“Und dann krieg ich eine Trommel.“

Freitag morgen. Der Quietschbeu liegt auf dem Wickeltisch (von dem inzwischen, auf Grund seiner Größe, die Beine herunter baumeln) und bekommt eine neue Windel verpasst.

„Sag mal Schatz, gibt es was, was Du Dir ganz doll wünschst?“
Er überlegt kurz, dann grinst er breit und antwortet strahlend: „Eine Trommel. Eine große Trommel!“
Ich muss grinsen. Das mit der Trommel hatten wir jetzt schon öfters. Das scheint wirklich ein tief verankerter Wunsch zu sein.
„Was hältst Du davon, wenn wir das so machen: wenn Du tagsüber gar keine Windel mehr brauchst und Pipi und Aa in die Toilette machst, dann kaufen wir Dir eine große Trommel?“
„Oh ja!“
„Aber erst dann, wenn Du keine Windel mehr brauchst, ja? Das hast Du verstanden, oder?“
Ich frage lieber noch mal nach. Die Vermutung, er habe alles außer kaufen Dir Trommel gar nicht wahrgenommen oder direkt wieder vergessen, ist ja nicht abwegig.
„Wenn ich Pipi un‘ Aa in die Tolätte mache, dann bekomm ich eine Trommel. Eine Große!“
„Und dann trägst Du gar keine Windel mehr.“
„Nein. Keine Windel mehr.“
„Ja, dafür musst Du der Mama oder dem Papa dann aber auch Bescheid sagen, wenn Pipi oder Aa kommen. Damit wir Dir vorher auf die Toilette helfen können, ja?“
„Und dann krieg ich eine Trommel.“

Ich lächle ihn an und seufzte in mich rein. Versuchen wollte ich es halt mal. Dass er diese Art von Deal noch nicht so wirklich versteht, hätte ich mir vermutlich vorher denken können.

Wir fahren in den Kindergarten und noch während wir gemeinsam seine Frühstücksdose ausräumen und das Freitags-Müsli anrühren, erzählt er Herrn Müller und seiner liebsten Erzieherin, er bekäme eine Trommel.

„Echt, eine richtige Trommel?“, fragt Herr Müller und ich sage zum Quietschbeu:
„Na, Männlein, wann bekommst Du die Trommel?“
„Ers, wenn ich Pipi und Aa in die Tolätte mache.“
„Und …“
„… und keine Windel mehr brauch.“
„Genau.“

Aha, hat er mich also doch verstanden, der Herr. Ich muss in mich grinsen.

Das Wie, Wann und Wo thematisiere ich nicht weiter. Wir wollen ihn ja weiterhin nicht unter Druck setzen, sondern eine Anreiz schaffen. Zum aktuellen Zeitpunkt weiß ich ja noch nicht mal mit Sicherheit, ob er seinen Harndrang überhaupt schon kontrollieren kann.

Am Abend, als ich ihm eine frische Windel für die Nacht machen will, frage ich ihn ganz beiläufig, ob er mal auf die Toilette gehen wolle. Und er bejaht, stellt aber als Bedingungen, dass er nur unten auf die Toilette gehen möchte. Unten, muss man wissen, haben wir einen Familien-WC-Sitz. Wir gehen als nach unten und ich setzte den Quietschbeu auf die Kinderbrille.

Und er macht einfach so Pipi. Bumm.

Ich tanze und feiere und singe und juble und lache und der Quietschbeu grinst breit und ist stolz wie Oskar! Wir erzählen vom Erfolg gleich dem Papa, der ebenfalls noch mal ordentlichen Budenzauber veranstaltet. Dann ziehen wir für die Nacht eine Windel an.

Heute trug der Quietschbeu genau eine Windel. Zum Mittagsschlaf. Die machten wir nach dem Schlafen nicht direkt ab, sondern erst, als er uns erklärte, er müsse jetzt Pipi machen und auf die Toilette wollte!

