„Du bist ja nicht normal …“

Wieso eigentlich fällt es so vielen Eltern und Müttern so schwer, die positiven Gefühle für ihre Kinder in Worte zu fassen? Wieso sieht man nahezu nie Mütter, die mit glasigen Augen erzählen, wie sehr sie ihre Kinder lieben und wie überwältigend diese Gefühle sind, die sie empfinden, wenn sie ihre Babys betrachten und streicheln und einatmen? Wieso dürfen Mütter nicht öffentlich stolz sein, denn stolz auf die eigenen Kinder zu sein, bedeutet doch auch nichts anders, als Liebe zu empfinden, oder?

Es ist inzwischen 2 Jahre her, dass mir in diesem Blog gesagt wurde, ich hätte gar keinen Grund stolz auf meine Kinder zu sein, denn was sie wären, wären sie nicht wegen mir oder durch mich, sondern weil sie Individuen seien. Das mag stimmen, zu einem großen Teil, aber dennoch Liebe und vergöttere ich sie und bin unsagbar stolz auf meine Kinder. Für das was und wie sie sind.

In unserer heutigen Gesellschaft darf man jammern. Ständig. Überall. Öffentlich. Manchmal scheint es mir, als erwarte man von mir eher, dass ich jammere und klage, als dass ich von Vorfreude auf das Baby und Begeisterung über neue Worte des Löwenmäulchens und Entdeckungen des Quietschbeus berichte. Ich soll darüber klagen und jammern, dass es mich hier und dort schmerzt und ich seit 3 Jahren nicht eine Nacht durchgeschlafen habe und meine Söhne sich 10 Minuten nach dem Aufstehen das erste Mal am Waschbecken darüber in die Haare bekommen, wer sich zuerst die Zähne putzen darf.

An manchen Morgen könnte ich auch wirklich schon um 8 Uhr heulen. Ich bin ja nicht Supermom. Weil es natürlich anstrengend ist und Kräftezehrend. Aber an den meisten Morgen habe ich um 8 Uhr schon Tränen gelacht, wegen der Albernheit meiner Kinder oder weg kniepern, vor Rührung über deren Herzlichkeit. Das will dann aber keiner glauben. „Du bist ja nicht normal …“, grinse sie dann schief.

Doch, ich denke schon.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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18 Gedanken zu „„Du bist ja nicht normal …“

  1. Wo ist hier der gefällt mir Button?
    Ich lese es so gern wenn Leute glücklich sind, weil viele die guten Seiten sonst einfach so hinnehmen und die schlechten betonen.
    Ist eine wunderbare Eigenschaft sich mehr auf die guten Dinge zu konzentrieren.

  2. Wenn ich es alles auch nur annähernd so schön in Worte fassen könnte wie Du, dann würde ich das vielleicht auch öfter machen. Ich denke, so zu empfinden und das auch noch ausdrücken zu können, ist schon etwas besonderes. Aber viele sehen auch alles einfach viel zu nüchtern und am liebsten noch vorrangig das schlechte und nicht das Gute. Und so gehen sie dann auch durch die Welt – negativ, pessimistisch, jammernd!

    Ich kann das eine nicht (wunderbare Worte) und mag das andere nicht (jammern) – deswegen wird es bei mir im Blog wohl hauptsächlich weiter Belanglosigkeiten geben :) Aber umso lieber lese ich bei Dir mit!

    LG Kathi

  3. Ich habe deinen Blog von Anfang an gelesen, als ich ihn entdeckt habe und so oft mit Tränen vor Lachen hier gesessen – warum sollte man nur die negativen Seiten betonen?

    Wenn ich von einem Einkaufsbummel zurückkomme und mich haben jede Menge Erwachsene blöd angerempelt oder ähnliches, aber ein kleines Kind hat zurückgelächelt, als ich ihm ein Lächeln schenkte – da bleibt mir auch das Kind im Gedächtnis. Genug Menschen haben das bestimmt schon wieder vergessen.

    Es ist wunderbar, hier zu lesen <3

  4. Eine EInstellungsfrage. Und dennoch: unsere Kinder kommen zwar so auf die Welt, wie sie sollen. Aber fix-fertig ist da noch lange nichts. Und auch wenn sie Individuen sind, dann tragen die Eltern und die Lebenseinstellung der Eltern von klein auf (auch schon in der Schwangerschaft) unglaublich viel dazu bei, wie die Kleinen dann drauf sind.

    Zu behaupten, dass Kinder einfach mal so sind und wir als Eltern keinerlei Stolz auf unseren Einfluss haben dürft, das kann ja wohl nur von jemandem kommen, der a) seine Eltern nicht abkann und b) selbst kein Kind hat oder 10 Monate ‚ausgetragen‘ hat.

    Lass Dir Deine Freude nicht nehmen. Lass Dir auch nicht nehmen, dass Du auf das Kindische, Kindliche Deiner beiden Lieblinge ansprichst, denn Deine Art berührt hier viel mehr Menschen, als jene Person, die jungianisch und personenpsychologisierend etwas von Archetypen und dem Fall in die Existenz daherbröselt.

    Ich muss es ja wissen, denn ich bin Professionel-Brösler… ;-)

  5. aber wir deutschen sind doch jammer-weltmeister. so ein titel muss doch verteidigt werden ;) du hast ja recht. es ist scheinbar so, dass das negative mehr wiegt. und alles was gut läuft und positiv ist, ist halt normalzustand. das hat ja auch gefälligst so zu sein. traurig, aber wahr.

  6. Hm, ich lese sehr gerne bei dir, eben weil du immer so positiv bist und das Schöne siehst. Das Leben hält doch auch so genug Mist für uns bereit.
    Ich wehre mich schon manchmal dagegen Nachrichten zu lesen/sehen/hören.
    Oft beeinflusst du meine Laune zum positiven mit deinem Bolg, du lenkst den Blick auf das Schöne und oft sehe ich dann Parallelen zu unserem Leben und muss Schmunzeln.
    Zwischendrin mal ein bisschen „Unschönes“ beschreibst du ja auch, aber nie vermisse ich die Liebe, den Stolz für deine Jungs/deine Familie, die stecken in jedem Wort das du schreibst.
    Vielleicht ist manch einer neidisch, weil er seine Welt nicht so sieht, sehen kann.
    So viel Liebe und Schönheit zieht nicht nur gutwillige Menschen an.
    Leider.
    Nathalie

  7. Meine Rede… das ist auch der Grund, warum es mich aufregt, wenn immer mal wieder auf irgend einem Blog darüber hergezogen wird, dass Mütter (auf dem Spielplatz, in Krabbelgruppen….) stolz darüber berichtet haben, was das Kind schon alles kann etc. Denn in dem meisten Fällen ist es einfach nur das: Liebe fürs Kind, Zuneigung, Bewunderung für dieses kleine, erstaunliche Wesen. Stolz sein dürfen ist auch ein Teil von Liebe zeigen. Und klar kann dies oder das auch jedes andere Kind, aber es ist eben kein „anderes Kind“, sondern das eigene, das man so sehr liebt, das einem jeden Tag wie ein Wunder vorkommt und bei dessen Anblick einem (meistens ;-)) das Herz übergeht vor lauter Liebe.
    Am allerwichtigsten ist jedoch meiner Meinung nach, dass ich diese Gefühle meinem Kind mitteile und zeige. Klar kann ich es auch anderen mitteilen, aber für meine Kinder ist dieses Wissen (und die immerwiederkehrende Versicherung) lebenswichtig.
    Ich selber bin ein Mensch, der viel und oft über seine Gefühle spricht und sie nach außen meistens direkt zeigt, und ich bin ehrlich gesagt noch gar nie drauf gekommen, dass das eine Seltenheit sein könnte… hm. Zu mir hat aber auch noch nie jemand gesagt, ich sei deshalb „nicht normal“. Zum Glück.

  8. Grade deshalb les ich gern bei dir – weil zu mir zeigst, was Mutterliebe ist, was sie ausmachen kann, was es bedeuten kann geliebt zu werden.

    Wenn jemand sagt, dass der Umgang der Eltern mit dem Kind, das Kind nicht prägt, beeinflusst und auch ein Stück leitet – hat er Unrecht. Klar ist jeder ein Individuum, aber grade das zeigst du auch – deine beiden sind unterschiedlich und du akzeptierst und respektierst das, reagierst auch entsprechend.

    Bei anderen Eltern, anderen Umständen, würden sie sich auch anders entwickeln.

    Negatives gibt es so viel in der Welt, aber bei dir spürt man in jeder Zeile deine Liebe für die Jungs, selbst wenn sie dich grad in den Wahnsinn treiben.

    Deine positive Einstellllung wird deine Jungs auch prägen, ihnen zeigen, dass man aus allem das Beste machen sollte, dass man nicht aufgeben muss, sich nicht dem ¨Leid hingeben¨, sondern eben weitermachen, mit den Möglichkeiten die man grade hat – auch aktiv sein – für sich, für andere. Und sich dafür einzusetzen, wenn etwas nicht gut für einen ist – so wie du für deine Jungs kämpst, werden auch sie lernen, dass man nicht alles hinnehmen muss und eben sagen kann, wenn einem etwas nicht passt – und versuchen kann etwas zu ändern – und sei es nur die eigene Einstellung zur Situation.

    Aber das passt für viele nicht ins Weltbild, denn für manche ist das Jammern zum Selbstzweck geworden – ist ja auch einfacher, als sich aktiv mit der Situation zu beschäftigen und eben das Beste draus zu machen – das ist viel zu anstrengend und das Leben soll doch bitte schön das für einen übernehmen (ironie off).

    Bleib du selbst – für dich, deinen Mann, deine Kinder – und ein bisschen auch für uns Leser hier ;) und lass dir nicht einreden, dass du nicht normal bist – nur weil du aktiv lebst, statt nur passiv zu vegetieren.

  9. Doch. Normal. Was wär man denn für ne Mutter, die ihre Kinder nicht für die besten, klügsten, schönsten, niedlichsten, intelligenstesten, witzigsten…… Menschen der Welt hält? Kann ich absolut nachvollziehen- ich hab genau solche Kinder hier :D Ich finde, als Eltern hat man jedes Recht dazu. Auch wenn die Kinder eigenständige Persönlichkeiten sind- man kann ja auch von eigenständigen Persönlichkeiten bezaubert sein!!
    Außerdem lese ich (unter anderem) deswegen hier so gerne, weil ich es wirklich mag, wenn Du Deine Süßen so euphorisch beschreibst.
    Und wer behauptet dass so etwas nicht normal ist, ist selber nicht normal :D

  10. Ach, in unserer Gesellschaft isses ja auch normal, sich arbeitstechnisch für ´nen Hungerlohn versklaven zu lassen oder sich stets über das zu definieren, was man hat (auto, Haus..) . Alle sind gehetzt, haben keine Zeit, kein Aug und Ohr für das, was um sie herum geschieht.

    Ich meine, da sind viele frustrierte Leute schon angepisst, wenn da jemand daher kommt und sagt: Wissta was? Ich bin glücklich. Scheiß auf eure schlechte Laune! Scheiß drauf!

    Sorry für diese sehr ordinäre Ausdrucksweise. Mir ist heute nicht nach eloquent :)

    1. Genau das waren auch meine Gedanken. Die, die das mies machen, sind welche, die nicht ertragen, wenn es anderen gut geht und die sich darin suhlen, wenn es anderen schlecht geht. Die richten sich dann daran auf – „Ha, dem gehts noch dreckiger als mir!“ und das ist echt armselig. Bleib so wie Du bist, mit all Deinem Stolz und Deiner Liebe. Ich mag es, wenn Du den Fokus auf das Positive legst. ?

  11. Ich sag gerne mal mit einem Augenzwinkern: meine Tochter ist das beste Mädchen der ganzen Welt! wurde auch schon als Arroganz verstanden. Dabei ist *meine* Tochter natürlich die für mich bestemeine Tochter in meiner Welt. (und in dieser bin ich auch die beste Mama ;-) … hihi )

  12. Danke! Ich frage mich immer, warum so viele Menschen ihr Unglück wie eine Fahne vor sich hertragen und gar nicht sehen wollen, wo es vielleicht ein bisschen Glück geben könnte. Nein, lieber wird gejammert, geschimpft und geklagt und alles Schöne und Gute konsequent übersehen. Wahrscheinlich fühlen sich die Leute dann heldenhaft, weil sie ja all das Unglück so tapfer aushalten.
    Und warum sollte man nicht stolz sein auf seine Kinder? Meine Jungs sind fast erwachsen und ich platze vor Stolz auf sie! Klar, ich hab auch das Gefühl, nicht alles falsch gemacht zu haben bei ihnen, ich habe sie immer unendlich geliebt und ihnen zur Seite gestanden, ich war für sie da – das ist für mich immer das Wichtigste gewesen, denn ich bin der festen Überzeugung, dann können Kinder auch die Fehler verzeihen und aushalten, die man unweigerlich in der Erziehung macht. Aber vor allem bin ich eben stolz auf DIE KINDER und nicht auf mich, und warum sollte man das nicht sein?

  13. Ich lese genau deswegen hier so gerne mit, weil in jedem Satz durchklingt: meine Jungs sind die Besten. Und das kann ich nachvollziehen, mein kleiner Racker ist nämlich auch der Tollste und Beste. :-) Und das ist eben richtig und gut so. Ich bin der festen Überzeugung, dass Kinder genau das brauchen, Eltern, die sie so lieben, wie sie sind. Klar, natürlich müssen auch die tollsten Kinder Grenzen lernen oder sich simpel abends die Zähne putzen. Trotzdem dürfen sie jederzeit wissen, Mama und Papa finden mich toll. So wie ich bin. Und sind stolz auf mich. Nicht weil SIE mich toll erzogen haben, sondern weil ICH was Neues kann.
    Habe aber auch keine Ahnung, warum das vielen so schwer fällt bzw. warum das schwer ist, bei anderen zu akzeptieren.

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