Lektüre für’s Klo und anderswo!

Bei meinem heutigen Besuch in der Buchhandlung am Kölner Hbf habe ich eine Beobachtung gemacht, die ich hier unbedingt bewerten muss.

Es gibt keine Frauenbücher, in denen vom Glück einer Frau mit einem verheirateten / geschiedenen Mann erzählt wird. Es gibt aber dutzende Bücher, in denen die Frauen von ihren Kerlen verlassen werden, natürlich zu Unrecht, auf hinterhältigste Weise und meistens auch noch für eine wesendlich jüngere Frau. Gut, möglicherweise wird mal erwähnt

„Simone war Richards zweite Frau. Von Susanne hatte er sich vor 4 Jahren getrennt, da sie sich einfach auseinander gelebt hatten.“

Aber wo sind die Romane á la „Wo die Liebe hinfällt“ – „Ich wollte keinen verheirateten Mann, aber es hat mich eiskalt erwischt, ich konnte nicht widerstehen“ – „Er verlässt seine Frau um unserer Liebe ein Zuhause zu geben„.

Das – liebe Damen und Herren – ist auch das Leben! Die Institution Ehe hin oder her, auch ich bin jung genug um eine Ehe romantisch zu finden und mindestens einmal in meinem Leben vor einen Altar treten zu wollen (da ich Protestant bin, dürfte ich sogar mehrmals, wenn ich wollte) Dennoch find ich es schrecklich, dass die andere Frau immer das Biest ist, die kleine Ehebrecherin und weiß der Geier was noch.

Wäre nicht mal ein Buch großartig, wo das junge, unschuldige Mädchen sich in einen älteren, verheirateten Mann verliebt und ihn zum Schluss auch bekommt – so mit großem Happyend?

Was will eine Frau schon mit einem Ehemann, der eine andere liebt? Jeder weiß doch, dass man keinen Einfluss darauf nehmen kann, für wen sein Herz schlägt – wieso also jemandem seine Liebe zum Vorwurf machen?

Ich verstehe auch gar nicht, für wen diese „Mein Mann verlässt mich für eine andere„-Bücher geschrieben sind. Ist das diese amerikanische Desensibilisierungstaktik? Wir zeigen in Hollywood, dass wir jedes Telefon abhören, damit sich in der Realität keiner mehr wundert?

Wer soll diese Bücher lesen? Etwa Frauen denen eben dies gerade passiert ist? Oh ja, das fördert sicher die Selbstmordrate – wieder ein Rentenempfänger weniger!

Schreibt meinetwegen die Geschichte, aber dann bitte doch mal aus der Sicht „der anderen Frau“ … das gibt der ganzen Story wenigstens ein wenig positives Glücksfeeling zurück.

Zu einer gescheiteren Ehe gehören immer 2!
Zu einer neuen Beziehung gehören immer 2!
– selbst zu einer banalen Affäre gehören immer 2!

… und von allen drei Dingen möchte ich gerne lesen. Mit Tränen, schallendem Gelächter, Mitgefühl, Freude – die volle Emotionspackungs- – morgens um halb neun in Deutschland der Bahn!

PS: Kein Bezug zu lebenden oder verstorbenen Personen, insbesondere solchen, die dieses Blog hier schreiben! – nur eine Ego-Kopf-Diskussion!

Print Friendly, PDF & Email
Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
Beitrag erstellt 4659

11 Gedanken zu „Lektüre für’s Klo und anderswo!

  1. Wäre nicht mal ein Buch großartig, wo das junge, unschuldige Mädchen sich in einen älteren, verheirateten Mann verliebt und ihn zum Schluss auch bekommt – so mit großem Happyend?

    Die gibt es doch auch in Bahnhofbuchhandlungen, haben ca. A5-Format, sind extrem weiche Paperbacks und heißen „Julia“, Arztromane etc. :pfeif: :grin: .

  2. Sie wissen doch, was Leser wollen. Jedenfalls selten die Erinnerung an eigenen Schmerz.

    Und Sie wissen auch, dass die Frau, die in eine andere Beziehung „eindringt“, in dieser Gesellschaft immer als die böse Schlampe gesehen wird.

    Verlage drucken nunmal nur noch verkaufszahlenversprechende Erfolgsgeschichten.

  3. Na, dann gute Nacht Deutschland. Bei so langweiliger und immer wiederkehrender Lektüre muß man sich nicht wundern, wenn Frauen die das lesen irgendwo weiterentwicklungstechnisch hinterher hinken und zu vergnazten, gelangweilten und verbitterten Hausfrauen werden und die „jungen Wilden“ zum Zuge kommen :grin:

  4. Wieso sollte jemand eine funktionierende Beziehung aufgeben? Irgendwas wird schon im Argen liegen, wenns nicht mehr klappt oder anderes interessanter wird.

    Na ja, das sollte auch nicht das Thema sein. Mich stören nur diese Familiendramen und Midlifecrise-Geschichten. Vielleicht bin ich einfach noch nicht Zielgruppe genug ;)

  5. Hast du es schon mal mit „Mondscheintarif“, „Herzsprung“ und „Freizeichen“ von Ildiko von Kürthy probiert? Herzhaft witzig geschrieben und sehr ironisch!! Da denkt meistens die Frau, dass der Kerl sie nicht will oder betrügt und am Ende bekommt sie ihn doch… Das sind wirklich gute Bücher und nicht nach dem Motto „Alle Männer sind scheiße und ihre Liebhaberinnen auch“.

    Gruß, Alisia.

  6. Genau! Protagonist lässt Ehe zerbrechen.
    Als erste Reise geht es nach Sevilla, wo sie nach einer wilden Verfolgunsjagd mit Papst zusammenstoßen. Dieser ist erst nett, entpuppt sich dann aber zum machtsüchtigen Egoisten, der seinen Komplizen in einem Illuminatisupercomputer gefunden hat. Die Weltherrschaft will er mit einem außerirdischen Gesteinsbrocken an sich reißen, den er im Louvre explodieren lassen will. Weil Da Vincis Mona Lisa mit Anti Materie gemalt ist!
    Nebenbei gibt’s noch ganz viel Action und Schießerei!
    Achja, und der bis vor Kurzem noch verheiratete Mann entpuppt sich als Yrr.
    Klasse Buch.

  7. Frau Alisa: Habe mir dann „Die Fettnäpfchenexpertin“ von Libby Street gekauft. Kenn ich nicht, aber hört sich vielversprechend an … mal seh’n was es so hergibt.

  8. selbst zu einer banalen Affäre gehören immer 2

    In der Regel sogar 3.
    Sonst wäre es ja zu einfach …
    Zum Thema: Wer zum Henker liest denn solche Beziehungsgedöhnsbücher?
    Sowas muss man nicht lesen, das erlebt man (unmittelbar oder im Bekanntenkreis).
    Wenn ich ein Buch lese, will ich um Himmels willen keine Beziehungsdramen.

  9. >Wenn ich ein Buch lese, will ich um Himmels willen keine >Beziehungsdramen.

    naja, ganz so absolut würde ich das nicht sehen, aber ein bischen stimmen tut es schon. Wenn ich Leute sehen will, die sich gegenseitig weh tun, dann kann ich auch Boxen gucken.

    Im übrigen vermute ich mal ganz gehäßig, das der überwiegende Teil der Leserinnen dieser Art von Literatur sich eben nicht mit der anderen Frau identifizieren will oder kann. Da wäre der Verleger ja schön dumm, wenn er die Erwartungen seiner Kundschaft enttäuscht. Das sind doch keine Weltverbesserungsbücher, da soll schlichterdings Geld mit verdient werden. Genauso könnte man Jerry Bruckheimer vorwerfen, das er immer die gleichen Klischees bedient, was Verfolgungsjagden und Explosionen angeht…

Schreibe einen Kommentar zu KleinesF Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben