Hör auf! Geh weg!

Heute Morgen erwachte der Quietschbeu mit der miserabelsten Laune, die man nur haben kann. Ich hörte, dass beide Jungs schon wach waren, nahm das ebenfalls bereits wache Meedchen, öffnete die Zimmertür und ließ sie hinein krabbeln. Während das Löwenmäulchen uns beide mit einem herzlichen „Guden Morgn!“ begrüßte, blaffte der Quietschbeu mich sofort mit einem „Mach die Tür zu!“ an. Ich schaltete unsere myBuddy-Lampe ein und kassierte ein „Mach das Licht aus!“. Nun gut. Heute also keine gute Laune zum Frühstück.

Das Löwenmäulchen machte sich direkt auf zum Zähneputzen. Der große Bruder kam wenige Minuten später hinterher getrottet, weil er auf die Toilette musste. Während er sich hinsetzte erinnerte ich ihn daran, dass er darauf achten solle, dass er nicht auf die Klobrille pullert. In den letzten Tagen war er das etwas nachlässig und ich versuchte mit einem wirklich zuckersüßen „Schatz, pass auf, dass das Pipi nicht auf die Klobrille geht.“ ihn an etwas Obacht zu erinnern. Das nahm der Herr direkt zum Anlass, in wütendes Heulen auszubrechen. Gut, mein Fehler. Ich hätte die Ermahnung auch positiver formulieren können. Zum Beispiel: „Pass auf, dass das Pipi nur in die Toilette geht.“ Aber das merkt man ja leider immer erst hinterher.

Der nächste Tobsuchtsanfall dann beim Zähneputzen. Ich half ihm den Mund abzuwaschen, wobei sei Schlafanzugüberteil etwas nass wurde und ich sofort mit „Das trocknet ganz schnell wieder!“ deeskalieren wollte. Wenn der Quietschbeu schlechte Laune hat, kann jeder Satz und jede Handlung die falsche sein. Tatsächlich klappte das zunächst auch. Er stellte einfach fest: „Bis wir im Kindergarten sind ist das wieder trocken, oder Mama?“ Ich erklärte, dass er das Oberteil jetzt ja ohnehin ausziehen müsse, da er ja sicher nicht im Schlafanzug in den Kindergarten gehen wolle. Das war – nun ja – auch falsch!

Er begann sofort ganz schrecklich wütend zu weinen, zerrte am Ärmel und schrie „Ich kann das nicht!“ Ich lächelte milde. „Aber natürlich kannst Du das. Du ziehst die Shirts doch immer alleine aus.“ Offenbar war auch das nicht der Satz, den er hören wollte und er schrie und kreischte, als würde ich das Unmögliche von ihm verlangen. Da ziemlich schnell klar war, dass ich an diesem Morgen nur verlieren konnte, egal wie und was ich sage, erklärte ich ihm, dass ich nun nicht weiter darum diskutieren würde. Er solle bitte sein Oberteil ausziehen und wenn er damit fertig wäre, könnte er ja zum Anziehen kommen. Ich wollte dann ins Spielzimmer gehen, wo das Löwenmäulchen bereits auf mich wartete. Als ich schon im Flur war, begann das Drama.

Hör auf! Geh weg!“ Er schrie das mit so einer Kraft, dass es mich richtig schaudern ließ. Ich erklärte ihm noch mal, dass er bitte sein Oberteil ausziehen und dann einfach nachkommen solle, woraufhin er grell und vor Wut zitternd schrie. Ich versuchte es mit Köperkontakt und wollte ihn in den Arm nehmen, doch er schupste mich sofort weg und schrie „Aua! Hör auf. Du tust mir weh.“ Das traf mich. Sehr. Denn ich habe ihm ganz sicher nicht wehgetan. Um ein bisschen Distanz zu schaffen, sagte ich, ich würde die Badezimmertür schließen, damit er sich beruhigen könne und wenn er dann fertig sei, solle er nachkommen.

Zunächst war Ruhe. Als ich gerade das Löwenmäulchen auf dem Wickeltisch hatte begann er erneut wütend zu schreien. „Lass mich raus! Mach die Tür auf!“ Er war so hysterisch, dass man seine Worte erst nach dem zweiten oder dritten Ausruf verstand. Ich antwortete, dass die Tür offen sei (natürlich!!!) und er her kommen solle. Stattdessen schrie er immer weiter: „Mach die Tür auf! Lass mich raus!“ Meine Geduld wandelte sich in Unbehagen. So wie er schrie, würde man ihn ganz sicher auch noch auf der Straße hören. Und dass er gerade suggerierte, ich hätte ihn eingesperrt, machte mich natürlich nicht sonderlich glücklich. Ich rief lauter, er solle die Tür öffnen und her kommen. Es folgte wieder nur Gebrüll und Geschrei. Ich wurde nervös und stellte das Löwenmäulchen gewickelt, aber noch nicht angezogen wieder auf den Boden. Als ich die Badezimmertür auf machte und ihn fragend ansah, zuckte er zusammen. So, als hätte ich ihm sonst was angedroht.

„Die Tür ist doch offen? Wieso kommst Du nicht?“
„Du hast mich eingesperrt!“
 „DAS IST NICHT WAHR!“
Ich wurde lauter. Denn mit solchen Sätzen trifft er meine Mutti-Achillesferse.
„Doch!“

Alles erklären, ich habe ihn ganz sicher nicht eingesperrt, sondern nur die Tür geschlossen, damit er sich ein bisschen beruhigen könnte, kam nicht an. Ich legte ihm die Hand auf den Rücken und schob ihn in den Flur. „Aua! Lass mich! Hör auf!“ Mein Puls stieg, während er versuchte meine Hand weg zu fuchteln, dabei unachtsam wurde, stolperte und hin fiel. „Du hast mich geschubst! Du hast mir wehgetan!“ Alles geschrien, nicht gesprochen. So laut und wütend, dass ich mich wirklich fragte, was die Nachbarn denken müssen. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit „Das kann Dir doch egal sein!“ Das ist es nicht! Wer will schon, dass die Nachbarn denken, man würde seinem Kind wehtun, es schubsen oder einsperren?

Ich wurde ärgerlich. Pflaumte ihn an, er solle aufhören zu Schreien und zu Lügen. Ich hätte ihn nicht geschupst, sondern er sei auf Grund seiner eigenen Unachtsamkeit gestolpert. Wieder Wutgebrüll. Ich versuche ihm zu erklären, dass er mir doch sagen könne, was er hat, anstatt zu schreien und zu weinen. Doch das heizte ihn nur noch mehr an. Irgendwann platzte mir der Kragen und ich schrie ihn an: „Hör auf zu Schreien! Sprich mit mir!“

Sie erkennen den Wahnwitz selber. Zu schreien, dass jemand nicht schreien soll ist … blanker Hohn! Aber ich fühlte mich hilflos, weil ich a) nicht wusste, was hier vor sich geht und b) nicht an mein Kind heran kam. Dazu diese ständigen Vorwürfe, ich würde ihm wehtut, ihn einsperren, ihn schubsen … mein Nervenkostüm bröckelte und ich schickte ihn in sein Schlafzimmer, wo er warten sollte, bis ich Zeit für ihn habe. Das machte seine Laune natürlich nicht besser, aber ich musste einfach ein wenig Abstand gewinnen, weil ich genau weiß, dass nach dünnen Nerven und Hilflosigkeit bei mir Wut folgt. Und der Quietschbeu schien im Moment nicht wirklich zugänglicher zu werden.

Ich suchte mit dem Löwenmäulchen zusammen seine Anziehsachen aus und half ihm, wo er Hilfe brauchte. Danach ging ich wieder zum Quietschbeu, der immer noch wütend auf seinem Bett saß und sehr monoton vor sich hin heulte. Also so ein Heulen, bei dem man genau weiß, dass es wie ein Sprung in einer Schallplatte ist. Eigentlich ist es nur noch ein Geräusch.

Ich nahm sein Lieblingsshirt aus dem Schrank und fragte ihn, ob das okay ist. Er stockte in seinem Geheul, überlegte kurz und nickte dann. Na also. Doch sowas wie ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Ich fragte ihn, ob er Hilfe beim Anziehen möchte und er bejahte. Also zogen wir gemeinsam erst ein Langarm- und dann das T-Shirt an.

Da er sich zu beruhigen schien, fragte ich ihn, ob er denn noch wüsste, warum er weint. „Nein!“ Das ist dann immer der richtige Augenblick, um wieder etwas Nähe zu suchen. Ich setzte mich also auf sein Bett und frage ihn, ob er auf meinem Schoß sitzen möchte. Ein zaghaftes Nicken.

Wir kuschelten ganz feste und ich erklärte ihm noch einmal ganz ruhig, dass er mir doch sagen könne, wenn er wütend, traurig, ängstlich wäre. Dass ich ja nicht in seinen Kopf rein sehen könnte und daher auch gar nicht wissen kann, warum er weint. Wenn er es mir denn nicht sagt.

„Ich bin traurig, Mama. Weil der Papa wieder nach Hannover gefahren ist!“
„Ich bin auch sehr traurig, Männlein. Und dann darf man natürlich auch weinen. Aber es würde mir wirklich sehr helfen, wenn Du mir sagst warum Du weinst. Sonst kann ich Dir nicht helfen.“
„Mama, kannst Du mich trösten?“
Und dann kuscheln wir noch einmal feste. Ich wische ihm die Tränen aus dem Gesicht, küsse ihn und sage ihm, wie sehr ich ihn lieb habe. Ich entschuldige mich auch dafür, dass ich gebrüllt habe und versuche zu erklären, wie es dazu kam. Er mag es genauso wenig, wenn ich brülle, wie ich es nicht mag, wenn er scheinbar grundlos schreit.

Der restliche Morgen verläuft relativ ruhig. Der Quietschbeu ist kooperativ und hilfsbereit. Nur zwei Mal muss ich noch sehr feste schlucken. Momentan ist er etwas tollpatschig. Rennt gegen Türrahmen oder stolpert über seine eigenen Füße. Das kommt immer dann vor, wenn er wieder wächst und sich sein Gleichgewichtssinn neu orientieren muss.

Bei jedem Sturz und jedem Anecken, gibt er mir dafür die Schuld.
„Du hast mich geschubst.“
„Du hast mich losgelassen.“
„Du hast mich dagegen gedrückt.“
Auch, wenn ich nicht mal in unmittelbarer Nähe war, nur an ihm vorbei gegangen bin oder hinter ihm stand. Und das macht mich wirklich mürbe. Wie ich schon weiter oben schrieb: das ist meine Mutti-Achillesferse. Diese ständigen Schuldzuweisungen, ich wäre an seinen Stürzen und Anecken schuld. Ich weiß auch nicht, woher das kommt und was man dagegen argumentieren kann. Dass diese Schuldzuweisungen falsch sind, weiß er, denke ich. Wieso er es dennoch macht, ist schwer nachvollziehbar. Ich vermute es liegt an seiner kleinen „Besonderheit“. Er ist hochsensibel. Das ist keine Krankheit oder Verhaltensstörung, sondern, Zitat:

„ein Phänomen, bei dem Betroffene stärker als der Populationsdurchschnitt auf Reize reagieren, diese viel eingehender wahrnehmen und verarbeiten.“ (Quelle: Wikipedia)

Ich habe schon mehrfach versucht darüber zu schreiben, aber es will mir nicht recht gelingen. Daher nur die Randnotiz. Der Quietschbeu und ich sind Hochsensible Personen (HSP). Hochsensibilität ist vererbbar und kann durch spezielle Tests „diagnostiziert“ werden. Das macht es in vielen zwischenmenschlichen Bereichen des Lebens nicht leichter, sondern eher schwerer. Zum Beispiel ist übermäßige Empathie nicht nur ein Geschenk, sondern kann auch eine Belastung sein. Aber das Wissen darum hilft mir in sehr vielen Situationen meinem Kind gelassener und verständnisvoller zu begegnen. Nur manchmal – so wie heute Morgen – ist mein Verstand nicht schnell genug, um sein Verhalten umzusetzen, zu begreifen und mir zu erklären.

Beim Kaffeedate mit der Herzfreundin habe ich den heutigen Morgen noch einmal reflektiert. Und die Herzfreundin war es dann auch, die zumindest für die „Hör auf! Geh weg! Du tust mir weh!“-Sätze eine Erklärung fand. Vermutlich meint er diese Dinge gar nicht so, wie er sie sagt. Er empfindet eine Belastung, ja, vielleicht sogar einen Schmerz, und den möchte er natürlich los werden. Er bezieht seine Äußerungen also vermutlich gar nicht auf etwas Körperliches oder meint damit unbedingt mich, sondern dieses beklemmende und hilflose Gefühl, dass er nicht richtig zuordnen kann. Ich mein, ich kenne das ja von mir. Diese schrecklichen einen selber übermannenden Angstzustände, die keine logische Erklärung zu haben scheinen. Und der Quietschbeu reagiert dann halt mit einer für einen 3jährigen typische Abwehrreaktion: Hör auf! Geh weg!

Ich bin nur froh, dass wir diese fürchterliche Situation heute Morgen gut klären konnten. Zumal der Miezmann heute schon nach Hause kommt, was die Jungs aber noch nicht wissen. Das soll eine Überraschung sein.

Warum ich auch solche weniger fröhlichen Geschichten aufschreibe? Beim Schreiben beginnt bei mir ganz oft das Verstehen und ich kann auf diese Art und Weise mich, mein Verhalten und das des Quietschbeus gut reflektieren. Und dann denke ich, dass es vielleicht auch jemandem da draußen helfen könnte zu wissen, dass hier nicht alles Rosaplüschpuffzuckerwatte mit Glitzer ist. Wir sind halt wirklich eine ganz normale Familie. 

Print Friendly, PDF & Email
Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
Beitrag erstellt 4659

34 Gedanken zu „Hör auf! Geh weg!

  1. beschäftige mich seit 7 jahren mit dem themenbereich sochsensible und bin total begeistert weil ich dachte ich habe ne „macke“ – angststörung oder sonst was. schau mal unter „zart besaitet“ bei amazon!
    viel erfolg

    1. Ich kenne diese und andere Literatur zum Thema und beschäftige mich ebenfalls sehr intensiv damit. Hochsensibilität hat leider in der Öffentlichkeit noch zu wenig Aufmerksamkeit. Viel zu schnell werden HSP als „Weicheier“ abgestempelt oder betroffene Eltern und Kinder mit Schlagwörtern wie „ADHS“ konfrontiert. Dabei sind die Merkmale und Verhaltensweisen gänzlich andere.

  2. danke für diesen post
    mein junior reagiert auch mit wut- und heulkrämpfen wenn er überfordert ist
    sein lieblingssatz „und wenn ich das gar nicht will“ scheint manchmal auch ziellos zu sein
    was genau will er in dem moment nicht?
    irgendwann in diesen situationen wächst dann bei ihm auch der wunsch wieder mitzumachen, zu kooperieren
    er stellt dann aber auch immer fest: „mit weinen geht das gar nicht“ oder
    „muss erst warten bis das weinen zu ende ist“
    er ist ein kleiner kerl, dem es dann sehr viel gibt, kurz durchgeknuddelt zu werden
    wenn man das nicht macht, ist die nächste heulattacke nicht weit
    wer das nicht weiß, hält ihn für eine heulsuse
    aber vielleicht ist dieser kleine kerl auch einfach nur sehr empfindsam
    wie du siehst gibt es einige parallelen
    daher hat es mit geholfen, zu lesen, dass es mehr kinder mit solch extremen situationen gibt

  3. Liebe Miez, vielen Dank für diesen Bericht. Ich hatte mich auch einmal mit dem Thema beschäftigt, weil unser kleiner Prinz die ersten Monate seines Lebens nur brüllte. Hysterisch. Wie ich noch nie ein Baby habe kreischen gehört. Beim Wach werden (nix mit anlächeln), beim Essen, beim Babyschwimmen, Massage?- nein danke. Es war fürchterlich, ich wusste nie wann der nächste Ausraster kommt. Selbst unsere KiÄ war erstaunt aufgrund dieser Ausbrüche, auch weil er da erst wenige Wochen alt war. Wir haben nichts testen lassen weil ich bis dato nicht wusste das das geht. Jetzt werde ich nochmal recherchieren. Danke also und viele Grüsse, -Claudia.

  4. Ach ja, und ich weiß noch ganz genau, wie in den Kursen dann gesagt wurde, „ach ja, das Sensibelchen wieder“ – das verletzt einen ja schon irgendwie. Ich bin nur froh, das ich nie an „uns“ gezweifelt habe. Letztlich war es mir egal, was die anderen dachten darüber, das alle Babies immer happy waren nur meines nicht ;-) ich habe dann einfach die Sachen nicht mehr gemacht, bei denen er ausgerastet ist.

    1. Da ist mir ein Satz aus unserem Pekip-Kurs, damals, im Kopf geblieben: „Guck, gleich weint er wieder …“
      Ich bin so dankbar und froh, dass ich heute eine Erklärung dafür habe und ihn dementsprechend verstehen und behandeln kann.

  5. Liebe Frau Miez,
    meine große Tochter zeigt ähnliche Verhaltensweisen und ihr konnte mit Neurophysiologischer Entwicklungsförderung sehr geholfen werden.
    Bei Interesse schreibe ich gern mehr.
    Gruß,
    T.

    1. Unser Kinderarzt hält ein Einwirken auf diese Tatsache nicht für notwendig. Ich denke auch, dass es ausreicht um seine „Besonderheit“ zu wissen, auch weil ich ja sehr ähnliche Erlebnisse und Empfindungen aus meiner Kindheit kenne. Es ist ja keine „Störung“ oder Krankheit. Ich denke, ihn zu einem selbstbewussten Erwachsenen zu machen, der klar und deutlich formulieren kann, was ihn bewegt und der auf seine Gefühle hört und dementsprechend handelt, hilft ihm am meisten.
      Dennoch interessiert es mich natürlich, wie und was eine Neurophysiologischer Entwicklungsförderung ist. Vielleicht können Sie da via E-Mail näher drauf eingehen?

