plötzlich erhöhte Temperatur, was aber nach einem aufregenden Tag durchaus mal vorkommen kann. Aber auch die abendliche Kontrolle von Händen, Füßen und Mundpartie blieb ohne Befund. Daumendrücken!

 

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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7 Gedanken zu „Hand-Mund-Fuß-Drama (gnarf)

  1. Oh ja das hatten wir bei uns in der Krippe auch schon mehr als einmal durch mit Hand-Mund-Fuß… Allerdings wussten die meisten Eltern auch nix mit an zu fangen. auch ich habe das erste mal etwas von dieser Krankheit gehört, mich aber zu Hause gleich schlau gelesen, um den Eltern beste Rückmeldung geben zu können…

  2. Unsere Kita kennt HFM, dafuer guckten sie mich bei Erwaehnung des Rotavirus an wie die Fische – die kennen da nur „Magen-Darm“ :)

    Antibiotika bei ner Viruskrankheit ist ja auch sehr seltsam, was ist denn das fuer ne Aerztin? Aber vielleicht hat die Mutter das ja auch nur falsch verstanden, es ist ja immer wieder erstaunlich, was die Leute so erzaehlen was der Arzt gesagt haette – und wenn man dann genauer fragt, war es was ganz anderes ^^

  3. Aaalso… als ich (!) vor drei Jahren die Hand-Fuss-Mund-Krankheit hatte, da sagte der Arzt, ich solle mir überhaupt keine Gedanken machen, denn wenn die Bläschen zu sehen seien, sei man schon gar nicht mehr ansteckend. Sondern nur vorher.

    (Hier gibt’sjedes Jahr mindestens eine Enterorokko-Epidemie, und alle gehen ganz lässig damit um. Hier bricht ja auch keine Panik aus, wenn im Winter mehr als zwei Schneeflocken fallen. ;-) )

  4. Ach Du je, was für ein Gezacker mit dem Kindergarten. Soooo selten ist die HMF-Krankheit doch auch wieder nicht! Meine Tagesmutter kannte sie zwar auch nicht, die KiTa des Nachbarjungen (wo meiner es wahrscheinlich her hatte) hat aber auch bei der letzten Infektionswelle gleich eine Rundmail mit Infos (inkl. Bildern) an alle Eltern verschickt.
    Was genau ein Antibiotikum gegen eine Virusinfektion ausrichten soll, erschließt sich mir nun nicht. Außer wenn es eben zu einer zusätzlichen Bakterienansiedlung kommt. Naja, drei Ärzte, vier Meinungen. Bei uns hieß es, die Ansteckungsgefahr sei mit dem Abheilen der Bläschen vorbei.
    Drücke weiterhin die Daumen!

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