Ein liebenswertes Kuschelmonster

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Irgendwie habe ich in der letzten Zeit nur sehr wenig von Max berichtet. Er ruht gerade so sehr in sich, ist so zufrieden und fröhlich, dass ich es hier einfach mal festhalten muss. Sein großer Dickkopf und die sehr aufreibende, 5 Jahre andauernde, Trotzphase, hat er hinter sich gelassen, beziehungsweise sich mit Ersterem arrangiert. Natürlich hat er nach wie vor einen Dickkopf, aber er hat eine dermaßen charmante Art entwickelt, dass ich selbst diese Eigenart von ihm nur als positiv bezeichnen kann.

Nach dem sehr holprigen Schulstart, totaler Verweigerung in Sachen Lernen und Hausaufgaben und der Migräne-Diagnose, scheint er dort nun richtig angekommen zu sein. Er kommt gut im Unterricht mit, mault bei den Hausaufgaben kaum bis gar nicht mehr herum, sondern macht sie einfach und ließt inzwischen mit Freude Bücher.

Einzig bei den Lies mal Heften hatten wir zum Schluss einen wirklich fiesen Kampf zu führen. Nach Rücksprache mit seiner Lehrerin muss er diese aber nun nicht weiter machen und darf stattdessen Bücher lesen, die ihn interessieren. Und das macht er wirklich ganz wunderbar.

Ich lasse mir von ihm so gerne vorlesen! Max hat ohnehin so eine beruhigende und erdende Ausstrahlung. Wenn wir uns dann gemeinsam in sein Bett oder aufs Sofa kuscheln und er mir ein Kapitel vorliest, dann ist das wirklich entspannend. Im Moment liest er besonders gerne die Bücherbär-Reihen Klassiker für Erstleser* und Kleine Geschichten*. Die Schrift ist angenehm groß, die Zeilen sind nach Sinneinheiten getrennt und die Bücher haben einen hohen Anteil an wunderschönen Illustrationen. Die Schule gibt eine tägliche Lesezeit von 15 Minuten vor. Am Anfang brauchten wir die 15 Minuten plus ein bisschen für ein Kapitel. Inzwischen liest er in derselben Zeit auch gut 2 Kapitel. Nach dem anfänglichen Theater, der Verweigerung überhaupt irgendwas – und sei es nur ein kleines Wort – zu lesen, macht mich das wirklich sehr glücklich. Spaß am Lesen zu finden ist so etwas wunderbares.

Max ist so unfassbar witzig und schlagfertig. Ob nun mimisch oder verbal. Wir haben so oft mit ihm etwas zu lachen. Auch hat er nach wie vor ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsbedürfnis und tritt für seine Geschwister eben so nachdrücklich ein, wie für seine eigenen Belange.

Er ist und bleibt eine Sportskanone. Es ist völlig egal welchen Ball man ihm in die Hand drückt: er kann damit umgehen. Er hat einen astreinen Gleichgewichtssinn und fährt alles mit Rädern, auch mit nur wenig Übung, sicher. Manchmal steht ihm seine geringe Körpergröße dabei zwar ein wenig im Wege (Stichwort Tischtennis oder Weitsprung), aber auch da lässt er sich nicht abschrecken.

Ich würde Max – aus dem Bauch heraus – als unerschrocken bezeichnen. Allerdings ist er auch ein sehr sensibles und ängstliches Kind. Er hasst Veränderungen, Dunkelheit und Dinge die sich bewegen und auf die er keinen Einfluss hat. Er beobachtet gerne und viel, bevor er sich an eine Sache wagt. Leider sind viele schöne Möglichkeiten schon wieder vorbei, bis er sich dazu überwunden hat, einen Versuch zu starten.

Er wird nahezu immer Reisekrank. Ob es nun die Aufregung ist oder die Fahrt selber, kann ich nicht sagen. Inzwischen wissen wir aber darum und geben ihm bereits vor langen Fahrten entsprechende Hilfsmittel.

Max ist ein sehr freundlicher Kerl, der in seiner Klasse mit nahezu allen Kindern zurecht kommt und so gut wie nie Streit hat. Das war schon im Kindergarten so und ich muss gestehen, dass ich das sehr zu schätzen weiß. Dafür streitet er Zuhause gut und gerne mit seinen Geschwistern. Er ist sozusagen Profi in nahezu allen Eskalationsstufen und vielleicht auch gerade deshalb in seinem Klassenverband so ein ruhender Pol. Früher habe ich mir da mal Sorgen gemacht, ob er sich nicht zuviel gefallen lässt und einsteckt. Bis ich ihn mal aus der OGS abholte und zufällig mitbekam, wie sich ein Klassenkamerad darüber echauffierte, dass Max ihn einen blöden Blödmann genannt hatte. Max war total aufgebracht und schrie nur: „Du bist ja auch ein blöder Blödmann! Du hast einfach mein gebautes Lego kaputt gemacht!“ Da musste ich schon ein wenig in mich rein grinsen. Immerhin steht er zu seinen Worten und Emotionen.

Was ich an Max außerdem sehr schätze: er hat begriffen, dass er hier ein äußerst luxuriöses Leben führen kann, wenn er sich an Abmachungen und Regeln hält. Wer zum Beispiel seine 15-minütige Lesezeit erfolgreich erledigt hat, darf auf dem Handy spielen. Während Alex nicht müde wird, immer und immer wieder vor dem Lesen nach dem Handy zu fragen, liest Max in seinem Buch, erzählt mir dann, was er gelesen hat und darf dann auf dem Handy spielen. Er liebt Simulations- und Aufbauspiele, wie zum Beispiel Dragons – Aufstieg von Berk (Android | iOS), das wirklich sehr umfangreich und anspruchsvoll ist. Aber auch Strategiespiele wie Clash Royal (Android | iOS), dem wir inzwischen als komplette Familie verfallen sind, hat er super schnell analysiert und gibt uns Großen dann sehr hilfreiche Tipps.

Überhaupt glaube ich, dass Lernen durch Beobachtung seine geheime Superkraft ist. Wie oft hat er uns schon mit irgendeiner Fähigkeit, die scheinbar aus dem Nichts kam, völlig überrascht. Ein tolles Beispiel ist das Schachspiel. Er hat stundenlang daneben gesessen, wenn Alex und ich Schach spielten. Nie hat er den Wunsch geäußert, auch mal selber spielen zu wollen und stets abgelehnt, wenn man ihn dazu aufgefordert hat. Das ging so über Monate. Eines Tages fragte er mich dann, ob wir eine Runde Schach spielen würden. Ich verlor die Partie haushoch! Seither ist er mein liebster Schmach-Gegner. Er ist so ein Stratege und so konzentriert bei der Sache, dass es immer sehr nervenaufreibende und spannende Spiele sind. Erst heute habe ich wieder nach einem langen Kampf meinen König in der Schlacht gegen Max verloren.

Es ist so leicht, sich die Probleme und Schwierigkeiten, die man im Leben und bei der Erziehung seinen Kindern tagtäglich nun mal hat, immer wieder vor Augen zu führen. Noch leichter ist es, darüber zu schreiben. Mir hat das immer sehr geholfen die Situationen zu reflektieren und neue Lösungsansätze zu finden. Aber dabei soll nicht vergessen werden, wie viele großartige und tolle Dinge es im Leben mit Kindern gibt.

Natürlich habe ich auch mit Max meine Reibereien und Unstimmigkeiten. Immerhin leben wir in einer Gemeinschaft, er ist er sieben Jahre alt und stellt Regeln in Frage und testet Grenzen aus. Aber unterm Strich ist er ein ganz wundervoller, warmherziger, sensibler, unfassbar lustiger, kluger und gerechter Kerl, der mich so oft erdet, dass wir alle nur davon profitieren können. Erinnert mich bitte daran, wenn ich wieder kurz vor einem Tobsuchtsanfall stehe, weil er sein Zimmer nicht aufräumen will. Das ist nämlich seine Achillesverse. Er ist unfassbar faul und stur, was Ordnung betrifft. Bereits seit 3 Wochen sieht sein Zimmer aus wie ein Schlachtfeld. Inzwischen hat er sogar Verabredungsverbot, bis er das erledigt hat. Wer aber denkt, das wäre ein ausreichender Anreiz für den jungen Herren, der kennt Max schlecht. Dickköpfig bis zum Schluss. Eine positive Eigenschaft, schrieb ich eingangs. Vielleicht muss ich das ein klein wenig relativieren.

Aber so ist Max. Ein liebenswertes Kuschelmoster. Da ist der Pulli Programm!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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6 Gedanken zu „Ein liebenswertes Kuschelmonster

  1. Wunderbar geschrieben! Berührt mich sehr, da auch wir gerade eher eine jener himmelhoch jauchzend-zu Tode betrübt-Trotzphasen haben. Kinder bringen einen doch an die Grenzen des Gefühlskarussels und es ist einfach, zu meckern über die alltäglichen Kämpfe.
    Aber zu sehen, was meine Tochter plötzlich Neues kann und über sich hinaus wächst und wenn sie mich zum Lachen bringt, so dass ich sie nur noch knuddeln und knutschen will, bringt es mich immer wieder zurück zu ihr und – wie Du so schön sagst – erdet es mich wieder ?

  2. Könntest du irgendwann mal ein Video einstellen wenn Max liest, wenn er mag. Damals hattest du ein Video von Alex beim Lesen eingestellt, das war auch so toll.

  3. Hallo Pia, ein sehr, sehr schön geschriebener Text! Dein Sohn (und natürlich auch deine anderen Kinder) kann/können sich glücklich schätzen, eine so tolle Mutter zu haben. Es ist schön, dass du dir bei deinen Einträgen so viel Mühe gibst, man liest sie wirklich gerne. Weiter so! Viele Grüße aus Hannover von Michael Keulemann

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