  6. vielen Dank für diesen Artikel, ich war mir bisher nicht darüber bewusst, dass es dafür eine neurologisch-psycholgische Erklärung gibt.
    Jetzt habe ich einenn Anhaltspunkts mich weiter schlau zu lesen.

    Was ich ganz besonders bemerkenswert finde, ist dass der QB doch durchaus schon so genau seinen Schmerz darüber formulieren kann, dass der Miezpapa nicht da ist. Für einen dreijährigen finde ich das so als Laie und Nicht-Mutter besonders bemerkenswert. Dann wünsche ich ein ganz besonders tolles Oster-Familienwochenende, die Kinder werden sich bestimmt sehr über den Überraschungspapakommtfrüherabend freuen.

  7. Vielen Dank für den Beitrag. Ich habe nicht gewusst, dass es das gibt und bin auch froh, dass du darüber schreibst. So habe ich wieder etwas gelernt und wenn ich mal einem hochsensiblen Kind begegne wundere ich mich dann hoffentlich nicht.
    Schön, dass der Miezmann heute schon kommt. Da werden sich die Kids sicher mega freuen :-)

  8. Ein super interessantes Thema. Es gibt einfach so Momente wo man auch als Mutter nicht mehr weiter weiß und eben dann „über die Stränge schlägt“ und sich vielleicht sogar hinterher selber noch vorwürfe macht, so reagiert zu haben. Es tut schon gut mal zu lesen, dass man nicht immer nur alleine ist mit solchen Situationen. Ich will für meine Tochter auch nur das Beste. Letztens war mein Mann im Krankenhaus, ich mit der Maus alleine zu Hause und dann noch ein Schreiben das mir schwer im Magen lag im Briefkasten. als ob sie es gemerkt hätte, ging sie über Tisch und Bänke, bis auch mir dann der Kragen platzte und ich lauter wurde. Kurz danach brach ich in Tränen aus, weil ich mir so ungerecht ihr gegenüber vor kam. Sie konnte ja nun nichts für meine schwachen Nerven….! Ich finde es mutig und toll von dir, dass du auch über solch ein Verhalten so offen schreibst.

  9. Liebe Mama Miez,
    vielen Dank für dieses Post. Ich bin erst vor ein paar Tagen, als ich nach Informationen zu „baby led weaning“ gesucht habe, auf Ihre Seite gestoßen und kann seitdem nicht mehr aufhören zu lesen. ;) Unter anderem auch deshalb weil mich interessiert, wie sie unter der Woche das Leben ohne Mann so meistern. Mein Mann ist seit drei Monaten aus beruflichen Gründen ebenfalls nur am Wochenende zu Hause.
    Ich habe selber erst vor ein paar Monaten (ich bin jetzt 26) herausgefunden, dass ich hochsensibel bin. Dadurch ist mir einiges klarer geworden. Die beschriebenen Verhaltensweisen Ihres Sohnes kenne ich noch sehr gut von mir als Kind. Noch heute muss ich aufpassen nicht andere dafür verantwortlich zu machen, wenn ich gerade schlechte Laune habe und das ich mich nicht für andere aufopfere.
    Nun habe ich selber einen vier Monate alten Sohn und befürchte, dass er die Hochsensibilität von mir geerbt haben könnte. Ab wann konnte man denn die ersten Anzeichen bei Quietschbeu feststellen?
    Es wäre schön, wenn dieses Thema mehr Aufmerksamkeit bekommen würde und nicht nur belächelt wird.
    Liebe Grüße und alles Gute, Melanie

    1. Rückblickend hat der Quietschbeu schon sehr früh deutliche Anzeichen eines HSP gehabt. Er schrie als Baby sehr viel. Alle körperlichen Gebrechen konnten ausgeschlossen werden. Er mochte keine unbekannten Situationen, verabscheute Menschenmengen von mehr als 3 Personen und reagierte auf körperliche Reize (Schaukeln, Wasser, etc.) sehr stark ablehnend. Rückblickend und mit dem heutigen Wissen, kann ich das nun erkennen und erklären. Damals war ich nur verunsichert.

