Gedanken der letzten Nacht

Wie das immer so ist – Sie haben das vermutlich gar nicht anders erwartet – habe ich gestern natürlich noch lange wach gelegen und nachgegrübelt. Das hier sind ein paar Gedanken, die mich in einen späten Schlaf begleiteten:

  • Ist es nicht totaler Quatsch bei einem knapp 3jährigen von besonderer Begabung oder gar Hochbegabung zu sprechen? Entwickeln sich nicht gerade in diesem Alter Kinder so unterschiedlich, wie in keinem anderen Alter?
  • Ist es vielleicht nur eine Beruhigungstaktik? So nach dem Motto: gibt der Mutter was zum stolz sein und die vergisst den Verdacht, die Erzieherin trage Mitschuld.
  • Förderung und Herausforderungen machen ihn ausgeglichener. Das ist ein Fakt. Das sollten wir, als Eltern, stärker berücksichtigen.
  • Wie kann ich mein Kind besser fördern, ohne  es zu überfordern? Er hat ein unglaublich gutes Rhythmusgespür und liebt Musik. Wo kann ein knapp 3jähriger ein Instrument lernen? Am liebsten Schlagzeug, weil ihn das a) total reizt und fasziniert, b) er daran überschüssige Energie abbauen kann und c) es sein bereits sehr beeindruckendes Talent fördern würde.
  • Generell scheint Musik das Ding zu sein, das ihn aus sich heraus lockt. Wenn er Rhythmus und Melodien erzeugen kann, singt und tanzt (!), ist er ausgeglichen, offen und fröhlich.
  • Sollten wir ihn eher in den Dingen fördern, die er vermeidlich noch nicht so gut kann oder eher in den Dingen, die er schon besonders gut kann?

Im Übrigen verwehre ich mich weiterhin der Aussagen, Kinder haben immer mal wieder Phasen, in denen sie sich gegen den Kindergarten sperren. Das ist mir bewusst und ich kann Ihnen versichern, dass das beim Quietschbeu keine Phase, sondern ein tiefsitzendes Problem ist. Und der Ursache versuchen wir halt auf diverse Art und Weise auf den Grund zu gehen.

Eine kleine Anekdote von heute Morgen:

Als wir heute Morgen den Kindergarten betraten und an der Küche vorbei kamen, sagt der Quietschbeu zu mir:

„Mama, heute gibt’s Nudeln!“
„Aha, und woher weißt Du das?“
„Das steht da!“
er zeigt auf die Schiefertafel, die neben der Küchentür hängt und auf der die Gerichte dieser Woche aufgeschrieben sind. Bei Freitag steht da Spagetti Bolognese.
„Wo steht das?“ frage ich ihn ungläubig, woraufhin er zur Tafel geht und auf Spagetti Bolognese zeigt.‘
„Da!“

Nein, ich glaube nicht, dass er lesen kann, bevor jetzt jemand diesen Verdacht äußert oder glaubt, ich könne mir sowas einbilden. Aber ich glaube durchaus, dass er sich das Wort als Bild gemerkt hat. Allein das fände ich schon ziemlich beeindruckend.

PS: Von „Du musst das Kind testen und fördern lassen“ vs. „Lass das Kind bloß Kind sein, der Test ist total überflüssig!“ bin ich jetzt schon genervt.  Ich schrieb doch bereits, dass wir erstmal weiter beobachten und gucken, was den Quietschbeu glücklich macht. Genau das ist nämlich unser wichtigstes Anliegen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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27 Gedanken zu „Gedanken der letzten Nacht

  1. Vielleicht kann er ja doch lesen ;) Meine Schwester konnte mit 3 auch lesen, selber beigebracht mit diesen Bilderbüchern wo Bild und Schrift war. Da waren meine Eltern auch recht erstaunt, sie konnte mit 3 1/2 aus der Tageszeitung vorlesen, doch das wurde vom Kiga gleich eingestampft, so jung sollte sie nicht lesen, bekam nur Bilderbücher -.- naja ist ja auch schon 20 Jahre her. Also Möglich kann es sein, grad so ein schweres Wort, das wird ja nicht in einen Bilderbuch stehen oder doch? Nudeln vielleicht aber gleich die Worte Spagetti Bolognese?
    Einbildung ist das keineswegs und es wäre sehr taktlos dich das zu beschuldigen.

