Von Autos, Erdlöchern & Kampfsportmäulchen.

Der Zeitplan am Morgen funktionierte eigentlich ganz gut. Wir waren just in time, als wir um 7:30 Uhr das Haus verließen. Alle Kinder stiegen ohne großes Gezeter in ihre Sitze, ich schnallte eines nach dem anderen an, setzte mich ans Steuer und … nix. Das Auto startete nicht. Tickticktick. Mehr kam nicht. Da wir schon länger Probleme mit dem Anlasser haben und das Auto gerne auch erst beim zweiten Versuch startete, diagnostizierte ich den endgültigen Anlassertod. Also alle Mann wieder aus dem Auto raus, die Rucksäcke auf die dazugehörigen Rücken verteilt und los marschiert. Herbst ist toll. Da liegen so viele bunte Blätter auf der Erde, die man auch alle wunderbar aufheben kann, nur um dann keine Hand mehr frei zu haben, wenn Mama eben diese beim Überqueren der Straße einfordert. Aber wir kamen natürlich trotzdem irgendwie 30 Minuten später am Kindergarten an.

Auf dem Rückweg, für den ich gerade mal 15 Minuten brauchte, erreichte ich endlich den Mann, der den Tod der Autobatterie als mögliche Option zum Anlassertod in den Raum warf. Ich versicherte ihm, das Auto also zuerst zu überbrücken, bevor ich Werkstatt und ADAC kontaktieren würde. 

Kurz nach 9 Uhr kam meine hochschwangere Freundin, die mich zwinkernd fragte, ob ich denn überhaupt wisse, was ich da tue. Ich hantierte möglichst professionell mit den Überbrückungskabeln herum (gesehen hab ich das ja schon mal!) und fragte zwischendurch Tante Google, weil ich mir bei der Reihenfolge der Kabel unsicher war. Als schließlich alles so saß, wie gefordert, bat ich Steffi doch bitte Abstand von beiden Autos zu nehmen (sone Hochschwangere will man ja am liebsten rundum die Uhr in Watte packen, nicht jedoch mitten in Stromtauschversuchen mit magerem Halbwissen sehen) und zündete nacheinander beide Autos. Also eigentlich zündete ich nur ihr Auto. Meins machte weiterhin tickticktick. Also doch der Anlasser!

Ich telefonierte erneut mit dem Miezmann und wir verabredeten, dass er früher frei machen würde, damit er dann mit dem Abschleppdienst in die Werkstatt fahren könne, während ich die Kinder einsammelte. 

[In der Zwischenzeit verbarrikadierte ich mich im Nähzimmer und nähte mir eine Lady Rose nach dem neuen eBook von MiaLuna. Wun-der-schön! Zeige ich Ihnen am Donnerstag!]

Gegen 13:30 Uhr verkündete der Miezmann, er würde jetzt los fahren und ich rief direkt beim ADAC an, um einen Abschleppdienst zur Werkstatt zu ordern. Beim ADAC sagte man mir, dass vorher immer erst ein Pannenhelfer kommen würde, um zu gucken, ob das Auto denn auch wirklich fahruntüchtig war. Ich nahm das so hin. Hauptsache es bewegte sich zum Schluss irgendwas.

Pannenhelfer und Miezmann kamen fast zeitgleich an. Ich schilderte kurz den Sachverhalt und der Pannehelfer wollte wissen, ob denn irgendwas am Auto länger an gewesen sei. Lampen oder so. Tatsächlich hatte den halben Sonntag über der Kofferraum unseres Autos aufgestanden. Warum wissen wir selber nicht genau. Aber ich gab diesen Sachverhalt kleinlaut, mit einem etwas lauteren „Aber ich hab schon versucht zu überbrücken. Da ging auch nix!„, an. Jedenfalls holte der gute Mann dann so ein Überbrückungsgerät aus dem Auto, schloss das an (so, wie Tante Google es mir auch schon erklärt hatte) und ich sollte den Motor starten. Wihüwihüwihütickticktick.

SEHNSE!

Gut, das Wihüwihüwihü war neu. Aber immerhin noch tickticktick.

„Ist kein Automatik, oder?“
„Nein.“
„Dann treten se noch mal die Kupplung ganz durch und starten den Motor erneut.“

WihüwihBrrrrrmmmmmmmmm! 

Erdboden auf, Pia rein, Erboden zu!

Für alle zukünftigen Stromüberbrücker: wenn Tante Google sagt, man soll Minus an ein unlackiertes Stück Karosserie im Motorraum anklemmen, dann meint Tante Google ein unlackiertes Stück der Karosserie im Motorraum. Und kein lackiertes. So. 

