Wochenendgemütlichkeitsprofis

Weil Alex morgen statt in die Schule zu einer Testung muss, wollte er am Samstag bereits die Hausaufgaben für Montag machen, damit er das erledigt hat. Nun gut. Max nahm das direkt zum Anlass, sich mit seinen Vorschulhefte von Duden (Jetzt lerne ich lesen, schreiben und erste Wörter und  Jetzt lerne ich zählen, rechnen und die Formen) daneben zu setzen und auch ein paar Seiten zu erarbeiten. Max liebt es zum Beispiel Silben zu klatschen und tatsächlich ist er da absolut fit und beherrscht das einwandfrei. Auch das erkennen und finden von Anlauten mag er sehr und beschäftigt sich daher am liebsten mit dem lesen, schreiben und erste Wörter Heft.

Als Mimi mitbekam, dass ihre Bruder gerade „Schule spielen“, wollte sie natürlich auch direkt mitmachen. Meist malt Alex ihr dann irgend etwas auf und gibt vor, wie sie es auszumalen hat. Da er nun aber selber beschäftigt war und sich konzentrieren musste, nahm ich seine alten Fragenbär Vorschulhefte heraus und schaute, ob ich Mimi etwas davon vorsetzen könnte. Tatsächlich sind die Zahle, Buchstaben und Konzentrations-Hefte komplett bearbeitet. Was Alex hingegen gerne links liegen ließ waren die Logik- und Denkspiele. Die waren ihm immer zu langweilig.

Mimi hingegen freute sich wie ein Schneekönig, dass sie nun selber und alleine ein eigenes Heft hat, in dem sie Aufgaben lösen darf. Und das klappte erstaunlich gut. Gleiche Formen finden und verbinden, identische Bilder erkennen, Formen logisch ergänzen. Tatsächlich konnte sie die Aufgaben alle ohne Hilfe lösen, wenn man sie ihr einmal erklärt hatte. Es wird mir ganz warm ums Herz zu sehen, wie meine 3 Kinder zusammen auf dem Fußboden sitzen und in ihren Schulheften arbeiten.

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Ich freue mich vor allem, dass Max inzwischen immer wieder Interesse an Buchstaben und Zahlen zeigt und abends im Bett Anlaute übt oder in seinen Vorschulheften weiter arbeitet. Bei Alex war das alles ja ganz anders. Er ist von Haus aus ein so ehrgeiziger Typ, dass wir im Vorschuljahr eigentlich gar keine anderen Themen mehr hatten, als Lesen und Schreiben lernen. Wer uns schon eine Weile folgt wird sich vielleicht sogar daran erinnern, wie besorgt ich war, dass er es mit all dem Lernstoff so eilig hatte. Tatsächlich war und ist es aber überhaupt kein Nachteil, dass er vieles schon konnte, als er in die Schule kam. Er hat aufmerksame Lehrer, die ihn stets mit neuem Lernmaterial und Stoff füttern, so dass ihm nie langweilig wird. Schule macht ihm Spaß, weil er gefordert und gefördert wird. Das entspricht sehr seinen Naturell.

Max hingegen lehnt grundsätzlich erstmal alles ab, was sein Bruder (gut) kann. Auch übt er Dinge nicht mit Publikum, was es sehr schwer macht, ihm Hilfestellung bei irgendwas zu geben. Nachdem Alex so einen super Start in der Schule hatte, wollte Max gar nicht mehr dort hin. Er hat sich schon immer sehr mit seinem Bruder verglichen und hat scheinbar Sorge, dass er nicht an Alex‘ Maßstäbe heran kommt. Was uns im Grunde völlig egal ist. Wir haben keine übersteigerten Erwartungen an den einen oder den anderen und wissen sehr gut, dass unsere Jungs – bzw. unsere Kinder generell – grundverschieden sind.

