Minifurienmeedchen

Unser Miezmeedchen hat seine erste richtig anstrengende und fordernde Phase. Da diese im Regelfall aber nur 15 Minuten am Tag dauert, ist sie gut auszuhalten. Erzählen will ich Ihnen davon trotzdem. Ich weiß gar nicht, ob das Löwenmäulchen auch so früh damit dran war, jedenfalls erinnere ich mich noch gut, dass er eben diese Phase auch hatte.

Immer wenn wir essen wollen, verfällt das Meedchen in helle Aufregung. Die drängelt und schubst mich vorm Herd stehend ständig bei Seite, kräht und will unbedingt sofort etwas zu Essen. Inzwischen habe ich immer ein paar Tomaten oder Gurken parat, damit ich wenigstens in Ruhe kochen kann und sie nicht direkt einen Nervenzusammenbruch erleiden muss. Denn das Meedchen ist sehr ausdrucksstark, was ihren Willen betrifft. Und wenn man diesem nicht sofort nachkommt, wirft sie sich auf die Erde, presst ihr kleines Gesicht auf die Fliesen und schreit und kreischt ganz fürchterlich. Man kann sie dann auch nicht aufheben, da sie sich schwer wie ein nasser Sack macht und wild um sich strampelt. Also liegen lassen und gut zureden.

Setzen wir uns dann an den Tisch, steht sie sofort neben ihrem Hochstuhl und versucht hinein zu klettern. Seit wir den Play Tray haben, ist das ja leider nicht mehr möglich. Sitzen wir dann alle, inklusive Meedchen, am Tisch und wünschen uns einen guten Appetit, geht das Spektakel los:

Sie will irgendwas, was sich auf dem Tisch befindet. Der Teller und der Becher vor ihr interessieren sie nicht die Bohne. Schiebe ich ihr ihren Teller etwas näher, wird sie fuchsteufelswütend, zerfleddert mit beiden Händen das Essen auf dem Teller und wirft es wutentbrannt um sich. Wir zeigen ihr alle möglichen Sachen, die auf dem Tisch stehen. Getränkeflaschen, Becher, Gabeln, Gewürzstreuer, etc. pp. Es ist alles falsch. Wir nehmen sie auf den Arm, versuchen sie selber zeigen oder greifen zu lassen, was sie meint, aber das macht sie nur noch wütender.

Gestern gipfelte ihre Verzweiflung über unser Unverständnis darin, dass sie kreischend unterm Esstisch auf der Erde lag und sie keiner ansprechen durfte. Ich ließ sie so 5 Minuten toben, dann krabbelte sie selber wieder hervor, stellte sich neben mich und machte mir unmissverständlich klar, dass sie jetzt essen wollte. Und tat das dann auch ganz in Ruhe.

Und wir Eltern waren genauso schlau wie vorher. Wir zogen alles in Betracht und können eigentlich auch direkt wieder alles ausschließen.

Zahnschmerzen: nein. Sie deutet ganz klar, dass sie irgendwas haben will und isst ja auch problemlos.
Direkt am Tisch sitzen, ohne Play Tray: nein. Das Theater ist mit und ohne Play Tray dasselbe.
Trinken aus einem normalen Becher: nein. Darf sie. Kann sie. Der Becher fliegt im hohen Bogen.
Löffel, Gabel: nein. Hat sie. Beides.
Selber Essen: nein. Tut sie.
Gefüttert werden. Nein. Wehe!

Und jetzt kommt wieder meine Erinnerung ins Spiel: das Löwenmäulchen hatte eben diese Phase ganz genauso. Wir sind damals schier verzweifelt und letztendlich dazu übergegangen, nichts, wirklich gar nichts mehr auf dem Tisch stehen zu haben, außer unseren Tellern und dem Besteck. Alles was er nicht sah, reizte ihn auch nicht. Frühstück habe ich vorbereitet und die angerichteten Brote direkt auf die Teller gelegt. Und das ist wohl oder übel nun auch die Lösung für die aktuelle Miezmeedchen-Phase.

Ich kann mir tatsächlich selber sehr gut vorstellen, wie das sein muss, wenn man etwas haben will und das nicht konkret ausdrücken kann. Essen, Trinken. Ist ja alles kein Problem. Aber etwas ganz Bestimmtes zu benennen … das wird noch so lange dauern. Seufz.

Ich bin übrigens schwer von der Ausdrucksstärke meines Meedchens beeindruckt. Das kleine zarte Grinsemeedchen. Ahahahah. Furie trifft es in diesen Momenten eher. Und wieder einmal müssen der Miezmann und ich erkennen, dass wir mit dem Quietschbeu und seinem Mini-„Trotz“ gesegnet waren. Das Löwenmaul und das Miezmeedchen sind da sehr deutlich ganz andere Kaliber.

So ein bisschen gruselt es mich daher jetzt schon vor der 2-3 Jahre Phase. Die war beim Löwenmaul wirklich eine echte Herausforderung. Eigener Wille und so. Aber wenn das Meedchen früh anfängt – sie ist jetzt 14. Monate alt – , ist es vielleicht auch früher fertig. Man wird ja wohl noch hoffen dürfen. So als kleiner Selbsterhalt.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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15 Gedanken zu „Minifurienmeedchen

  1. Aus diesem Grunde habe ich heute beschlossen am Freitag gleich den 3. Geburtstag zu feiern :-) So umgehe ich offiziell die von vielen vorhergesagte 2-3 Jahre Phase …… PS: Ich bin über jeden Rat dankbar, der mir hilft dies zu überstehen. Denn unsere Püppi hört bereits seit 3 Monaten überhaupt nicht mehr und grinst mich immer nur an :-(

  2. Genau diese Phase haben wir auch grad…
    Die Lösung für die Rätsel, die unsere Kleine uns aufgibt, ist meist eine Kombination dessen, was wir schon rausbekommen haben und unlösbarer Knobelaufgaben wie z.B.: Ich will Joghurt essen, aber nur auf Mamas Schoß und Papa muss mich mit der Gabel füttern.
    Ist doch ganz einfach, oder?

  3. ganz genauso sieht es hier, aber wirklich und wir vezweifeln auch stark daran, solche Wutanfälle, so einen straken Willen mit gerad eins finde ich sehr erschreckend und ich sage täglich,dass ich große Angst habe, wenn sie mal 2 oder 3 ist!! Sie verhält sich wriklich manchmal wie eine total trotzige 3 jährige, nur, dass sie es noch nich wörtlich verbalisieren kann, außer ARM oder DA! Aber dennoch ist es beim Kochen sowie beim anschließendem Essen sehr anstrengend und ich versuche immer alles, sie steht dann trotzdem im Hochstuhl, reist sich das Lätzchen so wütend ab, dass es mich sehr erschreckt! Ich sehe uns schon in einem Jahr im Einkaufcenter und sie liegend, Arme um sich schlagend auf dem Boden, dann schmeiße ich mich aber definitiv daneben in diesen Situationen ;)))))

    1. Das Löwenmaul war erstaunlicher Weise in der Öffentlichkeit nie so. Zuhause, ja. Sehr ausufernd und ausdauernd. Im Supermarkt hat er maximal mal geheult, weil er irgendwas nicht durfte. Aber nie mit Szene.

  4. Genau die gleichen Szenarionen haben wir Zuhause auch mit unserem 1-jährigen! Aber dummerweise macht er das schon seit knapp drei Monaten.Er kann nicht warten was die Nahrungsaufnahme angeht! Sobald ich ihn in seinen Tripp-Trapp setze geht das Gebrülle los. Anscheinend befürchtet er Mama könnte es sich nochmal anders überlegen und ihm doch nichts zu essen geben ;-)

    Und oft zeigt er beim Essen auch auf irgendwas und wir wissen auch einfach nicht was er will. Dummerweise hat er sich schon längst gemerkt wo alles steht und zeigt dann auf irgendwas in der Küche und wir geben ihm einen nach dem anderen Gegenstand in die Hand und jedesmal ist es das falsche und er wird nur noch wütender.

    Naja….ich plädiere auf abwarten und hoffen das diese „Furien“-Phasen schnell vorbei sind -.-
    Aber wo du schreibst das die „richtigen“ Trotzphasen erst noch so mit 2-3 Jahren kommen, kriege ich doch etwas Angst. Unser Kleiner hat einen extrem starken Willen (was die Erzieherinnen in der Krippe schon nach 3 Tagen festgestellt haben)…

  5. Hört sich sehr nach unserem Sohn an. Ich weiß manchmal auch einfach nicht, was er will und er weiß es glaube ich manchmal selbst nicht. Ich versuche dann auch immer, ihn abzulenken und bis jetzt klappt das auch ganz gut. Hab auch schon Angst, dass das noch schlimmer wird.
    Lieben Gruß, Steffi

  6. Oh ja, kommt mir sehr bekannt vor :). Das gleiche Theater veranstaltet mein Kleiner (17 Monate) beim Kochen seit Wochen/Monaten auch. Mittlerweile darf er auf einem Hocker daneben stehen und zuschauen. Natürlich greift er ab und zu auch was ab. Und am Tisch wird eh nur das gegessen was die anderen auf dem Teller haben, auch wenn er das gleiche hat ;). Einerseits ist dieser Entwicklungsstand sehr anstrengend, andererseits bin ich stolz auf ihn!!!

    Liebe Grüße ;)

  7. Tochter 3,5 a, Sohn 2 a, beide (noch?!?) in der s.g. Trotzphase.

    Was soll ich sagen? Die Trotzanfälle meines Sohnes sind wie Urlaub gegenüber den Trotzanfällen meiner Tochter. Es ist so viel leichter ihn aus so nem Anfall rauszukriegen… Bei meiner Tochter – no way, die muss sich austoben, das ist zwischenzeitlich echt schlimm, kann bis zu ner Stunde dauern (schrillstes Geschrei und Ü-BER-HAUPT kein Rankommmen an sie) und mein Sohn hat da auch teilweise Angst vor ihr und ich zweifle an meinen Erziehungsmethoden, erwäge regelmässig das Aufsuchen eines Kinderpsychiaters….und habe wirklich zu tun auch ruhig zu bleiben bzw. diese Phase als gut und wichtig für die Entwicklung des Kindes zu sehen…

    Gute Nerven Dir!

    LG!

  8. bei uns steht seit ewigkeiten auch nur das nötigste auf dem tisch – und tim isst meist nicht vom teller sondern direkt vom tisch, so muss er den doofen teller nicht herumschmeißen…

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