Das Muttiauge

Die Kinder glauben, dass ich ein geheimes unsichtbares drittes Auge habe. Am Hinterkopf. Vielleicht eventuell möglicherweise habe ich diese fixe Idee gestreut, als ich in einem unüberlegten Moment sowas wie „Ich seh alles!“ gesagt habe. Und ja, das meine ich durchaus so. Also, dass ich alles sehe. Denn ganz oft, wenn sie irgendeinen Scheißelkram fabrizieren, kann ich das förmlich riechen und mich demzufolge erstmal heimlich anschleichen und beobachten, was da im Busch ist. Insofern kann man auch sagen, dass ich eine geheime, unsichtbare zweite Nase habe. Möglicherweise.

Natürlich behaupte ich anschließend ganz großspurig, dass ich eben „alles sehen kann“ und deshalb genau gewusst habe, was sie getrieben haben. Okay, manchmal fusche ich auch so ein bisschen ohne Nase rum und beobachte die Kinder zum Beispiel aus sicherer Entfernung, wenn sie sonntags zu dritt zum Bäcker gehen, ob sie meinen Anweisungen „Nicht zu nah an der Straße gehen, Mimi geht an Alex Hand und es wird nicht gerannt!“ auch befolgen.

Wenn sie dann ganz stolz heim kehren und berichten, dass sie alle Regeln befolgt haben, dann nicke ich wissend und sage: „Ich weiß!“ Dann freuen sie sich immer gleich doppelt.

Inzwischen funktioniert mein geheimes Auge – das ich auch gerne das Muttiauge nenne – sogar so gut, dass ich es auf nicht-meine-Kinder anwenden kann. Zuletzt habe ich das bei der lieben Sero unter Beweis gestellt, die doch echt versucht hat, mich zu fotobomben. Hahaha!

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Nun ist das große Kind ja inzwischen in einem Alter, in dem es mit Vorliebe diskutiert. Alles. Ständig. Oder es klugscheißt herum. Oder es gibt freche Antworten. Oder, ach, … er ist halt fast 7.

Als es neulich oben, aus den Kinderzimmern, sehr laut polterte und donnerte rief ich aus der Küche nach oben:

„Was treibt Ihr da oben denn?!“
„Nix!“
„Das hört sich nicht an wie Nix!“
„Tja, das ist jetzt blöd. Geh besser damit zum Arzt.“
„Wie bitte?“
„Na, Dein geheimes Superauge ist wohl kaputt.“

Ähhhh. Ja.

Auch dieses Foto ist wieder vom lieben Christian.

 

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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12 Gedanken zu „Das Muttiauge

  1. Na super ? da hab ich mir gerade was auf meine Ultraschallohren eingebildet die die Position meiner anderthalb jährigen an Hand ihres Dauergeplappers genau bestimmen kann. Mein Mann ist schwer beeindruckt wenn ich sage: „Die steht schon wieder in der Küche auf der Fensterbank“ ohne Sichtverbindung. Und dann erzählen Sie, dass die Superheldenfähigkeiten schon in 5-6 Jahren wieder verschwinden?

  2. Super^^
    Bei uns sind das die Augen mit dem kaum sperrigen Namen „Durch-die-Wand-guck-Augen“. Die sehen auch alles, allerdings sehen die deutlich weniger, seitdem die Kinder größer sind und auch mal leise spielen, OHNE Mist zu machen… *hüstel*
    Meine DdWgA haben meine Kinder immer ordentlich beeindruckt- vor allem wenn ich in der Küche bin und ganz genau sehe und beschreibe, was sie im Wohnzimmer machen….

    Dass da ein Schrank mit Glasscheibe steht, der das Wohnzimmer spiegelt, ist vielleicht mein Geheimnis ;-)

    Manchmal, wenn ich den gebauten Mist erst nach getaner Tat finde fragen die Kinder, warum meine DdWgA das nicht vorher gesehen haben… Meine Antwort ist dann immer, dass es grade halt woanders hingeguckt hat, es kann ja nicht immer alles gleichzeitig sehen… *hüstel*

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