Die Geschichte vom Mimifant.

Es begab sich vor 2 Wochen, dass das Löwenmäulchen beim Abholen aus dem Kindergarten plötzlich einen Plüschelefanten unterm Arm hatte und aus dem Kindergarten spazieren wollte. Ich war verwundert und fragte, wo der denn herkäme und ob er den einfach mitnehmen könnte. Er bejahte äußert überzeugen, aber da ich mein kleines Löwenmaul kenne, ging ich noch einmal in seine Gruppe und fragte nach. „Ja, den kann er ruhig mitnehmen“, sagte die Erzieherin, was mich erneut verunsicherte. „Ist das jetzt neu, dass die Kinder was aus dem Kindergarten mitnehmen dürfen?

Sie sah mich verwundert an, so als würde ich Chinesisch sprechen und sie hätte kein Wort verstanden. „Ja, das ist doch seiner?“ Es war mehr eine Frage, als eine Feststellung. „Ähm, nein?!“ Auch das war mehr eine Frage, als eine Feststellung.

Ich erfuhr, dass das Löwenmäulchen seit nun mehr 2 Wochen den ganzen Tag mit dem Elefanten unterm Arm unterwegs war und ihn auch immer mit ins Bett nahm, zum Mittagsschlaf. Ich war irritiert, hatte ich den Elefanten doch noch nie zuvor gesehen.

Es begann eine große Umfragerunde, welchem Gruppenkind der Elefant nun wirklich gehörte. Alle Kinder verneinten. Der Elefant blieb im Kindergarten und Tag für Tag fragte ich ein anderes Elternteil, ob ihnen vielleicht der Elefant gehörte. Das Löwenmäulchen weinte jeden Tag aufs Neue, wenn er den heiß geliebten Plüschelefant nicht mitnehmen durfte. Und inzwischen auch abends zu Hause, wenn es ins Bett ging. „Lölefaaaant …!

Ich war wirklich verzweifelt. Inzwischen war ich zu allem bereit und recherchierte auch im Internet, wo es den Elefanten zu kaufen gibt. Es kam heraus, dass es ihn vor Monaten mal bei Aldi Süd gab. Der Zug war also abgefahren.

Ich spannte die Erzieher mit ein, die ebenfalls mit dem Elefanten durch die ganze Kita rannten und den Besitzer suchten. Ich schmiedete sogar bereits Pläne, ein Besitzer-Such-Plakat aufzuhängen. Das Löwenmäulchen weinte derweil abends weiter nach seinem Elefanten, war aber selig, dass er wenigstens tagsüber, im Kindergarten, seinen Plüschfreund bei sich haben durfte.

Dann, eines Freitagmorgens, war der Elefant weg. Das Löwenmäulchen war direkt in heller Aufregung, rannte durch die ganze Gruppe und suchte seinen Freund. Als die Herz-Erzieherin sich vor ihn kniete und ihm sanft zusprach, wusste ich: der Elefant war weg. Er hatte seinen Besitzer gefunden.

Während die Erzieherin mein Löwenmäulchen versuchte zu beruhigen, fragte ich leise von der Seite, wer denn der Besitzer sei. Sie flüsterte mir einen Namen zu und ich war erstaunt, dass es ein Kind war, das überhaupt nicht in diese Gruppe gehörte.

ABER, ich bin mit der Mutter befreundet. Wir sind beide im Elternbeirat und mögen uns sehr. Ich ergriff also die Initiative und schrieb ihr direkt eine Nachricht und schilderte die Situation. Ihr Sohn ist genauso alt wie das Löwenmäulchen. Sie kennt die Problemchen, die der Verlust eines so heiß geliebten Kuschelfreundes mit sich bringt. Sie versprach mit ihrem Sohn zu reden und so eventuell eine Lösung zu finden.

Ich versprach mir nicht zu viel und ließ auch das Löwenmäulchen im Unklaren über den Besitzer und meine Anfrage.

Das Wochenende verging. Das Löwenmäulchen weinte. Es kam keine Antwort.

Ich war nah dran abends ebenfalls mit zu heulen. Es ist das erste Mal, dass der kleine Herr Löwenmaul sich überhaupt so sehr auf ein Stofftier fixiert. Und dann auch noch gleich auf ein fremdes. Graaaah.

Montagmorgen war die erste Frage nach dem Aufstehen, ob wir jetzt in den Kindagadn, zum Lölefant fahren würden. Ich schluckte und antwortete, dass ich nicht glauben würde, dass der Elefant wieder da sei. Der sei jetzt wieder in seinem zuhause. Das Mäulchen weinte, schrie und tobte. „MAIN Lölefant! MEINAAAA!

Ich konnte an diesem Morgen nicht auf seine Kooperation hoffen und musste ihm, wie einem kleinen Baby, die Zähne putzen, ihn anziehen, ihn die Treppe runter tragen, Jacke, Schuhe, Mütze. Er stand ganz unbeteiligt da und schob die Unterlippe vor. So hab ich mein Löwenmäulchen noch nicht erlebt. Dass er nachtragend bis zum jüngsten Gericht sein kann, das weiß ich. Aber dass er so heftig auf den Verlust eines Plüschtiers, das nicht einmal seines ist, reagiert … das konnte ja keiner ahnen!

Ich trug das Meedchen in den Kindergarten, lud sie in der Löwenmaulgruppe ab und lockte dann mein Trotzmäulchen zu uns. Er kam mit hängendem Kopf und hinter sich her schleifenden Rucksack bei uns an. Ich zog ihm die Mütze vom Kopf und wollte sie in sein Fach legen, als ein infernalisches Freudenkreischen erklang und ich richtig erschrocken zusammen zuckte.

LÖLEFAAAAAAAAAAANT!“

Er tippelte auf der Stelle hin und her, wedelte mit den Armen und atmete, als müsse er ertrinken. Da saß der Elefant im Mützenfach über der Garderobe des Löwenmäulchens. Einfach so.

Ich griff den Plüschfreund und reichte ihm den beinahe hyperventilierenden Löwenmäulchen, der ihn feste an sich drücke, 5 heiße Küsse gab, ihn wieder an sich presste und dann noch mit Jacke und Schuhen bekleidet in seine Gruppe stürmte, um seiner Erzieherin zu zeigen:
Main Lölefant is wieda da!!! Guck mal!!!“

Ich hatte ernsthaft Tränen in den Augen, vor lauter Rührung. So eine große, heiße Plüschtierliebe.

MimifantIs hab Dich sooo liep, Lölefant!“

Wir sind somit offizielle Adoptivfamilie des Lölefanten. Als ich den kleinen Herrn Löwenmaul am Nachmittag wieder abholte, erklärte er mir, der Lölefant hieße jetzt Mimifant. Seine Erzieherin hatte ihm erklärt, dass er dem Elefant ja nun auch einen schönen Namen geben müsse. Dass es der Name der heiß geliebten Tante wurde, zeigt wieder nur, wie sehr ihm der neue Weggefährte am Herzen liegt.

Und das ist die Geschichte vom Mimifant.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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29 Gedanken zu „Die Geschichte vom Mimifant.

  1. Oh das ist aber eine schöne herzerwärmende Geschichte mit Happyend!!!

    Es freut mich, dass der Wunsch des Löwenmäulchens in Erfüllung gegangen ist;).

    Liebe Grüße Olga

  2. Oh wie süß, da steht mir auch das Pipi im Auge. Meine Tochter hat eine Giga (Giraffe) zum Glück haben wir mittlerweile drei zum ersatz hier, das wäre ein Drama irgendwas ohne die Giga zu machen :-))

  3. Ui, der Mimifant. Das ist wirklich sehr sehr süß <3

    Wir hätten den selben da gehabt, der zwar auch ganz gern mal gedrückt wird, aber unser Baby-Mäh ist deutlich beliebter.

    Schöne Geschichte <3

  4. süßeste-Geschichte-aller-Zeiten!!!!!
    *HEUL*
    Meine Güte!!! Ich möchte am Liebsten den süßen kleinen Kerl unbekannterweise drücken für so viel Liebreiz und.. hach!! Ich kriegs gar nicht in Worte… ich bin tief berührt von diesem zauberhaften Menschlein! Kleine Kinder sind etwas so Wunderbares, und die euren ganz besonders.. *Tränchen wegwisch*

  5. Bin eine stille Leserin, aber das muss ich jetzt einfach mal kommentieren.
    Ich kann das Löwenmäulchen wirklich seeeeeeeeeeeeehr gut verstehen! Hab mein „Baby“ – eine rote Plüschente – genau morgen vor 20Jahren zu meiner Geburt geschenkt bekommen und die ganze Kindheit über überall mit hin genommen! Es sitzt immer noch am Bettrand, weil ich mich nicht von ihm trennen kann…zu viele Erinnerungen! Ich brauche es nicht mehr, aber weggeben würde ich es NIEMALS :D

  6. ach gottchen da sitz ich direkt mit Pippi in den Augen beim lesen. ich hab hier auch so ein Tierverrücktes Kind ;-)). Ein Glück gibt es ein Happy End.

    sei lieb gegrüßt
    anja

  7. Wäre ich jetzt alleine im Zimmer, würde ich mit weinen. Ich kann das so gut verstehen und freue mich zu tiefst, das alles gut ausgegangen ist.

  8. Das ist wirklich eine tolle Geschichte! Ich saß hier auch mit Tränchen in den Augen ;)
    Aber so eine Plüschtierliebe ist wirklich etwas tolles ;) Ich habe mein allererstes heißgeliebtes Tierchen auch noch ;)

    Übrigens bin ich seit Wochen stille Leserin deines Blogs und finde ihn wirklich toll!

    Liebe Grüße

  9. Die Frage nach dem ursprünglichen Besitzer sollte schon erlaubt sein, verehrte Frau Miez. Ist ja nicht selbstverständlich so ein Entgegenkommen. Warum so unhöflich?

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