Alltagsdingsi #04: Ab ins Bett!

Meine Jungs sind wahre Gewohnheitstiere und ich möchte behaupten, dass ist ihnen nicht anerzogen, sondern das hat sich im Laufe ihres jungen Lebens einfach als angenehm für alle Seiten erwiesen. Der Miezmann und ich waren vor den Kindern nämlich alles andere als Gewohnheitstiere und mehr von der Sorte: rein in den Tag, mal gucken was draus wird.

Natürlich sieht auch bei uns jeder Nachmittag irgendwie anders aus. Aber ab ca. 18 Uhr spielt sich bei uns ein festes Ritual ab, das allen hier Halt gibt und den Tag ohne große Diskussionen oder Widerwillen ausklingen lässt.

In der Regel essen wir zwischen 17:30 und 18:30 Uhr zu Abend. Meist koche ich, manchmal essen wir aber auch nur Brote oder Brezeln oder Obst. Die Jungs selber haben ja mittags im Kindergarten schon warm gegessen. Das Abendessen ist also eigentlich immer davon abhängig, ob ich etwas koche, das die ganze Familie mitessen kann oder etwas, was die Jungs nicht mögen oder nicht dürfen (wir essen sehr gerne sehr scharf, zum Beispiel).

Nach dem Essen dürfen die Jungs KiKa gucken. Da lief eine Zeit lang Heidi, dann kam Felix und im Moment läuft Prinzessin Lilifee (die besonders das Löwenmäulchen total spannend findet). Nach dem Sandmännchen macht der Quietschbeu jeden Tag ohne Aufforderung oder Murren den Fernseher aus. Nämlich genau dann, wenn der Mond über dem KiKa-Gute-Nacht-Haus aufleuchtet. Das ist ganz wichtig und darf nicht verpasst werden!

Beide Jungs bekommen eine warme Milch gekocht und dann watschelt die ganze Familie Miez im Entenmarsch nach oben, ins Spielzimmer der Jungs, wo der Miezmann sich in die Kuschelecke wirft und die Jungs über ihn herfallen. Manchmal toben und balgen sie eine Weile und manchmal schauen sie gemeinsam Bücher an, während ich Betten aufschüttle, Schlafanzüge suche, Kopfkissen drapiere und das Rollo herunter lasse. Dann werden die Jungs nacheinander zum Zähneputzen zitiert. Anders als am Morgen zanken sie sich nun darum, wer als Letzter ins Bad muss, weil der ja in der Zeit noch mit Papa spielen kann.

Das Löwenmäulchen wird auf der Wickelkommode fertig gemacht. Windeln, Schlafanzug, Kämmen der zotteligen Mähne. Und ab geht’s wieder  zu Papa auf die Kuschelwiese. Der Quietschbeu zieht sich meist selber aus, manchmal mit Hilfe. Das kommt immer darauf an, wie müde er schon ist. Dann ziehen wir eine Windel und den Schlafanzug an und gemeinsam mit Papa und dem kleinen Bruder wird ins Schlafzimmer verlegt, wo die Miezbrüder sich ins Quietschbeubett werfen und giggelnd darauf warten, dass Papa Miez sein Bettdeckenspiel beginnt. Und das geht so:

Die Jungs liegen nebeneinander im Quietschbeubett, während der Miezmann die Bettdecke in den Händen hält. Dann beginnt der Quietschbeu zu zählen („Eins – zwei – drei – vier …“), aktuell bis 17. Bei jeder Zahl macht der Miezmann mit der Bettdecke einmal ordentlich Wind und am Ende der Zahlenkette angekommen  fliegt die Decke auf die Jungs und Papa kitzelt sie im Dunkeln unter der Bettdecke kräftig durch. Immer wenn der Quietschbeu eine neue Zahl sicher beherrscht, ergänzen wir um die folgende Zahl und auch das Löwenmäulchen zählt inzwischen kräftig „Ainz – ainz – ainz – ainz …“ mit *chichi*.

Anschließend löschen wir das große Licht und der kleine Herr Löwenmaul klettert auf Ansage in sein Bett, wo ich mit ihm bete, für die schönen Dinge des vergangenen Tages danke und für den kommenden Tag um schöne Erlebnisse bitte. Wir enden mit einem dicken Kuss und einem „Ich liebe Dich!“. Jeden Abend. Egal was war oder was ist. Ein „Ich liebe Dich!“ ist immer ganz ganz wichtig.

Dann knie‘ ich mich neben das Quietschbeubett und bete mit ihm. Er formuliert meist schon selber, für was er danken möchte. Manchmal sind das Gummibärchen, manchmal ein Spiel das wir gespielt haben oder etwas, dass er gebastelt hat. Dann bitten wir, dass Papa, Mama, der Quietschbeu, das Löwenmäulchen und das Maimiez beschützt werden, wir etwas Schönes träumen und morgen einen tollen Tag haben werden.

„Ich liebe Dich“ und ein dicker feuchter Kuss auf gespitzte Quietschbeu-Lippen. Dann gibt es Gute-Nacht-Küsse und Wünsche vom Papa und dann … ja, dann gehen wir raus und schließen die Tür.

Die Jungs haben noch nie versucht aus ihrem Zimmer zu kommen. Oft quasseln sie noch ein bisschen und gerade der Quietschbeu singt viel im Bett, wenn er nicht sofort schlafen kann oder das Löwenmäulchen wieder mal vor ihm eingeschlafen ist. Aber meist ist nach 20 Minuten Ruhe.

Zwischen 19:30 und 20 Uhr sind unsere Jungs also im Bett und wir haben offiziell Feierabend.

Diese Regelmäßigkeit hat bei uns bisher immer hervorragend geklappt. Sie gibt uns allen Sicherheit und Ruhe. Jeder weiß genau, was als nächstes passiert und so muss bei uns niemand weinend ins Bett gehen oder einschlafen. Es ist wie es ist. Die Jungs kennen das so und nicht anders.

Und wird doch einmal gerufen, weil man seine Wasserflasche oder die Boo im Dunkeln nicht findet, dann gehen wir hinein, helfen, wünschen erneut „Schlaf gut!“ und gehen wieder raus.

Sehen Sie, so unspektakulär kann ein Gute-Nacht-Ritual sein. Wir genießen das sehr. Denn welches Ende für einen Tag ist wohl schöner, als das Toben, Kuscheln und ganz genau wissen, dass Mama und Papa einen lieb haben? Genau.

[ Alltagsdingsi? Alltagsdingsi! ]

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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15 Gedanken zu „Alltagsdingsi #04: Ab ins Bett!

  1. Bei uns sieht das Abendritual ganz ähnlich aus, manchmal mit Papa, manchmal ohne, und das hat bis vor einiger Zeit auch gut geklappt.
    Im Moment ist es aber nicht mehr so einfach, die Grosse tut sich mit dem Einschlafen schwer, steht auf und manchmal ist auch Theater angesagt.
    Am Ritual haben wir nichts geändert , ich habe das Gefühl, dass sie Grenzen austestet und mal schaut was noch so geht.
    Meistens begegnen wir ihr mit viel Geduld aber manchmal geht das auch nicht.
    Ich denke das ist eine Phase, genau wie in der Nacht zu uns ins Bett zu kommen.
    Mal sehen wie sich das entwickelt.

  2. Na, aber doch nicht unspektakulär! Sehr schön, hier auch so: ganz einfach, aber jeden Abend das gleiche, auch wenn mal der Papa oder die Mama nicht da ist, macht der andere es wie immer. Das tut nicht nur den Kindern gut! An schwierigen Tagen ist der gemütliche Abschluss auch mal das Highlight des Tages. Und unser Sohn schläft auch nie ohne ein „Ich hab dich lieb“ ein. Das ist mir wichtig. <3

  3. Klingt ganz wunderbar! :) Ich finde das sehr schön… bei uns läuft es auch immer nach klarem Plan und ich bin froh, dass wir dadurch nie solche ewigen „Diskussionen“ hatte, wie ich das aus manchen anderen Familien am Abend kenne. Wir waren einmal mit einer befreundeten Familie im Urlaub und mit der 5jährigen Tochter gab es jeden Abend ab acht bis ca. 22 Uhr Stress, weil sie nicht ins Bett wollte…. Mann, ich war froh, als ich meine Abende wieder für mich hatte! :-/
    Bei unseren Jungs würde das Toben nicht ins Abendritual passen (das gibts bei uns des öfteren vorher, irekt nach dem Abendessen) – das würde sie eher wieder wach machen. Aber so sind eben alle Kids unterschiedlich und Patentrezepte gibt es nicht.

  4. wir haben auch die erfahrung gemacht, dass ein fester ablauf und rituale sich förderlich auf ein ruhiges zubettgehen auswirkt. sieht man von schüben, krankheiten, etc ab ;) schön auch, dass dein mann abends die zeit hat, das abendprogramm mitzugestalten.

