Aus dem Leben eines Gipsbeinigen

Es ist alles anders, wenn man plötzlich wieder ein Kind um sich hat, dass rund um die Uhr irgendwie auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Die Morgenroutine dauert länger. Der morgendliche Fußmarsch zur Schule und zum Kindergarten fällt weg. Man kann nicht mal eben in einen Laden rein springen. Sämtliche Termine, die man so hatte, stehen plötzlich in Frage, müssen umorganisiert oder abgesagt werden.

Ich würde lügen, wenn ich schreiben würde, dass mir das alles gar nichts ausmacht. Also tue ich das nicht. Ich bin gerne und gut durchstrukturiert. Mir gibt das Sicherheit über den Tag, über die Woche, über mein Leben. Nun steht halt alles erstmal Kopf und muss neu organisiert werden.

Der heutige Tag stand nochmal komplett im Zeichen des Gips. Ganz früh heute morgen fuhren wir bereits zum Kinderarzt, um den Sitz des Gipses kontrollieren zu lassen. Da wir natürlich zwischen ein Dutzend terminierte U-Untersuchungen geschoben wurden, mussten wir erstmal eine Weile warten.

Max hatte jetzt keine Probleme damit. Er setzte sich erst auf die Erde und spielte mit diesem Motorik-Entdecker-Würfel, bis ihm das nach einer Weile zu langweilig wurde. Dann ging er mit seinen Gehhilfen bis zum Kletterschiff und kletterte dort herum. Da er das bereits gestern geschafft hatte, ohne den kaputten Fuß zu belasten, war das natürlich auch heute kein Problem. Die schönste Nachricht heute morgen war nämlich, dass die Schmerzen im Fuß bereits deutlich besser geworden sind!

Überhaupt hat Max den Umgang mit den Krücken richtig schnell gelernt. Noch besser geht es, seitdem der Kinderarzt die Gehhilfen heute doch noch um 2 Einstellungen größer stellte und Max nun nicht mehr vorne übergebeugt mit den Dingern läuft. Allerdings klagte er heute Abend dann doch über ordentlich schwere Arme, was aber auch nicht verwunderlich ist, wenn man mal bedenkt, wie weit er heute zum allerersten Mal mit Gehhilfen lief.

Eigentlich hatte Max Montagabend noch Duschen sollen. Leider kam uns dann ja aber der Trampolinunfall dazwischen. Also fuhren wir nach dem Arzttermin zu Jürgen, der Max wenigstens die Haare echt komfortabel waschen konnte. Einen warmen Kakao gab’s noch dazu. Das nennt man wohl ein gutes Leben.

Am Nachmittag, vor dem Handballtraining der Geschwister, gingen wir ein wenig in der Sonne spazieren. Ich hatte Max mit Engelszungen bequatscht, sich doch einfach in den geliehenen Buggy zu setzen und sich nicht weiter mit den Krücken zu quälen, wenn es doch gerade nicht nötig war. Er zierte sich lange, saß dann aber wie ein König in der Karre und kommandierte seinen großen Bruder herum.

So konnten wir beide dann während des Trainings auch noch schnell ein Brot kaufen gehen und unser ausgefallenes Dienstagssushi von gestern nachholen.

Wir haben uns auch heute kurz an das Bewältigen von Treppen gewagt, was im Grunde auch ganz gut aussah. Aber ich traue es im alleine, im Gewusel von Mitschülern, noch nicht zu. Dafür ist er einfach noch zu unsicher. Also bleibt er mindestens diese Woche noch Zuhause.

Ich denke, man kann schlechtere Tage als Gipsbeiniger haben. Und man kann auch sicher schlechtere Tage als Mutter eines Gipsbeinigen haben. Trotzdem werden das lange zwei Wochen werden. Für ihn. Und auch für mich.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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21 Gedanken zu „Aus dem Leben eines Gipsbeinigen

  1. Vielleicht kann euch jm.einen Bollerwagen leihen? Dann sieht es nicht zu kindlich für Max aus, es passen noch Einkäufe oder auch mal das eine oder andere Geschwister dazu.

    Ansonsten: das Haarewaschen beim Frisör nebst Kakao finde ich super. Alles andere natürlich nicht, aber machste nix dran :-( Gute Nerven euch allen!

    1. Neee, oder noch besser: so einen supidupi Fahrradanhänger, mit dem du auch Joggen kannst. Das erhöht euren Radius ja noch um einiges mehr

  2. Tja, meine Tochter hat es ihm heute nachgemacht… Trampolin… Gips… Nachdem ich gestern davon gelesen hatte und ihr Knöchel deutlich angeschwollen war, bin ich lieber direkt zum Krankenhaus gefahren… Bingo…

  3. Ich kann mich noch erinnern, als meine kleine Schwester mit 4 Jahren ihr Gipsbein hatte. Damals gab’s keine kleinen Krücken und so krabbelte sie im Hochsommer mit dem schweren Vollgips im Garten herum. Total blöd. Hoffentlich vergehen die nächsten zwei Wochen im Fluge!

  4. Ach menno, gebrochenes Bein ist echt doof. Schnelle und gute Besserung!!! Mein Sohn hat es mit 18 Monaten auch geschafft sich OHNE springen mit Hilfe eines Couchtisches das Bein zu brechen…Vier Wochen einen riesigen 1,5 jährigen mit linkem Bein komplett in Gips rum zu schleppen war echt keine Freude. Ich drücke? beide Daumen, dass die zwei Wochen schnell vorüber gehen!! Gott sei Dank heilt es bei den Kindern soooo schnell.

  5. Gute Besserung für Max. Und euch allen weiterhin viel Erfolg bei Bewältigen des Alltags. Das wird schon :-). – Ich hatte vor 2 Jahren eine Fuß-OP – da wurde absichtlich so einiges kaputtgemacht und neu zusammengesetzt. Danach bin ich auch ein paar Wochen mit Gips und Krücken unterwegs gewesen. Allerdings habe ich eine kleine Einweisung von der Physiotherapeutin bekommen – gerade fürs Treppengehen ist das schon hilfreich. (Nur mit einer Krücke, die andere Hand am Geländer … )Könnte da in der Schule nicht der große Bruder die andere Krücke tragen und den kleinen Bruder vom Gewusel ein wenig abschirmen? – Ich wünsche Euch, dass alles wieder gut verheilt – Liebe Grüße

  6. Ich meine mich erinnern zu können, dass es zur Anschaffung des Trampolins hier auf der Seite in den Kommentaren einige Einwürfe zum Thema Verletzungen gab. So viel Spaß wie die Dinger machen, uns kommen sie nicht in den Garten. Das sind Sport- und keine Spielgeräte. :-(
    Gute Heilung dem kaputten Knöchel!!!

  7. Ich wünsche euch ganz viel Kraft für die nächsten Wochen… in der Ruhe liegt die Kraft…lass dich nicht stressen, denn das gibt nur Magenschmerzen und schneller klappt es dann meistens doch nicht…gute Besserung an den kleinen tapferen Mann…Lg

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