Von Schutzengeln 2

Gestern, am 2. Weihnachtsfeiertag, stürzten der Quietschbeu und ich zusammen die Treppe runter. Von ganz oben bis ganz unten. Ich kann nach wie vor nicht sagen, wie das genau passiert ist. Nur dass der Schock bei mir viel tiefer sitzt, als beim großen Miezbeu.  Es war noch dunkel im Haus und er wollte gerne nach unten ins Wohnzimmer, mit seinen Geschenken spielen. Normalerweise trage ich den Quietschbeu schon lange nicht mehr. Mit seinen 15 Kilogramm ist er mir einfach zu schwer. Ich kann daher absolut nicht sagen, wieso ich ihn gestern Morgen auf den Arm nahm und die Treppe runter tragen wollte. Im Dunkeln! What the Fuck?

Jedenfalls bin ich wohl von einer Treppenstufe abgerutscht. Oder gestolpert. Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, dass wir plötzlich beide stürzten, ich wie von Sinnen schrie und immer nur dachte, dass ich nicht auf ihn drauf fallen darf. Letztendlich lag ich quer auf der Treppe, während der Quietschbeu kopfüber gestürzt war, sich überschlagen hatte und im Flur vor der Treppe auf dem Rücken lag. Zum Glück war er in die Filzkörbe gefallen, die auf den unteren Treppen stehen. Das hatte seinen Sturz ein wenig gebremst.

Ich sprang sofort auf, hob den schreienden Quietschbeu auf, presste ihn – plötzlich federleicht – an mich und lief ins Wohnzimmer. Ich muss wahnsinnig geschrien haben, denn der eigentlich noch schlafende Miezmann stand nur wenige Sekunden nach unserem Sturz neben uns.

Ich drückte den Quietschbeu an mich (inzwischen weiß ich, dass das im Ernstfall total falsch gewesen wäre), entschuldigte mich immer und immer wieder und fragte, ob ihm was wehtäte. Er verneinte. Ich untersuchte ihn auf offensichtliche Verletzungen, fand aber nichts. Das Löwenmäulchen kam dazu und fragte, was das gewesen war. Ich erklärte mich zitternder Stimme, dass der Quietschbeu und die Mama die Treppe runtergestürzt sein. „Mama, Aua?“ Ich verneinte ebenfalls.

Mein großer Junge beruhigte sich beindruckend schnell, während ich wie Espenlaub zitterte. Dann bekam ich Angst und erinnerte mich an den Treppensturz vom Löwenmäulchen, in meiner letzten Schwangerschaft. Da bemerkte ich meine Verletzungen auch erst, nachdem das Adrenalin aus dem Körper gewichen war. Ich setzt mich also aufs Sofa und versuchte in mich rein zu horchen. Aber außer „Oh Gott, oh Gott. Oh Gott, oh Gott!“ war da nicht viel zu hören.

Rund 30 Minuten später setzten die Rippen-, Rücken- und Nackenschmerzen ein. Ich hatte mich wie eine Spirale auf der Treppe gedreht und dabei kräftig verdreht. Prellungen habe ich offensichtlich keine. Ich weiß auch immer noch nicht, wie ich gestürzt bin. Ich hab immer nur den Quietschbeu gesehen.

Der hat im Übrigen ein Hämatom neben der Wirbelsäule im Lendenwirbelbereich, Schürfwunden und weitere Prellungen an den Ellbogen. Wobei wir nicht mit Sicherheit sagen können, ob die wirklich vom Sturz sind. Der Quietschbeu ist ein Stuntman und wirft sich immer wieder mit lautem Gebrüll auf die Erde. Er äußert jedenfalls nach wie vor keine Schmerzen. Sein Bewegungsapparat ist nicht eingeschränkt und er rennt mir immer noch viel zu schnell die Treppe hoch und runter.

Ich selber habe gestern Vormittag und heute Nacht immer wieder vom Sturz geträumt. Sobald ich die Augen geschlossen habe sind wir wieder gefallen. Immer und immer wieder. Wie ein Sprung in meiner Erinnerung.

Meine Schmerzen sind heute schon deutlich besser. Rücken und Rippen ziehen noch, aber ich denke, das sind eher die im Schreck verkrampften Muskeln.

Ein Glück, dass unsere Schutzengel nicht gerade angetrunken auf einer Weihnachtsfeier waren. Halleluja! Und Danke nochmal!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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6 Gedanken zu „Von Schutzengeln 2

  1. oh weh.. da kann ich so richtig mit dir mitfühlen.. hoffe es ist wirklich nichts schlimmeres passiert und euch gehts bald wieder gut.
    ich bin in der letzten Schwangerschaft auch einmal die komplette Treppe runter gerutscht und weiß nicht wie es dazu gekommen ist. Zum Glück war der Schock das größte Übel dabei.
    Gute Besserung und mach dir bitte keine Vorwürfe

  2. Urgs… Treppen sind echt Fall-Fallen… Da graust es mir auch immer vor, weil ich schon oft genug mit Kindern, ohne Kinder oder mit schwanger (und natürlich auch ohne schwanger) von der Treppe runtergerasselt bin. Das passiert so schnell, man kann gar nicht so gut aufpassen…
    Und ihr dann gleich von ganz oben- argh….
    Ich kann mich an meinen schlimmsten Treppensturz mit meinen Großen auch nicht mehr erinnern, nur noch wie ich hinterher verdattert mit ihm auf dem Boden saß, und dass die Zeit, die wir von oben bis unten gebraucht haben, ewig lang und millisekundenkurz war.
    Ich bin so froh dass Euch nichts passiert ist (und denke nicht darüber nach was alles passieren KÖNNTE…)
    Hoffentlich lässt der SChock bald nach!
    Liebe Grüße
    Katha

  3. Oh mein Gott ….und oh ich kann Dir nachfühlen. Ähnliches ist mir vor ca.15 jahren mit meiner Tochter passiert.
    Auch wir hatten einen Schutzengel, und ich hab mich 1000mal bei Ihm bedankt.

    Euch beiden gute Besserung und stürzt Euch nicht allzuherzhaft ins Neue Jahr! Immer schön sachte :)

    LG Doris

  4. Oh Gott, Frau Miez! Was ein Schock! Und wie gut, dass das noch vergleichsweise harmlos ausgegangen ist! Sie hatten wirklich einige Schutzengel die ihre Arbeit gut machten.
    Ich drücke die Daumen, dass da „nicht noch was kommt“.

    Liebe Grüße
    die Alltagsheldin

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