    1. WENN er lesen könnte, dann hätte er schon das Wort NUDEL lesen müssen, um daraus zu schließen, dass es NUDELN gibt, denke ich. Ich denke das Wortbild „Spagetti Bolognese“ ist ja deutlich prägnanter, als ein schlichtes Nudeln.

  2. Ich denke in dem Alter soll man die Kinder dort fördern wo es ihnen besondere Freude bereitet. Alles andere wäre Kontraproduktiv. Zumindest wäre das bei Colin der Fall. Das kommt natürlich auch immer auf das Kind an. Und ich denke ebenfalls wie Du, dass Kinder sich Wörter visuell merken können. Colin kennst bspw. die Nummer 1 und 2 bzw. kann sie lesen wenn er sie sieht. Das liegt daran, dass er um zu seinem Vor-Kindergarten die 2 im Aufzug drücken muss. Woher allerdings die 1? Ich weiß es nicht. Wir hatten bis dato nur die 2 geübt, wegen des Drückens eben. Eine Freundin hat sich kaputt gelacht weil ich in meinem letzten Video auf FB Colin gezeigt habe, dass auf seinem Krankenwagen und auf dem Notarztwagen „NOTARZT“ stand. Eigentlich tat sie mir da leid, denn man soll seine Kinder nie unterschäzten. Er kann das Wort vielleicht noch nicht lesen, aber er sieht, dass auf beiden Autos die selben Buchstaben stehen, zumal sie genau gleich groß und beide in Kapitalen geschrieben standen. Die Frage ist aber nun, wenn es so ist, dass er hochbegabt ist, was dann?

  3. Kinder merken sich in dem Alter sehr viel, das Gehirn saugt alles auf wie ein Schwamm.
    Mein großer konnte als 2jähriger sämtliche Automarken am Emblem erkennen und benennen. Widewide war übrigens Mitsubishi *gg*
    Dazu konnte die Kennzeichen, wir sind ein Urlaubsort, erkennen und die Orte benennen.
    Ich würde einfach schauen, das er in Form von Büchern, Spielen und eben auch Musik Input bekommt. Er ist drei, er hat alle Zeit der Welt. :)

    1. Man darf bei dem Thema auch die eigentliche Problematik, die temporär sehr stark ausgeprägte Abneigung gegen den Kindergarten, nicht vergessen. Das ist und bleibt Kern und Angelpunkt dieser ganzen Thematik. Diese neue mögliche Ursache ist ja nicht das Problem, sondern eben nur eine mögliche Ursache.

  4. Bei uns war es wichtig bei der Förderung darauf zu achten, das sie einen Ausgleich hat. Mein Kind ist sehr kopflastig und hat so komplexe Gedankengänge, die ihr in der Kindergartenzeit emotional nicht immer gut getan haben. Deswegen haben wir ihr neben dem geistigen Input die Möglichkeit gegeben, sich körperlich zu auszupowern. Bei uns scheint das heute noch die richtige Variante zu sein. Sie spielt Fussball, ist von der Schule aus in der sportlichen Talentaufbaugruppe und fängt nun an Geige zu spielen auf eigenem Wunsch hin.
    Allerdings achten wir auch ganz stark darauf, dass sie nur zwei Termine in der Woche zusätzlich hat und den Rest der Zeit sich zum freien Spiel mit anderen verabreden kann. Ich glaube, man muss da einfach nur auf sein Bauchgefühl hören. Obwohl das natürlich manchmal leichter gesagt ist, als getan. Ich zweifel da manchmal immer noch an mir. Wobei es im Laufe der Zeit besser wird. LG Frau Zausel

  5. Beobachten ist super. Der Kindergarten ist mit im Boot, das ist auch schonmal nicht verkehrt.

    Mein Großer ist hochbegabt. Wir haben es erst in der Grundschule erfahren. Trotzdem haben wir das nie zum Thema gemacht, denn für ein Kind kann das verwirrend sein. Außerdem gibt es dann eben an anderer Stelle eine Baustelle.

    Alles wird gut, Ihr kriegt das hin. Da mache ich mir keine Sorgen ;-)

  6. Ich glaube nicht, dass Herr Müller, das nur gesagt hat, weil er dich beruhigen möchte und dich stolz machen möchte. Das sind Äußerungen die Erzieher in der Regel nur dann treffen wenn sie sich wirklich ziemlich, ziemlich sicher sind. Weil Erzieher auch oft wissen/sich denken könne, was das bei Eltern auslöst. Von totaler Panik bis übermäßigem Stoz kann das wohl so ziemlich alle Reaktionen bei Eltern hervorrufen.
    Wegen Musikinstrument zum Einstieg frag doch mal in einem Musikverein nach wenn du den QB wirklich in diesem Bereich fördern möchtest, mir wurde damals als Kind die Blockflöte empfohlen (wird hier generell zum Einstieg empfohlen) 1. wegen der Größe (man stelle sich mal einen 3jährigen an einer Tuba vor) 2. ist es recht einfach 3. sind dadurch relativ schnell Fortschritte zu erkennen, heißt es macht den Kindern Spaß wenn sie schnell ein ganzes Lied spielen können und es werden trotzdem alle wichtigen musikalischen Grundlagen vermittelt, ich habe mit 4 Jahren angefagen Blockflöte zu spielen und bin in der 3. Klasse dann auf Saxophon umgestiegen.
    Ob du den QB auf eine eventuelle Hochbegabung testen lässt oder nicht musst ganz alleine du entscheiden! Ich denke du wirst dir dazu schon ein paar Gedanken gemacht haben.

    1. Blockflöten werden vor allem empfohlen, weil sie für 30 Euro gekauft werden können und damit schön billig sind; eine Fabrikgeige, die nach nichts klingt, kostet das Zehnfache…
      aber bis da schöne Töne rauskommen, muß man einiges zusammenbringen an Fingersatz und richtigem Anblasen. Mit der Blockflöte hat man ganzen Generationen die Musik verleidet. (Und ich mag die Blockflöte, vor allem in den tieferen Tonlagen!)

      @Mama Miez: Nachfragen ist richtig, und zwar bei der Musikschule. Da gibt es in Deutschland sehr gute Programme zur musikalischen Früherziehung, noch ohne Festlegung auf ein Instrument, und auch sehr gute Anfängerprogramme für Kindergartenkinder.
      Was das Testen angeht: nicht der Test ist wichtig, sondern was ihr daraus macht. Nur zum Wissen ist er überflüssig. Aber wenn es euch eine Verständnishilfe ist, um euer Kind besser zu begleiten, dann ist er richtig. Wen interessiert, ob sein IQ nun 130 oder 180 ist – wichtig ist, zu wissen, wie er seine Umwelt aufnimmt, und daraus eventuell Hilfen für ihn abzuleiten, damit er damit besser umgehen kann.

  7. Ich glaube meine Eltern hatten ein ähnliches „Problem“…Ich galt auch als hochbegabt (mit jahrelangem exzessivem Fernsehkonsum wächst sich das aber ganz gut aus *g*), konnte z.B. mit drei lesen, so dass ich dann Hardcore-Blockflöten-Unterricht bekam. Nix so mit alle zwei Wochen eine neue Note oder so, sondern richtig mit erstmal alle Tonleitern auswendig lernen etc. Das war schon ganz gut gegen die Langeweile. Und das regelmäßige Üben (jeden Tag 10 Minuten) hat wahrscheinlich auch nicht geschadet – ich glaube, sonst hätte ich noch weniger Disziplin und Durchhaltevermögen, als ich eh schon habe.

  8. Mit dem fördern da oder da, was sagt dir denn dein Gefühl? Bei uns würde ich wohl beide Richtungen fahren, mal ein bisschen hier, ein bisschen da.

    Und die Musik, gibts einen Kleinkindtrommelkurs oder so etwas bei euch in der Nähe? Ich glaube das wäre dem QB sein Himmel hihihi

  9. Man darf auch nicht vergessen, dass gerade emphatische Menschen (und Sie beschreiben den QB ja immer als sehr emphatisch) emotional besonders gefordert, manchmal auch überfordert sind (ich weiß aus persönlicher Erfahrung, wovon ich spreche). Da geht dann auch so ein Kindergartentag nicht so spurlos und leicht verdaulich vorüber, wie an anderen Kindern, denn er sieht, spürt, empfindet vieles nach und lebt mit, was andere gar nicht wahrnehmen.

    1. Oh ja! Davon kann ich auch ein Lied singen. Mich überfordert einfach gern schon mal das „gleichzeitig mit anderen Leuten im Raum sein“, auch wenn sonst nix weiter ist.