  5. Ich lese hier schon sehr lange bei Ihnen mit und muss Ihnen sagen, dass ich unglaublich in Ihr Löwenmäulchen verknallt bin. Vielleicht, weil er mir (als ich ein Kind war) ähnlich sieht, da fangen meine Hormone an zu tanzen. Ich freue mich jedes Mal, wenn es Fotos von ihm zu sehen gibt.
    Ein bißchen bekloppt ist das ja schon, aber ich kann nichts dagegen machen. :o)

    Und ihr Einschlafritual klingt sehr schön. Das hat man viel zu wenig, wenn man keine Kinder hat.

  6. Mich würde ja interessieren, wie genau ihr betet. Habt ihr da einen bestimmten Spruch oder einfach „Lieber Gott, wir danken dir für den schönen Tag xyz. Amen.“ ..oder, oder, oder?
    Weiß nicht, vielleicht ist das auch zu intim, finde es nur interessant wie es in anderen Familien gemacht wird.

    Habt ihr auch vor den Kindern abends gebetet?
    Geht ihr auch in die Kirche Sonntags?

    Aber letztlich: Rituale/Gewohnheiten abends finde ich auch wichtig, das gibt den Kindern ja halt…

    1. „Lieber Gott, wir danken Dir für …“ und dann zählt der Quietschbeu alles auf, für was er an diesem Tag dankbar war und ist. Gummibärchen, ein Spiel, dass wir gespielt haben, Bobby Car fahren … alles, was ihm halt Spaß gemacht hat. Beim Löwenmäulchen übernehme ich das noch, aber der nickt auch immer schon zustimmend, wenn ich etwas nenne, dass er ganz super fand. Zum Ende bitten wir um eine ruhige Nacht, schöne Träume und einen tollen neuen Tag. Das war es inhaltlich eigentlich. Sehr kindgerecht alles.

      Und nein, ich habe als Kind nicht gebetet und später, als Erwachsener immer dann, wenn ich es brauchte. Mir persönlich hilft das schon dann und wann.

      In die Kirche gehen wir aktuell nicht. Allerdings auch nicht an Weihnachten und Co., weil ich einfach finde, dass die Jungs dafür noch zu klein sind.

  7. Das klingt nach einem ganz wundervollen Ritual! Ganz herzlich und lieb…

    Wir haben auch ein ganz ähnliches. Nur getobt (dann kann die Prinzessin nicht einschlafen) und gebetet (sie wird gänzlich religionsfrei erzogen) wird nicht. Gekuschelt, gelesen und sich gegenseitig gesagt, wie lieb man sich hat, gehört aber auch bei uns dazu – schon seit über 7,5 Jahren.
    Ich finde das auch sehr wichtig. Egal was am Tag war, ich möchte niemals, dass mein Kind traurig oder missmutig ins Bett geht. Und so gab es auch bei uns in den anstrengendsten Phasen keinerlei Probleme mit dem zu Bett gehen.

    Ich denke generell hilft das Kindern, ein festes Ritual, sie wissen genau was als nächstes passiert.
    Und sollte es nicht helfen, schaden tut es ganz sicher auch nicht ;-)

  8. Wie wunderbar, dass der Papa jeden Abend zum Zubettgehen da sein kann. Und man kann auf dem Foto die gespannte Erwartung der Jungs richtig „spüren.“ Sehr, sehr schön!
    Liebe Grüße
    RALV

  9. Bei uns läuft das ähnlich ab. Doch trotz täglichem Rituals mit Abendbrot, umziehen, waschen und Geschichte vorlesen schläft er selten vor 21 Uhr, meist aber erst gegen 22:30 Uhr ein. Denn wenn Colin nicht müde ist, dann tobt er gerne 2 Stunden durch die Betten. Da muss keiner von uns mittoben, er spielt für sich Kissenschlacht, wälzt sich umher etc. Bisher haben wir dazu keine Lösung gefunden. Tagsüber tobt er viel rum, ist viel im Garten unterwegs und Laufrad fahren. Der Mittagsschlaf ist abgeschafft und trotzdem war Colin bspw. gestern 16 Stunden lang auf (2 Minuten vor der Haustür ist er am frühen Abend gegen 18 Uhr leider im Auto noch eingeschlafen; die paar Minuten reichen ihm vollkommen um so viel Energie zu tanken – Wahnsinn!!). Andere Kinder fallen hundemüde ins Bett und mein Sohn ist topfit. Meine Mutter sagt, dass ich als Kind genauso war. Muss ich wohl mit leben :)

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