Trotzdem ist es beruhigend zu sehen, dass Max dieser natürlich Neugier und Wissbegier nun doch nachgibt, wenn auch sehr zurück gezogen und nicht so plakativ wie sein Bruder. Ich hätte ihm auch zugetraut, dass er alles was mit Lesen, Schreiben, Rechnen zu tun hat so grundsätzlich ablehnt, dass es ihm in der Schule tatsächlich zum Nachteil hätte werden können. So lehne ich mich aber entspannt zurück und lasse ihn machen.

Mimi ist da mehr wie Alex. Ehrgeizig. Sie will alles jetzt und sofort. Da gibt es kein „Ich kann das nicht!“ sondern nur „Ich probier das so lange bis es klappt!„. Und so bin ich dann selbst beim dritten Kind überrascht, wenn das plötzlich mit 3,5 Jahren aus dem Handgelenk Logik- und Denkaufgaben löst, die für Vorschulkinder gemacht worden.

Man hört ja oft, dass Geschwisterkinder es in der Schule einfacher haben, weil die großen Geschwister mit ihnen Schule spielen und bereits vieles beibringen. Bei Alex und Max war da nie ein Gedanken dran zu verlieren. Bei Alex und Mimi hingegen kann ich mir das schon vorstellen. Mimi ist ein Schwamm und Alex liebt es, sein Wissen zu teilen. Ich bin gespannt wie das weiter gehen wird.

Jedenfalls spielte sie dann den restlichen Tag Schule. Alex und Mimi auch gemeinsam, Max für sich. Am Abend wollten sie dann unbedingt auch alle zusammen in einem Zimmer schlafen, damit sie noch weiter üben können. Wir ließen sie und genossen unseren Feierabend.

Als wir ins Bett gingen schliefen zwar alle 3 Kindern, aber es branne noch die Schreibtischlampe, das Mäppchen lag noch herum, ein Puzzle lag angefangen auf dem Boden und die Jungs waren beide in der Kuschelecke, statt im Bett eingeschlafen. Für Mimi hatten sie aus dem großen Sitzsack und einem Kuschelelch ein Lager gebaut. Das war scheinbar ein sehr anstrengender Schul-Samstag ;)

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Heute ging es dann übrigens genauso weiter. Schule war heute wieder großes Thema und sie saßen wieder gemeinsam über ihren Heften und lösten Aufgaben. Letztendlich wurde das dann aber doch irgendwann zu langweilig und die Jungs gingen in den Werkkeller irgendwas sägen und hämmern, während Mimi in ihrem Zimmer ein Puzzle nach dem anderen machte.

Es gab einen Brotteller, hergerichtet von Alex, zum Frühstück, Waffeln zum Mittag und Brote und Rohkost zum Abend. Ich finde, in Sachen Wochenendgemütlichkeit sind wir inzwischen echte Profis.

Kommen Sie gut in die neue Woche!

PS: Weil es ein paar Nachfragen bezüglich der Stimmbanduntersuchung von Alex gab: bis auf ein paar Tränen ist alles reibungslos verlaufen. Er hat stark beanspruchte und überreizte Stimmbänder (Schreiknötchen), wodurch sich aber kein akuten Behandlungsbedarf ergibt. Vermutlich wird sich das Rauchige in seiner Stimme in der Pubertät verwachsen. Danke für alle gedrückten Daumen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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3 Gedanken zu „Wochenendgemütlichkeitsprofis

  1. Es ist so interessant, dass man – also ich mich und meinen Bruder – in deinen Kindern wieder erkenne.
    Wir haben zwar irgendwie ganz anders agiert, aber doch ähnlich. Das finde ich super spannend.
    Wahrscheinlich kommt dieser Wiedererkennunsgwert daher, dass Alex jetzt in ein Alter kommt, an das ich mich auch selber gut erinnern kann. Faszinierend.

    Vielen Dank fürs Teilen, es weckt schöne Erinnerungen :)

  2. Bei unserem Sohn (ebenfalls rauchige Stimme) wurden auch Stimmbandknötchen festgestellt, er bekam Logopädie verschrieben, wobei gleich gesagt wurde, dass sich das vermutlich erst in der Pubertät verwachse. Er hat aber eine unglaublich laute Stimme, mich wundern die Knötchen nicht sehr…

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