Meilenstein, galore!

Ich bin diesem Blog und Euch noch eine Geschichte schuldig. Eine, die hier einfach fehlen würde, würde ich sie nicht aufschreiben.

Vor knapp zwei Monaten habe ich hier noch verkündet: „Preiset die Sportlehrerin!„, weil sie es nach jahrelangen, erfolglosen Schwimmkursen und Einzelunterricht geschafft hat, dass Alex schwimmt. Lediglich der letzte Funkte Mut hat ihm gefehlt, um auch ins tiefe Wasser zu steigen um seine Schwimmfähigkeit zu beweisen. Am Montag vor den Sommerferien bekamen die Kinder ihre Zeugnisse, in dem unter anderem folgende Zeilen über Alex standen:

Im Schwimmunterricht fühlt er sich un Wasser zunehmend sicherer, lässt sich viel mehr auf die Übungen ein und führt diese meistens erfolgreich durch. Er kann sich mit der Technik des Brustschwimmens in schultertiefem Wasser sicher fortbewegen und einen Gegenstand mit den Händen vom Boden holen. Alex traut sich jedoch noch nicht zu, im tiefen Wasser zu schwimmen. Das Springen vom Beckenrand und Untertauchen muss er noch üben.

Drei Tage zuvor, also am Freitag – dem letzten Schulschwimmen im Schuljahr – war er morgens aufgestanden und hatte verkündet: „Heute probier ich mal das mit dem Seepferdchen.“ Ich hab ihn bestärkt und ermutigt es auf jeden Fall einfach mal zu versuchen. So richtig überzeugt von seinem Tatendrang war ich aber noch nicht, immerhin  hatte ich erst wenige Tage zuvor erlebt, wie tief die Angst noch sitzt.

Da ich in der großen Pause ohnehin in die Schule musste (Schulpflegschaft und so. Ich bin vor den Ferien fast täglich da), fragte ich seine Schwimmlehrerin so unaufgeregt, wie es mir möglich war, wie es denn mit dem Seepferdchen gelaufen sei. Die zuckt mit den Schultern, grinst mich an und sagt: „Hat er gemacht. War ganz einfach. Ich wusste ja, dass er es kann.

Bäm! Und dann stehe ich da und muss mir das Rührungsheuli maximal verkneifen, lächle nur und sage: „Schön!“ Auf dem Schulhof rennt mir dann das große Kind über die Füße. „Und?“ frage ich erneut möglichst unberührt und als er mir stolz verkündet, er habe das Seepferdchen in der Tasche, brechen bei mir alle Schleusen, ich fange hemmungslos an zu heulen und zieh ihn in eine feste Umarmung. Seine Freunde stehen drum herum und freuen sich mit, klopfen ihm auf die Schulter und keiner findest es auch nur im Ansatz peinlich, dass ich mitten auf dem Schulhof muttimäßig rum heule und mein Kind fast zerquetsche.

Die versprochene Falsche Champagner wurde es nicht, dafür aber Prosecco. Man muss ja Luft nach oben lassen.

Im Urlaub hat Alex dann ein ums andere Mal bewiesen, dass er wirklich schwimmen und tauchen kann. Mit der gekauften Taucherbrille war er tatsächlich plötzlich mehr unter, als über Wasser unterwegs. Er springt vom Beckenrand, rutscht Wasserrutschen herunter und schwimmt zügig und gleichmäßig. Da das Wasser im Urlaub aber maximal 130cm tief war und er dort überall stehen konnte, wollte ich mich doch noch mal selber davon überzeugen, dass das mit dem tiefen Wasser kopftechnisch jetzt klappt.

Gestern waren wir alle gemeinsam schwimmen. Max hat im Urlaub nämlich auch seine ersten sicheren Schwimmzüge gemacht. Ihm fehlt allerdings noch ein wenig das Vertrauen in sein eigenes Können und der Mut, mit dem Kopf unter Wasser zu tauchen. Im kommenden Schuljahr wird aber auch er Schwimmunterricht haben und ich hoffe sehr, dass er dieselbe Schwimmlehrerin bekommen wird, wie Alex sie jetzt hatte.

Jedenfalls bettelte Alex gestern so lange, dass ich doch bitte mit ihm im tiefen Wasser schwimmen sollte, bis sich die Geschwister dazu bereit erklärten fünf Minuten auf der Bank neben dem Schwimmbecken zu sitzen und zu warten. Die lasse ich nämlich nicht unbeaufsichtigt im Wasser. Auch nicht im Nichtschwimmerbecken.

Also schwamm ich mit Alex zwei Bahnen. Die erste neben ihm und die zweite hinter ihm. Ich glaub er hat das gebraucht, um sich selber nochmal von seinen Fähigkeiten überzeugen zu können. Danach schwamm er problemlos auch ohne mich im tiefen Wasser seine Bahnen. Ich hab auch nur ganz unauffällig immer wieder nach ihm geschaut, um zu gucken, ob alles klappt. So ein bisschen Angst habe ich nämlich nach wie vor vor seiner Angst. Also, dass er Panik bekommen und vergessen könnte, wie das mit den Arm- und Beinbewegungen geht.

Aber seien wir ehrlich: das braucht’s nicht mehr. Er ist ein sicherer Schwimmer. Das kann ihm jetzt auch keiner mehr wegnehmen.

Inzwischen übt er ganz verbissen für das Bronze-Abzeichen und wie ich ihn kenne, wird er die folgenden Abzeichen jetzt relativ zügig zu seinen Freunden aufholen.

Jetzt, wo ich einen Schwimmer, einen angehenden Schwimmer und nur noch ein Nichtschwimmerkind habe, da macht der Schwimmbadbesuch plötzlich nur noch Spaß und ist gar nicht mehr anstregend oder nervenaufreibend.

Meilenstein, galore!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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7 Gedanken zu „Meilenstein, galore!

  1. HippHippHurra!!!
    So rührend, so stolzgeschwellte Brust – und auch soviel Entlastung, wenn Du mit der Hälfte Deiner Kinder als Schwimmern alleine ins Schwimmbad kannst, ich kann das so gut nachvollziehen.
    Und WENN der Knoten geplatzt ist, dass bleibt das auch so (auch wenn es bei der Mutti immer einen Ticken länger dauert, auch das kenn ich).
    Preiset die Schwimmlehrerin!!

  2. Das freut mich sehr, dass der Knoten geplatzt ist und er jetzt sogar richtig Spaß am Schwimmen hat. Und dass es für Dich auch entspannter ist, glaube ich Dir gerne und Du kannst mega stolz auf Deinen Großen sein!!
    Liebe Grüße in meine alte Heimat
    Doro

  3. Ja, ja, ja. Toll!!! Ich kann es ganz genau nachfühlen, hier ist das Mimipendant endlich soweit, dass es mit dem Schwimmen etwas wird. Das 2009er Kind hat im letzten Jahr dank Ferienintensivkurs mit Elter im Becken in 10 Tagen Seepferdchen, Seeräuber (gibts lokal, kannte ich gar nicht) und Bronze gemacht. Da musste auch einfach ein Schalter im Kopf umgelegt werden. Alle Kursversuche vorher nur Krampf und auf einmal ging es ZACK.
    Ich sag dir, wenn Max sicher schwimmt und Mimi so gut wie, DANN wird es supi. Und wenn wir die Stufe erreicht haben, dass keine Kinder mehr auf der Bank neben dem Becken sitzen müssen, weil Muddi mal eben mit einem anderen Kind beschäftigt ist, DANN haben wir wohl die Champagnerstufe erreicht.
    Ich feier uns jetzt schon hart, dass wir alleine mit 3 Kindern schwimmen gehen. Ohne lernen sie es ja nicht, aber ich war früher immer fix und alle nach dem Schwimmbadbesuch.

    Glückwunsch an Alex, ich freu mich riesig!

  4. Super! Ich freue mich für Deinen Sohn. Ich habe auch erst in der 4. Klasse Seepferdchen gemacht, weil ich mich nicht traute. Allerdings habe ich dann gleiche 1 Woche später Bronze hinterher gemacht, weil ich merkte: ich kann es wirklich.

    LG Anne

  5. Hey!!! Herzlichen Glückwunsch!!!!
    Wir haben ja nur zwei Kids und ich kann dich nur bestätigen. Seit Ostern haben auch wir einen Schwimmer und eine angehende Schwimmerin, es ist so schön wenn man nicht mehr nur halb im Wasser steht und aufpasst, festhält, ermutigt, sondern auch selbst im Becken schwimmen kann. So wild wie dein Großer ist unser noch nicht, aber er schwimmt immerhin von Rand zu Rand und auch im See vor der Haustür. Gerade letzteres entspannt und macht die Tür auf: du kannst auch mal alleine irgendwohin…
    Alles Liebe

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