Heute also so: 7 Mal Pipi in die Toilette, 5 Mal auf eigene Ansage des Quietschbeus, 2 Mal nach Aufforderung meinerseits vor dem Schlafengehen. Leider ist das große Geschäft zweimal in die Unterhose gegangen. Ich denke, da braucht er eben noch ein bisschen Übung um abschätzen zu können, wann es los geht. Er rief beide Male „Ich muss Aa!“ Als wir auf der Toilette ankamen, war es dann aber schon zu spät. Dafür saß er rund 3 Mal mit selbstausgelöstem Fehlalarm auf dem Klo.

Ich bin ehrlich ein bisschen überrascht, dass das jetzt doch irgendwie von ihm aus so aktiv umgesetzt wird. Vermutlich wird’s noch viele Rückschläge geben, aber für den Anfang … ich mein, bis vor drei Tagen habe ich geglaubt, der wird NIEMALS trocken. Und jetzt sagt er: „Mama, ich will auf die Tolätte!“ Wir bleiben erst mal dran und ich wasche derweil Unter- und Jogginghosen. Denn wenn der Quietschbeu das morgen wieder genauso durchzieht, dann werden wir das am Montag im Kindergarten direkt auch so handhaben lassen.

Ui, ich bin so aufgeregt. Welch‘ Abenteuer. Mein großer Junge ?!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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11 Gedanken zu „“Und dann krieg ich eine Trommel.“

  1. Na, klasse!! Das mit dem großen Geschäft hat hier, wie gesagt, auch noch so zwei Wochen gedauert, aber es ist absehbar. So ein großer Junge <3.

    Ich bin nur gespannt, wann du die Trommel gerne wieder gegen eine Windel tauschen würdest … ;-)

    Liebe Grüße
    Luci

    1. Ja, das mit der Trommel hab ich jetzt schon mehrfach gehört. Aber er hätte ohnehin eine im Mai, zum 3. Geburtstag bekommen. Alles ist besser, als das Zusammenschlagen von Töpfen und Deckeln, denk ich ;)

      1. Bei unserem Kleinen ist Trommeln seit jeher ein großes Thema. Getrommelt wurde auf allem mit allem. Mit anderthalb hat er zu Weihnachten Bongos bekommen, mit knapp zwei hat er sich daraus und aus diversen Spielzeugen ein Schlagzeug zusammengebaut. Inzwischen hat er außerdem ein Xylophon und ein Glockenspiel. Klar macht das alles Lärm, aber er ist so begeistert vom Trommeln und Musik machen, dass man das als Eltern gerne „erträgt“. Manche Kinder haben eben laute Interessen. Kein Grund die nicht zu fördern. Wir haben die Trommelanschaffung entgegen aller Befürchtungen aus dem Umfeld nie bereut.

  2. Wir lassen den Sohn immer im Garten trommeln. Soviel er will :-) (Und besonders toll war es auch in der Weihnachtszeit zu den Bergmannsumzügen – da hat er stolz wie Oskar mitgetrommelt und war der Star an der Straße – grins!) Im Wohnzimmer herrscht Trommelverbot!

  3. Bei uns wars ein Trettraktor , zerteilt in 10 Teile und für jeden Tag ohne Windel und nur einem Unfall gabs ein Teilchen – nach zwei Wochen war das Ding komplett und der werte Gatte ist am selben Tag zur Oma gefahren um das Monstrum zu holen – dort wartete er nämlich schon 3 Wochen auf den werten Herrn. Wir hatten ihn damals gebraucht in der Zeitung gefunden und so hat er ihn vorher auch gesehen, was seiner Motivation sichtlich gut getan hat. Wie’s beim Kleinen mal sein wird . Wir werden uns überraschen lassen :-)

  4. Dann viel Glück!!! Bei uns war es beide Mal eine ganz schnelle Sache und beide Jungs waren dann innerhalb ein paar Tage trocken (tags und nachts). Und auch beide Mal kurz nachdem 2. Geburtstag. Da soll mir jemand sagen, Jungs würden länger brauchen…. Daumen sind gedrückt! Die Trommel kommt!!

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