Das geplatzte Trommelfell

Es war gegen 2 Uhr, als der Quietschbeu vergangene Nacht das erste Mal aufheulte, sich aber recht schnell wieder beruhigen ließ und auch keine Ursachen für sein Weinen anklingen ließ. Ich ging halt davon aus, dass er etwas Unschönes geträumt hatte.

Um 2:30 Uhr weinte er erneut und äußerte das erste Mal, dass ihm das Ohr wehtät. Ich wunderte mich, da er noch nie Probleme mit den Ohren hatte und in den letzten Tagen auch nicht übermäßig erkältet war. Die Nase lief ein bisschen klar, aber  er bekam hervorragend Luft, so dass ich auch nie auf die Idee gekommen wäre, ihm Nasentropfen zu geben.

Ich nahm ihn mit in mein Bett, wo er sich sofort eng an mich kuschelte (ein sicheres Zeichen dafür, dass es ihm nicht gut ging), aber die ganze Zeit unruhig mit dem Kopf hin und her wälzte. Er fand einfach nicht mehr in den Schlaf, summte leise, flüsterte Lieder und krabbelte dabei meinen Arm. Ich ließ ihn, auch wenn ich so definitiv nicht wieder einschlafen konnte, denn immerhin war das tausend Mal besser, als ein laut quasselnder, aufstehen wollender Quietschbeu.

Ab 3 Uhr erwähnte er im 5 Minuten-Takt, dass sein Ohr schmerze, worüber irgendwann dann auch der Miezmann wach wurde. Nach einer Weile quartierte ich den Mann, der mit Schlafmangel fast gar nicht klarkommt, aufs Sofa und lag fortan mit dem Quietschbeu und dem Löwenmäulchen, das zwischendurch auch dazu gestoßen war, aber tief und fest schlief, im großen Ehebett (wir nennen das bewusst unser Ehebett. Denn es ist unser Bett. Die Jungs sind jederzeit herzlich willkommen, aber jeder hat trotzdem sein eigenes Bett).

Dann begann das Weinen. Er weinte und schluchze leise, aber unaufhörlich, dass er Ohrenschmerzen hätte. Ich sagte ihm ganz klar, dass ich ihm nicht helfen könne, außer da zu sein und ihn zu krabbeln. Er kuschelte sich feste an mich und jammerte leise vor sich hin und ich fühlte mich unsagbar hilflos und klein. Gegen 5:30 Uhr schlief er endlich sein. Mein Wecker klingelte 15 Minuten später, was ihn sofort wieder aufschrecken ließ.

Ich holte den Papa dazu, der sich um den Quietschbeu kümmerte, solange ich im Bad war. Dann machten wir die Jungs fertig und ich brachte mit dem Quietschbeu zusammen das Löwenmäulchen in den Kindergarten.

Das Jammern über die Schmerzen verstummte auf der Fahrt zum Kindergarten. Da hatte ich ihm bereits gesagt, dass er heute nicht in den Kindergarten gehen würde, sondern mit mir zum Arzt fahren würde. Ich gebe zu sogar vermutet zu haben, seine Schmerzen waren nur eine Ausrede, um zuhause bleiben zu können. Beschämend!

Als wir wieder zuhause waren, fragte ich den Quietschbeu, ob er denn noch Schmerzen hätte, was er ganz klar verneinte.  Während ich ihm aus der Jacke half, sah ich aber sofort, dass ihm suppiger Eiter aus dem rechten Ohr lief. Oh je! Der Anruf beim Kinderarzt machte mich dann gleich noch panischer, da die Sprechstundenhilfe mit „Oh nein, dann ist das Trommelfell geplatzt. Kommen Sie um 10:40 Uhr!“ reagiert, wo man sonst eine Woche auf einen Termin wartet oder 3 Stunden Wartezeit mitbringen muss.

Da es dem Quietschbeu gut ging, er weder Fieber noch sonstiges zeigte, fuhr ich anschließend mit ihm zu meinem regulären Vorsorgetermin bei meiner Frauenärztin. Während des CTGs kuschelte sich der Quietschbeu zu mir auf die Liege und legte seinen Kopf in meinen Schoß. Während der Untersuchung und dem Ultraschall stand er die ganze Zeit neben mir und hielt meine Hand.

