Von App-Kids. Und Diaphragmas.

Gestern war ich bei der Nachsorge beim Frauenarzt. Der findige Leser wird sich jetzt kurz am Kopf kratzen und wohlmöglich versuchen mit einer Hand die Wochen zurück zu rechnen. Ja, ich war ein bisschen nachlässig. Ja, ich hätte 6 Wochen nach der Geburt zur Nachsorge gehen sollen. Ja, das ist schon 12 Wochen her. Räusper.

So rief mich gestern meine Frauenarztpraxis an und rügte mich. Die Nachsorge sei wichtig und ich solle noch am selben Tag vorbei kommen. Was ich auch tat. Meine Ärztin empfing mich mit einem Augenzwinkernden „Lange nicht gesehen, werte Frau Miez!“ Ich grinste ein bisschen verlegen.

Nach der Standarduntersuchung dann das nette Gespräch. Ich pflege mit meiner Ärztin schon sehr lang einen sehr lockeren, oft ironischen, manchmal sarkastischen Umgang. Sie ist locker drauf. Das liegt mir sehr.

Jedenfalls hebt sie den Zeigefinger, legt den Kopf schräg und sagt: „Werte Frau Miez, ich sag Ihnen jetzt mal was in aller uns verbindenden Offenheit … vor 2014 will ich Sie hier nicht mehr schwanger sehen! Nach Ihrer Symphysenruptur und 3 Schwangerschaften in 3 Jahren muss eine Pause sein. Dringend! Sie bekommen Ihren ganzen Bewegungsapparat nie wieder vernünftig hin. Und Sie sind jung. Da sind noch ein paar Jahre, die sie vor sich haben.

Meine Erklärungen, dass das Meedchen das letzte Miezkind sei, winkte sie ab. So ein bisschen verärgerte mich das zum ersten Mal. Ich höre den Spruch zwar öfters, so nach dem Motto: „Ach, komm, das haste beim Löwenmäulchen auch gesagt!“, aber da waren Rahmenbedingungen auch andere. Nein, wir haben kein viertes Miezkind geplant. Wir haben uns sogar ganz objektiv dagegen entschieden. Natürlich soll man niemals nie sagen, aber auch diese Aussage ist kein Hintertürchen. Man muss sich Kinder auch rein wirtschaftlich leisten können und wie schnell man in eine Schieflage kommen kann, haben wir erst vor wenigen Monaten zu spüren bekommen. Also. Nein. Kein viertes Miezkind.

Wir reden also über Verhütung. Ich möchte keine Hormone mehr nehmen und meine Ärztin rät von der Kupferspirale ab. Sie zeigt mir ein Diaphragma (als hätte ich noch nie eins gesehen!) und sagt, in den USA hätte jedes Mädchen und jede Frau ein Diaphragma. Ich frotzle, dass das sicher so sei, weil man für da Ding hübsche selbstgehäkelte Täschchen bei Dawanda bestellen könne oder weil es die Größe eines Smartphones habe. Wir lachen.

Ich benenne Kondome als das Verhütungsmittel unserer Wahl und meine Ärztin zieht eine Augenbraue hoch: „Aber Sie bekommen dann kein App-Kind?

Ich dachte ja, ich sei so rein Gadget- und Hightechscheiß-mäßig auf dem neusten Stand. Aber von einem App-Kind habe ich noch nie zuvor gehört. Sie erklärt mir, dass sie allein in dieser Woche 2 Frauen in ihrer Parxis hatte, die ungewollt schwanger geworden sind. Trotz Verhütung. Ich frage natürlich, wie das geht und die Antwort ist amüsant und einleuchtend zugleich.

Die Damen haben auch auf Kondome vertraut. Allerdings nur an den fruchtbaren Tagen. Und eben diese fruchtbare Tage habe sie von einer Smartphone-App ermitteln lassen. Und diese putzigen Unfälle nennt meine Ärztin App-Kinder. Die Frau ist und bleibt der Kracher. Da ist es fast schade, dass wir uns nun mehr nur noch einmal im Jahr sehen werden. 

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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11 Gedanken zu „Von App-Kids. Und Diaphragmas.

  1. Hihihi! Coole Ärztin. Aber Diaphragmas kann ich grundsätzlich empfehlen!! Benutze ich seit 5 Jahren und sehr sicher, wenn richtig angewendet. Aber natürlich muss man, wenn man noch nicht weiß, wie der Zyklus wieder so läuft, es immer benutzen, gell…*flööt*

  2. *pfeif* Jaja, so ein App-Kind… Ähem, ja, das wäre bei uns im Mai gekommen, wäre es nicht vorher von und gegangen : ‚( Da hat aber der werte HERR im Haus auf eine App vertraut XD da ich ja gern ein zweites hätte, hab ich natürlich nicht nein gesagt. Naja… Er traut nie wieder einer App XD

  3. Hahaha… Generation App-Kids! Ich meine, Tropi-Kinder kenne ich ja schon. Aber stell Dir mal vor, in zwanzig Jahren erzählt da jemand „Ich war ein App-Kind. Meine Eltern haben auf irgendso eine App mit Zufallsgenerator vertraut, der darüber entschied, ob mit oder ohne Kondom“

    Uiuiui…dieses Gespräch steht mir auch noch nächste Woche bevor. Denn ich hab auch keinen Bock mehr auf Hormone…und auf ein App-Kind auch nicht! :)

  4. Guten Morgen!
    App-Kinder, hab ich auch noch nie gehört! Aber das liegt wahrscheinlich daran, das mein FA eher nicht so …gut …drauf ist! Dem ist, glaube ich, Laufe der Jahre der Witz abhanden gekommen! Falls mal einer da war!
    Aber gut zu wissen…die App besorg ich mir auch!!!!! ;-P
    Ich muss ein paar Takte rein hauen…bin ja schon alt…:-)))
    LG

  5. Warum genau rät sie von der Kupferspirale ab? Ist das sicherste und unkomplizierteste nicht-hormonelle Verhütungsmittel, benutze ich auch und bin sehr zufrieden.
    Allerdings habe ich fest vor mich sterilisieren zu lassen (oder der Mann lässt das bei sich machen), wenn meine Familienplanung abgeschossen ist, das würde ich persönlich also an deiner Stelle tun, dann ist das Thema endgültig vom Tisch, man muss ich nie mehr damit beschäftigen.

    1. Sie sagt, dass die meisten Ihrer Patientinnen über verstärkte Periodenblutung und Schmerzen klagen. Und nach dem dritten Kind ist das letzt was man will, eine noch stärkere Blutung und noch schlimmere PMS, da die ja ohnehin von Geburt zu Geburt stärker werden. Sie sagt, dann sei Eisenmangel vorprogrammiert.

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