      1. Hm, also ein Schreibaby ist mein kleiner ganz und gar nicht. Aber sehr, sehr anhänglich. Er braucht von Anfang an viel Körperkontakt und Nähe. Besonders wenn fremde Personen da sind. Alleine schlafen klappt auch ganz und gar nicht (er schläft bei mir/uns im Familienbett) und bei größeren Menschenmengen bleibt er nur bei mir im Tragetuch ruhig. Außerdem erschrickt er sehr leicht (z.B. wenn etwas runterfällt, oder jemand niesst), scheint schon jetzt sehr emphatisch zu sein und ist immer aufmerksam. Schon direkt nach der Geburt schaute er sich mit seinen großen wachen Augen um.
        Ich will da jetzt auch nicht zu viel hinein interpretieren, werde sein Verhalten aber ganz genau beobachten, damit ich ihm ggf. mehr helfen kann mit bestimmten Situationen umzugehen, als meine Eltern es damals bei mir konnten.

      2. Oh Gott, das klingt so sehr nach mir. Leider hatte man damals noch nicht den Einblick in die Psyche von Kindern, was sich bei mir äußerte in „Jetzt hör halt auf zu heulen!“ und noch mehr Geschrei wegen der Verständnislosigkeit von Mama/ der Erzieherin/ wasweißichwem.
        Ich hab noch bis in meine Jugend hinein wegen jedem Unfug geheult und manchmal hab ich solche Phasen heute noch… :/

  10. Mit HSP kenne ich mich nicht aus, aber solche extremen Wutausbrüche kenne ich ganz intensiv von meiner Jüngsten (3). Mich trifft dann auch manches persönlich, obwohl es natürlich nicht so gemeint ist. Ich habe gelesen, man soll bei solchen (Trotz-)Anfällen (finde das Wort blöd, ist ja kein Trotz, sondern Hilflosigkeit, Unverständnis und Wut darüber) ruhig bleiben, nicht weggehen, um zu suggerieren „ich hab dich auch lieb wenn du so bist“ und weder auf das Kind einreden, noch Körperkontakt suchen – es sei denn, das Kind möchte das. Die Kleinen sind dann so gefangen in Ihrer Emotion, dass sie nichts aufnehmen können und nicht da rauskönnen. Das hilft bei uns am Besten. Abwarten, bis sie sich etwas beruhigt haben – ich denke, jede Mutter kann bei ihrem Kind abschätzen, wann der Punkt da ist und dann trösten. Die Kinder verstehen sich selber in diesem Moment nicht und das Wichtigste ist, ruhig zu bleiben und das Kind nicht damit allein zu lassen. Ich finde das meist verflixt schwer, könnte explodieren oder bin hinterher fix und fertig und könnte selber heulen. Es wird besser. Irgendwann.
    PS: ich finde es sehr gut und ehrlich, auch über solche Themen zu schreiben, es ist nun mal nicht immer alles eitel Sonnenschein mit Kindern, sondern manchmal auch sehr schwierig und anstrengend.

  11. Das mit den Schuldzuweisungen kenne ich von unserem bald Vierjährigen. Und auch mein Neffe hatte das in dem Alter. Mein Vater (Kinder- und Jugendpsychologe) hat das mal so erklärt: man beobachtet das Kind in einer Situation des Scheiterns (stolpern, hinfallen, Legoturm kippt um, usw.), was dem Kind verständlicherweise unangenehm ist. Da es Kinder meistens noch schwer fällt, Gefühle einzuordnen und zu benennen, ist die Reaktion dann eben „Du hast mich geschubst!“ oder unspezifischer „Du hast mich erschreckt!“. Im Prinzip will es damit die Verlegenheit über sein eigenes Missgeschick überspielen.
    Macht er das gegenüber seinen Geschwistern auch? Unserer schreit auch manchmal seinen Bruder an er hätte was umgeworfen, obwohl der zwei Meter weg was völlig anderes spielt.
    Bei uns hilft es manchmal gemeinsam über das Missgeschick zu lachen. Geht natürlich auch nicht immer.

  12. Ich finde es interessant, daß mir das Thema Hochsensibilität nun schon das zweite Mal in einem Blog über den Weg läuft. Nun ist es ja Elaine Aron, die sich des Themas angenommen, als erste geforscht und publiziert hat. Insofern sollte der Hinweis auf ihre Arbeiten nicht fehlen. Elaine N. Aron: Sind Sie hochsensibel? mvg Verlag; Auflage: 1 (1. September 2005)
    ISBN-13: 978-3636062468 und ebd. Das hochsensible Kind: Wie Sie auf die besonderen Schwächen und Bedürfnisse Ihres Kindes eingehen. mvg Verlag (4. April 2008)
    ISBN-13: 978-3636063564

  13. Liebe Mama Miez,

    ich habe mal eine Frage zu Ihren Erfahrungen.
    Hat Ihr Sohn auch „Besonderheiten“ (also irgendetwas, was Ihnen aufgefallen wäre) bei der Sprachentwicklung gehabt?

