Eine Woche Nordhessen fürs Herz

Eine ganze Woche war es still hier im Blog. Ich hatte sozusagen unangekündigten Blog-Urlaub. Oder einfach nur Urlaub, wenn man so will.

Und diese Woche haben wir bei meiner Tante in Nordhessen verbracht. Umgeben von Bäumen, Bäumen und noch mehr Bäumen liegt das kleine Dorf Nieste in der Nähe von Kassel. Dort sind meine Geschwister aufgewachsen, bis meine Familie kurz vor meiner Geburt nach Köln zog. Ich habe die schönsten Sommer dort verbracht, die besten Winterferien und auch die tollsten Osterfeste. Nieste ist für mich Heimat.

Umso schöner war es für mich, als meine Tante und ihr Mann uns einluden, eine Woche in ihrem Haus – in dem bereits meine Geschwister und meine Oma lebten – Ferien zu machen.

Dort angekommen konnten wir uns erstmal von der Fahrt im Garten bei strahlendem Sonnenschein erholen. Die Kinder tobten mit Biene, dem Rauhhaardackel meiner Tante, umher und fielen später erschöpft aufs Sofa, wo es einen 3D-Film zum runter kommen gab.

Unser zweiter Tag in Nieste begann mit einem opulenten Frühstück. Wie auch an jedem folgenden Tag. Meine Tante und mein Onkel verwöhnten uns auf der ganzen Linie, was wir nie wieder gut machen und wofür wie auch niemals genug Dankbarkeit äußern können.

Danach ging es erstmal ab in dem Wald. Sowas gibt es bei uns in der Region einfach gar nicht und dort beginnt der Wald direkt hinter dem Grundstück.

Nach unserer ersten größeren Runde wurden wir am Nachmittag in die Jacht meines Onkels zum Picknick eingeladen. Der hat als Jäger natürlich auch eine Jagdhütte mitten im Wald, Hochstände und eben all das Zeug, das so ein Jäger hat.

Natürlich dürften die Kinder auch mal den Hochsitz besteigen und fühlten sich direkt wie die Könige des Waldes. Zudem bringt so ein Wald natürlich auch noch andere tolle Dinge mit sich. Zum Beispiel jede Menge Stöcke. Ein Paradies für Max!

Dienstag fuhren wir mit den Kindern nach Ziegenhagen. Ein kleiner Erlebnispark, den ich als Kind schon besucht habe und in dem sich in den letzten 26 Jahren wirklich kaum etwas verändert hat.

Mit der kleinen Bimmelbahn wurde zur Einstimmung erstmal eine Runde gefahren. Adrenalin schüttet man hier aber nicht aus.

Den Zerrspiegel gab es schon in meiner Kindheit.

Diese coolen Kurbel-Ufos allerdings nicht.

Auch in diesem Labyrinth haben wir die Kinder nicht für immer verloren.

Ein Papa-Katapult oder auch Papapult.

Dort verbrachten wir sehr lustige und fröhliche 5 Stunden. Die kleinen Fahrgeschäfte und Spielflächen sind ideal für Kinder ab 5 Jahren. Und da Mimi ja unsere kleine Draufgängerin ist, kam sie voll auf ihre Kosten, selbst wenn die Jungs sich eher gruselten oder aus Angst auf ein Fahrgeschäft verzichteten.

Und da wir nach dem langen Tag natürlich ordentlich Hunger hatten, besuchten wir auf dem Rückweg noch die Königs Alm.

Dort gibt es einfach die dicksten und besten Waffeln der Welt.

Natürlich mit einem großen warmen Kakao dazu, da der Himmel sich am Nachmittag leider zugezogen hatte und es zu nieseln begann.

Die Kinder waren am Ende des Tages zwar immer noch nicht so erschöpft, wie wir es vermutet hätten, aber der Tag war wirklich wunderschön, sonnig und erlebnisreich.

Am folgenden Tag wollten wir dann nochmal so richtig in den Wald. Bereits bei unserer Montags-Wanderung hatte sich allerdings gezeigt, dass die Kinder für querfeldein nicht die richtigen Schuhe besitzen. Also fuhren wir auf Anraten meiner Tante nach Guxhagen zum Schuhhaus Heinmüller. Tja, leider muss ich jetzt für jeden Schuhkauf erst wieder nach Kassel fahren. Wir fanden für alle 3 Kinder auf Anhieb super Wanderschuhe von Meindl und Kangoroos und für mich ein Paar von Lowa und bezahlten für alle 4 Paare zusammen 140 Euro. Mega-Schnäppchen!

So gut beschuht konnte es dann wieder querwaldein gehen.

Unser Ziel war ein Waldspielplatz, auf dem meine Oma mit mir als Kind bereits gegangen ist. Und dieser Spielplatz liegt wirklich mitten im Wald, ist nicht ausgeschildert und setzte daher erstmal eine kleine Erlebniswanderung voraus, bis wir ihn endlich gefunden hatten.

Die Kinder fuhren Seilbahn, kletterten, schaukelten und erkundeten die insgesamt 4 Hütten, die dort auf dem riesen Spielplatz stehen.

Natürlich hatten wir auch eine ordentliche Brotzeit dabei. Brötchen und nordhessische Ahle Wurst, die wir Stück für Stück aus der Hand aßen. War das lecker!

Leider fiel Mimi bei einer Kletteraktion in ein Brennnesselfeld und heulte wie ein Schlosshund den ganzen Wald zusammen.

Um sie abzulenken erzählte der Papa mit viel Körpereinsatz und großen Gesten die Geschichte, wie Alex bei einer Radtour mal mit Vollgas mitten in ein Brennnesselfeld gebrettert ist.

Zum Schluss lachten wir alle Tränen und die blöden Brennnesseln waren vergessen. Nach 2 Stunden machten wir uns wieder auf den Rückweg und verbrachten den Rest des Tages daheim.

Der nächste Tag war leider sehr verregnet, aber das hielt uns nicht davon ab, die Niester Riesen zu suchen.

So oft war ich in meinem Leben schon in Nieste, aber die Niester Riesen hatten auch ich noch nie gesehen.

Hinter den Niester Riesen verbirgt sich eine Ansammlung von riesigen Mammutbäumen, die wirklich sehr beeindruckend sind, wenn man darunter steht. Leider kann man das auf einem Foto gar nicht richtig einfangen. Die Kinder versuchten jedenfalls mehrfach alle Riesen zu umarmen und scheiterten kläglich.

Die Sage zu den Niester Riesen könnt Ihr hier nachlesen. Ich habe sie den Kindern unter den riesigen Bäumen erzählt und plötzlich hatten sie es ziemlich eilig, wieder weg zu kommen. *gnihihi*

Leider regnete es auch am Folgetag. Wir teilten uns also alle auf. Alex ging mit Tante Iris und Biene in den Wald. Max ging mit Papa auch in den Wald, nur in eine andere Richtung. Ich schnappte mir Mimi und zeigte ihr das kleine Dorf, in dem ich als Kind so gerne unterwegs war.

An diesem Brunnen habe ich als kleines Mädchen ebenfalls immer gespielt und bin gerade im Sommer nicht selten pitschnass geworden.

Ob es den Gargoyle früher schon gab, weiß ich nicht. Aber er gefällt mir so gut, dass ich jetzt auch unbedingt einen haben will. Den stell ich mir dann vor das Haus.

Natürlich habe ich Mimi auch den kleinen Bach gezeigt, nachdem das Dorf benannt ist: die Nieste. Tatsächlich war die an diesem Tag fast schon ein reißender Fluss.

Regen hat auch seine guten Seiten. zum Beispiel kann man mit und in Pfützen spielen.

Am Abend luden uns Iris und Gerhard zum Essen in den Phoenix Wok & Grill ein. Ein All you can eat Buffet, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe. Sushi, ein gigantisches Fleisch- und Fisch- Angebot, meterlange Gemüse und Nachspeisen-Tische. Wir rollten nach 2 Stunden alle pappsatt aus dem Laden.

Ein, zwei, drei Himbeergeister später konnte ich dann auch wieder atmen. War das lecker!

An unserem letzten Tag in Nieste fuhren wir dann mit den Kindern nochmal nach Kassel. Wenn man schon mal in der Nähe ist, sollte man sich die Stadt auch mal angesehen haben.

Wir besuchten also das Rathaus, welches die Kinder mit großen Augen bewunderten.

Auch die Straßenbahnen, die mitten durch die Fußgängerzone fahren, wurden bewundert. Als ich dann noch erzählte, dass man Opa früher Straßenbahnfahrer in Kassel war, waren sie gänzlich hin und weg. Wir haben auch versucht ein paar Stationen mit solch einer Bahn zu fahren, stiegen dann aber weder durch Tarif- noch Netz-System. Wie so Touristen.

Wir besorgten noch ein Dankeschön für unsere wundervollen Gastgeber und besichtigten dann den Parthenon der Bücher auf dem Friedrichsplatz.

Das Kunstwerk besteht aus Büchern, die irgendwo auf der Welt verboten sind oder es einmal waren. Die Jungs entdeckten neben Micky Mouse auch Pünktchen und Anton, das Nesthäkchen und Harry Potter.

Das Entsetzen darüber war angemessen groß und Alex beschäftigte die Frage, warum irgendwo auf der Welt Bücher verboten werden, nachhaltig.

