Spreche Polnisch?

Ich gestehe, ich habe ein enormes Problem mit meinem Nachnamen. Auf dem Gymnasium, etwa in der sechsten, siebten Klasse, wurde ich nach der Schule immer von 2 Neuntklässlern verprügelt, weil sie der Ansicht waren, ich käme aus Polen.

Vor ein paar Jahren, als ich mich bei einer Sonnenbank in die Mitgliederkartei aufnehmen ließ und meinen Namen buchstabieren wollte, sagte die kleine, brünette Thekenschlampe doch sogar zu mir, ich bräuchte den Namen nicht buchstabieren, sie käme „auch aus Polen!“.

Vor ein paar Wochen klingelte es an der Haustür, als ich gerade im Bad war. Ich hörte Herrn H. an der Gegensprechanlage nachfragen, wer denn da sein und, dass er ihn nicht verstehen würde; er solle sich bitte wiederholen. Herr H. lachte natürlich schallend, als er mir später erzählte, dass da jemand auf polnisch etwas gesagt hätte und nach der Aussage, man würde ihn nicht verstehen, verdutzt ein „Sind sie nicht Pole? Ich dachte wegen dem Namen an der Klingel …!“ antwortete.

Gestern erhielt ich gleich mehrere von mir angefragte Angebote mit den kreativsten und tollkühnsten Schreibweisen meines Namens.

Den einzigen Bezug den ich tatsächlich zu Polen habe, ist der, dass ich unsere Putzfrau sehr nett finde – die ist Polin.

Ich weiß, dass der Name sich überhaupt nicht so anhört, wie er geschrieben wird. Ich weiß auch, dass der Name ganz und gar nicht so geschrieben wird, wie er sich anhört. Es tut mir ernsthaft leid, dass ich Sie, werte Mitmenschen, mit solch einem Namen konfrontieren muss, aber ich habe ihn mir tatsächlich nicht ausgesucht.

In erster Linie gilt mein Mitleid aber mir selber. Punkt.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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31 Gedanken zu „Spreche Polnisch?

  1. Sie haben mein Mitleid, auch wenn ich als „Sammelbezeichnungsträger“ mir nur ungefähr vorstellen kann, was sie durchmachen. Die Nachnamen meiner polnischen Kollegen – und sogar die der finnischen – schreiben sich einfacher als der ihrige.

  2. Ach, das kann ich sehr gut nachvollziehen.
    Hab auch keinen Nachnamen wie Müller/Schmidt/Meier und MUSS den grundsätzlich buchstabieren.
    Ich fang da immer schon gleich mit an, sobald jemanden meinen Nachnamen notieren will.
    Bescheuert ist aber auch, wenn man im Wartezimmer sitzt und die Sprechstundenhilfe den nicht ausgesprochen kriegt.
    Aber man gewöhnt sich ja an alles….:cool:

  3. Meine damalige Vertretungs-Englischlehrerin hieß mit Nachnamen wie du, allerdings schrieb die sich, in Gegensatz zu dir, tatsächlich genauso wie man den Namen auch spricht. Das einzige Problem das sie hatte, war dass sie sich Namen der Schüler nicht merken konnte, die sie nicht regelmäßig unterrichtete. Das zweite Problem, das sie hatte, war ihr Silberblick. Man stelle sich also vor, wie wieviele Schüler gleichzeitig antworteten, wenn Frau J. mit Silberblick einen Schüler (von dem sie den Namen nicht weiß) anguckte, mit dem Finger auf ihn zeigte und sagte „Du bist dran!“

  4. Ich musste ja erstmal Ihren Nachnamen per denic heraussuchen, um das Problem zu verstehen. :) Aber so schlimm ist der nicht, der Geburtsname meiner Schwägerin (ebenfalls nicht aus Polen) war durchaus komplizierter, selbst ich konnte mir nicht genau merken, wie es geschrieben, geschweige denn ausgesprochen wird. Jetzt hat sie es aber sicherlich leichter, seitdem sie meinen Bruder geheiratet hat. Und da das jetzt 10 oder 11 Jahre her ist, dass sie den Namen abgelegt hat, kann ich den auch nicht mehr wiedergeben – siehe oben ;)

  5. Frau Pia, ich spreche Ihnen mein Mitgefühl aus. Ich selbst bin über dreissig Jahre lang die buchstabierpflichtigen Nachnamen nicht losgeworden. Zusätzlich zu diesem Übel bin (naja, „war“ passt besser) ich dunkelhaarig mit fast schwarzen Augen, worauf dann nach der Schule öfter mal „die Itakerin da“ verhauen wurde…

  6. *lach* In einem Seminar wurden die Referate verteilt, und der Prof notierte sich die Namen. Bei einem Komillitonen (der ein zufällig ein Freund meines Cousins war – Welt ist klein – und Bonn noch kleiner…) stieß er auf unerwartete Reaktionen. Der meinte nämlich nur: „Meinen Namen sag ich Ihnen sag ich Ihnen nach der Stunde. Der ist zu schwierig.“ – Und er hat ihn tatsächlich erst dann durchbuchstabiert. Ebenfalls „polnisch“ übrigens…

  7. Auch mein Nachname ist nicht von schlechten Eltern. Da kommt manchmal Post bei mir an, bei der ich absolute Hochachtung vor der Post habe, denn bei den Schreibweisen…
    Und wenn man mich dann auch noch fragt, woher der Name denn kommt, ist bei mir ganz aus. Denn wenn ich sage, dieser kommt aus dem Raum Ostfriesland – was er ja zweifelsfrei ist – dann bin ich ab diesem Zeitpunkt Gegenstand des Gespötts.
    Also auch von mir vollstes Mitleid…
    Gruss Sascha

  8. Frau Pia, da hilft nur eines, auch wenn Sie das hier wahrscheinlich nicht mehr hören lesen können: Heiraten. Herr H.’s Nachname ist doch bei weitem unkomplizierter.

  9. Ja, Legolas hat schon den Vorschlag gemacht, der auch mir duch den Kopf ging. In meiner Ausbildung hatte ein jugoslawischer Kommilitone einen unasusprechbaren Namen. Immer wenn ein Ausbilder oder Lehrer anfing „Äh. Konj.. Konjo“ sagte er sofort „Sagen Sie einfach Sascha, passt schon“

  10. Herr Legolas: Herr H.s Nachname ist im Rheinland auch nicht gerade ohne spöttische Bemerkungen zu tragen ;)

    Herr D.: ohne das t … also „***scheck“ – was ja ansich was gutes ist, wenn man denn gedeckte hat ;)

  11. Hmm. Dann eben eine gemeinsame Namensänderung in Müller. Wobei, hiess der Schutzheilige des Rheinlandes nicht Millowitsch? Wenn der das konnte, ertragen Sie Ihren Namen sicher auch noch eine Weile ;)

  12. Ach, auch mit einem einfachen Nachnamen wie meinen kommen zig Fehler zustande. Vermutlich weil die Leute nicht glauben, dass man so heißt. Und dann hört sich selsbt beim Buchstabieren ein W auch mal schnell wie ein B an.
    :shock:
    Und so bin ich anstelle der Herr Wickel regelmäßig der Herr Nickel, Bickel, Winkel, Winkler oder Wickler.
    :twisted:
    Also muss man immer ergänzen mit bekannten Begriffen wie Krautwickel, Wadenwickel, Wickelkommode oder Wickelkind.
    :roll:

  13. @ Legolas:
    Der Schutzheilige des Rheinlandes ist St. Klüngel :pfeif:

    @ Frl. Pia:
    Als langjähriger „Visa-gist“ hatte ich einige Probleme die Antwort zu verstehen :roll:

  14. als ich noch verheiratet war mußte ich grundsätzlich buchstabieren (griechischer nachname). heute mit meinem italienischem namen ist das unwesentlich einfacher. „sc“ wird „sch“ gesprochen, und das ist zu schwierig für deutschland! :shock:

  15. Ha, das kenne ich. Mein eigener Nachname ist nicht so ein Fall, doch bei der Arbeit (Callcenter, ein Glück nicht mehr), saß eine Dame mit türkischem Nachnamen neben mir. Sie nannte allerdings am Telefon immer den Nachnamen ihres Freundes (den sie eh heiraten wollte), da sie sich so lästige Rücksprachen ersparte. Vom Callcenter aus schien das okay zu gehen :-)

  16. Mein Nachname erweist sich vor Allem an der Uni als Hinderniss, weil ich ihn gerne schon auf deutsch ausspreche und dann gucken dich immer 30 Franzosen komisch an :grin: Buchstabieren ist sowieso immer angesagt.

  17. Aber Frau Pia, Sie werden nicht bestreiten, dass Sie polnische Vorfahren haben. :???:

    @Claudia: Ich kannte mal eine türkische Telefonistin, die sich immer mit Julia Müller meldete. Aus gleichem Grund.

  18. @Tina: Ja, ein „U“ klingt auf Französisch schon anders. Und auf Englisch. Ute Lemper erzählte mal von ihren Anfängen in den USA. Und wie sie erstmal nicht auf ihren Namen reagierte. Denn „Jutie“ klingt ja erstmal gar nicht wie „Ute“. :smile:

  19. Frau Pia, haben Sie mit der Post gesprochen? Ich – als Allerweltsnamenträger – hatte heute zwei(!) für unterschiedliche(!!) Personen im Briefkasten, die ich nicht kenne und mit denen ich nicht verwandt bin. :eek:

  20. Ok, dann muss ich mich jetzt erstmal auf die Suche nach Ihrem Nachnamen machen, Frau Pia.

    Ich habe dagegen das große „Glück“, einen völlig unmissverständlich teutonischen Namen zu haben… glaub mir, das ist auch nicht besser.

    Oh, toll. Neue Smilies. :baeh::box::lol:

  21. Aber Frau Pia, Sie werden nicht bestreiten, dass Sie polnische Vorfahren haben. :???:

    Richtig ist, dass ich Vorfahren habe die um 1900 nach Schlesien gingen, jedoch bereits um 1921 nach Sachsen zurück kehrten. Und zu dieser Zeit gehörte Schlesien zum Deutschen Kaiserreich bzw. ab 1919 zur Weimarer Republik.
    Isjaauchegal. :wink:

  22. Irgendwie scheine ich auf den falschen Schulen gewesen zu sein. Nicht mein Name klingt polnisch aber der meines besten Freundes. Und Prügel bekam er deshalb nicht.

    Ich habe meinen Polnischen Namen auch schon vor ca 100 Jahren abgelegt. Ebenfalls schlesische Herkunft und sogar mit Adelstitel! :ja:

  23. Oh! Aber Frau Pia, Sie haben doch nur ein „cz“ im Namen? Mit deren Zweien wird´s dann noch ein wenig interessanter… :cool:

    Wobei mein Nachname übrigens öfter richtig geschrieben wird, als der „typisch deutsche“ Namen meines Kollegen hier. Wahrscheinlich, weil die Absender bei mir immer nachschauen müssen…

  24. Liegt’s an der Zeit? Oder am Wetter?
    Mir geht’s nachnamenstechnisch ähnlich. Und auch ich habe letzte Woche mal wieder darüber nachdenken müssen..
    Es liegt wohl weder an Zeit noch Wetter, sonder schlicht und ergreifend einfach am Namen..

  25. Pingback: Die Bloggerette
  26. Also ich lebe seit vielen Jahren – um nicht zu sagen seit meiner Geburt – mit dem wunderschönen Namen „Xhonneux“ (sprich „Honnö“) und man kann sich sicherlich vorstellen, was man da manchmal zu hören bekommt!?

    Aber das hat auch sein Gutes. Als mich vor einigen Jahren jemand fragte, was das denn für ein Name wäre und ich zu meiner Schande nicht darauf antworten konnte, begann mein Interesse an Familienforschung und Ähnlichem. Heute weiß ich nicht nur viel über meinen Namen und meine Familie, sondern ebenfalls über geschichtliche Hintergründe, Genealogie, Heraldik etc.

    Also Frau Pia, nicht verzagen, es gibt Schlimmeres!

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