… bis einer heult!

Meine Jungs sind gerade in einer Phase, in der sie sich mit viel Freude gegenseitig die Hucke vollhauen. Nein, keine Sorge. Sie meinen das nicht Ernst. Es ist ihr Spiel. Und ich gestehe, dass das jetzt nicht mein Lieblingsspiel ist. Aber immerhin kann ich jetzt behaupten, dass sie ganz hervorragend miteinander spielen. Sie lachen und giggeln dabei, werfen sich in die Kniekehlen des anderen, ziehen an Füßen und sitzen abwechselnd rittlings aufeinander drauf.

Das ist aktuell auch ihr liebstes Spiel im Kindergarten. Das Löwenmaul hat sich nämlich so ein paar Vorschuljungs als Freunde gesucht, mit denen man das ganz super spielen kann. Dass er der Kleinste ist, fällt nicht ins Gewicht. Immerhin bietet er viel weniger Angriffsfläche, als die großen Jungs.

Ich bin also nun auch so ne Mutter, die ihren Kindern auf dem Spielplatz dabei zuguckt, wie sie sich gegenseitig über die Wiese schleifen und wälzen, und nicht einschreitet. Fand ich ja früher ganz fürchterlich schrecklich. So Mütter. Aber was will mache machen?

Ich habe ihnen in einer stillen Minute erklärt, dass sie bei ihren Kämpfen bestimmte Regeln zu befolgen haben:

  1. Es wird nie und nimmer an den Kopf geschlagen oder den Haaren gerissen!
  2. Wenn jemand nicht mitmachen will oder Stopp! Sagt, wird sofort aufgehört.
  3. Es wird sich nicht mit Gegenständen (Stöcke, Steine) geprügelt.
  4. Wenn kleinere Kinder (z.B. das Meedchen) in unmittelbarer Nähe ist, sind Kämpfe verboten.
  5. Wenn sich jemand ernsthaft wehtut, wird der Kampf unterbrochen und der Verletzte ins Mutti-Lazarett begleitet. Trösten. Pusten. Spucke drauf. Gut.

Das liest sich jetzt vermutlich wirklich hart. Ist es auch. Aber ich glaube fest, dass das zum Jungssein und Großwerden dazu gehört. Also nicht zwingend. Aber es ist ganz sicher auch nix, was man verbieten oder unterdrücken müsste.

Müßig wird es nur, wenn das Meedchen mit hoch gerissenen Armen und Kampfgeschrei auf die Brüder zu rennt und mitmischen will. Die befolgt nämlich meine Regeln noch nicht und ist somit der gefährlichste Gegner, an den man geraten kann. Regel 4 ist also ein Schutz für beide Seiten.

Tja. Meist gehen ihre Kämpfchen so lange gut … bis einer heult!

Aber ich sag’s Ihnen ganz ehrlich: so ist doch irgendwie das ganze Leben. Im Internet ist immer alles gut und lustig, bis eben einer heult. Irgendeiner fühlt sich im Leben immer benachteiligt, hat irgendetwas auszusetzen oder stößt sich den dicken Zeh am Türrahmen. Alles ist gut … bis einer heult.

Vor vielen Jahren war das schon mal mein Motto. Aber tatsächlich hat es nie besser gepasst, als jetzt. Daher hab ich mal den Titel des Blogs angepasst. Damit Sie direkt wissen, wie das hier läuft.

Und immer schön die Deckung oben halten, ja?

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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13 Gedanken zu „… bis einer heult!

  1. Das kann ich so unterschreiben – ich bin mit 3 Geschwistern aufgewachsen,mein Bruder (2 Jahre älter als ich) und ich – wir haben immer so gespielt.Das war normal.Bei uns wurden keine Regeln aufgestellt,aber wir haben unsere Grenzen schnell selbst gemerkt.Ich finde auch,dass das dazugehört.
    Und mein Sohn wird bald 2 und ist in der Kitagruppe auch einer der Kleinsten (mit nur 80cm)…aber er mischt genauso bei den Großen mit,schiebt sie zur Seite,wenn er durch will und sagt auch mal ganz laut „Nein!“ wenn er etwas nicht will – auch bei solchen Spielen.Das gehört doch auch zur Bildung des Selbstbewusstseins und des Charakters dazu.Alles gut ;)

  2. Ganz ehrlich, ich würds ganz genauso machen! Ich hab 3 Brüder und hab mich früher auch mit denen geprügelt und hatte sie trotzdem alle lieb ;) Und die Regeln sind doch super! Ich wüsste nun nicht, was ich da noch hinzufügen würde. Das sind einfach ganz normale Kraftproben unter Jungs und solange sie gern miteinander spielen und raufen ist doch alles ok. Und irgendwann heult immer einer, aber in der Regel ist auch alles immer recht schnell wieder gut :)

  3. „Müßig wird es nur, wenn das Meedchen mit hoch gerissenen Armen und Kampfgeschrei auf die Brüder zu rennt und mitmischen will.“

    :´D Made my day! Vielen Dank liebe Miez! Ich kanns mir bildlich vorstellen nach dem Schaukelpferdmeedchen von neulich. :’D Sie würde in jedem Falle „gewinnen“.

    Ansonsten find ich das gut, wie ihr das handhabt. So werde ich das auch mal machen. :) *daumenhoch*

    Liebe Grüße

  4. Haha, so ist ja auch meine Blogüberschrift :D

    Ich denke, das kann man schon zulassen und die Regeln sind vernünftig. Mal sehen, wie lange sie sich allerdings daran halten werden. ^^
    Nein,nein, das wird schon.

    Aus Mangel an Geschwistern habe ich das Kempeln nach hinten verschoben und rangele manchmal mit dem Brüllmann. Das macht Spaß und baut Energie ab, gleichzeitig zeigt man damit gegenseitiges Vertrauen, dass der andere eben nicht wirklich zuschlägt oder verletzt.

  5. Also ich finde deine Einstellung zu dem Thema vollkommen in Ordnung. Ich meine was haben wir früher als Kinder gemacht? Genau das gleiche… ob Mädchen oder Junge. Wir haben uns im Sand gewälzt, gerauft, mit Wasserschläuchen durch den Garten gejagt etc. und bei uns war es auch immer so, dass es so lange ging bis einer geheult hat :D
    Und in den meisten Fällen wurde dann der „Größere“ bestraft und der „Kleinere“ wurde von Mama und Papa getröstet ;-)
    Aber das gehört nun mal zum größerwerden dazu.
    Kinder müssen sich austoben dürfen und die Regeln sind auch spitze! Super finde ich auch deinen neuen Blogtitel! :-) Der beschreibt das Leben mit Kindern einfach nur passend *g*

    LG
    Fiona

  6. Ehrlich gesagt schau ich lieber zwei balgenden Geschwistern zu, als zwein die nix miteinander anfangen wollen/können. Dass man sich dabei auch weh tut is ja logisch, aber ich glaub auch so lernt man viel mehr über Empathie und Selbsteinschätzung als unter ner Glaskuppel.

    Die Regeln find ich ausgesprochen toll, und werd versuchen sie mir so für später zu merken (wenn meine Jungs <3 mal rumtollen)..

  7. In einem Vortrag zum Thema Jungs/Brüder/wasauchimmer (ich hab’s nur erzählt bekommen) wurde vom Vortragenden angeregt den Jungs Poolnudeln zu besorgen und sie damit kämpfen zu lassen. Und das darf dann als Eltern auch gern bejubelt werden, da sich das Kämpfen unter Brüdern wohl meist ohnehin nicht unterbinden lässt.

  8. Hier raufen alle 4 Männer – am liebsten gleichzeitig – wobei der Miniräuber nur mitmachen darf, wenn der werte Gatte mitrauft…
    Und hier gibt es auch keinen Tag ohne dass sich die Jungs am Boden rollend balgen…. – ergänzt wird bei uns noch um die Regel, dass die Hände weg vom Hals bleiben und nicht gebissen wird – war notwendig, weil das Kamikazekind das als eine wunderbare Art sich zu wehren entdeckt hatte.

  9. Das machen auch Mädchen gerne, wenn die Eltern sie denn lassen. Mir gings so. Und ich finde es auch für Mädchen wichtig, dass sie körperliche Auseinandersetzungen bzw. Erfahrungen machen, die über Kuscheln und betüdeln rausgehen.

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