Dann lieber Kinder

Dienstage, ne? Dienstage sind hier immer eine organisatorische Meisterleistung, die ich ohne Hilfe gar nicht erst so reibungslos über die Bühne bringen würde. Erst Recht nicht, wenn das große Kind auch noch vor den ganzen Nachmittagsterminen einen Arzttermin hat.

Grundsätzlich hat Alex dienstags um 16 Uhr Wing Tsjun, Mimi ebenfalls um 16 Uhr Turnen und Max um 16.15 Uhr Handball.

Selbstredend findet alles in unterschiedlichen Turnhallen bzw. Ortsteilen statt. Ohne Netzwerk und Hilfe von Freunden geht das also im Grunde gar nicht und so bin ich nur froh und dankbar, eben genau das zu haben: Hilfe von Freunden.

Ich holte, im Anschluss an einen Vormittagstermin, Alex heute um 13.45 Uhr von der Schule ab, fuhr kurz bei seinem besten Freund vorbei und lud dort die Handballtasche von Max ab. Während wir dann weiter zum Arzttermin in Bonn fuhren, ging Max um 15 Uhr von der Schule aus zu Alex‘ bestem Freund, der ihn dann später mit zum Handball nehmen würde. Alex und ich stiegen derweil in Bonn wieder ins Auto und fuhren weiter zum Wing Tsjun, während eine Freundin Mimi vom Kindergarten aus direkt mit zum Turnen nahm.

Von 16.15 Uhr bis 16.45 Uhr war ich dann kurz zuhause und führte zwei wichtige Telefonate, die nicht in den Vormittag gepasst hatten, weil ich da ja ebenfalls unterwegs war. Um 17.10 Uhr sammelte ich Alex, noch im Trainingsanzug, weil umziehen nur unnötig Zeit kostet, die ich dienstags eben nicht habe, wieder ein und düste dann weiter zur nächsten Halle, wo Mimi, in der Obhut meiner Freundin, bereits auf uns wartete.

Gemeinsam sahen wir Max dann noch 20 Minuten beim Training zu, bevor wir dann endlich nach Hause fuhren.

Freundinnen-Netzwerk for President. Ich finde es ehrlich gesagt auch mehr als suboptimal, dass alle Termine so auf dem Dienstag und dann noch zu identischen Zeiten stattfinden müssen. Andererseits möchten wir unseren Kindern aber natürlich den Wunsch, ihren Wunschsport auszuüben, ermöglichen. Das habe ich bei der Planung unserer drei Kinder wohl nicht so taktisch klug durchdacht.

Gut, wer konnte auch ahnen, dass alle drei total gerne Sport machen. Die Quote für mindestens eine Couchpotato stand ja nicht schlecht. Aber dann wäre es im Zweifel ein Musikinstrument (das die Jungs auch gerne noch lernen möchten), der Schachclub, die Pfadfinder, die Kirchenjugendgruppe, die freiwillige Feuerwehr oder was sonst noch an Nachmittagsaktivitäten alles angeboten wird, gewesen. Und dann stellt man sich mal vor, dass so ein oder zwei von insgesamt drei Kindern ab und zu auch noch außerplanmäßig krank oder auf Geburtstage eingeladen werden. Oder einen Facharzttermin wahrnehmen müssen.

Also im Grunde hält man sich besser ein paar Guppys, wenn man nicht wirklich Stress-resistent ist oder mehrmals die Woche von A nach D über B und C und dann wieder zu A fahren möchte. Wobei so ein Aquarium auch ne Menge Arbeit machen kann.

Dann vielleicht besser Silberfische. Die sind genügsam, freuen sich über ausreichend Dreck und machen keine Geräusche.

Aber ich will das Ganze mal nicht überdramatisieren. Die Kinder werden ja auch größer, können irgendwann zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. Führerscheine machen sie auch irgendwann. Vielleicht ziehen sie sogar aus und kommen dann nur noch an Weihnachten und zu Geburtstagen nach Hause. Wenn man Glück hat kommen sie dann noch nach Hause.

Dann sitzt man da mit seinen Silberfischen, die weder lachen, noch weinen, noch Quatsch machen, noch zanken. Die nehmen einen auch nicht in den Arm und sagen Sachen wie „Du bist die alletollsteundliebsteundschönsteundbeste Mama der Welt!“ Die malen einem nicht drölftausen Bilder mit dröltausend Farb- und Glitzerstiften, von denen man dann gar nicht weiß, wo man sie alle gebührend aufhängen soll. Die machen weder matschige Fußspuren in den frisch gewischten Flur, noch Kaffee für müde Muttis oder geben einem jeden Abend feuchte Küsse, nur um sich dann theatralisch mit dem Handrücken über den Mund zu wischen.

Silberfische machen einfach gar nix. Hübsch sind sie auch nicht. Dann lieber Kinder. Viele.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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20 Gedanken zu „Dann lieber Kinder

  1. Wobei Silberfische auch nicht ohne sind. Einer ist irgendwo verschwunden, derweil frisst ein anderer was Schlechtes und muss …… und zum Arzt. Nummer 3, 4, 5 haben einen Unfall und müssen ins Krankenhaus und Nummer 6 bis 12 wollen zu McDonalds. Da ist also wieder das Zeitproblem und das Ganze mal 4???Dann doch lieber Kinder? Ich trage mich bei 2 Kindern plus Hund als faktisch alleinerziehend gelegentlich mit dem Gedanken, dass Klonen doch auch Vorteile haben kann. ?

  2. Liebe Pia,
    du steckst mich gerade an mit deinen Gedanken … die Abschiede auf Raten…. später kann man froh sein wenn sie noch nach Hause kommen…
    Das kenne ich nur zu gut, ist hier auch gerade ganz aktuell, nur bin ich schon ein Level weiter ;D
    Eine erwachsene Tochter (24) ist schon lange ausgezogen und der älteste Sohn jetzt auch. Der Rest macht sich aber weiter gern zuhause breit. Wenn sie ausziehen kommt so eine Phase wo sie täglich anrufen weil sie wissen wollen in welches Fach das Waschmittel muss, woher man weiß, wann Nudeln fertig sind, wie lange sich Zwiebeln halten…und dann kommt eine Phase wo man recht wenig hört weil es (im Idealfall) gut läuft. Und manchmal haben sie auch eine wilde Phase wo wir alten Leute eh keine Ahnung vom Leben haben usw.
    ABER: gestern erzählte mir meine große Tochter die inzwischen selbst Mama ist, dass sie mich inzwischen sooo gut verstehen kann…. hach was war DAS schön. Das kommt dann also auch nach all dieser wirklich schmerzhaften Loslösephase. Also… weiter so ;D

  3. Hi!
    Nur eine kurze Frage, ich frage mich gerade, wie weit die Orte auseinander liegen. Wäre nicht zumindest Alex mittlerweile groß genug, alleine zum Sport zu gehen bzw mit dem Rad zu fahren?
    Ich bin damals ab 7 alleine quer durchs Dorf zur Schule, wieder nach Hause und dann von da aus zu Training. So viel wie meine Mutter zu tun hatte, wäre es anders auch nicht gegangen.
    Wäre das für dich irgendwann eine Option? Das würde bei euch allen zu wesentlich weniger Stress führen und er lernt zusätzlich mehr Eigenverantwortung zu lernen…

  4. Deshalb hab ich 4 tolle Mädels mit Hobbys die irgendwie auch immer am selben Tag sind, mit öfter mal matschigen Schuhen oder Reitstiefel. Manchmal riecht mein Auto mehr nach Pferdestall als das Pferd selber. An manchen Tagen lebe ich mehr im Auto als in meinen Haus aber hey mit Silberfischen wäre es mir definitiv zu langweilig?

  5. Ich habe einen Teenager, der fast alles alleine macht – also durchhalten! Ich überlege jetzt, ob ich mir für den Übergang Silberfischchen anschaffe, bevor ich mich total nutzlos fühle ;-)

  6. Oh ja, so Tage sind was Feines. Und dann bloß nicht einmal stöhnen, sonst kommt ein Schlauberger daher und sagt „Du hast es doch so gewollt. Was haste auch drei Kinder bekommen.“ Jo, Danke auch für nichts.

    Andererseits ist es für mich auf die ganze Woche gerechnet angenehmer, EINEN jump-and-run Tag zu haben, statt an ALLEN Tagen die eigenen Kinder irgendwo umher zu fahren. Ein Hoch jedenfalls auf jedes Fahrnetzwerk.

    (hier freuen sich alle, dass in mein Auto 6 Kinder passen, da kann ich ganz viele durch die Gegend bringen. ..Wo ist mein Taxischild?)

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