    Könnte HSP auch damit zusammen hängen, dass Kinder sich unsicherer fühlen als andere, wenn (noch) keine Sprache (und damit Gefühle) vorhanden sind?

    Denn ich stelle es mir als puren Streß vor, überreizt zu sein (wie Sie es z.B. über das Wasser schreiben) ohne dafür Worte zu haben.

    Mein Sohn scheint Situationen, Gegenstände, Geräusche, Blickkontakte einfach wegzudenken – ich kann es schwer ausdrücken.

    Vielen Dank, dass Sie das Thema doch noch aufgegriffen haben!

  14. DANKE für diesen Post!!! Mir war diese Sache völlig unbekannt und ich habe gerade erst mal bei Wiki nachgelesen und bin erschrocken wieviele Sachen auf mich passen oO Nun werde ich mich da mal mehr belesen weil mich das doch sehr Interessiert

    Sam hat nämlich auch unheimlich schlimme Wutasbrüche. Ähnlich wie der den du da beschrieben hast. Ich hätte meinen Können du schreibst aus unseren Alltag. Uns wurde auch schon gesagt, wir sollten auf ADHS testen lassen… dabei spielt Sam wenn er alleine oder unter wenigen ist ganz ruhig und lieb, erst wenn zu viel Gewusel ist wird er schnell wütend und überfordert. MMh ob das bei uns auch zutrifft? Auf jedenfall vielen Dank, werde das mal beim Kia ansprechen und auch mal die genannten Bücher besorgen.

  15. Vielen Dank für den Bericht. Ich bin selber hochsensibel und habe einen Sohn, der bald 3 Monate alt ist. Irgendwie habe ich im Gefühl, dass er auch hochsensibel sein könnte, da er sehr sensibel ist und auch viel weint. Ich wusste gar nicht, dass man das testen lassen kann. Ich komm aus der Schweiz und hier hat mir ein toller Arzt ein Buch in die Hand gedrückt, bei dem ich mich auf jeder Seite wiedererkannt habe. Es tat so gut zu lesen, dass das was ich hatte, einen Begriff hat.

    Nun würde mich sehr interessieren, wo man das testen lassen kann. Vielleicht gibt es das ja nur in Deutschland…

    Ich wünsche noch einen tollen Ausklang vom Tag mit ganz viel Liebe und Ruhe.

    Claudia

  16. Puh.
    Finde ich gut, dass du das aufgeschrieben hast.
    Das HSP-Thema scheint ja ziemlich komplex zu sein, ich habe nur kurz den Wikipedia Artikel überflogen. Und schwierig das abzugrenzen nehme ich an.

    Ich finde du machst das alles echt ziemlich toll.

    (Ich wollte eigentlich noch tausend andere Sachen dazu schreiben, aber mir fällt nichts mehr ein, Kopf leer. Aber ein ich-habs-gelesen wollte ich dalassen.)

  17. Unser Prinz ist Frühtraumatisiert. Mit extremen Macht und Kontrollzwängen.
    Die Verhaltensweisen die er sonst so an den Tag legt ähneln dem was du da geschrieben hast auch sehr.
    Auch wenn ich halt die Ursache kenne… trotzdem braucht man manchmal dann eine kleine Räumliche Trennung. wobei ich auch nie eine Tür zumachen dürfte. Wir gehen dann auf verschiedene Ebenen im Haus.

    Und dann hilft es hier auch immer wieder einfach weiter zu machen, als währ nix gewesen, so holt man ihn aus der Situation wieder ab.

    Kostet alles einiges an Kraft.
    Ich schick dir mal eine virtuelle Portion rüber. LG

  18. Da soll noch mal einer sagen, ich sei ein Morgenmuffel. ;)

    Aber mal im Ernst: Ach manno, der arme Quietschbeu. Das ist an sich bestimmt sowieso schon eine schreckliche Situation für ihn und dann ist er auch noch hoch sensibel und weiß doch sicherlich sowieso noch nicht so richtig mit allem umzugehen.

    Das mit den Nachbarn kann ich verstehen. Viele Sachen sind mir auch egal – sollen die doch denken, ich hab ne Vollmeise, aber dass ich mein Kind schlecht behandele… Nein! Ich hätte unter dieser Reaktion auch sehr gelitten und ich freue mich, dass du auch mal von solchen Situationen erzählst. So weiß ich zum Beispiel später mal, dass das „normal“ ist und ich finde, mit diesem Wissen kann man da ein kleines bisschen gelassener reagieren.