Der Pannenmann nahm’s mit Humor und verabschiedete sich mit dem Hinweis, dass wir den Motor jetzt mindestens 45 Minuten laufen lassen sollten. Kurzerhand bauten wir die Kindersitze in den Zweitwagen ein und ich schickte den Miezmann mit unserem Elefantenbaby auf die Straße, ein paar Kilometer schrubben, während ich mit dem kleinen Urmel (Der Quietschbeu kann sich das Wort Opel nicht merken und nennt unseren Zweitwagen daher immer „das Urmel“) die Kinder einsammelte.

Vom Kindergarten aus ging es dann direkt zum Aikido*-Training, das wir uns heute einmal ansehen wollten, da das Löwenmaul unbedingt irgendeinen Sport machen will, aber bloß kein Turnen oder Fußball. Da das Angebot für 4,5jährige sonst aber nicht viel her gibt, sollte es nun also Aikido sein. Der Quietschbeu erklärte von vorne herein, dass er da nicht mitmachen und nur zugucken wollte. Dem steckt das Probeturnen vom Ü4-Turnen  noch in den Knochen. Es lief auch alles wunderbar. Das Löwenmaul hörte den Anweisungen des Meisters gut zu und tat das, wozu er aufgefordert wurde. Er lachte und alberte mit seinem Freund herum. Alles schien prima. Von gleich auf jetzt kam er heulend angelaufen und verkündete, er wolle da nicht mehr mit machen. Ich war ein bisschen perplex, denn eigentlich lief es so gut, dass ich nicht mal einen Zweifel daran hatte, dass er riesigen Spaß hatte.

Nachdem er sich nicht beruhigen ließ, fuhr ich also mit allen 3 Kindern wieder nach Hause. Im Gespräch mit dem Papa konnte das Löwenmaul dann erklären, warum er da nicht mehr hin wollte: es war ihm schlichtweg zu anstregend. Er war nach guten 60 Minuten (15 Minuten vor dem Beginn des Unterrichts plus 45 Minuten Training) ununterbrochenem Herumrennen und Springen einfach fix und fertig. Die Unterrichtsstunde ging aber 90 Minuten. Er war körperlich einfach völlig erschöpft. 

Auf der einen Seite ist das sehr schade, denn er sagt selber, dass er viel Spaß hatte. Auf der anderen Seite bin ich froh, dass er seine Grenzen selber bereits so gut erkennen und auch berücksichtigen kann. Wir werden nun also erstmal ein wenig Zeit ins Land gehen lassen und wenn er wieder dort hin möchte, dann darf er das sehr gerne. Grundsätzlich finde ich Aikido nämlich eine wahnsinnig interessante und spannende Sache. 

Die Kinder waren heute alle 3 jedenfalls sehr früh im Bett. Erschöpft und müde. Das Meedchen zudem ohne jegliche Anzeichen einer Erkältung aber völlig heiser. Sie klingt wie Mickey Mouse auf Speed nach 3 Schachteln Marlboro und einer Flasche Jack Daniels. Hoffen wir, dass es dabei bleibt.

*Aikido ist eine überwiegend defensive Kampfkunst gegen bewaffnete und unbewaffnete Angreifer.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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8 Gedanken zu „Von Autos, Erdlöchern & Kampfsportmäulchen.

  1. Hallo,
    ich will ihnen keine Angst machen, aber bei meiner Tochter war dieses heiser ohne Erkaeltung der Vorbote eines Pseudokruppanfalls! Der Kehlkopf ist dann geschwollen und dadurch die Heiserkeit.
    Falls es sie interessiert, ich habe auf meinem Blog einen Artikel „was tun bei einem Pseudokruppanfall“
    lg und alles Gute

  2. Liebe Miez,

    tat es nicht unheimlich gut, in dieser Situation den Miezmann anrufen, um Hilfe bitten und tatsächlich auch Unterstützung bekommen zu können? Nicht mehr wie zu „Kack Nofa-Zeiten“ ;-)

  3. Ich selber mache wing tsun und die Schulen der ewto bieten auch ein Kinder Programm an. Ob das jetzt passend wäre kann ich nicht genau sagen, aber nachdem es auch viel um Selbstbehauptung geht ist es evtl körperlich nicht ganz so anstrengend. Hier mal der link als Anregung, für später, eins der anderen Kinder oder sonst wie :) http://www.kids-wingtsun.de/

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