Badezimmer. Geschichten.

Man sagt ja häufig, dass Frauen wahre Badezimmer-Besetzer sind. Sie kleben dann regelrecht vor dem Spiegel, die Fußspitzen wie Krallen fest im plüschigen Badezimmerteppich verankert, mit der Bürste, dem Eyeliner oder anderem Make-Up Utensilien in der Hand, dabei sich stundenlang aufzuhübschen. Wobei stundenlang hierbei ganz klar eine völlig subjektive und männliche Wahrnehmung ist.
Wenn Männer im Badezimmer vor dem Spiegel stehen, wie mit den Füßen festgesaugnapft am kalten Fliesenboden (weil sie groß genug sind, problemlos mit beiden Füßen fest auf dem Boden zu stehen und sich dabei nach vorne zu beugen, um näher am Spiegel zu sein), dann dauert das natürlich nur ein paar Minuten. Rein subjektiv und männlich betrachtet, natürlich.

Das ist ähnlich der Auffassung von „Ich mach das gleich!“.
Bei einem Mann ist „gleich“ ohne Probleme mit „nachher“, „morgen“ oder „übermorgen“ zu übersetzen. Bei einer Frau ist ein „Mach das bitte gleich!“ einem „sofort“, „jetzt“ oder einem „Warum hast Du das noch nicht gemacht?“ gleichzustellen.

Aber zurück ins Badezimmer.

Die Frau beendet ihren Aufhübsch-Prozess mit den Worten „Kann ich so gehen?“ und erwartet darauf ein ernsthaftes und unerschütterliches „Ja!“, nimmt ihre Jacke und ihre Handtasche und wartet an der Tür.
Ein Mann fragt „Kann ich so gehen?“ Erwartet ein „Ja!“, dreht sich noch mal zum Spiegel, zupft noch mal mit den Fingern an den Haaren herum, erklärt dann, dass die Frisur scheiße aussieht, die Haare zu lang sind und droht, sich die Haare noch einmal zu waschen, bis die Frau oft genug „Das sieht gut so aus, ehrlich. Ich find’s super.“ gesagt hat. Dann sucht er seine Jacke, sein Portemonnaie, seinen Schlüssel, sein Handy, rennt an der Frau vorbei auf den Hausflur und sagt „Können wir endlich los?“

Und warum verbringt die Frau dann „stundenlang“ ihre Zeit im Badezimmer?

Männer haben eine ausgereifte Angst vor Eyelinern und Wimperntusche, was dazu führt, dass ihre Frauen „stundenlang“ im Badezimmer brauchen, denn …

Männer sind der Ansicht, dass sie sich bei der Anwendung dieser Utensilien sicher die Augen ausstechen würden, geben dies aber natürlich nicht zu. Daher geht der Mann kollektiv davon aus, dass er mit solch einem Werkzeug (was er natürlich nur theoretisch anwenden würde) stundenlang braucht, um ein erfolgreiches Resultat zu erzielen. Männer assoziieren also ihre eigene Ungeschicklichkeit, mit spitzen Gegenständen an ihren Augen rum zu fuchteln, als sehr zeitaufwendig, transportieren diese Erkenntnis auf die Frau und urteilen somit, dass Frauen „stundenlang“ im Badezimmer beschäftigt sind.

Aus diesem Grund dürfen wir Frauen auch immer zuerst ins Bad, wenn der Mann gerade eine spannende Beschäftigung gefunden hat. Das enttäuschte „Wie? Schon fertig?“ quittieren wir in der Regel mit einem gekonnten Klimpern der getuschten und geeyelinerten Augen.

PS: Diese kleine Ausführung wurde ursprünglich für ein anderes Projekt geschrieben. Da dieses aber aus zeitlichen Gründen derzeit nicht realisierbar ist, bekommen Sie meine wirren Gedanken wie gewohnt hier … an einem gefühlten Montag!

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Pia Drießen, Kind der 80er, Mutter von 3 (Pre)Teens (*2009, *2010, *2012). Head of Content Experience bei SaphirSolution. Bloggt seit 2002 mal lauter und mal leiser. Virtuell unterwegs auf Facebook, bei Twitter und Instagram.
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12 Gedanken zu „Badezimmer. Geschichten.

  1. Genauso ist es bei uns auch. Ich bin immer nach ein paar Minuten fertig und hab dann auch alles, aber auch alles eingepackt. Handy, Portemonnaie, Schlüssel, usw. Dementsprechend bedeutet bei mir „Ich bin fertig“ auch „Ich hab alles eingepackt, stehe hier mit Mantel und Schuhen und kann jetzt die Wohnung verlassen.“
    Bei meinem Mann bedeutet „Ich bin fertig“ allerdings „Ich bin zwar angezogen, aber ich muss noch meinen Mantel anziehen und außerdem weiß ich eigentlich gar nicht, wo mein Portemonnaie ist. Und meine Brille. Und der Schlüssel.“

    Ja ja, alles bekannt. Seufz.

  2. Ach, bei uns hält sich das soweit die Waage. Stundenlang braucht meine Freundin tatsächlich nicht, aber ein paar Minütchen fallen schon an. Für Schlüssel und Portmonnaie hab ich feste Plätze, die brauch ich üblicherweise nicht suchen :-)

  3. Also ich brauche exakt 20 Min. für duschen, Zähne putzen, fönen, gelen. Das geht aber auch nur so fix, weil ich mich nur alle 3-4 Tage rasiere. Ein 3-Tage-Bart steht mir nämlich ungemein und lässt mich verrucht aussehen, obwohl ich ja eigentlich mehr so´n Lieber bin. :)

    Das neue Layout ist mal wieder klasse, Frau Pia. Was mich nur stört: Der MC-link ist zu weit unten. Wi3e konnte das passieren? Hihi…

  4. Die männliche Angst vor spitzen Gegenständen im Augenbereich ist übrigens wirklich treffend beobachtet.
    Ich würde nie im Leben auf die Idee kommen, mit solchen Mordinstrumenten an meinen Augen herumzufummeln.

  5. Sorry geschätzte Frau Pia – aber hier muss ich Widerspruch einlegen. So pauschal kann ich das nicht gelten lassen. Überhaupt bin ich gegen pauschale Aussagen.

    Was mich wieder versöhnlich stimmt ist Ihr Ausdruck „festgesaugnapft“ – den finde ich richtig prima. *gnihihihi*

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