Barcamp mit Kind. Macht das! #bcbn18

Am vergangenen Samstag war ich mit dem großen Kind beim Barcamp Bonn. Was ist eigentlich ein Barcamp? Alex erklärt das so:

Auf einem Barcamp sind ganz viele verschiedene Leute. Am Anfang stellt sich jeder kurz vor und dann kann jeder, der Lust hat, zu irgendeinem Thema einen Vortrag halten oder eine Diskussion führen.

Im Grunde ist es das: eine themenoffene Konferenz auf der die Teilnehmer selber die Vorträge (Sessions) vorschlagen und das Tagesprogramm durch Handzeichen gestaltet wird. Ich mag das sehr und wie ich es mir schon gedacht habe: Alex auch!

Ich hatte ihm im Vorfeld so ein bisschen versucht zu erklären, was ihn erwartet. Am liebsten hätte er sofort selber eine Session angeboten. Alex ist jemand, der sein Wissen gerne teilt. Reden kann er nämlich ziemlich gut und wenn ihn ein Thema interessiert, geht er da wirklich sehr ins Detail. Ich habe ihn dann allerdings doch erstmal gebremst und geraten, sich da erste Barcamp nur als Zuschauer anzusehen. So weiß er nun wie das ganze abläuft und auf was er sich einlässt.

Nach der Vorstellungsrunde „Hallo, ich bin Alex, ich bin Schüler und mag Minecraft“ wurde dann über das Programm für den Tag abgestimmt:

Alex und ich starteten erstmal langsam in den langen Tag und besuchten Mel vom Mini-Indoor-Spielplatz Melodiy und ihre kleine feine Session zu einem inklusiven Spiel, das sie selber mit Jugendlichen entwickelt und gestaltet hat.

Alex spielte recht intuitiv drauf los und beschäftigte sich auch mit der Brailleschrift und den Handzeichen auf den Karten. Mel berichtete ein wenig über die Entstehung des Spiels und das es noch im Entwicklungsmodus steckt.

Auch spielten wir ein Fühlspiel, bei dem wir Alltagsgegenstände, die wir selber in der Tasche hatte, in einem Beutel erfühlen mussten und ließen die Kids Türme stapeln, während wir Großen uns noch unterhielten.

Eine schöne erste Session für diesen Tag. Im Anschluss daran ging es für uns beide weiter in die Session „Schreiben, um zu denken“ von Nils Müller, der uns das Prinzip des Schreibens, um zu denken erläuterte und uns zwei kleine Schreibübungen machen ließ. Tatsächlich habe ich schon lange nicht mehr so viel Text mit der Hand geschrieben. Es war erstaunlich, wie sich das Schreiben und auch das Denken wären dieser 5 Minuten, in denen ich wahllos meine Gedanken zu Papier brachte, veränderte. Ich hab aus Nils Session echt was mitgenommen und auch Alex hörte aufmerksam zu. Allerdings erklärte er mir am Ende der Session, dass er eigentlich immer aufschreibt, was er denkt. Und das stimmt. Wenn man Alex‘ Texte liest sind sie zwar immer sehr detailliert, aber auch sprunghaft und nicht verkünstlicht. Das wird aber mit der Zeit ganz sicher auch noch kommen.

Nach einer kleinen Pause und einem leckeren Mittagessen ging es dann weiter in die Session NLP von Sonja (leider finde ich ihre Webseite bzw. ihren Twitterhandle nicht mehr), die in der Vorstellung angegeben hatte Erzieherin zu sein und NLP im pädagogischen Bereich anzuwenden. Das hat mich sehr neugierig gemacht. Der Vortrag und das praktische Beispiel waren auch wirklich interessant, ließen mich allerdings für mich selber auch wieder schlussfolgern, dass NLP einfach nichts ist, wozu ich Zugang finde oder für mich in Anspruch nehmen würde. Alex lauschte ein Weile und spielte später Minecraft auf dem Handy. Total okay.

Danach setzen wir eine Session aus, um Gespräche im Foyer zu führen und um ein wenig an der aufgestellten Tischtennisplatte und dem XXL Jenga zu spielen. Auch das gehört zu einem Barcamp.

Die letzte Session des Tages hatte sich Alex ausgesucht: „Lass ma‘ zocken“ von und mit Tim Ebner, in der er uns zeigen wollte, wie man mit seiner Playstation zuhause über eine Remote-Verbindung auch unterwegs zocken kann. Leider hakte anfangs die Internetverbindung ein wenig und so riss Alex solange einfach mal die Aufmerksamkeit einiger anwesenden Session-Teilnehmer an sich und erklärte, er würde auf dem nächsten Barcamp eine Session zu Minecraft anbieten. Auf die Frage: „Echt? Was erzählst du denn dann so?“ sprang er sofort an, holte sein Handy raus und zeigte den Interessieren erstmal, wie man bei Minecraft eine Torte bäckt oder ein Enderportal baut.

Ich sagte ja bereits: so ein Barcamp ist wie für ihn gemacht. Seine speziellen Interessen, in denen er sich total verlieren und abtauchen kann, mit anderen zu teilen, ist für Alex einfach der Himmel auf Erden. Ich bin mir daher ziemlich sicher, dass er sein Versprechen war machen und eine Session halten wird.

Nachdem wir in einen Raum mit einer besseren Internetverbindung umgezogen waren, brachte Tim dann auch seine Playstation zum laufen. Alex erklärte ganz unbescheiden, dass er ein echter Profi im angespielten Spiel sei und bekam kurzerhand den Controller in die Hand gedrückt.

Das Kind war sowas von glücklich.

Tatsächlich haben wir von 9:00 bis 17:00 Uhr durchgängig eine tolle Zeit gehabt. Alex war so geflashed und beeindruckt, dass er von mir sofort wissen wollte, wann das nächste Barcamp stattfindet. Aber wie gehabt erklärten die Veranstalter Sascha und Johannes, dass sie jetzt erstmal eine Auswertung der Veranstaltung vornehmen wollten. Hört mal, Jungs: Ihr müsst ein weiteres Barcamp aufziehen. Sonst bring ich Euch das schmollende Kind vorbei!

Allerdings haben wir uns jetzt schon mal das FutureCamp am 22.09.2018 in den Terminkalender geschrieben. Das ist ein Barcamp speziell für Kinder und Jugendliche.

Sessions, die wir leider verpasst haben, weil sie parallel zu anderen Sessions liefen und für die wir nochmal wiederkommen würden: Internet of Bats (Fledermaustracking) von Lukas und die Ukulele in 45 Minuten Session von Uwe & Walid.

Unser Fazit: Barcamps sind einfach toll. Auch mit und für Kinder, die mit der digitalen Welt aufwachsen und sich darin viel sicherer und intuitiver bewegen, als wir es tun. Man kann noch eine Menge von ihnen lernen. Also nehmt sie mit, zeigt ihnen was es da draußen alles zu entdecken gibt und lasst sie selber zu Wort kommen.

 

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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