Mein Morgen – Meine schlechte Laune

An sich habe ich gute und starke Nerven, lediglich am frühen Morgen, zwischen Aufstehen und Aufwachen, bin ich mit einem Strang blanker Stromkabel vergleichbar. Aus dem Grund gehe ich unter der Woche auch die ersten 30 Minuten meines Tages jedem Menschen aus dem Weg. Zum Beispiel verlasse ich meine warme und schützende Kuschelhöhle erst, wenn Herr H. die Haustür hinter sich schließt oder ich schließe die Haustür hinter mir, bevor Herr H. sein Schlaflager verlässt. Das ist das sicherste. Für uns beide.

Manchmal – ganz manchmal und vor allem unbeabsichtigt – passiert es dann doch, dass wir morgens gleichzeitig im Badezimmer stehen. Ich möchte da jetzt nicht näher drauf eingehen, da es doch sehr traumatische Erlebnisse sind. Als Beispiel soll der heutige Morgen dienen:

Ich stehe also heute morgen spliternackig in der Dusche, die Arme vor der Brust verschränkt und starre Herrn H. durch den Spiegel an.* Ich kann das Wasser der Dusche erst aufdrehen, wenn er am Waschbecken fertig ist. Herr H. ist gerade dabei, sich die Zähne blank zu bürsten, fängt meinen wohl etwas zu böse geratenen Blick auf, wäscht sich umgehend den Mund aus uns rennt aus dem Bad.

Als ich mir die Beine rasiere und die Haare wasche, denke ich bei mir, dass ich tatsächlich ein ganz schöner Morgenmuffel bin. Herr H. tut mir plötzlich leid und eigentlich wollte ich ihn auch gar nicht so angrunzen, als er mich darauf hinwies, dass mein Haargummi unter das Waschbecken gefallen ist. Ja, ich werde mir bewusst, dass ein raues und lautes „Da is nix!“ doch nicht nur schnippisch, sondern auch noch ganz schön aggressiv rüber kommt – so morgens um 8 Uhr.

Als ich mir gerade feste vornehme, mich zu entschuldigen, sobald ich aus der Dusche geklettert und abgetrocknet bin, höre ich vom Flur her ein gezogenes „Tschüüüüüüss!“ … und ein Tschüüüss bekomme ich nur, wenn der Herr H. nicht grummig auf mich ist.

Ich glaub morgen früh bekommt er ein Rückenkrabbeln vorm Aufstehen, als Zeichen meiner Bereitschaft zumindest so zu tun, als sei ich morgens gut gelaunt.

Am Wochenende ist das Phänomen übrigens anders herum. Dann ist Herr H. der Morgenmuffel.

* Wer nacke Haut in Wasser sehen will, der sollte Herr Winkels Jacuzzi-Einweihung besuchen.

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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9 Gedanken zu „Mein Morgen – Meine schlechte Laune

  1. „Ich kann das Wasser der Dusche erst aufdrehen, wenn er am Waschbecken fertig ist.“ — ist das ein Problem der Warmwassererzeugung? Hatten wir bei uns auch lange genug, bis wir die 400 Tacken für einen modernen Heisswasser-Durchlauferhitzer („elektronisch geregelt“) spendiert haben. Nun kann man endlich auch beides gleichzeitig aufdrehen, ohne dass der jeweils andere erfriert/verbrüht wird. Auf jedem Fall die lohnendste Investition seit dem Einzug :cool: — kann ich nur weiterempfehlen.

    cstim

  2. Na und hier kommt seit neuestem das Wasser nur noch halb so stark aus der Dusche, wenn parallel der Wasserhahn aufgedreht wird. :shock:

    Hilft denn morgens der „perfekte Latte Macchiatto“ nicht oder gibt’s den erst am Arbeitsplatz oder gar überhaupt nicht? :eek:

  3. Ich kann das nur zu gut nachvollziehen. Nur zu gut! Wer einmal den Fehler gemacht hat, mir in der ersten Stunde des Tages zu begegnen wirds wissen. Allerdings auch nur, wenn dieser jemand gute Laune hat. Das kann ich da noch nicht ab.
    Zwischen niedlich verschlafen, über knautschig bis hin zu drömelig grummelig ist alles ok, aber gute Laune geht garnicht. Nach dem ersten Kaffee dann irgendwann. Aber davor: Am besten Klappe halten und das Weite suchen…

  4. Ich finde, es kommt immer auf den Tag an. An manchen Morgen komme ich absolut gar nicht aus der Kiste und höre die ätzende Morgenshow im Radio für ne ganze Stunde. Dann wieder gehts mal flott raus, vor allem wenn was ansteht oder wenn, wie hier im Dezember, der erste Schnee gefallen ist. Ich mache momentan glaube ich den Fehler, den Wecker ne halbe Stunde zu früh zu stellen.

    Hiermit kündige ich einen Selbstversuch an. Morgen wird das Dingen so gestellt, dass ich raus MUSS, um hier auf die Arbeit zu kommen.
    Mal schauen, ob das Taug hat.

  5. HILFE!:cry:

    Ich bin so ein furchtbarer Morgenmuffel. :box:Ich weiß einfach nicht mehr weiter..
    Ich bin normalerweise ein freundliches und umgängliches Wesen, aber morgens steckt der Teufel in mir! Ich habe keine Probleme aus dem Bett zu kommen, aber ein freundliches „Guten Morgen“ genügt, und ich könnte um mich hauen(tu ich nicht, aber ich werde zickig, reagiere genervt, eine Mischung aus „Ich könnte heulen!“ und „Ich bringe Dich um!“). Warum ist das so??? Morgens ist für mich alles furchtbar, alles nervt und belastet mich, Berührungen gehen schon mal gar nicht, Gespräche ebenfalls nicht, usw..:pfeif:
    Was kann ich tun?? Ich bin nicht nur schlecht gelaunt, ich könnte ALLES canceln, kaputt machen(..durch fiese Äußerungen, giftige Blicke, etc.). Mein Partner hat Verständnis, da ich schon seit meiner Kindheit so bin, ich finde dieses Verhalten aber unmöglich und möchte, bzw. WILL es niemandem zumuten..
    Bitte kommt mir jetzt nicht mit recken, strecken, schöner Musik oder Sonne reinlassen, es bringt nichts.. Ich bin morgens der Teufel in Person!:mad::mad::kotz:

    Gibt es einen Teufel, bzw. Ex-Teufel, der einen wirklich guten Rat weiß???:grin:

    .. nach dem ersten Kaffe ist der Spuk meist vorbei (halbe bis dreiviertel Stunde).., jedoch muss ich dann oft die Wogen glätten, was ich dann gar nicht mehr kann/ möchte, da für mich die Welt danach wieder okay ist.. meinem Partner/Freundin/ Mutter hab ich sie dafür versaut! Ick werd bekloppt!:baeh:

  6. Also, wir hier sind leider kein Ratschlag-Forum … mal weiter googlen, vielleicht? Trotzdem viel Erfolg bei Deinem Versuch, auch morgens ein netter Mensch zu sein :)

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