Aus dem Himmel. In den Bauch.

Seit unserer Unterhaltung über Körper und Seele, die laut meiner Interpretation nach dem Tod unterschiedliche Wege gehen, beschäftigt den Quietschbeu eine Frage ganz besonders:

Wie kommen die Babys eigentlich aus dem Himmel in Mamas Bauch?

Pheeew. Ja. Ich bin ja nicht auf den Mund gefallen und ein übersteigertes Schamgefühl habe ich bezüglich dieses Themas meinen Kindern gegenüber auch nicht. Aber ich wollte es schon so Altersgerecht wie möglich verpacken. Ich bin der Meinung, dass die meisten Bücher leider nicht das wiedergeben, was mein Kind wissen möchte bzw. verstehen kann. Zudem finde ich es deutlich schöner, wenn mein Kind spürt und erkennt, dass ich ihm das mit eigenen Worten erzähle und nicht nur aus irgendeinem Buch vorlesen kann. Immerhin bin ich diesen Weg ja wohl auch irgendwie mal gegangen. Mindestens 3 mal.

Da ich nun nicht genau abschätzen konnte, wie weit das Interesse des Quietschbeus in Detail geht, erzählte ich ihm zunächst unter vier Augen vom Liebesakt an sich. Aber der Quietschbeu wollte es genauer wissen:

„Wie kommen denn dann die Babys in Papas Bauch?“

„Das Baby entsteht erst in Mamas Bauch. In Papas H.oden sind die Samen, die in das Ei in Mamas Bauch schlüpfen und zusammen werden die dann ein Baby.“

Ich malte ihm Eier und S.permien auf. Welche mit braunen Haaren und blauen Augen. Welche mit roten Haaren und grünen Augen. Und so weiter. Genauso machte ich es mit den Eiern. So wollte ich ihm das mit den Genen erklären. Trifft ein blondes S.permium auf ein rothaariges Ei, wird’s so ein Baby, wie unser Meedchen. Und trifft eine brünette S.permie auf ein brünettes Ei, wird eher ein Löwenmaul.

„Und aus welcher Sterniene bin ich?“

„Du bist aus einer blonden S.permie mit blauen Augen und einem blonden Ei mit blauen Augen gewachsen.“

Ich dachte, ich hätte das Thema damit für ihn plastisch und detailreich genug erklärt. Aber mein Sohn wäre nicht der Quietschbeu, würde da nicht noch ganz andere Fragen schlummern.

„Und wann kommt jetzt die Seele wieder aus dem Himmel und in das Baby?“

Daher wehte also der Wind. Ich hatte ihm nun zwar zufriedenstellend erklärt, wie ein Körper entsteht, aber wie das mit der Seele ist, darüber hatte wir noch nicht gesprochen.

Das Problem hierbei ist ganz klar, dass ich mir bei dem Thema auch nicht so ganz schlüssig bin. Hat das Baby schon im Mutterleib eine Seele? Oder erst nach der Geburt? Ich habe schon Theorien gehört, in denen das Baby die Seele mit dem ersten Atemzug einsaugt. Was aber wiederum der Theorie entgegen steht, Babys haben bereits im Mutterleib eine Seele. Wie erkläre ich einem Kind, was ich als Erwachsener selber nicht richtig greifen kann? Ich sagte ihm also ganz klar, dass ich das nicht genau wüsste und das es dazu verschiedene Meinungen gäbe.

Ich selber konnte jetzt aus dem Verhalten meiner Babys im Bauch nicht auf ihren späteren Charakter schließen. Sie verhielten sich alle ziemlich gleich wild und sind trotzdem völlig unterschiedliche Typen.

Was ich an dem ganzen Thema besonders spannend finde: Kinder machen sich über sowas Gedanken. Auch Vierjährige. Ganz frei von theologischen Ansätzen und spiritueller Erziehung. Sicherlich bin ich mit meinen Erzählungen über eine Seele nicht ganz unschuldig. Aber alle folgenden Gedankengänge gingen im Kopf meines Vierjährigen vor. Und so kam er nach ein paar Tagen des Schweigens zu diesem Thema zu dem Schluss:

„Wenn eine Mama ein Baby im Bauch hat, dann kommt die Seele aus dem Himmel und fliegt immer um die Mama rum. Und wenn das Baby auf die Welt kommt, und das erste Mal ganz laut schreit, dann flutscht die Seele in das Baby rein.“

DAS VON EINEM VIERJÄHRIGEN! Ohne dass ich ihm zuvor von der „Einsaug“-Theorie erzählt hätte! Sowas macht mich ziemlich sprachlos.

Wir liehen uns dann diese CD von einer Freundin aus. Ich kann sie wirklich nur empfehlen, auch wenn sie nur das ganze Drumherum einer Schwangerschaft und Geburt erklärt. Zum Beispiel was Wehen sind. Während wir gemeinsam in seinem Bett lagen und der CD lauschten, stellte sich beim Quietschbeu eine neue brennende Frage ein:

„Mama, als ich auf die Welt gekommen bin, sind da auch Feen gekommen?“

Oder auch diese kleine hübsche Konversation:

„Als Du auf die Welt gekommen bist, warst Du ganz rosa.“
„Wieso war ich da ein Mädchen?“

Kinder sind auf so vielfältige Art und Weise bereichernd. Manchmal würde ich zu gerne einen Blick in ihre kleinen Köpfe werfen und einfach nur ihren Gedanken lauschen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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9 Gedanken zu „Aus dem Himmel. In den Bauch.

  1. Ich liebe deinen Blog so.
    Ich habe jetzt auch einen und merke wie toll es ist sich einfach loszuschreiben.
    Danke dafür :)

    Liebe Grüße
    Antonia

  2. Da gibt es einen (fast) passenden schönen Witz dazu:

    Ein evangelischer Pastor, ein katholischer Pfarrer und ein Rabbi unterhalten sich darüber, wann das menschliche Leben beginnt. „Mit der Befruchtung der Eizelle“, sagt der Pfarrer. „Nein“, sagt der Pastor, „das Leben beginnt mit der Geburt.“ Der Rabbi winkt mit der Hand ab. „Das Leben beginnt, wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Hund tot ist.“

    Einträge wie dieser zeigen das Schöne an so einem Blog. Irgendwann kannst Du den Kindern zeigen (und Dich selbst daran erinnern), was für – tatsächlich – tiefgründige Gedanken die sich so gemacht haben. Und Du kannst Ihnen zeigen, wie viele Gedanken Du Dir bei vor so mancher Entscheidung gemacht hast. Nix von wegen doofe Kinder und ungerechte Mami.

  3. Ich finde toll, dass Du Dich auch schwach zeigst.
    Schlimm finde ich Mütter,die so tun, als seien ihre Kinder nie schlecht drauf und wenn dann hätten sie immer alles im Griff und unter Kontrolle und würden sich nie hilflos und machtlos fühlen. Du bist nicht der typisch hilfsbedürftige Typ und Menschen, die Dir unsensibel erscheinen, sind es wahrsch. einfach nicht gewöhnt, Dich schwach zu sehen bzw. Dir entsprechend einfühlsam gegenüberzutreten. Viell. signalisierst Du das auch nicht.
    Wie auch immer. Mich tröstet es und ich fühle mich immer verbundener mit der Welt, wenn ich sehe, dass es Menschen geht wie mir, nicht nur im stark sein sondern auch im schwach sein. Danke

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