  19. oh..ich hab mich hier zufällig reingelesen und bin beeindruckt von deiner ehrlichkeit und reflektieren!! es tut gut in deinem blog ganz praktisch zu lesen, dass nicht immer alles rosig sein muss..und aber durch ganz viel geduld und annäherung und liebe alles ein bisschen leichter werden und sein kann!! hab vielen lieben dank, dass ich ein bisschen von dir lesen und an deinem leben in dieser weise teilhaben durfte! sehr mutig, aufrichtig und wunderbar, liebe mamamiez! alles liebe dir und deiner besonders tollen familie :)

  20. Vielen Dank für diesen Text. Ich finde es gut, wenn Mütter auch über schlechte Tage reden bzw. schreiben, denn dieses Heile-Welt-Getue ist nicht nur nervig, es ist auch unglaubwürdig. Niemals läuft alles immer perfekt, keiner hat nur supi dupi gute Laune und solche Tiefs sind schlichtweg menschlich. Und überhaupt: für „später irgendwann“- Kinderplaner wie mich ist das auch ein guter Einblick in das, was mal möglich sein könnte. Wäre ja unfair, wenn man uns nur mit den schönen Geschichten lockt. ;)

    Hochsensibel. Hm, das bin ich also. Ich hatte nur nie ein Wort dafür, endlich kann ich mir mich selbst erklären. Und endlich sehe ich, dass die Menshen um mich gar nicht solche Gefühlsgrobmotoriker sind, wie ich immer dachte, sondern dass ich ein Feinfühler bin. Vielen Dank für diese Einsicht! (Hätte meine Therapeutin mir ja auch mal sagen können.)

    Frohe Ostern und schöne, sonnige und erholsame Tage zu fünft!

  21. Hach, ich bin heute in Kommentarstimmung :)
    Ungeachtet der Gründe, wieso Quietschbeu so reagiert, hast DU mir richtig leid getan.
    Meine Kinder kennen es von Geburt an, dass der Papa in der Woche nicht da ist. Das macht es manchmal leichter.
    Aber Dein Großer erlebt das nun schon bewusst live mit. Und kann sein Unglück überhaupt (oder erst später) in Worte fassen. Und wer muss es ausbaden?? Die Frau Mama. Prost Mahlzeit :)
    Du hast toll reagiert!! Und auch mal laut werden ist für Mütter erlaubt (wir sind keine Roboter) und wenn es selten ist, wissen die Kinder auch, dass es jetzt vielleicht an der Zeit ist, sich zurückzunehmen, da das Mamauniversum auch eine Auszeit braucht.
    Ich wünsche Euch wunderschöne Ostereiersuche!
    Julika

  22. hallo, bin ich froh über diesen blog, mich beschäftigt es eigentlich erst seit ich wieder einigermassen zu mir komme. Mein kleiner sollte wohl deswegen auch kommen! den anscheinend sind wir alle drei hsp. Meine tochter eher im zurückgezogenem sinne, aber inzwischen gibt es auch ganz viel geweine 2ich kann nicht mehr laufen und nicht mehr gehen usw. mein kleiner dagegen brüllt alles raus oder wirft gleich alles um sich. teilweise ist es so, das ich gar nicht mehr so gerne irgendwo hin gehe, gerade neues ist dann sehr anstrengend. aber ich denke da inzwischen positiv, irgendwie wird es schon werden und der exot in meiner familie war ich eh schon immer. alsonochmals vielen lieben dank für diesen offenen blog. weit er so

  23. Danke für deinen Bericht. Das kenne ich auch so gut. „Hor auf“, „Lass mich in Ruh“ „Du tust mir weh“ usw. Es tut wirklich gut zu lesen, dass es bei anderen auch so ist.
    Mein Sohn und ich, wir sind beide hochsensibel, aber anders. Ich bin z.B. ein totaler Körperkontakt-Mensch, er gar nicht.
    Ich habe es nicht verstanden, mich abgelehnt gefühlt und wiederum dafür geschämt, bis ich letzte Woche „Das hochsensible Kind“ gelesen habe. :)

  24. Hallo,

    ich habe gerade den ersten Eintrag gelesen. Ich hätte die Autorin sein können! Es ist erstaunlich, wie ich meine Situation wiederfinde. Bewundernswert, wie Sie mit Stresssitationen umgehen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben