Das Leben. Ein Wunder.

Um mich rum werden kleine frische Babys geboren. Scheinbar so nebenbei. Da geht man abends in Bett, wünscht noch eine ruhige Nacht und morgens sind die kleinen Wunder schon auf der Welt. So fühlt sich das jedenfalls für Außenstehende immer an.

Aber. Ich hab jetzt diese Phase der Schwangerschaft erreicht, in der ich abends im Bett liege und richtige Geburts-Flashbacks bekomme. Da sind Bilder der Quietschbeu-Geburt und der Löwenmäulchen-Geburt, die mich abwechselnd euphorisch vorfreudig und panisch hysterisch werden lassen. Im Sekundentakt.

Der Mann und ich reden leise vor dem Schlafengehen über die Stunden vor und im Kreißsaal. Ich hab Gelegenheit meine Ängste laut auszuformulieren und über vergangene Gefühle zu lachen.

So erinnere ich mich zum Beispiel noch sehr gut, wie ich bei der Löwenmäulchen-Geburt im Anmeldezimmer der Kreißsäle saß und nebenan eine Frau in die Pressphase ging. Ich hielt mir die Ohren zu! Und empfand augenblicklich panische Angst. Frischer und lebendiger kann man so einen Geburtsschmerz nicht nachempfinden, als mit solch einer Geräuschkulisse. Nach der Geburt konnte ich drüber lachen. Jetzt kann ich das auch. Noch.

Ich erinnere mich gerne an die Stunde in der Badewanne. Das warme Wasser und die gerade aufgehende Sonne überm Siebengebirge, über das sich der Blick aus unserem Kreißsaalfenster erstreckte. Dazwischen diese sehr schmerzhaften 3-Minuten-Wehen, die mir irgendwann stille Tränen über die Wangen trieben, weil ich trotz des perfekten Moments Angst hatte, dass würde noch Stunden so gehen.

Und der Moment in dem Claudia, meine Hebamme, die Fruchtblase geöffnet hat. Diese erste und sofortige Presswehe, die mich tatsächlich Glauben machte, ich müsse sterben. Also wirklich und in Echt. Der Miezmann sagte später zu mir, in diesem einen Moment habe er geglaubt, er würde den Kreißsaal ohne mich verlassen und ich müsse jetzt sterben. So geschrien habe ich. Es war einfach ein so überwältigender Schmerz, mit dem ich a) nicht gerechnet hatte und b) von dem ich Angst hatte, dass das noch Stunden lang so weiter gehen würde. Weil das hätte ich wirklich nicht überstanden. Beim Quietschbeu dauerte die Geburt 22 Stunden. Beim Löwenmäulchen gerade mal 4.

Aber – und das ist wieder so ein Wunder der Natur – ich freue mich trotz aller aufkeimender Panik auch auf die Geburt. Auf dieses sehr intensive Empfinden, auf das sich spüren. Auf den gemeinsamen Weg, den der Miezmann und ich gehen und an dessen Ende wir dann hoffentlich alle gesund und munter das Maimiez in den Armen halten. Irre, oder? Allein die Vorstellung!

Meine Schwangerschaften begannen in diesem Blog immer mit den Wunder-Einträgen [123]. Und so eine Geburt, die ist die Krönung eines jeden Wunders. Das Leben ist und bleibt einfach ein wunderbares Wunder.

Gedanken zum ersten Kaffee am Sonntagmorgen. Ich so. Hormone.

Print Friendly, PDF & Email
Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
Beitrag erstellt 4659

4 Gedanken zu „Das Leben. Ein Wunder.

  1. Was genau bezeichnet eigentlich die Dauer der Geburt? Die Zeit, in der man Wehen hat oder ab da wo die Presswehen losgehen oder, oder, oder? Kann mir darunter immer gar nix vorstellen, wenn es heißt, eine Geburt habe so und so lang gedauert.

    1. Es gibt Senk- und Übungswehen und es gibt Geburtswehen, die nennt man auch Muttermundwirksame-Wehen. Eine Geburt beginnt, wenn die Wehen sich auf den Muttermund auswirken, diesen also kontinuierlich öffnen. Vollständig geöffnet ist er bei 10cm, sagt man. Das kann halt 48 Stunden dauern, oder auch nur eine Stunde.

  2. Hallo Frau Miez!

    Wieder sehr schön geschrieben und so wahr! Hier wurde auch zweimal geboren, beide Male komplett anders. Beide Male eine gute Erfahrung. Beide Male mit wundervollem Resultat.

    Und dann schicke ich Dir und allen anderen Schwangeren mal noch ein Liedchen, einfach weil ich gerade daran denken musste.

    http://www.youtube.com/watch?v=BiDqXpPj2ws

    LG!

  3. Ach Frau Miez, sie schrieben das wieder so herrlich….
    Ich beneide Sie. Ganz ehrlich. Um Ihre 3 Schwangerschaften, um das 3. Wunder, welches sie nun erleben dürfen.
    Auf der anderen Seite habe ich aber auch den größten Respekt, dass sie „das“ schon zum 3. Mal mit-/durchmachen werden…
    Was das Schwanger sein angeht, so habe ich da nicht ganz so schöne Erfahrungen gemacht und die Geburt war der absolute Horror. Auch wenn wir uns noch etwas Zeit lassen wollen, so habe ich ganz panische Angst vor dem Zeitpunkt, an dem der Liebste und ich uns für ein 2. Kind entscheiden… *seufz*

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben