Mit großen Jungs zum Notshopping

Samstagvormittags erledige ich mit den Kindern den Wocheneinkauf. Die ersten Wochen, als der Miezmann weg war, habe ich das Freitagvormittags erledigt, wenn die Kinder im Kindergarten waren. aber irgendwann sachte ich mir: wie eigentlich? Klar ist das weniger anstrengend und geht an sich auch schneller. Aber der Wocheneinkauf ist ja was für die ganze Familie. Und wir sind im Moment eben nur diese vier Personen ohne den Papa. Also führte ich das neue Ritual ein: Samstag gehen wir zusammen noch vor dem Frühstück einkaufen und belohnen uns danach mit einem üppigen Frühstück. Die Jungs wissen das inzwischen und freuen sich drauf. Beide helfen mir beim Einkauf. Der Quietschbeu holt immer das Brot, das Löwenmaul darf die Bananen aussuchen. An der Wursttheke gibt’s für jeden eine Scheibe Wurst und als Belohnung für ihre Hilfe darf sich jeder einen Quark oder Joghurt aussuchen. Nur diesen einen Joghurt, auf dem Cars und Planes drauf sind, den kaufe ich nicht. Ich biete den Kindern stattdessen immer, ihnen bunten Bilder auf einen normalen Joghurt zu malen. Oder Aufkleber drauf zu kleben. Weil: eigentlich mögen die Jungs den Joghurt gar nicht, stecken den Löffeln zweimal rein und lassen ihn dann angeekelt stehen. Super. Aber Hauptsache es ist ein rotes Auto drauf, das der Quietschbeu kontinuierlich Kaas MäkKien nennt. Wir landen dann doch immer wieder beim Milchmädchen.

An der Kasse angekommen wies ich die Kassierern auf den Cola-Kasten hin, der unter dem Wagen stand, woraufhin sie mich fragte, ob ich mir denn auch 2 extra Flaschen genommen hätte und ich erst so Ô.o guckte. Mir war zwar bewusst, dass die Cola im Angebot war, aber dass da noch irgendeine extra Aktion mit verbunden war, habe ich nicht verstanden. Die Dame sagte dann, ich könnte mir die zwei Flaschen noch holen und dann wieder zur Kasse kommen. Nun ist das bei unserem REWE so, dass man vorne rein und dann einmal gaaaanz durch den Laden muss. Was natürlich nicht mit den kompletten bezahlten Einkäufen möglich war. Und die Kinder konnte ich jetzt auch nicht mit dem Einkaufswagen im Eingang stehen lassen. Dafür ist der Laden zu groß und unübersichtlich. Also fragte ich den Quietschbeu, ob er sich das zutrauen würde. Also vorne in die Getränkeabteilung gehen, zwei Flaschen Cola nehmen, einmal durch den Laden und dann an der Kasse nochmal den Bon vorzeigen. Er zögerte erst, fragte dann, ob das Löwenmaul mitkommen könnte und zog dann los. Ich war ein bisschen aufgeregt. Vermutlich aufgeregter als die Jungs. Der Laden war rappelvoll und sie mussten um einige verlockende Regale biegen, bis sie wieder an der Kasse angelangten.  Dort zeigte der Quietschbeu den Bon vor, zeigte auf mich und sagte: „Da wartet meine Mama. Für die is‘ die Cola. Ich darf das ja gar nicht trinken!“ Er hatte die Lacher der gesamten wartenden Schlange an der Kasse auf seiner Seite (und ich wurde son mini bisschen rot). Danach waren beide Jungs stolz wie Oskar – und ich erst! – und ich konnte ihre Euphorie nutzen, um sie in den nächsten Schuhladen zu schleppen. 

Bereits als wir zum Einkaufen aufbrechen wollten und ich den Kindern, auf Grund der bereits am Morgen so hohen Außentemperaturen, ihre ungefütterten Schuhe anziehen wollte, wurde relativ schnell klar: die passen alle nicht mehr. Ist ja auch irgendwie klar, nach der langen Zeit. Selbst die Löwenmaulfüße, die nun über ein Jahr in die Größe 24 passten, haben sich dazu entschieden zu wachsen. Also rammelten wir nach dem Einkaufen direkt in den einzigen Schuhladen im Ort. Deichmann. Es kam also nicht wirklich viel Auswahl in Frage. Elefanten, in erster Linie. Es musste halt schnell – jetzt sofort – was her. 

Während ich vor den Regalen stand und alle mir gefallenden Schuhe mal anfasste, in der Hand drehte und die Sohlen verbog, schleppten die Jungs mir einen Vollplastikschuh nach dem anderen an. Cars, Planes, Superman, Spiderman … es gab wirklich alles, was man sich vorstellen kann. Das Löwenmaul quetschte seinen Fuß in einen 23 Sneaker, nur weil da vorne der Spinnenmann drauf war. Und ich erklärte ihnen immer und immer wieder, dass ich die nicht kaufen würde, weil sie aus Plastik wären, man darin fürchterlich schwitzt und ihre noch wachsenden Füße sich nicht richtig entwickeln könnten. Es bedurfte einiger Ausdauer und Erklärbärkünste, aber dann waren sie einsichtig. Es wurden dann blaue Wildleder-Sneaker von Elefanten. Schlicht, leicht, flexibel. Für’s Meedchen gestaltete sich das etwas schwieriger. Eigentlich wollte ich Halbschuhe. Nur irgendwie sind Halbschuhe in 23 entweder etwas total besonderes oder grottenhässlich. Gut, Geschmäcker sind verschieden, aber das was dort an Auswahl geboten wurde, gefiel mir halt gar nicht. Ab 25 waren wirklich nette Modelle dabei. Was mir aber eben nichts nützte. 

Letztendlich fand ich kurz vor Scheiß der Hund drauf, geht sie halt barfuß! einen einsamen verwaisten Karton mit Lederschuhen in Größe 23. Glattleder, was jetzt für Kinder, die noch oft auf den Knien herum kutschen, nicht mein Favorit ist, aber ansonsten sehr hübsch, leicht, flexibel. Sohle raus, Meedchenfuß drauf gestellt: passt! Schuh an den Meedchenfuß, geschlossen, Meedchen um die Regale gejagt: passt, gekauft!

Insgesamt haben wir 30 Minuten für den Einkaufen von Lebensmitteln für eine ganze Woche und 45 Minuten für den Einkauf von 3 Paar Schuhen gebraucht. Und Nerven einer ganzen Woche. Also ich jetzt. Dafür waren die Jungs stolz, stolz, stolz. Auf ihren Mut allein durch den REWE zu laufen, um mir etwas zu kaufen. Und auf ihre neuen coolen, blauen Schuhe, mit denen man ganz supa rennen kann.

Und nach nur einem Tag im Outdooreinsatz sehen die nun so aus:

Elefanten SchuheFür eine Hauruck- & Notshopping-Aktion bin ich sehr zufrieden. 

 

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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5 Gedanken zu „Mit großen Jungs zum Notshopping

  1. Ach das geht ja noch. Meine Kinder haben letzte Woche neue Schuhe bekommen. Das Fräulein kam abends mit zwei Matschklumpen an den Füßen heim. „Wir waren bei der M hinterm Haus nur mal im Wald -.- nun denn…

    Toll haben deine Jungs den Einkauf gemeistert! :)

  2. Ach das geht ja noch. Meine Kinder haben letzte Woche neue Schuhe bekommen. Das Fräulein kam abends mit zwei Matschklumpen an den Füßen heim. „Wir waren bei der M hinterm Haus nur mal im Wald -.- nun denn…

    Toll haben deine Jungs den Einkauf gemeistert! :)

  3. Ein wirklich toller Beitrag und Wahnsinn, wie selbstständig deine Jungs schon sind und wie viel Vertrauen du in sie hast. Wenn ich da an meine Nichte denke, die etwa im Alter vom Quietschbeu ist, ist das echt ein riesen Unterschied. Den Quietschbeu an der Kasse hätte ich nur zu gern gesehen, ein Kichern konnte ich mir schon beim Lesen nicht verkneifen :)

  4. Hallo Mama Miez

    das Problem kenne ich für mich. In der Schweiz, Kleider für Frauen über 40, zum kotzen. Rüschen, komisch gemustert etc…Grossmutter oder braves Heimchen am Herd lässt Grüssen.

    Hoffentlich kriegst du hier Tipps wo es tolle Läden mit guten Kinderschuhen gibt, Plastikschuhe wären mir auch ein Graus gewesen!
    Klar ist es doof, dass du dann weiter fahren müsstest um sie zu kaufen. Und Online Einkauf ist für Schuhe nicht so geeignet!

    Idee für Jobsuchende? Online nach Kunden suchen, deren Wünsche erfassen, nach Angeboten suchen, Bilder davon senden und dann mit einer Auswahl zu Mama Miez fahren, Schuhanprobe im Wohnzimmer.

    Gruss

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