  10. ich finde ihr geht da ganz vernünftig ran. und mich würden ähnliche gedanken beschäftigen. beobachten und verschiedene dinge anbieten ist wohl derzeit die beste strategie. was so eine trommel alles bewirkt ;)

  11. Ich kann mir schon vorstellen, dass man in dem Alter eine besondere Begabung erkennen kann. Ich halte dich (euch wahrscheinlich, aber den Herrn Miez „kenne“ ich ja nicht) als Mutter und Eltern für sensibel und aufmerksam genug, dass eine Beobachtung in Zusammenarbeit mit dem Kindergarten da in die richtige Richtung geht.
    Was das Musikalische angeht – viele Angebote zur Musikalischen Früherziehung starten mit drei Jahren. Richtiger Instrumenten-„Unterricht“ meist erst später, aber du könntest mit der örtlichen Musikschule oder dem Musikverein ja mal Kontakt aufnehmen. Vielleicht gibt es einen Lehrer, der Interesse daran hätte!
    Und ich hab – durch die Erfahrung mit meiner Großen, die auch so eine „sehr weit für ihr Alter“-Kandidatin ist – das Gefühl, dass solche Kinder ALLES, was sie fördert und weiterbringt, lieben und genießen. Von daher würde ich immer sagen: Ausprobieren und schauen, wie das Kind reagiert.

  12. Natürlich entwickeln Kleinkinder sich mit enormen Spannbreiten. Aber das hochbegabte Kind, das mir nahe ist, hat schon mit 2 Jahren Anlass zu der Vermutung der Hochbegabung gegeben, und das hat sich immer wieder und weiter betätigt. Ich denke auch nicht, dass das eine Beruhigungstaktik ist, der Herr Müller hat so viele Kinder vor sich, dem springen die Unterschiede einfach in´s Auge. Klar machst Du Dir Gedanken, aber ist doch gut, dass der Kindergarten im Boot ist, Ihr in eine bestimmte Richtung weiter beobachten könnt, und eine ganz klare Linie habt, die Ihr verfolgt.

    Wegen Musik würde ich ebenfalls sie örtliche Musikschule kontaktieren. Ob man so früh ein Instrument lernen kann, keine Ahnung, aber es gibt doch die „musikalische Früherziehung“ (so hieß das früher zumindest), wo verschiedene Instrumente ausprobiert werden können, das wäre doch vielleicht was?

  13. Mir fehlt gerade die Geduld, alle Kommentare zu lesen, deswegen keine Ahnung, ob es schon kam – nur soviel: Bei uns in der Musikschule werden durchaus auch schon 3-jährige genommen, wenn sie eine besondere Begabung für ein Instrument haben. Der entsprechende Lehrer wird dies in einer Übungsstunde bestimmt erkennen ( wenn er etwas taugt). Er muß natürlich auch die Geduld haben, mit solch einem kleinen Mann zu arbeiten – denn die Arbeit ist weniger wirklich „Musikschule“, als eher musikalische Spielereien – eben mal nicht nach Schema F. Dafür ist nicht jeder Lehrer geeignet. Da heißt suchen und vergleichen :-)

    Wir haben beim Sohn auch schon einmal darüber nachgedacht, da er ein sehr großer Musikliebhaber ist. Ich wüßte in unserer Musikschule auch mindestens 2 Lehrer, denen ich mein Kind sofort und bedingungslos anvertrauen würde (und der Lehrer ist wirklich das A und O). Aber eine Entscheidung, was wir machen, wird da erst zum nächsten Schuljahr fallen.

    Und noch was anderes – er könnte doch durchaus auch schon in den Kindergarten wechseln – wo die Kinder immerhin ein Stückchen älter werden und er nicht zeitweise mit 1-jährigen zusammen wäre?! Bei uns geht das mit 2J 9Mon problemlos, dass die Kids hoch können. Die Tochter haben wir damals genau zu diesem Zeitpunkt in die KiTa gebracht, weil sie Anfang sich „zurückzuentwickeln“ (sie hatte einfach zu viele Babys um sich rum und wollte plötzlich wieder ne Windel und gefüttert werden und solche Späße :-) Mit größeren um sich herum hat sie sich immer wohler gefühlt…)

    Ok, das sind jetzt alles nur Momentaufnahmen – wie immer von mir :-)

    LG

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