D’r Zoch kütt!

Tag 3 im Kölner Karneval. Ich langweile Sie jetzt mal nicht mit den weiterhin anhaltenden Motz-Tiraden des Löwenmauls, der mal wieder kurz vor Aufbruch zum ersten Karnevalsumzug bei 8 Grad Außentemperatur der Meinung war, das kurzärmlige Peter Pan Kostüm ohne Jacke drüber wäre für diesen Anlass völlig in Ordnung. Ich steckte ihn dann trotzdem in das Robin Hood Kostüm des Quietschbeus, was den charmanten Vorteil hatte, dass es groß und weit genug war, um noch 2 dicke Pullis drunter ziehen zu können. Als dem Löwenmaul dann die ersten Kamelle um die Ohren flogen, war zumindest das Gejaule der letzten Stunden passé.

1. Karnevalsumzug 2014

Das Buggy-hassende Meedchen war ebenfalls von den bunt-kostümierten Fußgruppen, den riesen Umzugswagen und der lauten Musik so fasziniert, dass sie gar vergaß zu schimpfen, kreischen oder sich zu winden. Stattdessen hatte sie ziemlich schnell begriffen, dass ein breites Grinsen mit niedlichem Winken bei den Kamelle-werfenden Karnevalsumzüglern zu enormer Großzügigkeit führt. eigentlich kaute sie den ganzen Karnevalsumzug über ununterbrochen. Sie hat nämlich eine große Schwäche für diese kleinen Chips-Tüten. Und davon flogen uns reichlich um die Ohren.

Mit ganz viel Bauchkribbeln musste ich heute auch an die vergangen Karnevalsjahre denken. Daran, wie der Quietschbeu schüchtern am Wegesrand stand, immer eine Hand in meiner und sich nicht traute laut „Kamelle!“ zu rufen. Also die Scheu hat er definitiv abgelegt. Dafür leuchteten die Augen noch genauso wie in den letzten Jahren, wenn er etwas gefangen hatte. Und alles – wirklich alles – mussten mir beide Jungs voller Stolz erstmal präsentieren, bevor sie es in ihren Beuteln verstauten.

Ich bin ja nicht so der Fan von hysterisch auf der Erde rum klaubenden Menschen, die die nebenan stehenden Kinder am besten noch zur Seite schubsen, um ja alles an sich raffen zu können. Natürlich hebe ich auch was auf, wenn’s mir vor die Füße fällt, aber grundsätzlich lasse ich die Jungs ihren Süßkram schon selber sammeln. So waren sie auf ihre Ausbeute – jeder hatte einen dm-Beteul umhängen und die waren ganz gut gefüllt – gleich doppelt stolz. Selbst gejagt und so. Liegt ja in den Genen der Kerle!

Als alle drei Miezkinder daheim dann ausreichend von ihren Beuten gemümmelt hatten, forderte sie erstmal ein deftiges Abendbrot. Gulaschsuppe, die ich heute Morgen beim Fleischer frisch zubereitet gekauft hatte. Gehört zu Karneval irgendwie dazu. Zeit und Lust, die selber zu machen hatte ich dann heute allerdings nicht. Karneval ist anstregend, das kann ich ihnen verraten. Der Lärm, die Leute, das Wetter, die Sorge um die Kinder (wenn so ein riesigen Traktor gerade mal einen Meter an einem vorbei rollt, wird einem trotz zahlreicher Wagenengel schon mal ganz schön anders!).

Der Quietschbeu war jedenfalls sehr überreizt. Ständig war er ums Löwenmaul und die uns begleitenden Freunde in Sorge, musste sie darauf hinweisen, weiter zurück zu treten und war fürchterlich aufgebracht, wenn der nächste Traktor nahte. Der Zucker tat sein übriges. Dafür fielen alle 3 Kindern pünktlichst in ihre Betten. Das Meedchen bat sogar freiwillig darum, dass ich sie endlich in ihr Bett hebe.

Morgen geht’s weiter. Da sind wir zum Karnevalsumzug im Dorf meiner Kindheit, in dem ich aufgewachsen bin, geladen. Bei Tante Mimi. Allein das ist ja schon ein Highlight für die Miezkinder. Vermutlich endet meine Nacht daher wieder mal um 5:45 Uhr mit „Welches Kostüm trag‘ ich denn heute?“-Diskussionen. Ha. Ich hab mein Kostüm für morgen schon parat, verrate aber noch nix.

Noch 3 Tage, dann ist der Spuk vorbei. Erfahrungsgemäß mit großer Erschöpfung am Montag und ganz viel „Eeeeendlich!“ an Aschermittwoch. Dann bin ich wieder 350 Tage Antikarnevalist. Bis nächste Jahr.

Und Sie so, liebe Leser? Was machen Sie eigentlich mit den ganzen Süßigkeiten, die bei Ihnen keiner mag? Wegwerfen? Verschenken? Nur wem?

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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12 Gedanken zu „D’r Zoch kütt!

  1. bei uns liegt immer noch eine ziemlich gut gefüllte tüte mit kamelle aus dem letzten jahr auf dem küchenschrank. blöd schon, dass wir heute gesammelt haben und morgen der zoch hier durchs dorf geht… :)

  2. gegenfrage: soll ich die hanfsamen, die verteilt wurden – in unserem dorf wurde eine riesige indoorplantage ausgehoben – anziehen und bei erfolg in dekorativen kübeln vorm haus als deko aufstellen?

  3. Also was meine Kinder nicht mögen, das mögen andere Kinder erst recht nicht. Das kommt dann mal gepflegt in die Tonne. Bei uns hier auf’m Dorf kriegen die Kinder eh viiiiel zu viel. Ich habe die Tage erst noch den letzten halben Karton (!) voll weggeschmissen – vom letzten Jahr Rosenmontag. Moah… das hält wieder bis MINIMUM Halloween. So viel Zeugs… das kann man normalerweise gar nicht alles schleppen. Und da es hier im Ort immer weniger Kinder werden, dafür aber mehr und mehr Süßigkeiten… nun denn. Man kann sich denken, wie das aussieht ;)

  4. Hallo….bei uns stand heute auch der traditionell 1. Zug der Session mit guten Freunden in Refrath an….morgen gehts nach Brück zum Zoch und Montag gehen wir bei uns Im Rosenmontagszug mit…mit der Grundschule meines Sohnes. Da werfen wir dann alles, was wir am Wochenende gefangen haben und wovon Mama überzeugt ist, dass das Mist ist!!! Hehe!!!! Wenn wir heim kommen, schütten wir alles auf den Boden, dann macht jedes Kind sich eine Schüssel voll mit den „tollen Sachen“ und der Rest kommt in den grossen Büggel zum Werfen am Montag. Ansonsten kann man bei uns die viel zu vielen Kamelle zur Tafel bringen, das habe ich immer gemacht, als wir noch nicht aktiv mitgegangen sind. Die freuen sich. Da hab ich immer im Kindergarten und bei den Nachbarn die „übrigen“ Kamelle eingesammelt und dann zur Tafel gebracht.
    Ich freu mich schon auf morgen….da gibts die Karnevalsparty nach dem Zoch in der gynäkolgischen Praxis in der meine Mutter arbeitet, mit Buffet auf der Anmeldung und Tänzchen und Kölsch im Wartezimmer!!!

    Viel Spass noch für Dich und die Kids…Alaaf!!!!

  5. Ich bin im letzten Jahr das erste Mal total blauäugig bei einem Umzug bei uns um Dorf dabei gewesen – und war ziemlich überrascht wie viel Süßkram verteilt wird! Natürlich hatte ich keine Tüte oder ähnliches dabei, aber was nunmal abfiel stopfte mein Freund selbstredend ein. Alles wurde aber auch einen Tag später an die umherziehenden Kinder verteilt. Ich denke, so werden wir es auch dieses Jahr halten.

  6. Süßigkeiten, die niemand mag, nehme ich mit ins Büro und stell sie in die Kaffeeküche. Nach einer halben Stunde ist das Problem beseitigt.

  7. Meine Arbeitskollegin sammelt mit Ihren Zwillingen auch immer fleißig. An Karneval nicht so viel wie bei der Cranger Kirmes, aber alles was die Kinder nicht mögen nimmt Sie mit zur Arbeit. Bei 16 Leuten wird ALLES weggeschnuckert.

  8. Ach, wie schön Du das beschrieben hast. Flashback in die Zeit der Minitochter. ?
    Heute leben wir etwa 80km von Köln entfernt. Man sagt „Allaaf“, nennt Karneval hier „Fasching“ und geht an Weiberfastnacht „schnörzen“. Verrückte Welt.
    Auch fällt hier Karneval nur klein aus. An einem Freitag eine Karnevalsfeier im Schützenhaus und an Weiberfastnacht kommen die Kinder verkleidet in die Schule. Danach haben sie bis Aschermittwoch frei.
    Die große Tochter ist aktuell im Papa-Urlaub und war wohl gestern auf einem „Zoch“ und besucht heute noch einen. Das muss reichen.
    Sie ist so vorherschauend und lässt den Süßkram, den sie nicht mag, eben liegen. Der Rest – das sind meist Massen – wird nach und nach gemümmelt und kurz vor Ostern entsorgt. Da kommt ja schon die nächste Fuhre Süßkram ins Haus. Örgs.

    Allaaf und einen schönen Restsonntag,
    die Alltagsheldin

  9. Ich nehm alle übrigen Süßigkeiten, also auch nach Weihnachten, Ostern… mit in die Arbeit und stells zur freien Verfügung in die Kaffeeküche. Geht immer alles weg!

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