Ich gebe zu nicht richtig bei der Sache gewesen zu sein und mir die ganze Zeit nur Sorgen um den Quietschbeu gemacht zu haben. Alles was ich heute also mitbekam war, dass das Maimiez derzeit 1700 Gramm wieder und 42cm lang ist. Das Köpfchen befindet sich unmittelbar unter meinem Rippenbogen und es hat noch ne Menge Platz und Fruchtwasser zur Verfügung. Alles gut!

Im Anschluss gingen wir kurz in mein Büro, das in unmittelbarer Nähe zu meiner Ärztin liegt und berichtete vom Sachstand. Der Chef machte dem Quietschbeu einen großen warmen Kakao und unterhielt sich mit ihm, als der Quietschbeu plötzlich einfach so zur Seite umfiel.

Das ist gestern im Kindergarten angeblich auch passiert. Da habe ich da aber nicht so recht dran glauben wollen. Nun erklärt sich das natürlich, denn, wie sich beim anschließenden Kinderarztbesuch herausstellte: das Trommelfell des rechtes Ohres ist geplatzt und das linke Mittelohr ist entzündet. Erstaunlicherweise klagt er links erneut nicht über Schmerzen, obwohl die Ärztin die Entzündung ganz klar sah.

Die Ärztin klärte mich sehr sachlich und objektiv über die Gabe von Antibiotika auf und meinte, dass sie meine Entscheidung, egal welche in fällen würde, mit trägt. Ich fragte sie dennoch nach ihrer Meinung und sie sagte, dass sie in diesem Fall, mit der beidseitigen Entzündung, Antibiotika geben würde, weil sich gerade jetzt, nach geplatztem Trommelfell, schneller Bakterien hinter dem zerstörten Trommelfell sammeln und die Entzündung so schlecht abklingt oder immer wieder kommt.

Und so bekommt der Quietschbeu nun die kommenden 10 Tage Erdbeerzaubersaft, den er nach der ersten Einnahme heute Mittag dann auch total gut fand. Ab Montag kann er wieder ganz regulär in den Kindergarten gehen, da er ja weder fiebert, noch geht es ihm sonst schlecht.

Einzig zu beobachten sind sein Hörvermögen und sein Gleichgewichtssinn. In den letzten zwei Tagen war er so auffällig trottelig und tapsig, dass es mich schon gewundert hat. So rannte er zwei Mal gegen den Türrahmen, stieß sich ständig irgendwo und warf Dinge mit dem Po oder den Ellbogen um, wo er sonst eine ganz gute Körperbeherrschung hat. Auch hat er die letzten 3 Tage den Mund beim Zähneputzen nicht mehr so weit aufgemacht, wie es nötig wäre. Dass er Schmerzen hat, hat er aber nicht gesagt. Er erwähnte lediglich mal, dass er Schmerzen im Mund hätte und erklärte auf Nachfragen, er habe sich da „draufgebissen“. Letztendlich strahlt wohl der Seitenstrang vom Mittelohr bis in den Mund.

Vor Montag dürfen wir jetzt keine Haare mehr waschen und kommenden Mittwoch haben wir einen Kontrolltermin, auch um zu gucken, wie gut oder schlecht das Trommelfell nun vernarbt. Umso dicker die Narbe, umso eher kann eine Beeinträchtigung des Hörvermögens eintreten. Die Heildauer des Trommelfells beträgt 4 bis 6 Wochen.

Es ist unfassbar wie tapfer und wundervoll mein Kind heute den ganzen Tag war. Wie freundlich er der Ärztin gegenüber trat, ihre Fragen beantwortete und wie er sämtliche ihm angebotenen Gummibärchen, Brezeln und Traubenzucker höflich ablehnte. „Ich mag erst Müsli essen.“ Da hat sie nicht schlecht geguckt, die Ärztin.

Ein wirrer, voller und so ganz und gar nicht erwarteter Tag. Einer, der fürchterlich begann und doch noch ein gutes Ende nahm.

Geplatztes Trommelfell. Meine Güte. Wer rechnet denn mit sowas?

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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17 Gedanken zu „Das geplatzte Trommelfell

  1. Ich wünsche gute Besserung.Leder, der schon ein mal Ohrenschmerzen hatte, kann sich ungefähr vorstellen, welche Schmerzen der kleine Mann gehabt hat bzw. noch hat.
    Alles Gute!

  2. ein kleiner tipp, falls er das wieder hat: kopf hochlagern nimmt den druck vom trommelfell und macht dann nicht so weh. verhindern kann man den durchbruch aber nicht damit. ausserdem helfen zwiebelringe auf dem ohr, die geben warm und lindern den schmerz. oder halt, so wie ich es meist tat: ein schmerzzäpfli. :-) gute besserung dem kleinen!

    (und, wie erwähnt, wir hatten das beim grossen an die zehn mal oder mehr. immer klare anzeichen von schmerzen – wir dachten manchmal aber auch an zähne, er konnte ja noch nicht reden – und am nächsten tag schon durchbruch. er hatte das offenbar so oft, weil sie den erreger nicht fanden. ging wochen, bis der isoliert war, und es stellte sich heraus, dass er von aussen kam. auch er hatte sehr oft keinen schnupfen davor. jedenfalls, wenn heute eins meiner kinder über ohrenschmerzen klagt, zupf ich schnell am ohrläppchen. wenn sie aufschreien, ist die lage ernst, sonst nicht. und gehörprobleme hat der sohn keine. als wir darüber nachdachten, im röhrchen einzupflanzen, hörte der spuk auf.) ich entschuldige mich für wiederholungen :-)

  3. Der arme QB! Es tut in der Seele weh, zu lesen, wie er gelitten hat.
    Ich halte die Daumen für einen guten Heilungsverlauf und liefere gleich eine mutmachende Geschichte mit: Als mein Mann so alt war wie der QB, hatte auch er schlimme Ohrenschmerzen, er hat wohl fast einen Tag lang geweint. Und dann, abends, war es plötzlich weg – aber dann hat seine Mutter gesehen, dass ihm Blut aus dem Ohr lief. Also genau dasselbe wie bei deinem Sohn. Und es ist alles völlig komplikationslos abgeheilt, alles wieder gut!
    Das wünsche ich euch auch!

  4. Gute Besserung und ein schnell verheilendes Trommelfell!
    Ich hatte das als Kind auch und habe so gerade in der 2. Klasse den Schwimmunterricht versäumt.. Doof war das, hab deswegen nie mein Abzeichen machen können. ;)
    Alles Gute und trotzdem genießt das WE!!!

  5. dein armes QB. :( Ich habe den ganzen Tag auf Twitter mitgelesen bzw mitgelitten.
    Wie das platzen konnte weiss keiner oder. Ich glaube, nach dem wie und warum braucht keiner mehr zu fragen, jetzt kommt’s eher darauf an dass das ganze schnell & gut verheilt ..

  6. Oh man, das ließt sich ja total schrecklich. Im ersten Moment dachte ich „Oh Gott, und jetzt? Hört er noch was?“ – ich muss gestehen, mit sowas hab ich mich noch nie auseinandergesetzt (auseinandersetzen müssen) und habe da keine Ahnung von.
    Aber Sie schrieben ja, dass das Hörvermögen beeinträchtigt würde, wenn viele Narben entstehen – im Umkehrschluss dann also, wenn keine/wenige entstehen, kann er weiter gut hören?!

    Ich wünsche dem kleinen Mann ganz schnelle gute Besserung. Auch dass das AB schnell wirkt und die 2. Entzündung abklingt…

    Auch wenn man bei so kleinen Kindern eher ungern AB gibt, denke ich, dass es Situationen gibt, in denen das unvermeidlich ist.
    Meine Tochter hat so oft welche bekommen, da war (und ist) mir immer noch ganz panisch zumute. Aber mit Lungenentzündungen ist nicht zu spaßen. Bei den (vergleichsweise) kleinen Sachen wie Scharlach oder Mandelentzündung haben wir möglichst lange gewartet und erst wenn es „gar nicht ging“ AB genommen. Zum Glück war da die Kinderärztin auch nicht so freigiebig mit und verschrieb nur welches, wenn sie der Meinung war, dass es anders nicht ging. Oder sie gab es „auf Verdacht“ mit und ich sollte mich täglich melden um dann ggf. schnell AB verabreichen zu können…

    Toi, toi, toi jedenfalls!! (mir wird ganz anders, wenn ich dran denke, wie das weh getan haben muss – der arme QB :( )

  7. Bei uns war der Verlauf ganz gleich. Und ebenso wie der QB ist Colin gar nicht wehleidig und wenn er dann mal richtig weint, bin ich gleich alarmiert. Uns wurde gesagt eine Woche lang nicht baden und Haare waschen, wegen des Trommelfells. Dafür nur 7 Tage AB. So unterschiedlich wird behandelt… Aber Hauptsache ist, der Kleine ist bald wieder wohlauf. Gute Besserung auch hier noch mal an den kleinen Mann.

  8. Das ist wirklich ein tapferes Kerlchen! Ich hatte selbst erst vor 3 Wochen eine Mittelohrentzündung mit geplatztem Trommelfell. Und der Todd hatte gut ein halbes Jahr fast ununterbrochen das selbe. Kein Vergnügen sowas :/ Im Dezember bekam er deshalb auch ein Paukenröhrchen. Seitdem ist es besser. Das mit dem Schwindel geht bestimmt schnell vorbei und in 4 Wochen ist ja alles wieder abgeheilt. Und noch ist die Badesaison ja nicht eröffnet ;)

  9. Oh, das tut mir leid. Hatten letzten Monat auch haargenau das Gleiche. Abends ging es los mit Ohrenweh, miese Nacht, Zwiebelsäckchen wirkungslos, morgens dann schon vor dem Öffnen der Arztpraxis Eiter und Blut, die aus dem Öhrchen liefen. Eine Woche AB, eine Woche nicht duschen. Ist aber jetzt alles wieder gut.
    Drücke die Daumen, dass es dem QB schnell besser geht. Und schön, dass beim Maimiez alles prima aussieht!

    Liebe Grüße
    RALV

  10. oh Mann. Gute Besserung für den QB. Bei uns gab es vor zwei Monaten das selbe Spiel. Wir sind in der Nacht noch in Notfallambulanz gefahren, weil sich die Mausi nicht beruhigen ließ. Auf dem weg ins Krankenhaus ging es Ihr dann schlagartig besser und ich “ böse“ Mami dachte schon sie spielt uns was vor. Im KH Mütze ab und eitrig auslaufendes Ohr. Auch das Trommelfell war geplatzt. Die Oberärztin sagte aber zu uns dass, wohl der Schmerz dann schlagartig nachläßt weil dann ja der Druck weg ist. Und es somit für die Kinder eine Erleichterung des Schmerzes ist, bzw verschwindet der dann ganz. Fühl dich nicht schlecht, sowas kann sich in ein paar Stunden entwickeln. Ich komme aus der Pflege und habe es nicht gleich bemerkt. Und das mit dem Antibiotika ist auch richtig. Wir haben im Kh keins bekommen. Erst nach dem Wochenende beim Kinderarzt. Die Maus hatte dann noch ne eitrige Seitenstrang Angina dazu, durch die Bakterien…….Soviel dazu.
    Werde ganz schnell wieder gesund kleiner Quietschboy……..

  11. Oje, der arme Quietschbeu.
    Ich (!) hatte das gleiche Ende November. Leider bin ich an einen unfähigen Ohrenarzt geraten, der das ganze so lange ausgesessen hat bis es zur Innenohrschädigung kam. Nun werde ich Ende nächsten Monats operiert, der Schädel wird hinter dem Ohr eröffnet und das Ohr ausgeräumt. Dazu noch eine Nasennebenhöhlenop, diese Entzündung hat der HNO nämlich auch nicht erkannt *sagnix*.
    Leider ist mein Hörvermögen am betreffende irreparabel geschädigt.
    Sollte sich die Sache beim QB hinziehen, dann holen sie sich unbedingt frühzeitig eine Zweitmeinung ein!
    Gute Besserung.

  12. Gute Besserung dem armen Kerlchen. Da war der Quietschbeu wirklich sehr tapfer. Ich drücke die Daumen, dass die Sache schnell und möglichst narbenfrei verheilt.

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