Nach diesem Ausflug in die Kunst gab es noch für die Kinder ein Eis und für uns Eltern einen großen Latte, bevor es wieder nach Hause ging.

Dort spielten wir noch eine Weile mit Biene, bevor wir die Kinder etwas zeitiger ins Bett komplimentierten.

Wir hatten einfach 7 wundervolle, erlebnisreiche, erholsame, sehr verwöhnte und bereichernde Tage. Auch wenn die Kinder öfter aneinander gerieten (was nach 4 Wochen permanenten aufeinander hocken auch kein Wunder ist), so haben wir doch ganz viele schöne Erinnerungen und Eindrücke gewonnen, die uns niemand mehr nehmen kann.

Alex bracht kurz nachdem wir die Rückreise angetreten hatten im Auto in Tränen aus. Er wollte noch nicht fahren und vermisste Tante Iris, Onkel Gerhard und Biene schon, bevor wir über die Kasseler Grenze waren.

Ich bin meiner Tante und meinen Onkel sehr dankbar für diese Einladung. Es ist nicht selbstverständlich, sich eine Familie mit 3 lauten und wilden Kindern im Alter unserer Kinder einfach so ins Haus zu holen, sie mit allen Nervereien und Unmanieren zu ertragen und dabei noch so eine herzliche und geborgene Atmosphäre zu schaffen. Ganz zu schweigen von dem Rundum-Verwöhnprogramm, für das es nicht genug Worte der Dankbarkeit gibt.

Wir sind sehr glücklich wieder daheim angekommen. Und nun hat uns bald der Alltag wieder.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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9 Gedanken zu „Eine Woche Nordhessen fürs Herz

  1. Das hört sich wirklich nach einer gelungenen Woche an.
    Schön, dass ihr euren Kindern solche Natur-Ferien ermöglicht und mit ihnen erlebt.
    Ich bin auch so aufgewachsenen und meinen Eltern dafür heute noch dankbar.
    Natur ist toll!
    Habt einen guten Start in den Alltag, liebe Grüße

  2. Liebe Pia, schön wieder von Ihnen zu lesen. Ich hatte Ihre blog-Einträge schon vermisst, aber der Urlaub sei Ihnen gegönnt. Tolle Fotos, toller Bericht. Ich mache gern Städtereisen – Kassel scheint sich auch zu lohnen. Das ist mir bisher entgangen. Ich denke, Ihre Tante und Ihr Onkel haben die Woche turbulentes Familienleben auch genossen – und der Hund vermisst jetzt sicherlich die Kinder – LG Dagmar

  3. Liebe Pia,
    da ward ihr ja mal wieder in unserer Nähe, wir wohnen im Kreis Waldeck -Frankenberg in der Nähe vom Edersee. In Oberbeisheim bei Heinmüllers haben wir auch schon Schuhe gekauft, und wenn ihr wieder mal nach Kassel fahrt, müsst ihr unbedingt in die Grimmwelt und ins Naturkundemuseum.
    Allerdings ist im Moment wegen der Documenta ( der größten Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die nur alle 5 Jahr stattfindet) ziemlich viel los, hier in unserer Gegend rund um Kassel.

    Aber schön das es euch gefallen hat…. leider ist der Wald wenn man ihn immer in der Nähe hat, gar nicht mehr soooo interessant, hier wollen alle lieber ans Meer, oder irgendwohin, wo man stundenlang radeln kann, ohne ständig nur hoch und runter zu fahren, sondern auch mal gerade :o)))
    Viele Grüße

  4. Das klingt nach einer ganz wunderschönen Ferienwoche. Ich hab ja schon die Holland-Berichte gerne gelesen und mich gefreut über diese kindgerechten Tagesplanungen. Aber jetzt bin ich fast ein wenig neiddisch, dass ich nicht auch so eine Tante habe, die uns mal für eine Woche einlädt. Großes Glück! So klingt es jedenfalls.
    Hatte jemand gesagt, ihr zeigt euren Kindern zu wenig von der Welt? Ich glaube, solche Sommerferien sind etwas, woran sich die Kinder später sehr sehr gerne zurück erinnern.
    Kirchenfreizeit, Holland-Urlaub, entspannte Tage mit Eis und Waffeln zu Hause, eine Woche bei der Tante auf dem Dorf bei Kassel (mit Dackel und großem Wald) und dann noch Handballtraining, bevor die Schule wieder losgeht – das klingt nach richtig schönen erholsamen Ferien mit genau richtig Erlebnis und Erholung.
    Ich lese diesen Blog total gerne – es klingt alles so echt und so wenig Show – und ihr wirkt so sympathisch und so unendlich wunderbar normal. Wenn man im trendigen Berlin wohnt, wünscht man sich oft viel mehr davon in der eigenen Umgebung! Wollte ich einfach mal geschrieben haben

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